Sophienhöhle,
Stalaktitenhöhle bei Muggendorf (s. d.) in der Fränkischen Schweiz.
Stalaktitenhöhle bei Muggendorf (s. d.) in der Fränkischen Schweiz.
Hagia oder Agia Sophia, von den Türken Aja Sofia genannt, Kirche in Konstantinopel an dem Platze Augusteion. Sie wurde an Stelle der von Konstantin d. Gr. der göttlichen Weisheit (grch. tê hagía sophía) erbauten, 532 durch Brand zerstörten Basilika im Auftrage Justinians von den Architekten Anthemios von Tralles und Isidoros von Milet erbaut, 537 vollendet, und nachdem die große Kuppel 558 infolge eines Erdbebens eingestürzt war, durch Isidoros wiederhergestellt, so daß 564 eine zweite Weihe stattfinden konnte. Nach der Eroberung Konstantinopels (1453) wurde sie von Mohammed II. in eine Moschee verwandelt und durch den Anbau von vier Minarets und plumper Strebepfeiler sowie durch Übertünchung der figürlichen Mosaiken (Christus, s. Tafel: Byzantinische Kunst, Fig. 3) in ihrer künstlerischen Wirkung geschädigt. Die eigentliche Kirche, abgesehen von der Vorhalle (Narthex), bildet im Grundriß ein Rechteck von 74 zu 79 m (s. Tafel: Altchristliche Kunst III, Fig. 4). Über Pfeilern, die durch vier mächtige Bogen verbunden sind, ruht auf einem Kranzgesimse die 32 m weite Kuppel. Gegen den Eingang und Altar lehnen sich an die Tragebogen der Hauptkuppel je eine große als Widerlager dienende Halbkuppel, an welche sich wieder je drei kleine Nischen legen (s. Taf. III, Fig. 6). Diese Räume zusammen bilden das Hauptschiff. Um diesen mittlern, frei überwölbten, großartig wirkenden Raum ziehen in zwei Geschossen die einen ununterbrochenen Umgang bildenden Nebenräume, gegen das Hauptschiff in beiden Geschossen mit Säulenstellungen geöffnet. Die Wände sind mit kostbaren Marmorplatten getäfelt, die Gewölbe mit Mosaiken (s. Tafel: Mosaik, Fig. 4) verziert, welche bei einer Restauration 1847-49 von Salzenberg zum Teil kopiert werden konnten. - Vgl. Salzenberg, Altchristl. Baudenkmale Konstantinopels (Berl. 1854); Paspati, Byzantinai Meletai (neugriechisch, Konstant. 1877); Pulgher, Les anciennes églises byzantines de Constantinople (Wien 1878).
Verena, Pseudonym für Sophie Alberti (s. d.).
(grch.), s. Trugschluß.
(grch., «Weisheitslehrer»), eine einflußreiche Klasse berufsmäßiger Lehrer der Allgemeinbildung, deren Aufkommen in das Zeitalter des Perikles und Sokrates fällt und Sokrates' und Platos Thätigkeit vorbereitete. Der tadelnde Nebensinn des ursprünglich unverfänglichen Titels beruhte darauf, daß man gewerbsmäßig, für Geld, nicht bloß mancherlei positive Kenntnisse, sondern sittliche und polit. Tüchtigkeit überhaupt beizubringen sich anheischig machte. Die S. bilden daher keine Philosophenschule, ebensowenig etwa eine besonders verruchte Klasse von Denkern und Lehrern; ihre Anschauungen standen in keinem Punkte wesentlich über oder unter ihrer Zeit, und wenn Sokrates und Plato gegen sie ihre schärfsten Angriffe richteten, so war es, weil sie dem Zeitgeist den Krieg erklärten und passendere Vertreter für denselben nicht fanden. Bei allem läßt sich ein gewisser Zug zum Radikalismus, der aber überhaupt in der Richtung der damaligen Zeit lag, den S. nicht absprechen. Es ist richtig, daß sie den Geist einer übermütigen und leichtfertigen Kritik nähren und ihm gefährliche Waffen in die Hand geben konnten. Vom gesunden kritischen Raisonnement zur blinden Negation ist eben nur ein Schritt, der sehr bald gethan ist, wenn einmal das Raisonnement den höchsten wissenschaftlichen Gesichtspunkten sozusagen grundsätzlich entfremdet und den Zwecken der Praxis, ohne ernste wissenschaftliche Grundlegung, anheimgestellt wird. Das zeigt sich in dem negativ-skeptischen Ergebnis der Wissenskritik eines Protagoras (s. d.) und Gorgias (s. d.), es zeigt sich vollends auf dem eigentlichen Felde der Sophistik, dem Felde der Praxis, wo die sophistische Unterscheidung des positiven Rechts vom Naturrecht (s. Hippias) zum Extrem der Lehre vom Naturrecht des Stärkern, die religiöse Aufklärung zur erklärtesten Freigeisterei führte. Im übrigen hatten die S. ihre großen Verdienste auf dem Felde der Grammatik und Rhetorik wie der Rechts- und Staatslehre. (S. Griechische Philosophie.)
