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den Großen Rat gewählt. Nach Gründung der , Hochschule zu Zürich [* 2] erhielt er an dieser eine Pro- fessur, folgte indes später einem Ruf an die Uni- versität Bern, [* 3] wo er Staatsrecht und Völkerrecht vortrug. Doch geriet er hier mit der herrschenden Partei in Streit und mußte 1836 den Kanton [* 4] ver- lassen. Er zog sich nach Zürich, später nach Küß- nacht zurück, wo er starb. Außer zahl- reichen kleinern Schriften, die zum Teil gegen den Nltramontanismus in der Schweiz [* 5] gerichtet sind, verfaßte S. den letzten Band des [* 6] von seinem Vater und seinem Oheim herausgegebenen «Handbuck der Kantschen Philosophie» (2 Bde., Zür. 1837) und das «Handbuch des schweiz. Staatsrechts» (2 Bde., ebd.' 1814). Sein Bruder, Wilhelm S., geb. zu Idstein, studierte zu Gießen [* 7] und ward Unter- suchungsrichter beim Kriminalgericht in Dillenbnrg.
Wegen einer Schrift über die nassauischen Domünen- systeme ward er seiner Stelle entsetzt, erhielt zwar 1819 eine Professur in Dorpat, [* 8] mußte aber auch Rußland wieder verlassen. S. ging nun nach der Schweiz, erhielt hier eine Professur in Basel, [* 9] wurde 1833 Professor an der Hochschnle zu Zürich und 1834 an der zu Bern. Wie sein älterer Bruder, zog auch er sich den Haß der in Bern herrschenden Partei zu und mußte infolge einer ungerechten Hochverratsanklage den Kanton verlassen. Er ging nach Basel-Land und wurde hier in den Landrat gewählt.
Nach der Reform der Verner Verfassung kam er nach Bern znrück. S. war für die Schweiz der Gründer einer neuen Rechtsschule, deren An- hänger zum großen Teil in Bern entscheidenden Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten ge- wannen. Er starb zu Bern. Karl S., derselben Familie angehörend, geb. zu Dachscnhausen im Nassauischen, wurde 1829 Lehrer am Blochmannschen Institut zu Dresden [* 10] und 1834 Lehrer der Mathematik an der Kreuzschule daselbst.
Seit 1844 wirkte er als Pro- fessor der Mathematik und Physik zu Jena [* 11] und starb daselbst Seine Hauptwerke sind die «Einleitung in die Differential- und Inte- gralrechnung» (2 Bde., Lpz. 1846-51) sowie sein geschätztes «Lehrbuch der Geometrie für Schulen und zum Selbstunterricht» (2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1856-58; 3. Aufl., Bd. 1, ebd. 1869). Außerdem sind zu nennen: «Über Zweck und Einrichtung des Realgymnasiums» (Drcsd. 1834),
«Newton und die
mechan. Naturwissenschaft» (2. Aufl., ebd. 1858), «Die Streitfrage des Materialismus»
(Jena 1858), «Die Schöpfung des
Menschen»
(Lpz. 1863) und
«Nikolaus
Kopernikus»
(Jena 1873). Snellaert
(spr. -ahrt), Ferd. Angustin, vläm. Schriftsteller,
geb. zu Courtray, bildete sich zu Utrecht
[* 12] zum Militärarzt, lieft sich 1838 in Gent
[* 13] als praktischer
Arzt nieder und starb dort Noch während seiner Studienzeit gab er eine Geschichte der vläm.
Poesie («Over ä6 nLäsi- Ianä8»k6 äi w I^I^ie", Brüss.
1838) her- aus , die mit einem Preise gekrönt wurde. In der
Absicht, dem Vlämischcn aufzuhelfen, bewirkte
S. 1836 zu Gent die Gründung der vläm. Gesellschaft 1)6 tkol 18 F3N8CQ l!6t V(M. Von 1840 bis 1843 gab
er das «Xunst- en I^ott6i-d1»,c1», später die
Bro- schüre «^Vasi 6ii VlaiuinF» (Gent 1846) heraus.
