forlaufend
901
herzog über Mailand [* 2] erlangte. 1-46-1 unterwarf sich auch GenuaseinerOberherrschaft.-Vgl. Simonetta, ^ommkutNi-ii reruiu H I'. 3. ZLätarum (bei Mu- ratori, «I^erum ItHlicarum 8cript0r68 XXI»); F. Steger, Geschickte F. S.s und der ital. Condot- tieri (Lpz. 1853: neue Ausg. 1805); Tb. Sickel, Bei- träge und Berichtigungen zur Geschichte der Er- werbung Mailands durch F. S. (Wien [* 3] 1855); dazu ^i-cinvio Ltorico italiano, 1862 u. 1878, sowie ^r- cliivio 8t0i-ic0 lomdaräo, 1874,1880,1881 u. 1885; Rubieri, ^ranc63c0 I. 3. ^arra^ions Lwricg. (2 Bde., Flor. 1879). Giangaleazzo(Maria)S., geb. 1468, Enkel des vorigen, Eohn des 1476 ermordeten Galeazzo Ataria S., war nur dem Namen nach Herzog von Mailand seit 1476. Die Vormundschaft über ihn entwand seiner Mutter Bona von Eavoyen sein Oheim Lodovico il Moro (geb. 1451, gest. der, um sich auf dem widerrechtlich einge- nommenen Platze zu behaupten, Rückhalt zu ge- winnen suchte durch Bündnisse mit Alexander VI., Venedig [* 4] und Kaiser Maximilian I., welckem er seine Nickte Bianca S. zur Ehe gab. Er rief end- lich Karl VIII. über die Alpen, [* 5] um der steten Be- drohung durch die Aragonier von Neapel, [* 6] die An- gehörigen der Frau seines Neffen, Isabclla, los zu werden.
Unmittelbar nach Karls VIII. Durchzug durch Oberitalien [* 7] starb Giangaleazzo, vielleicht an Gift, und Moro brachte nun einen Bund gegen Frankreich zu Wege. Ein Angriff König Lud- wigs XII. von Frankreich zwang ihn 1499 zur Flucht: beim Versuche, sein Land wiederzugewin- nen, siel er in Ludwigs Hände, der ihn nach Loches in der Touraine abführen lies; und das Herzogtum Mailand mit der Krone von Frank- reich vereinigte. Um Kunst und Wissenschaft hat sich Moro verdient gemacht, namentlich auch durch prächtige Bauten zu Mailand, Pavia und Vigevano. -
Vgl. Rusconi, 1^. il Noi-o 6 sua catwi-a (Novara 1878): da;u ^rcliivio 8toi'ico lomdaräo, 1874 u. 1886: A. Dina, 1^. il Noro prima äelia sua veiinta ai ssoverno; E. Müntz, Hi^6 cour äe 1a r6nai38knc^ «n 15^ äiecls. I^uäovie 8. (in der »Hsvus äes I)6ux 5Ioiiä68", 1890): Kindt, Die Katastrophe L. Moros im April 1500 (Greifsw. 1890).
Massimiliano, Sohn des Lodovico il Moro, geb. 1491, gest. 1530, kehrte 1512 in sein Herzog- tum zurück, überließ es jedoch an Franz I. von Frank- reich nach dessen Sieg bei Marignano (1515) gegen Bezahlung seiner Schulden und ein Jahrgehalt von 30000 Dukaten. Dessen Bruder, Francesco II. Maria, geb. 1492, gest. entkam 1515 nach Deutschland [* 8] und gewann Mailand wieder nach dem Siege Karls V. bei Bicocca (1522): er starb kinder- los, worauf Karl V. Mailand zuerst als Statthalter- schaft an Marino Caracciolo gab, dann 1540 als erledigtes Neichslehn seinem Sohne Philipp II. zu- wandte. (S. auch Pescara.)
Vgl. Litta, ^ami^ie celelli-i ä' Iwlia, Bd. 1 (Mail. 1819): Magenta, I Visconti 6 xli 8. nei ca8t6ilo cli l'avi'H s2 Bde., ebd. 1883): Natti,v6il2. tami^ia 8. (Rom [* 9] 1794).
3lor2A.t, Lfoi-^anäo, auch foi-^ato, lor^ndo (ital.), abgekürzt 8f., 8^., t?., musikalische Vortrags- bezeichnung: stark betont. sluniUto Malerei ein Bild mit weichen, verschwommenen Um- rissen, ähnlich wird Vaporozo gebraucht. 3k2., s. Zfor^ato. 3. V., in England Abkürzung für 3oUcitoi'- ß6N6i-a! (Generalanwalt, Obersachwalter der Krone). 3. Q. D. ., auf Waren, die in Frankreich paten- tiert sind, eine meist hinter dem Worte ä6po3e oder drevets stehende Abkürzung für sang Fin-anti? äu.
30uv6lU6iii6nt (ohne Gewähr der Regierung). Sgerfh, auch Sgersch, poln. ^Fier?, Stadt im Kreis [* 10] Lodz des russ.-poln. Gouvernements Petri- kau, 4 km nördlick von Lodz, an der Bzura, hat (1894) 18 495 E.; Baumwollspinnereien und Woll- fabriken mit 1 Mill. Rubel Produktion. Sgrafflto (vom ital. 8^raküai-6, kratzen), auch Graffito, eine im 16. Jahrh, in Italien [* 11] auf- gekommene Art der Ausschmückung des Äußern von Bauwerken, welche wegen der Leichtigkeit und Billig- keit der Ausführung fowie wegen ihrer größern Haltbarkeit im Freien vielfach der Malerei vor- gezogen wird.
