Magdeburg,
[* 2] 1865 Professor und zweiter Geistlicher in Schulpforta und 1875 ord. Professor für das alttestamentliche Fach, 1887 Kirchenrat
in
Jena.
[* 3] S. schrieb: «Philo von
Alexandrien als
Ausleger des Alten
Testaments»
(Jena 1875),
«Eusebii canonum epitomeexDionysiiTelmaharensis chronico petita» (mit H. Gelzer, Lpz. 1884),
«Lehrbuch der neuhebr.
Sprache
[* 4] und Litteratur»
(mit H.
Strack, Karlsr. 1884),
«Die theol. und die histor. Betrachtung des Alten
Testaments» (Frankf. a. M. 1890),
«Hebr. Wörterbuch
zum Alten
Testament» (mit B.
Stade,
[* 5] Lpz. 1892–93),
«The book of Job: critical edition» (ebd. 1893). Aus C.
Kaysers Nachlaß
gab S. heraus «Das
Buch von der Erkenntnis der Wahrheit» (aus dem
Syrischen, Straßb. 1893). In der
WeimarerAusgabe der Werke
Goethes bearbeitete S. mit B. Seuffert den siebenten
Band:
[* 6]
Noten zum
Diwan. In Pünjer-Lipsius’ «Theol. Jahresbericht»
bespricht S. seit 1881 die Litteratur zum Alten
Testament.
das
Verfahren, in dünnem
Blech gerade oder gekrümmte rinnenförmige Vertiefungen durch Einschlagen des
Bleches
mit dem Siekenhammer (einem Hammer
[* 10] mit zwei abgerundeten, quer zum Stiel stehenden
Finnen) in eine halbcylindrisch
gestaltete Querrinne eines sperrhornartigen
Ambosses, des Siekenstockes, herzustellen, wobei dem
Blech in der
Richtung der zu
bildenden Sieke eine Schiebungsbewegung erteilt wird. Wird die Sieke mit einem an
Stelle der
Finne die Sickennut enthaltenden
Hammer über einem halbcylindrischen Wulst in das
Blech geschlagen (die
Umkehrung des Obigen), so heißt
sie Kornsieke. Auch findet zum S. die Siekenmaschine Anwendung. (S.
Blechbearbeitung,
[* 11] Bd. 3, S. 106b.) Das S. dient zur Versteifung
und Schmückung von Blechgegenständen.
(holländ. Zijl, spr. seil), ein röhren- oder tunnelartig
durch
Dämme, Deiche oder Dünen geführter Wasserdurchlaß zur zeitweisen
Be- oder Entwässerung von Niederungen.
Eine
Bewässerung läßt man meist nur durch süßes Wasser, aus
Flüssen zur Zeit höherer Wasserstände oder aus den nächsthöhergelegenen
Niederungen, eintreten. Die Entwässerung geschieht in die nächsttiefergelegenen Niederungen oder in
Flüsse
[* 12] zur Zeit niedriger
Wasserstände, zumeist in die See zur Zeit der Ebbe.
Die kleinsten S., sog. Pumpsiele oder Sichter, sind
Röhren
[* 13] von Holz
[* 14] (und dann meist kastenförmig) oder
gebranntem
Thon,
Cement,
Gußeisen oder wasserdichtem Ziegelmauerwerk von eiförmigem Querschnitt und werden durch
Klappen verschlossen,
die sich selbstthätig nach der Seite des niedrigern Wasserstandes öffnen.
Größere S. sind entweder hölzern und heißen,
wenn ihre Wandungen aus horizontalen
Balken bestehen, Balkensiele, wenn sie aus Ständerwerk mit hintergelegten
Bohlen gebildet sind,
Ständersiele, oder massiv, aus wasserdichtem Ziegel- oder Werksteinmauerwerk.
Sie werden entweder durch Schützen verschlossen, die von oben geöffnet werden, oder durch ein-, meist durch zweiflügelige
Drehthore, die der Druck höherer Wasserstände selbstthätig
öffnet und schließt
(Stemmthore). Der
binnenwärts zum S. führende Hauptabzuggraben heißt Binnensieltief oder
Binnenfleet, der außendeichs in den
Fluß oder die
See führende Wasserzug Außensieltief oder Außenfleet. Der
Verband
[* 15] derjenigen Ländereien, die durch ein S. entwässert
werden, heißt Sielacht, die kontrollierenden
Beamten und
Besitzer sind die Sielgeschworenen.
Die S. sind für die Entwässerung der Küstenniederungen von großer Wichtigkeit. In Hannover
[* 16] sind 358 S.
vorhanden, die 312000 ha durch Winterdeiche geschützter
Fläche entwässern; auch in
Holland und in Oldenburg
[* 17] sind zahlreiche
S. vorhanden; besonders groß sind die von
Katwijk aan Zee,
das neue Staatensiel, das Mariensiel an der Jade. Mehrfach dienen
S. auch der Schiffahrt. Ist dann das S. oben offen, also die Deichkrone durchschnitten, so entsteht eine
Damm- oder Deichschleuse, die, wenn auch zur Zeit ungleicher Wasserstände innen und außen geschleust werden soll, als
Kammerschleuse (s. Schleuse) eingerichtet wird.
