aus. Beide
Theorien sind der Erkenntnis gewichen, daß es von der histor.
Entwicklung und der konkreten Verfassungsform eines
bestimmten
Staates abhängt, wem die souveräne Gewalt in demselben zusteht; in den Republiken regelmäßig der Gesamtheit
des
Volks, in den Monarchien regelmäßig (anders in
Belgien,
[* 2] wo die
Verfassung besagt: «tous les pouvoirs
émanent de la nation») dem Fürsten. Demgemäß bezeichnet man auch die Oberhäupter der monarchischen
Staaten als
Souveräne,
die ihnen zustehenden Ehrenrechte als Souveränitätsrechte, und man nennt sogar ihre Familien souveräne oder regierende
Häuser. -
Vgl. G.
Meyer, Lehrbuch des deutschen
Staatsrechts (4. Aufl., Lpz. 1895), §§. 1, 6,12-14.
(spr. ßuwéstr),Emile, franz.
Roman- und Bühnendichter, geb. zu Morlaix
(Finistère), redigierte
ein liberales Provinzialblatt in
Brest und begab sich 1836 nach
Paris,
[* 3] wo er sich zuerst durch
Skizzen und
Schilderungen des
Volkslebens in der
Bretagne bekannt machte. Dazu kam später eine lange Reihe von
Romanen,
Dramen und
Vaudevillen,
die durchweg von
Talent zeugen. Er starb zu
Paris. In seinen
Romanen (z. B. «Les derniers
Bretons», L'homme el l'argent,
«Confessions d'un ouvrier, »Un philosophe sous les toits" u. s. w.) tritt die
moralisierende
Richtung zu stark hervor. Seine dramat.
Dichtungen (z. B.
«Henri Hamelin», «L'oncle
Baptiste», «La Parisienne»,
«Le
[* 4] mousse» u. s. w.)
verherrlichen die
Tugenden der niedern Volksklassen. Am gelungensten sind seine kleinern Erzählungen und Volksmärchen. Seine
«Causeries historiques et littéraires» (2 Bde.,
Par. 1854) sind eine Sammlung histor. und litterar. Essays. Seine Werke umfassen 60
Bände in der «Collection Lévy».
(spr. ßuwinnjih),Stadt im
Arrondissement Moulins des franz. Depart.
Allier in
Bourbonnais, links an der Queune (linkem Zufluß des
Allier), an der Linie Moulins-Montluçon der Orléansbahn, hat
(1896) 1765, als Gemeinde 3131 E.;
Eisen- und
Glashütten, Fabrikation von Wachslichtern,
Briquettes und
Handel mit Getreide,
[* 5] Eisen
[* 6] und
Wein. S. hat noch im 17. Jahrh. wiederhergestellte Reste einer Priorei der
Cluniacenser, besonders eine schöne got.
Kirche aus dem 11. und 12. Jahrh. mit zwei roman.
Türmen, prächtigem Altarblatt
und Grabmälern bourbonischer
Herzöge.
(spr. ßoĭsa botelljo),Adelaide
[* 7] Marie Emilie, Marquise von, verwitwete Gräfin Flahault, geborene Filleul,
franz. Romanschriftstellerin, wurde auf dem Schlosse Longpré in der
Normandie geboren, heiratete 1784 den
Grafen Flahault, der 1793 zu
Arras
[* 8] unter Jos. Lebon guillotiniert wurde. Sie selbst floh mit ihrem
Sohne nach England, wo sie
ihr Meisterwerk
«Adèle de Sénange, on lettres de Lord
Sydenham» (2 Bde., Lond.
1794; 2. Ausg., Hamb. 1796 u. ö.) vollendete.
In
Hamburg,
[* 9] wohin sie sich 1796 begab, schrieb sie dann «Émile
et
Alphonse, ou le danger de se livrer à ses premières impressions» (3 Bde.,
Hamb. 1799; 2 Bde., Par.
1805). 1798 nach
Paris zurückgekehrt, heiratete sie 1802 den portug. Gesandten Joze Maria de S. (geb.
gest. Seit 1825 zum zweitenmal verwitwet, starb sie zu
Paris. Sie gab nacheinander «Charles et Marie» (Par.
