Schriften des Helvétius, Rousseau und Marmontel brachten sie dermaßen ins Gespött, daß sie ihr Ansehen längst verloren hatte,
als Ludwig XVI. ihrem Bestehen ein Ende machte und ihre Gebäude als Nationalgut in Beschlag nahm. Die Bücher wurden
den öffentlichen Bibliotheken und die Handschriften der jetzigen Bibliothèque Nationale zugewiesen.
Seit Napoleon I. besteht die obengenannte Einrichtung. -
Vgl. Duvernet, Historie de la S. (deutsch, 2 Bde., Straßb.
1792);
Henry Clifton, engl. Naturforscher, geb. in
Woodburn bei Sheffield, besuchte die Kollegiatschule in Sheffield und beschäftigte sich dann hauptsächlich mit der Anwendung
mikroskopischer Beobachtungen auf Physik. Gegenstände und die Anwendung physik. Methoden auf geolog. Probleme. Er lebt auf
seinem Landsitze zu Broomfield bei Sheffield. 1856-58 erörterte er in einer Reihe von Beiträgen zu dem «Edinburg
New Philosophical Journal» diejenigen Strukturen geschichteter Gesteine, welche die Richtung und Art der Strömung anzeigen,
und die Schlüsse, welche sich aus diesen Thatsachen für die Aufhellung der physischen Geographie der verschiedenen geolog.
Perioden ergeben. Die Anwendung des Mikroskops auf das Studium der Gesteine setzte ihn in den Stand, die mechan.
Entstehung der Schieferung festzustellen und zu beweisen, daß die mikroskopische Struktur der Mineralien in manchen Fällen
ihren Ursprung aus feuerflüssig-geschmolzenen Massen, oder aus wässerigen Flüssigkeiten, oder aus beiden zusammen erkennen
läßt. Aus diesen Resultaten gewann S. das wichtige Ergebnis der direkten Wechselbeziehung der mechan.
und der chem. Kräfte, das er 1863 vor der Königlichen Gesellschaft in London erläuterte. S. war auch
der erste, der die Spektralanalyse auf mikroskopische Untersuchungen anwandte und ein Spektroskop erfand, das zur Entdeckung
von Blutflecken und zur Untersuchung sonstiger animalischer und vegetabilischer Farbstoffe geeignet ist und bereits weite
Verbreitung gefunden hat. Seine Forschungen über die mikroskopische Struktur des Stahls und der Meteoriten
sind ebenfalls von hohem Wert.
Agnes, die Geliebte König Karls VII. von Frankreich, geb. um 1410 zu Fromenteau in Touraine,
kam 1433 als Ehrendame der Herzogin von Anjou an den franz. Hof. Von Karl, den ihre Schönheit und Anmut bezauberte, zur Ehrendame
der Königin ernannt, ergab sie sich der leidenschaftlichen Liebe des Königs. Karl schenkte ihr mehrere Schlösser, wie Beauté
an der Marne (daher ihr Name Dame de Beauté). Trotzdem sie ihren Einfluß nicht mißbrauchte, hatte sie
doch von dem Dauphin (später Ludwig XI.) viel zu leiden. Sie starb schon Sie hatte dem König drei Töchter geboren.
Albert, franz. Schriftsteller,
geb. zu Honfleur
(Calvados), trat 1866 in das Ministerium des Auswärtigen, wurde 1872 Professor der diplomat. Geschichte
in Paris und 1876 Generalsekretär des Senatspräsidiums. Er verfaßte die Romane «La grande falaise» (1872) und «Le
Docteur Egra» (1873). Außerdem veröffentlichte er die geschichtlichen Werke «Le
traité de Paris du 20 Nov. 1815» (1873),
«Historie diplomatique de la guerre franco-allemande»
(2 Bde., 1875),
«La question d'Orient au XVIIIe siècle» (1878),
L'Europe et la Révolution française" (4 Tle., 1885-92),
«Montesquieu» (1887),
«Essais d'historie et de critique» (1894),
«Lectures historiques» (1894),
«Bonaparte et Hoche en 1797» (1896),
und mit Funck-Brentano: «Précis du droit des gens» (2.
Aufl. 1887). 1894 wurde S. als Nachfolger Taines in die Akademie gewählt.
Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Cremona, an der Eisenbahn Treviglio-Cremona, zählt (1881) 8555, mit
Canova Olzana 8922 E. und hat sieben Kirchen;
Weinbau, Seidenkultur, Herstellung von Senf, Zuckerbäckerei
und Handel.