Auch leitete er für Willems die Redaktion der letzten Vände des «V(^,!?i? Nu8onm», besorgte nach dessen Tode die Herausgabe der «Ouäo viÄLinücn^ lieäe- reu» (Gent 1848),
mit trefflicher Einleitung, und eine gute Volksausgabe von dessen «Ouäo 6n ni6uv6 1i6ä^j68» (ebd. 1864). Den von ihm veranstalteten zweiten Abdrnck von Willems' (dessen Biographie er 1847 veröffentlichte) Ausgabe des «I^in^n äe Vo8» (Gent 1850) vermehrte er mit einigen Bei- lagen. In franz. und vläm. Sprache [* 14] zu gleicher Zeit erschien sein «Xort dt^rip 66n6i' F68c1ii6ä6iii8 ä6r Q6ä6i-äuit8cli6 I6tt6i'kunä6» (Antw. 1849u. ö'.). Ferner hat S. eine größere Anzahl kleinerer Schrif- ten, Reden und Gedichte veröffentlicht. Die Bel- gische Akademie, deren Mitglied er war, übertrug ihm die Herausgabe der «^Viex^näei^ 6668t6n» von Maerlant (2 Bde., Brüss. 1860-61) und der «Noäei-- 1^nä8c1i6 ss6äickt6ii uit äo 14^ 66u^v» (Vrüss. 1869). Auch veröffentlichte er eine vläm. Bibliographie (Gent 1857), die von 1830bis 1855 reicht. -
Vgl. Vouchery, I^6V6N880Ü6t8 von ^. ^. 8. (Antw. 1877).
Snellius
, Willebrord, niederländ. Mathema- tiker, geb. 1581 zu
Leiden,
[* 15] folgte feinem
Vater,
Rudolf S. (geb. zu Oudcwater, gest. zu
Leiden), als Professor der Mathe- matik
an der dortigen
Universität, starb aber schon Er entdeckte das optische Gesetz des konstanten
Verhältnisses zwischen dem
Sinus des Einfallwinkels und dem des
Brechungswinkels (f.
Brechung
[* 16] der Lichtstrahlen), übersetzte
das Werk des Ludolph
van Cculen «über die Berechnung des Kreisumfangs» aus dem
Holländischen in das La- teinische
(Leid. 1619),
gab später über denselben Gegenstand ein selbständiges Buch heraus (" (^1o in6tricw, ebd. 1621), sammelte die Beobachtungen des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Casscl, welche er mit jenen des Walter und Regiomontanus beransgab (ebd. 1618), und schrieb eine Art von Nantik, »^ipii)^ Vawvn8" (ebd. 1624),
u. s. w. Am berühmtesten ist jedoch seine Schrift «Nrato3tlien68 llUn.vn8» (Leid. 1617), worin er die von ihm ausge- sührte Gradmessung [* 17] (s. d., Bd. 8, S. 233d) beschreibt. Sniadecki (spr. snjadctz-), Jan, poln. Mathe- matiker und Astronom, geb. in Znin (im Poscnschen), studierte in Posen [* 18] und Krakau [* 19] Mathematik und Physik und bildete sich 1778-81 im Auslande (bei Kästner, Laplace) weiter aus. Er war dann Professor der Mathematik in Krakau (bis 1803), dann in Wilna, [* 20] legte 1815 Professur und Rektorat (1807 - 15) nieder und starb 1830 in Iaszuny bei Wilna. S. war an der Reform des ge- samten Iinterrichtswescns in den litauischen Pro- vinzen anfs regste beteiligt. Außer astron. und mathcm. Abhandlungen verfaßte er eine «Sphü- rische Trigonometrie» [* 21] (1807; deutfch von Fcldt, Lpz. 1828) und eine «Mathem. Geographie» (Warschau [* 22] 1804; 3. Aufl. 1818). In der Philosophie trat er sür den engl. Empirismus ein, gegen die deutsche Philosophie und namentlich Kant. Seine Rektorats- ! reden, mehrere Biographien, z. V. Koperniks (viel- fach überfetzt) und Kollontajs, endlich littcrar. Briefe zeigen ihn als strengen Puristen und entschiedenen Gegner jeder Romantik. Eine Sammlung seiner Werke erschien in Warschau (7 Bde., 1537 - 39); seine Briefe (1788 - 1830) gab Kraszewsti (Pos. 1878) heraus. Sein Bruder Andrzej S., geb. 1768 in Znin, war 1796-1832 der erste Professor der Chemie an der Universität Wilna, dann Professor an der medikochirurg. Akademie, und starb dafelbst 1838. Er veröffentlichte: «Anfangsgründe der Cbemie» (1800 u. ö.),
«Theorie der organischen Wesen» ¶