um seine Verbindungslinie mit Schweidnitz
[* 2] zu verkürzen. Die
Österreicher (40000 Mann) unter dem
Herzog von Lothringen folgten
und griffen 30. Sept. früh das von 18000
Preußen
[* 3] besetzte Hauptlager bei S. überraschend an. Es gelang jedoch dem König, seine
Truppen zu formieren und durch rasche
Angriffe dem Gegner eine schwereNiederlage beizubringen. Auch fand
bei S. ein siegreiches
Gefecht preuß. Gardetruppen gegen eine
Brigade des österr. 10.
Armeekorps statt.
(spr. ßuthill),Stadt in der engl.
GrafschaftYork, im West-Riding bei Dewsbury, zerfällt in Nether- und
in Upper-Soothill, mit 5645 und 5848 E. und hat
Wollindustrie und Shoddyfabrikation.
Dorothea, Kurprinzessin von Hannover,
[* 5] bekannt unter dem
Namen Prinzessin von
Ahlden, geb. 15. Sept. 1666 als
Tochter und Allodialerbin des
HerzogsGeorg Wilhelm (s. d.) von
Braunschweig-Lüneburg-Celle (gest. 1705)
und der Eleonore d'Olbreuse. 1682 wurde S. D. mit dem
ErbprinzenGeorgLudwig von Hannover, dem spätern König
Georg I. (s. d.)
von
Großbritannien
[* 6] vermählt. Um die
Vereinigung der Herzogtümer Celle
[* 7] und Hannover zu erreichen, überwanden die Eltern
ihres Gemahls, Ernst
August und
Sophie, anfänglich ihren Haß gegen die Tochter einer unebenbürtigen
Frau, zeigten später aber ihre wahre Gesinnung, nachdem ihr Ziel gesichert war.
Der sinnlich-brutale
GeorgLudwig, der selbst in solcher
Abneigung großgezogen worden war, wandte sich in offenem
Ehebruch von
S. D. ab; man suchte nach Vorwänden, sie zu beseitigen. Von ihren
Angehörigen zurückgestoßen, trat
S. D. in
Beziehungen zu dem Obersten
Grafen Ph. Ch. von Königsmark (s. d.),
mit dessen Hilfe sie wahrscheinlich von dem
Hofe der sie verfolgenden Schwiegereltern flüchten wollte. Ein Scheidungsprozeß
ward eingeleitet vor einem aus hannov. und cellischen
Räten zusammengesetzten Gerichtshofe, und erfolgte das
Urteil, wodurch die kurprinzliche
Ehe wegen «beabsichtigter böswilliger
Verlassung» aufgelöst und der Kurprinzessin als dem
angeblich schuldigen
Teil die Wiederverheiratung untersagt wurde. Seitdem blieb S. D. bis an ihren
Tod auf dem Schlosse
Ahlden
unter militär. Bewachung in Haft. Sie starb -
Vgl. Schaumann, S. D., Prinzessin von
Ahlden,
und Kurfürstin
Sophie von Hannover (Hannov. 1879);
A.
Köcher, Die Prinzessin von
Ahlden (in der «Histor. Zeitschrift», Bd.
48, 1882).
Alexejewna, russ. Großfürstin, die HalbschwesterPeters d. Gr., geb. 17. (7.) Sept. 1657, war die dritte
Tochter des
ZarenAlexej Michailowitsch aus dessen erster
Ehe mit Maria Miloslawskaja und maßte sich bis
zu ihrem
Sturz durch
Peter den
Titel einer Zarin an. Als nämlich der
Zar Feodor III. Alexejewitsch bei seinem Ableben 1682 seinen
damals noch unmündigen Halbbruder
Peter mit
Übergehung des geistesschwachen
Iwan zum Thronfolger ernannt und die
Großen des
Reichs jenen zum Alleinherrscher ausgerufen hatten, widersetzten sich
S.
A. und deren Vertrauter, Fürst
Wassilij Golyzin, dieser
Wahl und erregten mit Hilfe der
Strelitzen einen so gefährlichen
Aufruhr, daß
Peter mit seiner
Mutter
flüchten mußte.
