meist Tänze; in der Kirchensonate (sonatadi ^[richtig: sonata di] chiesa) sollten sie ernster, würdiger, auch wohl fugiert,
kontrapunktisch gearbeitet sein. So war es in der Zeit 1650–1750, wo die S. hauptsächlich für
Saiteninstrumente mit begleitendem
Klavier- und Orgelbaß bestimmt war und damals das bildete, was man jetzt instrumentale
Duos, Trios und
Quartette nennt. Die S. für
Klavier entstand zwar schon um 1700 durch Kuhnau, bildete sich aber erst nach 1750 zu ihrer jetzigen
Gestalt aus; bis dahin war es vorwiegend die
Suite (s. d.), welche für Klavierstücke galt.
Erst seit ihrer Ausbildung durch Ph. Em.
Bach und besonders durch
Haydn erhielt die Klaviersonate im wesentlichen
diejenige musikalische Form, welche die frühern Gestaltungen dieser Art überflügelte, und daher kommt es, daß der
Name
S. in der neuern
Musik fast ausschließlich
Stücke für
Klavier, oder für
Klavier mit
Violine
(Cello), bezeichnet. An die genannten
und viele andere Klaviersonaten-Komponisten jener Zeit schließen sich, jeder in seiner Art weiter bildend,
Mozart und Clementi an. Namentlich aber hat
Beethoven die Sonatenform mit Fülle und
Tiefe behandelt und zur größten Vollendung
gebracht. Auch Cramer, Dussek,Weber, Hummel,
Schubert, Mendelssohn,
Schumann,
Brahms,
Raff u. a. haben in der S. Vortreffliches
geleistet. Die Sonatine ist eine S. in kleinerer Form. –
Vgl. Shedlock, Die Klaviersonate, ihr Ursprung
und ihre
Entwicklung (aus dem
Englischen, Berl. 1897).
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 2] (s. d.) mit gegen 24
Arten, sämtlich in der
Alten Welt, von
denen aber einige als Unkraut auch in
Amerika
[* 3] ausgedehnte
Verbreitung gefunden haben, meist krautartige, seltener strauchartige
Gewächse mit am Rande stachligen
Blättern; ihre Blütenköpfchen besitzen eine dachziegelschuppige eiförmige Hülle, einen
nackten Fruchtboden und meist gelbe, selten blaue oder lilafarbene Zungenblüten. Die gemeinsten in Mitteleuropa vorkommenden
Unkräuter sind die einjährige gemeine Saudistel oder
Moosdistel(S. oleraceusL.) mit kleinen Blütenkörbchen und schwefelgelben
Blumen, und die ausdauernde, häufig unter der Saat auftretende
Gänsedistel(S. arvensisL.) mit großen
Blütenkörbchen und schwefelgelben
Blumen.
Das Kraut der erstgenannten Art war früher offizinell. Die blau blühende
Alpensaudistel oder
Milchlattich, S. alpinusL.(Mulgedium alpinumCass.), eine in allen höhern
Gebirgen, aber namentlich im Riesengebirge und in den
Alpen
[* 4] häufige Prachtpflanze
mit bis über 1 m hohem, purpurfarbigem, drüsig behaartem
Stengel
[* 5] und langer
Traube, großen Blütenkörbchen
voll violetter
Blumen, wird oft als Ziergewächs kultiviert. Die nahe verwandte blau blühende S. (Mulgedium) Plumieri DC.
wächst nur im
Schwarzwald und in den
Vogesen.
(Specillum), ein Stäbchen aus Metall,
Horn oder
Kautschuk von verschiedener Länge und
Dicke, mit dem der
Chirurg
tiefere Wunden und Eitergänge sowie
Kanäle und
Höhlen des Körpers untersucht, sobald der Finger hierzu nicht ausreicht.
Für einzelne Zwecke braucht man auch S. von biegsamem Material und von besonderer Form, z. B.
zur Untersuchung der
Harnblase, der
Speiseröhre. Die Hohlsonde hat ihrer ganzen Länge nach eine Furche und wird besonders
zur Anlegung erweiternder
Schnitte gebraucht, indem man sie unter der zu trennenden Schicht einschiebt, das
Messer
[* 7] mit dem
Rücken in die Furche einsetzt und so für dieses beim Schnitt eine feste
Bahn und Stütze hat. ^[]
Sonderbundskrieg, s.
Schweiz^[= als Staat gewöhnlich Schweizerische Eidgenossenschaft genannt, liegt zwischen 45° 49' und ...]
[* 8] (Neuere Geschichte).