Spülschleusen sollen nach kräftiger Anspannung des Binnenwassers durch plötzliches
Öffnen der bis dahin geschlossenen
Thore das Außensieltief oder die Hafeneinfahrtsrinne spülen und
schlickfrei machen; doch wird dieser Zweck meist nur unvollkommen erreicht, weshalb sie nur noch selten gebaut werden. –
Der
Ausdruck S. wird manchmal auch für die unterirdischen städtischen
Kanäle (s.
Kanalisation) gebraucht.
gleich dem
Kumtgeschirr (s. d.) eine Vorrichtung zum Anspannen von Zugtieren an
das Fahrzeug. An die
Stelle des
Kumtes tritt hier das Vorder- oder Brustblatt, eine breite Verlängerung
[* 18] der Zugstränge, die
um die
Brust des
Pferdes herumgeführt wird. Dasselbe wird in richtiger
Lage erhalten durch den Bauchgurt und den Halsriemen.
Am Bauchgurt sind meist Rückenkissen und die sog.
Schlüssel angebracht, durch die die
Zügel laufen.
Der
Umlauf ist beim S. ähnlich wie beim
Kumtgeschirr, die
Steuerketten sind an einer Halskoppel befestigt.
Gegen Ende 1842 und 1843 sandte er seinen
BruderWilhelmS. (s. unten) nach England, besonders um dort das Vergoldungs- und
Versilberungsverfahren einzuführen und den von Werner erfundenen, von beiden
Brüdern weiter verbesserten chronometrischen
oder Differentialregulator für Dampfmaschinen
[* 22] und Wasserräder
[* 23] patentieren zu lassen und zu verwerten, der noch
jetzt unter anderm zum Regulieren astron.
Instrumente benutzt wird. Werner, der nach
Berlin versetzt und 1844 zur
Artilleriewerkstätte
kommandiert worden war, beteiligte sich daselbst eifrig an den Verhandlungen der Polytechnischen und der Physikalischen Gesellschaft.
Im
Frühjahr 1845 gelang es ihm zuerst, die von Schönbein erfundene Schießbaumwolle durch Anwendung einer Mischung
¶
mehr
von Salpetersäure und Schwefelsäure
[* 25] praktisch brauchbar zu machen, worauf er mit der Leitung ausgedehnter Versuche mit
diesem Material durch das preuß. Kriegsministerium betraut wurde; 1846 bereicherte er die
elektrische Telegraphie mit einem von allen frühern wesentlich abweichenden Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung. 1847 in
die Kommission für Einführung elektrischer Telegraphen
[* 26] in Preußen berufen, schlug er dieser auf Grund
seiner 1846 angestellten Versuche die Guttapercha als Isolationsmittel für unterirdische Leitungen vor und konstruierte
auch zum Überziehen der Drähte mit Guttapercha die erste Schraubenpresse. 1848 legte er im Kieler Hafen mit seinem Schwager,
Professor Himly, die ersten unterirdischen Seeminen mit elektrischer Zündung an und baute als Kommandant
von Friedrichsort die 1849 berühmt gewordenen Batterien zum Schutz des Eckernförder Hafens. Im Herbst und Winter 1848/49
baute er im Auftrage der preuß. Regierung die erste große Telegraphenlinie auf dem Kontinent zwischen Berlin und Frankfurt
[* 27] a. M. Werner schied 1849 aus der Armee und nach Vollendung der Telegraphenlinien von Berlin nach Köln
und Berviers sowie nach Hamburg,
[* 28] Breslau
[* 29] und Oderberg aus dem Staatsdienst überhaupt, um sich der Telegraphenbauanstalt zu
widmen, die er schon 1847 mit dem (1867 wieder aus dem Geschäft getretenen) Mechaniker J. G. Halske (s. d.) in Berlin gegründet
hatte.
Diese bald viele Hunderte, jetzt mehrere Tausende von Arbeitern beschäftigende Firma (Siemens & Halske)
erstreckt mit ihren Zweiggeschäften ihre Thätigkeit auf alle Weltteile. Das erste Zweiggeschäft ward, nachdem das Hauptgeschäft
schon 1853 den Bau und die zwölfjährige Unterhaltung des russ. Telegraphennetzes übernommen hatte, 1855 in
Petersburg
[* 30] gegründet und stand viele Jahre und auch jetzt wieder unter der Leitung des als Teilhaber
in die Gesamtfirma Siemens & Halske aufgenommenen BrudersKarl S. (geb. der 1895 vom Kaiser von Rußland in den
erblichen Adelstand erhoben wurde.