die Kunst der Sophisten (s. d.), besonders im tadelnden Nebensinne des Wortes, wonach S. dann überhaupt die Kunst bedeutet, durch eine falsche Dialektik, durch Trugschlüsse und verfängliche Fragen Wahres mit Falschem zu mischen und dadurch den Gegner zu verwirren.
griech. Tragiker, war ein Sohn des Sophillus, eines wohlhabenden Bürgers aus dem Gau Kolonos. Geboren um 496 v. Chr., zeichnete er sich schon als Jüngling durch Schönheit der Gestalt und Anmut seines Wesens aus, weshalb er bei der Siegesfeier nach der Schlacht bei Salamis (480) den Reigen der attischen Jünglinge als Vortänzer eröffnet haben soll. Unterricht in der musikalischen Kunst erhielt er von dem berühmten Musiker Lamprus. Er hat im ganzen 18mal den ersten und sehr häufig den zweiten Preis in den tragischen Wettkämpfen davongetragen und niemals sich mit der dritten Stelle begnügen müssen. Nach der Aufführung seiner «Antigone» erwählte ihn das Volk zum Strategen (Feldherrn); als solcher nahm er an dem Zug des Perikles gegen Samos (440) teil und ging in einer diplomat. Mission nach der Insel Lesbos. Von seinen Mitbürgern geliebt und verehrt, starb er 406 v. Chr. Über seine Todesart waren schon im spätern Altertum allerhand Fabeln verbreitet, wie daß er an einer verschluckten Weinbeere erstickt oder beim Vorlesen eines seiner Stücke vor Erschöpfung gestorben sei u. dgl. m. Er hinterließ mehrere Söhne, deren ältester, Iophon, sich ebenfalls als tragischer Dichter bekannt gemacht hat, wie auch ein Enkel des S. (Sohn seines Sohnes Ariston), der jüngere S., beide freilich ohne auch nur von fern den Ruhm des Vaters oder Großvaters zu erreichen. Seine 1838 in Terracina gefundene, jetzt im Museum des Laterans zu Rom befindliche Marmorstatue gehört zu den schönsten uns erhaltenen antiken Porträtstatuen. (S. Tafel: Griechische Kunst III, Fig. 1.)
S. ist in der tragischen Dichtung der echte Repräsentant des Zeitalters des Perikles. Es beruht dieser echt klassische Charakter auf der vollen Harmonie aller Teile seiner poet. Schöpfungen, der Vereinigung von Großartigkeit und Anmut, dem feinen Maßhalten, das besonders auch in dem von Schwulst wie von Plattheit gleichweit entfernten Stil hervortritt. Durch Einführung eines dritten Schauspielers (wahrscheinlich um 465, eine Neuerung, die auch Äschylus von seinem jüngern Kunstgenossen annahm) machte er eine allseitigere Entwicklung der Hauptpersonen und die Darstellung einer kompliziertern Handlung möglich; durch das Aufgeben der von Äschylus ausgebildeten trilogischen Komposition,
d. h. der Verknüpfung von je drei Tragödien zu einem größern Ganzen (Trilogie), ließ er das mythische Element, das Interesse an den Ereignissen, zurücktreten; die psychol. Entwicklung bildet stets den Hauptvorwurf seiner Tragödien; das Interesse, welches sie erregen, beruht auf den Wirkungen des tragischen Konfliktes auf die Gemüter der Hauptpersonen. S. ist Meister in der Kunst der Charakterschilderung. Mit Vorliebe verwendet er das Kunstmittel der tragischen Ironie. In seinen religiösen Anschauungen tritt das ethische Element entschieden in den Vordergrund. (Vgl. Lübker, Die Sophokleische Theologie und Ethik, Kiel 1852 u. 1855.) Sein Versbau zeigt sowohl in den dialogischen als in den melischen Partien vollendete Kunst, seine Sprache große Feinheit, Kraft und Reichtum.
