leiden, das weiß er. Den bestimmten Inhalt der sittlichen Pflichten wußte S. nicht abzuleiten; er scheint ihn positiven Instanzen
zu entnehmen, wenigstens betont er aufs stärkste den Gehorsam gegen den Staat und sein Gesetz, wiewohl er von den irdischen
Richtern und Gesetzen an die im Hades, d. i. an das ewige Gericht des Sittengesetzes appelliert und erklärt,
Gott mehr als den Menschen zu gehorchen. Das irdisch Gesetzliche ist ihm nicht ohne weiteres das Gerechte, aber es ist ihm
geheiligt durch das ewige Sittengesetz, dessen Vertreter es sein will und, soweit es unter irdischen Bedingungen möglich ist,
auch wirklich ist.
Analog ist seine Stellung zur Religion. Die Hoffnung der Unsterblichkeit soll nicht die Voraussetzung der
sittlichen Überzeugung bilden; S. erklärt nicht zu wissen, was uns nach dem Tode erwartet; daß aber Rechtthun schlechthin
gut, Unrechtthun übel für uns ist, das weiß er. Doch hegt er, eben auf Grund seiner sittlichen Überzeugung,
die Hoffnung auf ein Jenseits. Von der Gottheit ist er überzeugt, daß, was sie über uns beschließt, schlechthin gut sein
muß; daß dem Gerechten niemand etwas anhaben kann, da Gott ihn nicht verläßt; daß, wer auf das Gute baut, nicht betrogen
ist, und geschehe ihm hier das Äußerste. In solchem Sinne erklärt er: ich glaube an Götter wie keiner
meiner Ankläger. Der Vertreter jener höhern Richter und Gebieter ist ihm jene warnende Stimme, sein Dämonium. Der teleologische
Monotheïsmus, den Xenophon ihm beilegt, ist wahrscheinlich nicht sokratisch, sondern dem Antisthenes (s. d.) entlehnt, von
dem er auf die Stoiker überging.
S. hat keine Schriften hinterlassen, wohl aber eine Reihe bedeutender Schüler, die ihrerseits philos.
Schulen von sehr verschiedenen Tendenzen gründeten. (S. Sokratiker.) Am tiefsten hat zweifellos Plato ihn begriffen, der in
einigen seiner Schriften, welche die Sokratische Gesprächsmanier nachahmen, fast reiner Sokratiker ist, in nahezu allen aber
das Beste, was er mitzuteilen weiß, dem S. in den Mund legt. Aber auch andere Sokratiker verfaßten «Sokratische
Gespräche», wobei auch sie sich die Freiheit nahmen, dem S. ihre eigenen Ansichten unterzuschieben. Erhalten sind uns davon
die «Sokratischen Denkwürdigkeiten» des Xenophon.
Vgl. Schleiermacher, über den Wert des S. als Philosophen (in den «Gesammelten Werken», Abteil.
III, Bd. 2, Berl. 1838);
Brandis, Grundlinien der Lehren des S. (im «Rhein. Museum», I, 1827);
Ribbing, Über das Verhältnis
zwischen den Xenophontischen und Platonischen Berichten über die Persönlichkeit und die Lehre des S. (Upsala 1870);
Grote,
History of Greece, deutsch von Meißner, Bd. 4 (2. Aufl.,
Hamb. 1883);
die Schüler des Sokrates (s. d.), insbesondere diejenigen, welche nach seinem Tode selbständig
als Philosophen auftraten und in eigenen Schulen ihre Lehre fortpflanzten.