Das 1858 mit Wilhelm S. unter der Firma Siemens, Halske & Comp. begründete Zweiggeschäft in London
[* 31] ward später unter
der Firma Siemens' Brothers von Wilhelm und Karl geleitet. Es entwickelte sich bald zu einem selbständigen
Weltgeschäft und hat allein sieben der Kabel zwischen Europa
[* 32] und Amerika
[* 33] aus seiner großen Kabelfabrik bei Woolwich geliefert
und gelegt. Es hat die Form einer Aktiengesellschaft mit nicht übertragbaren Aktien erhalten und steht unter der
Leitung von Alexander S. Das Zweiggeschäft in Tiflis (1863) wurde von dem preuß. Konsul, Walther S., geb. und
nach dessen Tode, von dem jüngsten, Dr. Otto S., geb. geleitet, welcher 1871 starb; es war an dem
von dem Hauptgeschäft geleiteten Bau der indo-europ. Telegraphenlinie, von London durch Norddeutschland
und Rußland nach Teheran, beteiligt und betreibt noch jetzt bedeutende Kupferbergwerke, früher auch Petroleumquellen im Kaukasus.
Ein Zweiggeschäft in Wien
[* 34] bestand seit 1858 einige Jahre und ward 1879 unter Leitung von Arnold S., des ältesten Sohnes von
Werner S., wieder eröffnet. Es wirkt in gleicher Weise wie das Hauptgeschäft in Berlin und die Zweiggeschäfte
in London und Petersburg namentlich für Einführung elektrischer Beleuchtung
[* 35] und elektrischer Bahnen in Österreich.
[* 36] Für diese
Zweige hat das Berliner
[* 37]
^[Seitenwechsel]
Hauptgeschäft eine besondere große Fabrik in Charlottenburg
[* 38] errichtet, in welcher auch die Kabel für unterirdische Leitungen,
für elektrische Beleuchtung und für Telephonanlagen hergestellt werden. Am übertrug Werner
S. die Leitung der Berliner Firma Siemens H Halske seinen SöhnenArnold und Wilhelm.
Werner S. entdeckte (1848) die sog. Flaschenladung isolierter Leitungen (Kabel) und die daraus entspringende Verzögerung
des durch sie gesandten Stroms, gab Methoden zur Untersuchung solcher Kabel und zur Auffindung von Fehlern
und Beschädigungen darin an; er stellte 1859 die genau definierte und leicht zu reproduzierende Siemenssche Quecksilber-Widerstandseinbeitauf und legte dadurch den ersten festen Grund zur Ausführung genauer und vergleichbarer elektrischer Messungen.
Werner gab die erste Kabellegungstheorie und legte auch das erste gelungene Tiefseekabel (Bona-Cagliari)
mit Bremse und von ihm erfundenem Kraftmesser; 1856 erfand er den Cylinderinduktor (s. d.),
und trat er mit dem epochemachenden Dynamoprincip (s. d.) hervor.
Große Verdienste erwarb sich Werner um die Translation, die automatische Telegraphie, das Gegen- und Doppelsprechen u. s. f.
Durch das von ihm verfaßte Gutachten der Berliner Handelskammer und den von ihm seiner Zeit begründeten
und geleiteten Patentschutzverein legte er zu dem jetzigen deutschen Patentgesetz den Grund.
Auch hat Werner S. auf die hochwichtige Möglichkeit hingewiesen, daß man in kommenden Zeiten mit Hilfe der Elektricität
Lebensmittel aus ihren überall vorhandenen Elementen herstellen werde. Nachdem er den Reichsbehörden
eine Schenkung von 500000 M. als Beitrag zur Gründung einer «Physikalisch-Technischen Reichsanstalt»
(s. d.) angeboten hatte, erfolgte die Einrichtung einer solchen. Er war Mitglied
der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Vicepräsident des Vereins zurBeförderung des Gewerbefleißes, Mitbegründer und
erster Präsident des ElektrotechnischenVereins daselbst: 1860 wurde er Ehrendoktor der Berliner, 1886 der
HeidelbergerUniversität, 1885 erhielt er den Orden
[* 39] pour le mérite, und 1888 wurde er von KaiserFriedrich in den Adelstand
erhoben. Er starb Er schrieb: «Positive Vorschläge zu einem Patentgesetz» (Berl. 1869),
«Gesammelte Abhandlungen
und Vorträge» (ebd. 1881),
«Wissenschaftliche und technische Arbeiten» (2. Aufl., edd. 1889-91),
«Lebenserinnerungen»
(4. Aufl., ebd. 1895).
Wilhelm S., geb. zu Lenthe, studierte 1841-42 in Göttingen,
[* 40] trat 1842 in die Gräflich
Stolbergsche Maschinenfabrik, ließ sich dann, nachdem er im Interesse seines Bruders Werner S. nach London gegangen war, 1851 in
London als selbständiger Civilingenieur nieder. Er wurde bereits 1862 in die Royal Society aufgenommen,
war unter anderm Präsident der BritishAssociation 1882, der Institution of Mechanical Engineers 1872-73 und 1873-74, des
Iron and SteelInstitute 1877, der Society of Telegraph
[* 41] Enegineers 1872 und 1878, Vorsitzender des Rats der Society of Arts zur Zeit
seines Todes. Er war Ehrendoktor (1870) und wurde 1883 von der Königin von England
als Sir William S. in den Ritterstand erhoben. Er starb Wilhelm war seit 1857 mit seinem BruderFriedrichS. (s.
unten) mit der von letzterm zuerst vorgeschlagenen Einführung der
¶