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rhein. Neichsritterschaft gewählt und zog im Sep- tember mit einem geworbenen Heer gegen den Erz- bischof von Trier, mnßte jedoch die Belagerung der Hauptstadt bald wieder aufheben. Das Reichsregi- ment erklärte S. in die Acht, und die gehosfte Bei- hilfe von Adel und Städten blieb aus. Nachdem S.s übrige Burgen genommen waren, belagerten ihn die verbündeten Fürsten von Hessen, Kurpfalz und Trier im April 1523 in seiner Feste Landstubl (s. d.) bei Kaiserslautern. Während der Beschießung wurde S. schwer verwundet. Er mußte die Burg über- geben und starb Sein Grab befindet sich in der kath. Kirche zu Landstuhl. Ein Doppel- denkmal Franz von S.s und Ulrichs von Hütten be- findet sich auf der Ebernburg ls. d.). - Hauptquelle für die Geschichte S.s ist die «Flersheimer Chronik» (hg. von Waltz, Lpz. 1874).
Vgl. Ulmann, Franz von S. (Lpz. 1872);
Prutz, Franz von S. (im «Neuen Plutarch», Bd. 8, ebd. 1880);
Bremer, Franz von S.s Fehde gegen Trier (Straßb. 1885).
Der Sohn S.s wurde von Kaiser Maximilian II. in den Neichsfrciherrenstand, seine Nachkommen 1773 von Kaiser Joseph II. in den Reichsgrafenstand erhoben und 1791 in das schwäb. Grafenkollegium eingeführt. Das Geschlecht teilte sich in mehrere Linien, von denen aber nur die zu Sickingen reichs- unmittelbare Güter in der Herrschaft Landstuhl be- saß, die 1803 aufgegeben werden mußten. Gegen- wärtig ist nur eine Linie übrig, an deren Spitze Graf Joseph von Eickingen - Hohenburg, geb. steht. -
Vgl. Hüll, Franz von S.s Nachkommen (Ludwigsh. 1887).
3io transit Gloria, niunäi (lat.), «so vergeht der Ruhm, die Herrlichkeit der Welt». Sicüler (lat.; grch. Sikelcr), nach der Tradi- tion die ältesten Bewohner Latiums, die dann von andern Stämmen verdrängt worden, nach dem südl. Italien gewandert und zuletzt nach der Insel hinübergezogen sein sollen, welche von ihnen den Namen Sicilien (s. d.) erhielt. Wahrscheinlich von ihnen verschieden, wenn auch vielleicht mit ihnen verwandt, sind dieSikan er, die ältesten Einwohner Siciliens. 310 V0i0, 810 FudoO, s. Ü00 V0i() U. s. W. 5io vos non vobis (lat.), «so (schafft, arbei- tet) ihr (etwas, aber) nicht für Euch», eine vom jün- gern Donatus («Leben des Virgil», 17) auf Virgil zurückgeführte Wendung.
Sicyon(grch.Sikyon oder S eky on,d.i. «Gur- kenland», in mythischer Zeit angeblich Nokons, d. i. «Mohnland» genannt), eine sehr alte Stadt an der Nordküste des Peloponnes, die ihr eigenes, dem Umfange nach beschränktes, aber zum Teil sehr fruchtbares Gebiet zwischen dem von Korinth im Osten und der Landschaft Achaja im Westen besaß. Ursprünglich von Ioniern bewohnt, wurde es nach der sog. dorischen Wanderung von Argos aus dori- siert; allein das ion. Element, das sich in der Phyle der Agialeer konzentriert hatte, erlangte über das dorische das Übergewicht durch die Tyrannen aus dem Geschlecht des Orthagoras (Orthagoriden), die 100 Jahre laug (etwa 665-565 v. Chr.) an der Spitze des kleinen Staates standen und von denen namentlich Kleisthenes ihn zu hohem Ansebcn brachte.