1802),
«Eugène de Rothelin» (2 Bde.,
ebd. 1808),
«Eugènie et Mathilde, ou mémoires de la famille du comte de Revel» (3
Bde., ebd. 1811),
«Mademoiselle de
Tournon» (2 Bde.,
ebd. 1820),
«La comtesse de Fargy» (4 Bde.,
ebd. 1823) heraus und diese gesammelt in den «Œvres complètes» (6 Bde.
und 12 Bde., ebd. 1821-22).
Ihre Erfindung ist in ihren
Romanen äußerst einfach; aber in der Ausführung entfaltet sie große
Zartheit und Feinheit des Gefühls.
auch
Soóvár (spr. schóhwahr,d. i.
Salzburg),
[* 10]
Deutsch-Sóvár (Német
S.) und Slowakisch-Sóvár
(Tót S.),
Klein-Gemeinden im Stuhlbezirk Siroka des ungar.
Komitats Saros, haben (1890) 371 und 1420 E. und eine
Solquelle mit
Sudwerken, die jährlich etwa 7500 t Kochsalz liefern.
Das frühere Steinsalzbergwerk wurde 1750 durch hereinbrechende Wässer
gefüllt.
(spr. ßöwwĕrin) heißt das in
Gold
[* 12] ausgeprägte engl. Münzstück, welches das Pfund
Sterling (s. d.),
die Einheit des engl. Geldsystems, darstellt. Der S. hat ein Gewicht von 160/623 engl.
Troyunzen (123 171/623
Troygrän) oder 7,98806 g und die Feinheit von 11/12 oder von 916 ⅔ Tausendteilen, mithin das
Feingewicht von 113 1/623 engl.
Troygrän oder 7,3224 g und ist (zum Preise von 2790 M. für 1000 g Feingold) = 20 M. 42,95
Pf. deutsche
Währung. Es werden auch halbe, doppelte und fünffache S. (letztere beiden selten) ausgemünzt.
Goldmünze, von 1824 bis 1857 für das
Lombardisch-Venetianische
Königreich geprägt und dort zu 40
Lire austriache (Zwanzig-Kreuzerstücken oder Drittel-Konventionsgulden) tarifiert. Es
gab auch halbe S.
(spr. ßauĕrbi),James, Naturforscher und
Maler, geb. zu
London,
[* 13] besuchte die Malerakademie, studierte
dann Naturwissenschaften und starb in Lambeth. Seine Hauptwerke sind: «English botany or colored figures of
the plants natives of Great-Britain» (36 Bde., Lond.
1790-1814;
Supplement von seinem
Sohne James, 4 Bde., 1831-49; neue Aufl.
von Syme, 10 Bde., 1863-70),
«Colored figures of English fungi» (3 Bde.,
1797-1809),
Franz, Agrikulturchemiker, geb. zu
Brünn,
[* 14] studierte in
Leipzig,
[* 15] war ein Jahr lang Assistent am Landwirtschaftlichen
Institut daselbst, dann
Adjunkt an der
k. k. Landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation in
Wien,
[* 16] wurde 1879 ord. Professor
der
Agrikulturchemie an der
Technischen Hochschule in
München
[* 17] und Vorstand der landwirtschaftlichen Centralversuchsstation
für
Bayern.
[* 18] In weitern
Kreisen wurde S. bekannt durch seine neue Methode der Bestimmung des Fettgehalts
der
Milch und durch seine Methode der Säuglingsernährung mit sterilisierter Kuhmilch. Er veröffentlichte: «Beiträge zur
physiol.
Chemie der
Milch» (im «Journal für praktische
Chemie», 1872),
«Über Kindermilch
und Säuglingsnahrung», «Ein verbessertes Verfahren der Milchsterilisierung», «Über die chem. Unterschiede zwischen Kuh- und
Frauenmilch» (in der «Münchener mediz. Wochenschrift», März 1886, 1891, 1893) und «ÜberMargarine» (Münch. 1895).