1)
Kreis
[* 9] im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 10] hat 442,23 qkm und (1895) 32019 (15647 männl., 16372 weibl.) E., 3
Städte, 67 Landgemeinden
und 3 Gutsbezirke. Der
Kreis umfaßt die
InselAlsen und den größten
Teil der Halbinsel
Sundewitt (s. d.).
– 2) Kreisstadt im
KreisS., an der schmalsten
Stelle des Alsensundes, der die
Insel von der Halbinsel
Sundewitt trennt, Sitz
des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg)
[* 11] und schwed. Konsuls, ist durch
eine Pontonbrücke mit dem schlesw.
Festland verbunden und hat (1895) 5247 E., darunter 188 Katholiken, in Garnison das 3.
Bataillon des Füsilierregiments Königin
(schlesw.-holstein.) Nr. 86, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 12] einen vorzüglichen
Hafen, luth.
Kirche, Rathaus, Schloß (jetzt
Kaserne), in dessen schöner Kapelle viele Mitglieder der ältern sonderburgischen und augustenburgischen Familie
beigesetzt sind, Realprogymnasium;
Brauerei, Mühle, Schiffahrt. S. wird als Seebad besucht. Im südöstl., 1755 abgebrochenen
Turm
[* 13] des Schlosses S. saß der dän. König
Christian Ⅱ. 1532–49 in Gefangenschaft.
Die Stadt bildete früher zusammen mit den nur 2 km entfernten Schanzen von Düppel
[* 14] (s. d.)
einen Festungsrayon. – S. ist unter dem Schutze des Schlosses, welches 1203 zuerst erwähnt wird, entstanden.
Der
Name bedeutet die «südliche
Burg» im Gegensatz zu Schloß und Flecken Norburg (Nordburg). Nach der Landesteilung 1564 nahm
HerzogJohann der
Jüngere (gest. 1622), der Stammvater der sonderburgischen Gesamtlinie, hier seine Residenz.
(S. Oldenburger Haus.) Sein Urenkel,
HerzogChristianAdolf, mußte jedoch die abgeteilte Herrschaft S. 1667 im
Konkurs aufgeben, worauf dieselbe von dem dän. König
Friedrich Ⅲ. erworben wurde.
König
Friedrich Ⅴ. überließ 1764 das Schloß an die
Augustenburger Linie (s. d.), und es blieb in deren
Besitz, bis
HerzogChristianKarlAugustFriedrich alle seine
Stammgüter der dän. Regierung gezwungen verkaufen
mußte. Das Grabgewölbe des alten Schlosses ist seit 1886 wieder im
Besitz der augustenburgischen Familie. Bei S. überschritt
der
Große Kurfürst mit seinem
Heere im Dez. 1658 den Alsensund, um als dän. Bundesgenosse die
Schweden
[* 15] von
Alsen zu vertreiben.
Im ersten schlesw.-holstein.
Krieg 1848–49 war S. das Hauptquartier der dän.
Position auf
Alsen und
Sundewitt,
von wo aus die deutschen
Heere fortwährend in der Flanke bedroht wurden; ebenso im zweiten schlesw.-holstein.
Krieg 1864. (S.
Alsen.) Bei der Erstürmung von Düppel hatte S. stark zu leiden.
Joh. Bapt.,Maler und Radierer, geb. zu
Düsseldorf,
[* 16] bildete sich auf der
Akademie unter Schadows Leitung und bereiste darauf
Holland,
Frankreich und die Rheingegenden. Seine Motive schöpfte er aus
dem idyllischen Landleben, aus Dichterwerken sowie aus der Fabel und dem
Märchen. Er wußte denselben einen anziehenden Reiz
durch die Frische der Erfindung und die
¶
mehr
Lebendigkeit der Darstellung zu geben. Sehr umfassend war seine Thätigkeit auf dem Gebiete der Illustration. Er starb in
Düsseldorf.
Fritz S., Genremaler, Sohn des vorigen, geb. zu Düsseldorf, wurde 1855 an der DüsseldorferAkademieBendemanns und
dann HiddemannsSchüler. Er malte teils Bauernstücke, wozu er im Schwarzwald und in Hessen
[* 18] Studien gemacht
hatte, teils Genrebilder aus der Spätrenaissance und Barockzeit, meistens in humoristischer Auffassung. Hierher gehören:
Siegesdepesche, Gaukler in der Dorfschule, Diner à part, Das Opfer der Spielsucht, Der bescheidene Gast, Verirrt, Ein kleines
Intermezzo, Nach dem Diner, Nutzlose Ermahnungen. S. starb in Düsseldorf.