Nachdem Sturze dieser Dynastie durch Sparta ver- lor ^. zwar fast alle polit. Bedeutung, aber es blieb angesehen und blühend durch seine bedeutende In- dustrie und seine eifrige Pflege der bildenden Künste. Der Bildhauer Polytlet und der Maler Pausias stammten von S. Demetrius Poliorketes eroberte die Stadt 303 v. Chr. und nötigte die Bewohner, die bisherige untere Stadt, die sich bis ans Meer ausdehnte, zu verlassen und auf der umfänglichen Hochfläche, die bis dahin als Akropolis (Burg) ge- dient hatte, eine neue, regelmäßig gHau^e Siadt anzulegen.
Die neue Stadt gelangte durch ihren Mitbürger Aratus (s. d.) wieder zu großer polit. Bedeutung als Mitglied des Achäischen Bundes und wurde auch nach der Zerstörung Korinths (146 v. Chr.) anfangs von den neuen Herren Griechen- lands, den Römern, begünstigt, später aber durch M. Amilius Scaurus ihrer besten Kunstschätze be- raubt und im Beginn der röm. Kaiscrzeit durch ein heftiges Erdbeben heimgesucht; trotzdem standen im 2. Jahrh. n. Chr. noch zahlreiche erwähnenswerte Tempel und sonstige öffentliche Gebäude, und noch jetzt sind ausgedehnte, wenn auch nicht even ansehn- liche Ruinen von ihr bei dem Dorfe Vasilikb erhal- ten. Von ihnen ist 1887 das Theater durch amerik. Ausgrabungen freigelegt worden. -
Vgl. E. Cur- tius, Peloponnefos, Bd. 2 (Gotha 1852).
3iüa. 2v., Pflanzengattung aus der Familie der Malvaceen (s. d.) mit gegen 80 Arten in den wär- mcrn Gegenden der Alten und Neuen Welt, kraut- artige Gewächfe oder Sträucher mit dichtem Haar- überzug und anfehnlichen meist in Trauben oder Ähren stehenden lebhaft gefärbten Blüten. Von mehrern Arten dienen die Bastfasern zur Herstel- lung von Geweben, Seilen u. dgl., so von der ostind. Sammetpappel, 8. r6tu8l^^.,und von der gleich- falls ostindifchen 8. coi-clilolia _^. Siddim, vollständig Ebene S., nach 1 Mos. 14,3. fg. der frühere Name der jetzt unter dem Wasser des Toten Meers begrabenen Gegend. (S. Totes Meer und Sodom und Gomorrha.) Siddons (spr. ßidd'ns), Sarah, engl. Schau- spielerin, geb. zu Brecknock in Wales, war die Tochter des Schauspielers Roger Kemble und die Schwester von Charles und John Philipp Kemble. 1773 heiratete sie den jungen S., der zu ihres Vaters Schauspielergcsellschaft gehörte. Gar- rick berief sie 1775 nach London, wo sie als Portia auf dem Drurylanetheater auftrat. Seit 1782 galt sie als erste tragische Schauspielerin Englands. Sie verließ 1818 die Bühne und starb Ihre Hauptrollen waren Lady Macbeth und Katha- rina in «Heinrich VIII.». -
Vgl. Th. Campbell, 1.il6 0kNi-8. 8. (2. Aufl., 2 Bde., Lond. 1839).
Siddur (hebr.), das Gebetbuch der Juden, für Wochentage, Sabbate und Feiertage, mit Ausschluß der synagogalen Dichtungen. -
Vgl. Zunz, Die Ritus des synagogalen Gottesdienstes (Berl. 1859).
Sideral (lat.), auf die Sterne bezüglich. Siderällicht, s. Drummonds Kalklicht. Sideras, Siderocastrum, Valkanpaß, s. Eisernes Thor 3. Sideration (neulat.), Erkranken durch Witte- rungseinfluß, besonders durch Hitze. Sidertde, eisenhaltige Meteorsteine (s. d.). Sidermgelb, Aquarell- und Ölfarbe, besteht aus chromsaurem Eisenoxyd, wird erhalten, indem eine Lösung von Eisenchlorid mit einer siedenden Lösung von Kaliumbichromat gefällt wird. Siderifch, auf die Sterne (lat. Liäöi-H) bezüg- lich; fiderifcher Monat, f. Monat; sideri- sches Jahr, s.Jahr. (S. auch Siderismus.) Siderismus (grch.), der Einfluß, den nach aben- teuerlichen Vorstellungen zunächst das Eisen, dann