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2. Aufl., ebd. 1871), Deutschbein (Shakespeare-Grammatik, Cöthen 1882), Elze (Notes on Elizabethan dramatists, 2. Aufl., Halle 1889) behandelt. Eine Konkordanz zu S.s Dramen lieferte Bartlett (Lond. 1894). Die Eigentümlichkeiten des während S.s dramat. Laufbahn bedeutsam umgestalteten Versbaues sind von Spedding, Hertzberg, Fleay benutzt worden, um mit Zuhilfenahme anderer Kennzeichen die Entstehungszeit der einzelnen Stücke zu bestimmen. Eine chronol. Anordnung ist jedoch noch nicht gelungen, dürsfte auch schwerlich weiter als in allgemeinen Umrissen gelingen. Die 1841-53 bestehende Shakespeare Society ließ in 48 Bänden Dramen von Zeitgenossen, Vorgängern und Nachfolgern S.s sowie andere für die Geschichte der dramat. Kunst wichtige, selten gewordene Werke neu drucken. Ihr folgte 1873 die von Furnivall gegründete New Shakspere Society mit einem noch ausgedehntern Wirkungskreise zur Erforschung der einschlägigen Litteratur und Veröffentlichung der betreffenden Texte. Die von Collier veröffentlichten «Notes and emendations to S.s plays» (Lond. 1852), die eine durchgängige Textrevision der Dramen auf Grund von handschriftlichen, aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh. stammenden Randbemerkungen zur zweiten Folioausgabe enthielten, riefen in England und Deutschland einen sehr lebhaften Streit hervor, bis Ingleby (A complete view of the S. controversy, Lond. 1861) nachwies, daß diese angeblichen Textbesserungen, sowie mehrere von Collier aus Archiven und Bibliotheken veröffentlichte Dokumente zur Biographie S.s moderne Fälschungen seien.
Übersetzungen. Obgleich ein Teil der Stücke S.s schon in den ersten Jahren des 17. Jahrh. (etwa seit 1603) in Deutschland durch die sog. «Englischen Komödianten» in sehr freien Bearbeitungen aufgeführt wurde, blieb doch der Name des Dichters unbekannt. Die erste eigentliche Übersetzung eines S.schen Stücks verfaßte der preuß. Gesandte in London von Borck («Julius Cäsar», Berl. 1741), die jedoch ebenso wenig wie die Übertragung eines Ungenannten von «Romeo und Julia» (Bas. 1758) Erfolg hatte. Erst als Lessing (Theatralische Bibliothek, 1754; Litteraturbriefe, 1759; Hamburgische Dramaturgie, 1767) durch seine ästhetisch-kritischen Urteile dem deutschen Geiste das Verständnis des brit. Dichters eröffnet hatte, trat Wieland mit seiner Übersetzung von 22 Dramen (8 Bde., Zür. 1762-66) hervor, die Eschenburg der seinigen (13 Bde., ebd. 1775-82; neue Aufl., 12 Bde., 1798-1805) zu Grunde legte. Bald brachte auch Schröder Bearbeitungen des Wieland-Eschenburgschen Textes auf die Bühne. Zum geistigen Eigentum der deutschen Nation wurde jedoch S. erst durch A. W. Schlegels Übertragung von 17 Dramen (9 Bde., Berl. 1797-1810). Vollendet wurde sie unter Leitung L. Tiecks von dessen Tochter Dorothea und Graf Wolf Baudissin (9 Bde., Berl. 1825-34; vgl. Bernays, Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen S., Lpz. 1872). Andere Übertragungen S.s, wie die von J. H. Voß und dessen Söhnen (Lpz. 1818-29), J. Meyer (Gotha 1824 fg.), Benda (19 Bde., Lpz. 1825), Jul. Körner (Wien 1836), A. Böttger und Döring (12 Bde., Berl. 1836-39), Fischer, Ortlepp, A. Keller und Rapp u. s. w., haben die Schlegelsche nicht erreicht; nur etwa die unvollendet gebliebene von Kaufmann (Bd. 1-4, ebd. 1830-36) kommt ihr näher. Größere Bedeutung jedoch haben zwei in jüngster Zeit erschienene Übertragungen, welche auf Schlegel fußend mit Hilfe der wesentlich fortgeschrittenen Textkritik und Übersetzungskunst Geist und Ton des Originals noch treuer in unsere Sprache verpflanzen: William S.s dramat. Werke. Mit Einleitungen und Anmerkungen hg. von F. Bodenstedt (38 Bdchn., Lpz. 1867-71; 5. Aufl., 9 Bde., 1890), und S.s dramat. Werke und Sonette in neuen Originalübersetzungen von F. Dingelstedt, W. Jordan, L. Seeger, K. Simrock, H. Viehoff (10 Bde., Hildburgh. 1867-71). Übertragungen der «Sonette» und anderer Gedichte lieferten K. Lachmann, Regis, Bodenstedt, Gildemeister, Freiligrath, Gelbcke, W. Jordan, Krauß, K. Simrock, Wagner, von Mauntz u. a.
