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Staatsdienst herbei. S. lebte seitdem seinen littcrar. Steigungen zu Bonn, wo er sich später habilitierte, 1850 die ord. Professur der altdeutschen Litteratur erhielt und 18. Juli 1876 starb. E. bat es ver- standen, die besten Werke der altdeutschen Dicktung in guten Übersetzungen weitcrn Kreisen zugänglich zu machen. Seinen litterar. Ruf begründete die Übertragung des Nibelungenliedes (Bcrl. 1827; 52. Ausl., Stuttg. 1892)'. es folgten Walthcr von der Vogclwcide (Berl. 1833: 7. Aufl., Lpz. 1883), der «Arme Heinrich» Hartmanns von Aue (Berl. 1830; 2. Aufl.,Heilbr. 1875), ^Parzivalund Titurcl" Wolframs von Eschcnbach l^tuttg. 1842', 6. Aufl. 1883), der «Tristan» Gottfrieds von Straßburg (Lpz. 1852; 2. mit einem Schluß vcrmebrte Aufl. 1875), «Orendel» (Stuttg. 1845), die «Lieder der Minnesinger» (Elberf. 1857) u. s. w. Tiefen Dick- tungcn der mittclbochdeutschcn Zeit reihten sich die gelungenen Übcrsetzunaen der «Edda» (Stuttg. 1851; 9. Aufl., ebd. 1888)/des «Veowulf» (ebd. 1850) und des «Heliand» (Elberf. 1850; 3. Aufl., Verl. 1882) an. Freier bewegte sich E. in der Bearbeitung des «Guten Gerhard» nach Rudolf von Ems (2. Aufl., Stuttg. 1864) u. a. Eine poct. Darstellung der ge- samten deutschen Heldensage bot er in dem «Helden- buch» (0 Bde., Stuttg. und Tüb. 1843 - 40 u. ö.), das die «Gudrun», die «Nibelungen», «Das kleine Hcldcnbuch» und das ganz selbständige «Amelungen- lied» (darin das frische und kräftige kleine Epos «Wicland der Schmied») umfaßt. Auch auf jüngere Werke dcbnte E. leine Erneuerungen aus, z. V. Brants «Narrensckiss» (Berl. 1872), die «Sinn- gedichte» Logaus (Stuttg. 1874), Pauliö «Schimpf und Ernst» (Heilbr. 1876) und Spees «Trutz- nachtigall» (ebd. 1878), vor allem die «Teutschen Volksbücher», von denen 1830-67 13 Vände oder 54 Hefte (Berl. und Frankf. a. M.; neue Aufl., Vas. 1887) erschienen sind. Ferner veröffentlichte er: «Dcutfchcs Kinderbuch» (3. Aufl., Frankf. a. M. 1870) und «Rätsclbuch» (3. Aufl., Bas. 1887). «I.lmäH 8ion» (2. Aufl., Stuttg. 1868) bringt Über- setzungen altchristl. Hymnen. Unter S.s wissenschaftlichen Leistungen sind die bedeutendsten sein «Handbuch der deutschen Mytho- logie» (Vonn 1853-55; 6. Aufl. 1887) und die vor- treffliche Abhandlung «Tie Nibclungcnstropbe und ibr Ursprung» (ebd. 1858). Das schwierige Gedickt vom «Wartburgkriege» gab er (Stuttg. 1858) mit Erläuterungen heraus. Tie Shakespearc-Littcratur bereicherte er durch die «Quellen des Sbakcspeare in Novellen, Märchen und ^agen» (2. Aufl., 2 Bde., Bonn 1870). Unter seinen eigenen poct. Versuchen («Gedichte», 2. Ausg., Stuttg. 1863; «Legenden», Vonn 1855; «Deutsche Kricg/sliedcr», Verl. 1870; «Dichtungen», ebd. 1872) sind die Balladen das Wertvollste. - Vgl. Nik. Hocker, Karl S. (Lpz. 1877).
