Jahr Gefängnis in
Waitzen zu. Seit 1889 lebt er wieder in
Rumänien,
[* 2] wo er politisch, litterarisch und als Schulmann wirkt.
Seine
Schriften sind: «Novele din popor»
(Bukarest
[* 3] 1881; deutsch von
Mite Kremnitz als «Rumän.
Skizzen», ebd. 1877 und Lpz.
1881),
Wilh.,Graf von
Chlum und Koschumberg, böhm. Edelmann, geb. wurde
in den
Lehren
[* 8] der
Brüdergemeine erzogen, trat aber bald zum
Katholicismus über, machte
Reisen in
Italien,
[* 9] Dänemark,
[* 10] England,
Holland,
Frankreich,
Spanien,
[* 11] wurde 1600 Kämmerer und Hofmarschall
KaiserRudolfs II., verheiratete sich 1602 mit
Lucie Ottilie aus dem Hause Rosenberg-Neuhaus und gelangte dadurch in den
Besitz der reichen
Güter dieses Geschlechts. Als
Mitglied des Statthaltereirats in
Böhmen für den abwesenden
Kaiser Matthias forderte er mit Martinitz
das energischste Auftreten gegenüber den auf ihre religiösen Freibriefe pochenden
Böhmen und wurde daher nebst Martinitz
am zum Fenster hinausgestürzt. (S.
Dreißigjähriger Krieg, Bd. 5, S. 503 a.)
Nach der Niederwerfung
Böhmens in der
Schlacht am
Weißen Berge 1620 ward S. wieder in seine
Ämter und
Würden eingesetzt, 1621 in den Grafenstand erhoben und 1628 zum Obersthofkanzler und damit zum
Chef der gesamten
Staatsverwaltung
von
Böhmen ernannt. Er starb in
Wien. Er schrieb, meist czechisch, ein großes Geschichts- und Memoirenwerk («Paměti»),
woraus
Joseph Jireček Publikationen veranstaltete, zuletzt in
Gindelys«Staré paměti dějin českých»
(«AlteDenkmäler der böhm. Geschichte»). -
Vgl. Schebek, Die Lösung der Wallenstein-Frage (Berl. 1882).
Völker indogerman.
Stammes, unter dessen Gliedern sie den Litauern (s. d.) am nächsten verwandt
sind. Die ursprüngliche einheimische Form des Volksnamens ist Slověnin, im Plural Slověne. Nicht volkstümlich und
erst spät nachweisbar ist Slavjanin, Slavjane. Man leitete den
Namen ab von slava, Ruhm, und deutete ihn als «die Ruhmreichen»,
was sicher unrichtig, oder von slovo, Wort, als «die
Redenden», was ebenfalls unerwiesen ist. Aus dem Worte Slověnin ist
die deutsche Benennung entstanden.
Doch ist bei allen german.
Stämmen der
NameWenden oder
Winden
[* 12] für sämtliche S. gebräuchlich gewesen,
während die S. selbst sich nie so nannten, sondern sich entweder als Slověne oder ihre einzelnen
Stämme mit besondern
Namen
bezeichneten. Die S. sind in eine große Anzahl einzelner
Stämme geteilt, deren älteste Wohnsitze und älteste Geschichte
fast noch dunkler sind als die der übrigen europ.
Völker. Gegenwärtig giebt es folgende slaw.
Völker:
Russen(Groß-,Klein- und
Weißrussen),
Bulgaren (dazu die slaw. Bewohner Macedoniens),
Serben (Serbo-Kroaten), Slowenen,
Czechen
(Böhmen, Mährer, Slowaken),
Wenden (Ober- und Niederlausitzer),
Polen (dazu die Kassuben);
ausgestorben sind die Polaben (s.
die einzelnen
Artikel).
Aus den
Berichten der alten Schriftsteller sowie aus den spätern Wanderungen ergiebt
sich mit einiger Sicherheit, daß die slaw.
Völker von unbestimmter, jedenfalls weit vor den Beginn unserer
Ära hinaufreichender
Zeit
her bis ins 3. oder 4. Jahrh. n. Chr. ein Gebiet
bewohnten, dessen ungefähre
Begrenzung folgende ist: vom
Niemen bis zur Dünamündung, doch von der Ostsee
abgeschnitten durch die Litauer;
vom Rigaischen
Meerbusen über die Waldaihöhen bis zur Mündung der
Oka, nördlich und östlich
von
Finnen begrenzt;
die Ostgrenze bildete eine Linie von der
Oka nach Kiew,
[* 13] von da bis an den
Bug, dann die
Süd- und Westgrenze
ungefähr die Karpatenlinie und die obere Weichsel.