Der größte der S. war Plato, neben ihm wirkte in
Athen Antisthenes, im nahen Megara Euklides, in Elis Phädo, in Kyrene Aristipp. (S. auch Äschines und Xenophon.) -
hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Daniel Solander, Schüler Linnés, schwed. Naturforscher
und Reisender, geb. 1736 in Norrland, Unterbibliothekar am Britischen Museum, gest. 1782 in London.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Tubifloren (s. d.) mit gegen 1200 besonders im tropischen und
subtropischen Amerika einheimischen Arten; in der Alten Welt findet sich nur eine geringe Zahl. Es sind meist kraut- oder strauchartige
Gewächse, seltener Bäume mit wechselständigen, verschieden geformten Blättern, meist glocken-, trichter- oder radförmig
gestalteter Blumenkrone, fünf Staubgefäßen und einem oberständigen, zweifächerigen Fruchtknoten mit fadenförmigem Griffel.
Die Frucht ist bei einigen Beere, bei andern zweifächerige Kapsel und enthält meist zahlreiche Samen.
Die Familie umfaßt viele Pflanzen, die teils als offizinelle, teils als Industrie-, Gewürz- oder Giftpflanzen u. s. w. von
Wichtigkeit sind, so Kartoffel, Tabak, die Stammpflanze des span. Pfeffers (Capsicum), Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel u. s. w.
ein giftiges Alkaloid von der Zusammensetzung C43H69NO16, das sich besonders
in den Kartoffelkeimen, weniger in den Knollen, und in andern Arten der Gattung Solanum vorfindet.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit gegen 900 meist tropisch-amerik. Arten, darunter
eine Menge strauch- und baumartige Species, viele mit dornigen Blättern und Zweigen. Die Blüten stehen
in gestielten, seitenständigen, dichotomen, halbkugeligen oder schirmförmigen Trugdolden und sind aus einem fünf- oder
zehnlappigen Kelch, einer radförmigen, fünflappigen Blumenkrone, fünf Staubgefäßen mit aneinander hängenden, einen Kegel
bildenden Staubbeuteln und einem Stempel mit fadenförmigem Griffel zusammengesetzt.
Die Frucht ist eine zwei-, selten drei- bis vierfächerige vielsamige Beere. Die europ. Solanumarten sind
ausdauernde oder ein- bis zweijährige Kräuter; nur das an Fluß- und Teichufern häufig vorkommende S. dulcamaraL., Bittersüß,
Mäuseholz, Hundskraut, Stinkteufel, Alpranke (Alfrank), Teufelszwirn, spielt häufig die Rolle eines Strauchs, indem seine kletternden
Stengel verholzen und mit der Zeit zollstarke Stämmchen bilden. Beim Zerbrechen geben dieselben einen
widrigen Geruch von sich. Sie schmecken beim Kauen erst bitter, dann süß, und waren als Stipites Dulcamarae offizinell. Diese
Art hat eilanzettförmige Blätter, violette Blumen und längliche, glänzend-scharlachrote giftige Beeren.
mehr
Bekannte Giftpflanzen sind S. nigrumL. (mit schwarzen Beeren), S. miniatum Bernh. (mit hellroten Beeren), S. villosum Lam.
(mit wachsgelben Beeren), zweijährige Kräuter mit buchtig gezähnten Blättern und weißen Blüten, Unkräuter und Schuttpflanzen,
Nachtschatten oder Tollkraut genannt. Von amerik. Arten ist die wichtigste die Kartoffelpflanze, S. tuberosum L. (S. Kartoffel).
Als Orangen von Quito bezeichnet man die pomeranzenähnlichen Früchte der in Südamerika wachsenden S. quitoense Lam.,
sie werden als Obst gegessen.
Auf den Fidschi-Inseln werden die Früchte von S. anthropophagorum Seem., die sog.
Kannibalentomaten, zur Bereitung einer Sauce verwendet, die bei Menschenopfern gegessen wird. Die in Südeuropa häufig angebaute
Eierpflanze, S. esculentum Duwal (S. melongenaL.), die wahrscheinlich aus Nordafrika (nicht aus Amerika)
stammt, hat große, einem Ei ähnliche weiße eßbare Beeren, die in Südeuropa als Gemüse, Salat u. dgl. gegessen werden. Infolge
der langjährigen Kultur sind zahlreiche Varietäten bekannt. - S lycopersicum, s. Liebesapfel.