Sims, Gesims, Bezeichnung einer Kunstform, welche in der Baukunst und den ihr verwandten Künsten verschiedene Zwecke erfüllt. Ursprünglich und rein konstruktiv betrachtet ist der S. ein wag- recht fortlaufendes, aus einer senkrechten, im Freien stehenden Wand eines Gebäudes heraustretendes, architektonisches Glied, das den Zweck bat, diese Wand durch Überdeckung vor Wittcrungseinflüsscn oder vor dcm von dem Dache hcrabfließenden Wasser zu schützen. Es geschieht dies, indem der 2. aus seiner untern Seite mit einer Untcrschncidung, der sog. Wassernase, versehen ist, welche bewirkt, daß das Ablaufwasscr nicht an den Wandflächen, sondern icnkrcckt neben denselben hcrabtropft. Da ein solcher S. stets den obern Rand der Wand bilden muß, wurde er zugleich die Bckrönung der lctztcrn, erhielt dadurck zugleich eine ästhetische Funktion und wurde in mehr oder weniger rcicber Weise künstlerisch aus- gebildet. Der wichtigste Teil eines ^. ist die Hänge- platte, welche durch Unterglieder getragen und durch Obcrglieder bekrönt werden kann. Schon bei den griech. Tcmpelbautcn sind die bekrönenden ^berglieder reich geschmückt und deren oberstes, die sog. S i m a oder R innlciste, weil in ihr die Wasser- rinne zugleich gebildet wurde, mit Offnungen in gcwifsen Entfernungcn vcrsehen, welche dazu dienten, das in der Rinne sich sammelnde Tagewasser abzu- sühren. Diese Öffnungen wurdcn scldst künstlerisch verziert mit Löwen- köpfcn, Wasser- speiern oder Dra- chen. Inbeistehen- dcr Fig. 1 bezeich- net a die Hänge- platte mit ihrer Unterschneidung I), c die Untergliedcr, li die ^berglieder, 6 die Sima mit Rinne f. Tic Un- terglicder bestehen aus Hohlkehlen, Wülsten, Zahn- schnittcn, tragen- dem Karnics. Es .Z' Fig. 1. ergicbt sich hieraus die Grundform des antiken S., welche seit dem 15. Jahrh, wieder fast überall zur herrschenden wurde. Beispiele von antiken reich- verzierten Gesimsen zeigt die Tafel: Römische Kunst II, Fig. 1 u. 3. Im Gegensatz hierzu steht der gotiscke S. (Fig. 2), in welchem die Hängcplatte Zweck und der Anordnung der S. unterscheidet man im allgemeinen tragende, bindende und bekrönende S. Zu den tragenden S. gehören die Fuß-, ^ockcl- oder Plin- thengesimse, zu den bindenden die Gurtge- simse, Vr ü st u n g s - oder Sohlbantge- simse und Archi- trave. Zu den bckrö- Flg- 2. Flg. 5. ncnden sind die Hauptgesimse odcrKranzge- sinlscunddieFcnstcr - undThürverdachrlltgen zu nennen. Die Fußgesimse (Fig. 3) gcbcn dem Gebäude selbst und den einzelnen Architckturteilen ihrcn festen Aufstand. Die Gurtgesimse (auch Kaff- oder K app gcfims) bewirken die Trennung der Stockwerke im Äußern, die Sohlbankg efimse und Architrave (Traglote) umschlingen den Bau bandartig, wäbrcnd die Hauptgesimse (Fig. 1) den obern Abschluß dcs Gebäudes oder eines seiner Architekturtcile kennzeichnen. Auch im Innern der Gebäude, sowie an Möbeln treten S. zur Dekora- tion auf. Während sie in der Hauptsache wagrecht laufend die Gliederung und Teilung größercrFlächen bewirken, hat man die S. an Giebeln und auch sonst aufsteigend gebildet oder um Maucrvorsprünge herumgeführt (verkröpft). Im Baroä- und