(spr. -rähs'), Stadt im Arrondissement Castres, Kanton Dourgne des franz. Depart. Tarn in Languedoc, rechts
am Sor und am Nordwestfuß der Montagne Noire, hat (1896) 997, als Gemeinde 2049 E., ein College und eine
ehemals berühmte Benediktinerabtei, die 1682 in ein College umgewandelt und 1854 von Dominikanern erworben wurde. 1888 ward
dem Pater Lacordaire ein Standbild (von Girardet) errichtet.
In der Nähe eine große Stalaktitengrotte und 4 km südwestlich
das Bassin de St. Ferréol (s. Revel).
Pers., Sorghum oder Sorgho, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit nur wenigen Arten, aber
zahlreichen Varietäten, die in den warmen Gegenden, besonders in Indien und China seit alter Zeit wichtige Kulturpflanzen sind,
einjährige oder ausdauernde hohe Gräser mit langen breiten Blättern und großen rispenartigen, aufrechten
oder nickenden Blutenständen. In den Ährenbüscheln ist immer nur ein fruchtbares, zwitterblütiges, sitzendes Ährchen vorhanden,
während die unfruchtbaren (männlichen) Ährchen auf kurzen Stielchen stehen.
Alle Ährchen haben zwei ziemlich gleichgroße knorplige Kelchspelzen, die bei den fruchtbaren, später auch die einen mehlreichen
Kern enthaltende Frucht als eine harte glänzende Hülle umschließen. Die äußere Kronenspelze der Zwitterblüten
ist bei manchen Arten mit einer geknieten Granne versehen. Die beiden bekanntesten Arten sind das indische oder afrikanische
S., auch Mohren-, Mohr- oder Moorhirse, Sorgho, Durrha, Durrahirse, Durragras, Negerkorn, Guineakorn, Kaffernkorn genannt (S.
vulgare Pers., s. Tafel: Gramineen III,
[* ]
Fig. 3), mit geschlossenen, und das chinesische S., auch
Zuckerhirse oder chinesisches Zuckerrohr (S. saccharatum Pers.), mit ausgebreiteten Rispen. Ersterm nahe verwandt ist das südafrikanische
S. caffrorum Beauv., letzterm die Aleppomoorhirse, auch Guineagras,
mehr
Johnsongras oder immergrüne Hirse, S. hallepense Pers., das in den Vereinigten Staaten als Futterpflanze angebaut wird, in
Asien und Südeuropa aber ein lästiges Unkraut ist, dessen Wurzeln in Italien als Ersatz für Sarsaparille dienen (Garmignone
oder Smilacre dolce). Als Viehfutter eignen sich am besten die ägypt. braune Durra, als Viehfutter
und zur Sirupbereitung Early Amber oder Golden Syrup, Honduras oder Mastodon, zur Körnergewinnung für menschliche Nahrung
die ägypt. weiße Durra, das ägypt. Reiskorn und weißer Mammut.
Eine Spielart der ägypt. Durra, Dari oder Tara, wird als Viehfutter und zu Brennereizwecken in beträchtlichen Mengen in Europa
eingeführt. Das Material zu den Reisbesen oder ital. Kleiderbesen liefert das Besenkorn, eine Spielart
des chinesischen S., mit langen, geraden und steifen Samenstielen. Die Kultur und Ernte des S. ist ähnlich der des Maises,
nur muß der Boden tiefgründiger, die Pulverisierung desselben feiner und die Entfernung des Unkrauts sorgfältiger sein,
auch müssen die zahlreichen Wurzelschößlinge entfernt werden, wenn es sich nicht um Futtergewinnung
handelt. Da das S. gegen Kälte empfindlicher ist als der Mais, ist eine sichere Körnerproduktion nur südlich vom 41. Breitegrad
möglich. In Gebieten, wo einer kurzen Regenzeit eine lange dauernde Trockenzeit folgt, ist S. die einzige Getreideart, deren
Kultur noch sichere Erträge liefert, so in Turkestan, dem innern Südafrika u. s. w. Durra gehört zu
den fettbildenden Nahrungsmitteln, sein Verbrauch ist dem des Reises noch überlegen.
Die Kultur zur Zuckergewinnung (s. Sorghumzucker) hat abgenommen, dagegen wird es auch zur Darstellung von gegorenen Getränken,
wie den Hirsebieren Meriesa, Bilbil und Buhsa, dem chines. Branntwein Chanschin, sowie als Besenmaterial
verwendet. In neuerer Zeit werden die Sorghumarten auch in Mitteleuropa als gutes Grünfutter empfohlen; doch ist der Sorgho
anspruchsvoller an Boden und Klima und wird vom Vieh weniger gern gefressen als der Grünmais. -
Vgl. Collier, S, its culture
etc. (Lond. 1884);
Semler, Die tropische Agrikultur, Bd. 3 (Wism. 1888).