Eine große
Völkerwanderung trennte dies slaw. Gesamtvolk.
Seit Anfang des 6. Jahrh. ist das nördl. Donauufer am untern
Lauf in der Gewalt der S., die von dort aus am Anfang des 7. Jahrh. auch
Mösien,
Thrazien und Macedonien einnahmen. Nach
Auswanderung
der
Vandalen,
Burgunder und anderer german.
Stämme von der Oder und
Elbe kamen im 5. Jahrh. S. ins Oderland,
von da bis zur
Saale und Niederelbe und an die westl. Ostseeküsten; gegen Ende des 5. Jahrh.
bevölkerten sie
Böhmen und Mähren.
Außerdem erfolgten Wanderungen aus den hinterkarpatischen
Ländern nach Pannonien (dem westl.
Ungarn), von wo aus slaw.Stämme
etwas vor 600 in Oberösterreich,
Steiermark,
[* 14] Kärnten, Krain
[* 15] eindrangen.
Endlich kamen Anfang des 7. Jahrh. die Kroaten und
Serben nach
Dalmatien und dem ganzen alten Illyricum (dem spätern
Bosnien,
[* 16]
Serbien u. s. w.). Von den sämtlichen ursprünglich
in den hinterkarpatischen
Ländern einander benachbarten
Stämmen blieb außerdem ein großer
Teil in den ursprünglichen
Sitzen und breitete sich von da namentlich nach Norden
[* 17] und
Osten aus
(Russen).
Von diesen Gebieten haben die S. im Laufe der Geschichte wieder verloren das
Elb- und Oderland, Oberösterreich und den größten
Teil Kärntens und
Steiermarks an die
Deutschen, das heutige Siebenbürgen und
Ungarn zum großen
Teil an Magyaren
und Rumänen, in den Süddonauländern einiges an
Albanesen und Griechen.
Über dieEinteilung der slaw.
Völker nach ihren
Sprachen
s.
Slawische Sprachen. Die Zahl der S. beträgt nach neuern
Zählungenbez. Schätzungen ungefähr 95 Mill. Davon geboren die
Bulgaren,
Russen und
Serben fast ausschließlich zur griechischen, die
Czechen,
Polen, Slowenen, Kroaten zur
röm.-kath.
Kirche; protestantisch ist der größere
Teil der
Wenden, ein kleinerer
Teil der
Czechen und der übrigen slaw.
Stämme;
unter den
Serben und
Bulgaren ist auch der
Islam vertreten. Zur griech.
Kirche gehören etwa 73 Mill., zur römischen 20 Mill.,
zur protestantischen 1½ Mill., zum
Islam 900000.
Bis zum 6. Jahrh. unserer Zeitrechnung ist die Überlieferung über die
S. eine äußerst dürftige.
Plinius und
Tacitus kennen die
Wenden (Venedi),
Ptolemäus hat auch noch andere
Namen von offenbar
slaw.
Stämmen. Näheres geben erst
Jordanes und Prokopius im 6. Jahrh. Diese kennen nördlich von der untern Donau und östlich
von den Karpaten zwei slaw. Hauptvölker,
Anten und Sclavenen, die bei
Jordanes den Gesamtnamen Venethae
(Wenden), bei Prokopius die sonst verschollene gemeinsame Bezeichnung
Sporen führen. Die S. hatten damals schon ihre große
Völkerwanderung angetreten, und es beginnt jetzt die Geschichte der einzelnen slaw.
Völker. Die slaw.
Stämme an der
Elbe,
Saale und Oder wurden während des Mittelalters von den
Deutschen entweder ausgerottet oder bis auf wenige
Reste (die
Sorben oder
LausitzerWenden) germanisiert. Im sog. hannov.
Wendlande, im Lüneburgischen, hielten sich kleine Reste
bis ins 18.
¶
mehr
Jahrh. -Vgl. Schafarik, Slaw. Altertümer (Prag
[* 19] 1837; deutsch von Mosig von Ährenfeld, 2 Bde., Lpz.
1842-44); Buschan, Germanen und S. (Münst.
1890); von Hellwald, Die Welt der S. (Berl. 1890).