Die Technik des S. besteht darin, daß man die zu dekorierende Wand mit einem dunkeln, gewöhnlich mit Kohle gefärbten Putz überzieht und auf demselben, während er noch frifch ist, einen dünnen bellen Putz aufträgt. Auf letztern wird die beabsichtigte Zeichnung aufgepaust und hierauf mit einem spitzen Eisen [* 12] ausgeschabt oder ausgekratzt, so daß der dunkle Untergrund sichtbar wird. Man hat dann eine dunkle Zeichnung auf hellem Grunde. Doch kann man auch umgekehrt eine weiße Zeichnung auf dunklem Grunde herstellen, auch mehrere und andere Farben anwenden.
Sie wurde in alter Zeit in Italien und Deutschland häusig geübt: Reste der- selben sind in beiden Ländern noch erhalten. Neuer- dings brachte Scmper das S. am Dresdener (1869 abgebrannten) Hoftheater und am Polytechnikum zu Zürich [* 13] zuerst wieder in Anwendung. Weiter nahm sie Lohde beim Bau des Sophien-Gymnasiums in Berlin, [* 14] Gnauth beim Generalstabsgebäude in Stutt- gart wieder auf. Das größte Werk in S. dürfte W. Walthers Fürstenzug am Johanneum zu Dres- den sein (1874). Gegenwärtig erfreut diese Teko- rationsweise sich wieder großer Beliebtheit. -
Vgl. Lange und Bühlmann, Die Anwendung des S. für Facadendekoration (Münch. 1876).
^Comte. 'sG'raven-Brakel, belg. Stadt, s. Braine-le- 'sGravenhage, niederländ. Stadt, s. Haag. [* 15] 8k., Abkürzung für den engl. Schilling (s. d.). s. k., Abkürzung für 8a1vo konors (lat., d. h. unbeschadet der Ehre). Shad (engl., spr. schädd), s. Maifisch. Shaftesbury (spr. schäfftsbörri), Municipal- borough in der engl. Grafschaft Dorfetshire, im WSW. von Salisbury, hat (1891) 2122 E. und eine Lateinschule. In der Nähe St. Giles, der Sitz des Earl von S. Shaftesbury (spr. schafftsbörrl), Anthony Afhley Cooper, erster Graf von, engl. Staats- mann, geb. in Dorfetshire, bildete sich zum Rechtsgelehrten aus, wurde Mitglied des Langen Parlaments (s. d.) und trat im Bürgerkrieg gegen Karl I. von der Seite des Königs über zu der des Parlaments. Unter dem Protektorat gehörte er zur parlamentarischen Opposition gegen Cromwell und war nachher mit Monk eifriger Mitarbeiter an der Restauration. Dafür kam er in den ersten Staats- rat unter Karl II., saß auch im Gericht über die Königsmörder und wurde 1661 zum Lord Ashley erhoben. Er bekämpfte den Lordkanzler Clarendon und wurde hernach mit dessen übrigen Hauptgegnern Mitglied des Cabalministeriums (s. d.). 1672 gab ¶
Shaftesbury
(spr. scháfftsbörri), Anthony Ashley Cooper, dritter Graf von, Enkel des vorigen, philos. Schriftsteller, geb. zu London, [* 16] bereiste 1687-89 den Kontinent, widmete sich darauf noch fünf Jahre litterar. Beschäftigungen und trat dann ins Parlament. Doch verließ er wegen geschwächter Gesundheit die parlamentarische Laufbahn und reiste 1698 nach Holland, wo er ein Jahr in dem Umgange mit Bayle, Leclerc und andern Gelehrten verlebte. Nach seiner Zurückkunft wurde er beim Tode seines Vaters Graf von S. und trat 1700 in das Oberhaus. Hier unterstützte er die Maßregeln des Königs Wilhelm III. mit Eifer. Nach der Thronbesteigung der Königin Anna zog er sich vom öffentlichen Leben zurück und ging wieder nach Holland und 1711 nach Italien, wo er zu Neapel starb. Seine Werke gab er als «Characteristics of men, manners, opinions and times» (3 Bde., Lond. 1711; neueste Ausg., besorgt von Hatch, 3 Bde., 1869; deutsch, 3 Bde., Lpz. 1776) heraus.
Nach seinem Tode erschienen seine «Several letters, written by a noble Lord to a young man at the university» (Lond. 1716). Sein «Inquiry concerning virtue and merit» wurde von Diderot bearbeitet. Mehrere seiner Schriften, z. B. «The moralists», gehören zu den Mustern der engl. Prosa. Seiner Denkart nach war er moderner Platoniker, hielt Locke gegenüber die angeborenen Ideen aufrecht und nahm einen natürlichen Sinn im Menschen für das Erhabene und Schöne in den Dingen an, der auch unsern moralischen Anschauungen zu Grunde liege. Auch kämpft er gegen die Anschauung von Hobbes, daß alle Handlungen der Selbstsucht entspringen. -
Vgl. Spicker, Die Philosophie des Grafen von S. (Freib. i. Br. 1872);
Gizycki, Die Philosophie S.s (Lpz. 1876);