Die erste franz. Übersetzung der Werke S.s von Letourneur (pseudonym) erschien 1776-82 (20 Bde.) in Paris, deren Neubearbeitung von Guizot und Pichot (13 Bde., Par. 1821; 5. Aufl., 8 Bde., ebd. 1865) auch eine Biographie von Guizot enthält. Dann sind die von F. Michel (3 Bde., 1839-40), Laroche (2 Bde., 1839-40 u. ö.) und von François Victor Hugo (12 Bde., Par. 1859-62), mit Biographie S.s von Victor Hugo (ebd. 1864) und Montégut (3 Bde., ebd. 1866-69 fg.) zu nennen.
Kommentare u. s. w. Die Übersetzungen riefen viele Schriften hervor, die den deutschen Leser mit der Geschichte S.s und seiner Zeit, mit dem Charakter der ihn umgebenden Dichter, mit den Eigentümlichkeiten seiner Sprache und den Einrichtungen des damaligen Theaters bekannt zu machen suchen. Dahin gehören Tieck, Altengl. Theater (Berl. 1811) und Vorschule S.s (Tl. 1, Lpz. 1823); F. Horn, S.s Schauspiele erläutert (5 Bde., ebd. 1823-31); E. von Bülow, Altengl. Schaubühne (Tl. 1, Berl. 1831); Bodenstedt, S.s Zeitgenossen und ihre Werke (3 Bde., ebd. 1858-60); Simrock, Echtermeyer und Henschel, Quellen des S. (3 Bde., ebd. 1831-32; in neuer Auflage von Simrock, 2 Bde., Bonn 1870); Cohn, S. in Germany in the sixteenth and seventeenth century (Lond. und Berl. 1865); A. Schmidt, Shakespeare-Lexikon (2 Bde., Berl. 1874-75; 2. Aufl. 1887) u. s. w. Fast noch zahlreicher sind die Arbeiten, die seit Goethes «S. und kein Ende» teils die Dramen überhaupt, teils einzelne vom ästhetisch-kritischen Standpunkte aus betrachten. Außer den Werken der eigentlichen Ästhetiker, unter denen besonders Fr. Vischer hervorragt, sind vor allem zu nennen: Ulrici, S.s dramat. Kunst (Halle 1839; 3. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1868-69; neue Ausg. 1874); Rötscher, S. in seinen höchsten Charaktergebilden (Dresd. 1864); Gervinus, Shakespeare (4 Tle., Lpz. 1849-50; 4. Aufl., 2 Bde., 1872); Kreyssig, Vorlesungen über S. (3 Bde., Berl. 1860; 3. Aufl., 2 Bde., 1876); Hebler, Aufsätze über S. (2. Aufl., Bern 1877); von Friesen, Shakespeare-Studien (3 Bde., Wien 1874-76); Rümelin, Shakespeare-Studien (Stuttg. 1866; 2. Aufl. 1873); Bulthaupt, Dramaturgie des Schauspiels, Bd. 2: Shakespeare (5. Aufl., Oldenb. 1894) u. s. w.