Man besaß im Altertum unter S.' Namen 130 Dramen (Tragödien und Satyrspiele), von denen eine ziemliche Anzahl schon von den alten Kritikern als untergeschoben betrachtet wurde. Erhalten sind sieben Tragödien: 1) «Ajax» (grch. Aias, zum Unterschied von einem verlorenen Stück, dem «Lokrischen Aias», auch «Der rasende Aias» oder «Aias der Peitschenträger» genannt); 2) «Elektra»; 3) «Ödipus» (zum Unterschied von dem spätern «Ödipus auf Kolonos» gewöhnlich «Ödipus Tyrannos», d. i. König Ödipus, genannt); 4) «Antigone»; 5) «Trachinierinnen»; 6) «Philoktetes»; 7) «Ödipus aus Kolonos» (aufgeführt nach dem Tode des Dichters durch seinen Enkel, den jüngern S., 401).
Unter den zahlreichen Gesamtausgaben dieser Stücke sind hervorzuheben die von Erfurdt in der neuen Bearbeitung G. Hermanns (3. u. 4. Aufl., Lpz. 1830-66), von E. Wunder, neu bearbeitet von Wecklein (die einzelnen Stücke in wiederholten Auflagen, ebd. 1857 fg.), die von Schneidewin, neu bearbeitet von Nauck (die einzelnen Stücke in wiederholten Auflagen, Berl. 1880 fg.), von den Engländern Campbell (2 Bde., Oxf. 1880 u. 1881), Blaydes (2 Bde., Lond. 1889), Jebb (3. Aufl., Cambr. 1893), die Textausgabe von Bergk (Lpz. 1858) und die kritische Ausgabe mit den Fragmenten von Dindorf (ebd. 1869); von Einzelausgaben die des «Aias» von Lobeck (3. Aufl., Berl. 1866), der «Antigone» von Böckh (ebd. 1843; neue Ausg., Lpz. 1884), der «Elektra» von Jahn (Bonn 1861; 2. Aufl. 1872), des «Aias», der «Elektra», der «Antigone», des «König Ödipus» und des «Ödipus auf Kolonos» von Wolff-Bellermann (Lpz. 1858-87), des «Ödipus auf Kolonos» von Meineke (Berl. 1863), der «Elektra» von Kaibel (Lpz. 1896). Die alten Scholien zu sämtlichen Stücken sind herausgegeben Bd. 1 von Elmsley (Oxf. 1825) und Bd. 2 von W. Dindorf (ebd. 1852). Ein treffliches «Lexicon Sophocleum» hat Ellendt (2 Bde., Königsb. 1834; 2. Aufl. von Genthe, Berl. 1872) geliefert. Unter den zahlreichen deutschen Übersetzungen sämtlicher Stücke sind die von Donner (11. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1889), Jordan (2 Bde., Berl. 1862), Bruch (2. Aufl., Bresl. 1880), Wendt (2 Bde., Stuttg. 1884), Hubatsch (Bielef. und Lpz. 1896) und Bader (Lpz. 1896) hervorzuheben. Über das Leben des Dichters vgl. die Schriften von Lessing (Leben des S., hg. von Eschenburg, Berl. 1790), Ferd. Schultz (ebd. 1836) und Ad. Schöll (Frankf. 1842; neue Ausg., Prag 1870).