S. A., die bereits unter
der Regierung Feodors bedeutenden Einfluß geübt hatte, setzte es nun durch, daß
Iwan mit
Peter gemeinschaftlich den
Thron
[* 8] bestieg, während ihr selbst die Leitung der Regierung überlassen
blieb.
Sie herrschte nach Willkür und verfolgte namentlich grausam die Familie Naryschkin, aus welcherPetersMutter stammte, und
deren
Anhänger.
Ihre und Golyzins Hinneigung zu europ.
Sitten entfremdete ihr zwar wieder die
Strelitzen, so daß diese sogar
im
Bunde mit den Raskolniten einen bedeutenden
Aufstand erregten, doch gelang es
S. A., derselben Herr zu
werden.
S. A. schloß 1686 den Frieden mit
Polen, infolgedessen die
Provinzen Smolensk und die
Ukraine an
Rußland abgetreten
wurden, wofür dieses jenem
Beistand gegen die krimschen
Tataren verhieß.
Sie sendete hierauf ihren Liebling, den Fürsten Golyzin, gegen die
Tataren. Die
Niederlagen aber, die
dieser 1687 und 1689 erlitt, untergruben ihre
Autorität.
Peter, von
S. A., die nach der Alleinherrschaft trachtete, zurückgesetzt,
begann offen gegen sie aufzutreten. Eine von
S. A. im Sept. 1689 angestiftete Verschwörung mißlang und hatte den
Sturz der
Regentin zur Folge. (S.
Peter I.) Sie wurde in das auf dem sog.
Djewitschtje-Pole (Jungfrauenfeld) liegende
Kloster in
Moskau
[* 9] gebracht, wo sie 14. (3.) Juni 1704 starb.
Friederike Dorothea Wilhelmine, Erzherzogin von
Österreich,
[* 10] geb. als Tochter des Königs Maximilian
I.
Joseph von
Bayern
[* 11] und Zwillingsschwester der Königin Maria vonSachsen,
[* 12] vermählte sich mit
dem Erzherzog
FranzKarlJoseph von
Österreich. Infolge der Verzichtleistung ihres Gemahls nach der erfolgten Thronentsagung
des
Kaisers Ferdinand wurde der älteste ihrer vier
Söhne,
FranzJoseph (s. d.),
Kaiser von
Österreich.
Ihre drei andern
Söhne
sind: Maximilian (s.d.),
Kaiser von Mexiko;
[* 13]
endlich Erzherzog
Ludwig Victor,
geb. Feldmarschalllieutenant. S. starb Sie übte schon während der Regierung
des
Kaisers Ferdinand und anfangs nach der Thronbesteigung ihres
Sohnes in ultramontanem
Sinn auf die österr.
Charlotte,Königin von
Preußen, geb. als Tochter des
Herzogs und spätern Kurfürsten
Ernst
August von Hannover, erhielt eine vortreffliche Erziehung und lebte eine Zeit lang in
Paris
[* 14] bei ihrer
Tante, der Pfalzgräfin
Elisabeth Charlotte. Sie vermählte sich mit dem Kurprinzen
Friedrich von
Brandenburg
[* 15] (s.
Friedrich I. von
Preußen).
Die durch
Geist und
Bildung ausgezeichnete Fürstin widmete Wissenschaften und Künsten das lebendigste
Interesse; mit den philos. wie den theol.
Lehren
[* 16] war sie vertraut; in ihrem Schloß zu Lietzenburg, das seitdem nach ihr den
Namen Charlottenburg
[* 17] führte, empfing sie
die
Vertreter der verschiedensten
Richtungen,
so denJesuitenMoritz Vota, dersie der kath.
Kirche zuzuführen
hoffte, und franz.
Réfugiés, wie Lenfant uud Larrey.
Leibniz stand der «philos. Königin» von ihrer hannov.
Heimat her nahe;
mit ihm vereinigt, bewog sie ihren Gemahl, 1700 die
Berliner
[* 18]
Societät
(Akademie) der Wissenschaften zu gründen. Doch auch
in die Politik griff die geistvolle, aber selbstbewußte und intrigante Königin ein; so ist ihr in erster
Linie der
Sturz des Ministers Danckelmann (s. d.) zuzuschreiben. Sie starb in
Hannover.-