Seit 1864 finden die Shakespeare-Studien in Deutschland einen Mittelpunkt in der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Im Verein mit Dingelstedt erließ W. Öchelhäuser 12. März 1864 einen Aufruf an die deutschen Shakespeare-Verehrer, der am 23. April, dem Tage der 300jährigen Jubelfeier, zur Bildung der Gesellschaft auf den vorgeschlagenen Grundlagen führte. Diese Gründung fiel mit der von Dingelstedt unternommenen ersten
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Aufführung der sog. «Königsdramen» S.s zusammen, einem in der Geschichte des deutschen Theaters epochemachenden Ereignis. Protektorin und eifrigste Förderin des Vereins ist die Großherzogin Sophie von Weimar; das erste Präsidium ward gebildet von H. Ulrici, Öchelhäuser und Dingelstedt. Sitz der Gesellschaft ist Weimar. Ihre wesentlichsten Leistungen bestanden bisher 1) in der fortlaufenden, gegenwärtig bis zum 30. Bande gediehenen Herausgabe des «Jahrbuchs der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft», das seit 1864 Mittelpunkt der deutschen philol. und ästhetischen Shakespeare-Kritik geworden ist; 2) in der durchgesehenen, mit Einleitungen und kritischen Noten versehenen Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Übersetzung S.s, und 3) in der Begründung einer Shakespeare-Bibliothek, die gegenwärtig die reichhaltigste in Deutschland ist. Aus der indirekten Anregung der Gesellschaft sind auch die Übersetzungen von Dingelstedt, Bodenstedt u. a., sowie das Bühnenbearbeitungswerk von Öchelhäuser entstanden.
Vgl. über die Shakespeare-Litteratur außer Lowndes die bibliographischen Arbeiten von Halliwell, Thimm (Shakespeareana, 2 Tle., Lond. 1866; 2. Aufl. 1872) und Sillig (Die Shakespeare-Litteratur bis Mitte 1854, Lpz. 1854), sowie für die neueste Zeit die Übersichten von Cohn im erwähnten «Jahrbuch», endlich die vollständigste Bibliographie der neuesten Shakespeare-Litteratur in Allibones Critical Dictionary of English literature and British and American authors (3 Bde., Philad. 1859-72; Supplement, 2 Bde., 1891).
Shakespeare-Bacon-Frage. Ausgehend namentlich davon, daß es sich schwer erklären läßt, wie der geschichtliche S., der kaum die dürftigste Schulbildung genossen haben soll, diejenige Fülle und Allgemeinheit des Wissens besessen haben kann, das in seinen Dramen zu Tage tritt, hat man seit Mitte der fünfziger Jahre besonders in Nordamerika lebhaft die Frage erörtert, ob S. wirklich der Verfasser der unter seinem Namen gehenden Dichtungen sei. Von vielen Seiten ist ihm die Autorschaft abgesprochen und Lord Francis Bacon als der eigentliche Verfasser bezeichnet worden, während S.s Mitwirkung an den Dramen sich darauf beschränkt habe, sie bühnengerecht zu machen. Die Litteratur darüber ist, besonders in Amerika, außerordentlich groß, aber auch außerordentlich wertlos, der Tummelplatz phantastischer Kombinationen. Die ganze Fragestellung ist falsch. S.s Dichtungen zeigen einen Gebildeten, keinen Gelehrten, und unser Wissen von seinem Leben ist so gering, daß wir nicht den leisesten Grund haben, zu bezweifeln, daß der geniale Mann sich jene Bildung erwerben konnte. Die geistigen Physiognomien Bacons und S.s aber sind so grundverschieden, daß man ihre Identität bezweifeln müßte, selbst wenn sie bezeugt wäre. - Vgl. Wyman, Bibliography of the Bacon-Shakespeare controversy (Cincinnati 1884).
Die Hauptwerke auf Seite der Baconianer sind: N. Holmes, Authorship of S. (Neuyork 1866); Appleton Morgan, The Shakespearean myth (Cincinnati 1881; deutsch von Müller-Mylius, Lpz. 1885); H. Pott, The Promus (Lond. und Bost. 1883); I. Donnelly, The great cryptogram (2 Bde., Lond. 1888); Graf Vitzthum von Eckstädt, S. und Shakspere (Stuttg. 1888); Wigston, Bacon, S. and the Rosicrucians (Lond. 1888), und E. Bormann, Das Shakespeare-Geheimnis (Lpz. 1894); ders., Der Anekdotenschatz Bacon-Shakespeares (ebd. 1895); auf der der Gegner: C. Stopes, The Bacon-Shakespeare question answered (Lond. 1889); J. Schipper, Zur Kritik der Shakespeare-Bacon-Frage (Wien 1889); R. Wülker, Die Shakespeare-Bacon-Theorie (in den «Berichten» der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1889), und Anglia, Beiblatt, 1894, Nr. 3.