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auch als Tenorsänger ausbildete.
Nach seiner Rück- kehr wurde er in Dresden 1772 Kirchen- und Kam- merkomponist, 1787 Kapellmeister. Er starb Von seinen Opern sind zu erwäbnen: «Die schöne Arsene», «Das sächs. Vauernmädchm» und «IXirco in Iwlia».
Auch komponierte er Sonaten u. s. w. Seine Messen waren bis vor kurzem Re- penoireftüäe der kath. Hofkirche zu Dresden. Seydewitz, Otto Theodor von, Oberpräsident der Provinz Schlesien, geb. zu Groft- Badegast, studierte in Berlin und trat 1811 in den preuß. Iustizdienst, ging 1812 zur Verwaltung bei der Regierung in Merseburg über und verlieft, nack- dem er zuletzt das Landratsamt in Merseburg ver- waltet hatte, 1817 den Staatsdienst, um sich der Verwaltung seiner Güter zu widmen. Er wurde 1855 zum Landesbestallten, 1858 zum Landrat des Görlitzer Kreises und 1861 zum Landeshauptmaun und Landesältesten der Oberlausitz gewählt.
Seit 1851 Mitglied des schles. Provinziallandtags, wurde er 1865 Vicelandtagsmarschall und nach Einfüh- rung der neuen Provinzialordnung Vorsitzender des Provinzialausschusses.
Dem Norddeutschen und Deutschen Reichstage gehörte S. bis 1881 und von 1887 bis 1890 an und wurde 1879 als Fübrer der deutsch-konservativen Partei zum ersten Präsidenten des Reichstags gewählt. In demselben Jahre zum Oberpräsidenten der Provinz Schlesien ernannt, legte er sein Mandat nieder. 1882 wurde er zum Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Excellenz, 1891 zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt, 1894 in den erbetenen Ruhestand versetzt. 1883 wurde S. von dertheol.
Fakultät derNniversität zu Vreslau^ deren Kurator er seit 1879 war, zum Doktor der Theologie Iwnoi'iz cau8a promoviert. S. bat eine eingehende Statistik des Görlitzer Kreises heraus- gegeben und eine Geschichte seinerFamilie bearbeitet.
Seydewitz, Paul von, sächs. Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts, geb. in Lautcrbach, studierte die Rechte, war dann Regic- rungsreferendar bei der Krcisdirektion Leipzig und wurde 1871 mit dem Titel Regierungsasseji'or als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium versetzt. 1876 wurde er Regierungsrat, 1877 vortragender Rat, 1879 Geh.
Regierungsrat. Als solcher bear- beitete er die 3. Auflage des «Coder des im König- reich Sachsen geltenden Kirchen- und Schulrechts» (Lpz. 1890), eine umfassende Sammlung, die mit dem 16. Jahrh, beginnt und bis in die neueste Zeit hineinreicht.
Am' wurde S. zum Kultusminister berufen. Seydlitz (Eeiolitz), altes, weitverzweigtes Ge- schlecht des schles.-böhm. Uradels, war bereits in der Mitte des 14. Jahrh, in drei Hauptstämme geteilt:
1) In den böhmischen, den Häusern Lasan bez. Schönfeld in Schlesien entstammenden, der schon im 13. Jahrh, in Böhmen nach dem dort gelegenen Be- sitze Bechin den Namen Bechinie angenommen hatte und derzeit in den Freiherren Bechinie von Laczan blüht. - 2) In den polnischen, der seit dem 15. Jahrh, in Polen auftritt und sich viel- fach des Beinamens Kurzbach bediente.
Durch die Teilung Polens dem preuß. Staatsgebiet zugewiesen, sind seine zahlreichen Zweige wieder in diesem auf- gegangen.
Ihm gehören der berühmte Reiterfübrer Friedrich Wilhelm von Seydlitz (s. d.) und der Geo- graph (Verfasser von weitverbreiteten Schulbüchern) Ernst Friedrich von S. (geb. 1784, gest. 1849) an. - 3) In den schlesischen Stamm.
Der Gohlauer Zweig desselben erlangte 1736 den Freiherrenstand, ist aber mit Grundbesitz nicht mehr angesessen, wäh- rend derLudwigsdorfer Zweig, aus dem Ernst Julius von S. und Ludwigsdorf (geb. 1695, gest. 1766), Freund und Anhänger des Grafen Zinzen- dorf als Begründer der Herrnhuter Kolonie Gnaden- frei besonders zu nennen ist, alten Besitz gewahrt und in jüngerer Zeit mit Habendorf und Peilau (unweit Gnadenfrei) ein Fidei'kommiß errichtet hat. Ernst Julius von S., ein Nachkomme des ge- nannten, kam durch Erbgang in den Besitz der grast. Sandreczkvschen Fidei'kommißherrschaft Langenbie- lau in Schlesien, woraufhin er unter dem Namen eines Grafen von Seidlitz-Sandreczky 1891 den preuft.
Grafenstand nach dem Rechte der Erst- geburt erlangte. - Zwei namensgleiche Familien in Estbland sind nicht stammverwandt.
Seydlitz, Friedr. Wilh. von, preuß. General der Kavallerie, geb. zu Calcar bei Cleve, trat 1740 als Kornett bei dem Kürassierregiment des Markgrafen von Schwedt ein und wurde 1743 zum Rittmeister bei den Husaren ernannt. 1752 wurde er Commandeur des Dragonerregiments Württemberg, 1753 des Kürassierregiments von Rochow und 1755 Oberst.
Bei Kolin 1757 deckte er an der Spitze einer Brigade durch einen glänzenden Angriff den Rückzug des preuß. Heers, wofür ihn zwei Tage später der König zum Generalmajor be- förderte. Am führte er ein kühnes Reitcrgefeckt bei Pegau, und 19. Sept. vertrieb er den Marsckall Soubise aus Gotha.
Vom Könige mit dem Befebl über die gesamte Kavallerie be- traut, feierte er seinen glorreichsten Tag in der Schlacht bei Roßbach infolge deren der König ibn zum Generallieutenant erhob.
Seinen Ruhm erböhten noch die Schlachten von Zorndorf und Hochkirch.
In der Schlacht von Kunersdorf wurde S. verwundet, kehrte aber bald zur Armee nack Leipzig zurück. 1760 nahm er teil an der Ver- teidigung Berlins gegen die Russen, wurde 1761 zur Armee des Prinzen Heinrich gesendet und be- währte 1762 in der Schlacht bei Freiberg abermals seine Umsicht in glänzender Weise.
Nach dem Frie- den übertrug ihm der König die schles. Kavallerie- inspektion und ernannte ihn 1767 zum General der Kavallerie. Im April 1772 vom Schlage gerührt, starb S. zu Ohlau. In Berlin lieft ihm der König auf dem Wilhelmsplatze ein Marmor- standbilo (1862 durch eine in Erz gegossene Kopie ersetzt) errichten.
Seinen Namen führt seit 1889 das preuft. 7. Kürassierregiment. -
Vgl. Varn- bagen von Ense, Biogr.
Denkmale (3. Aufl., 2 Tle., Lpz. 1872): Kahler, E. in seiner Bedeutung für die Reiterei (Berl. 1874);
Friedr. Wilh. von S., von einem deutschen Reiteroffizier lCass. 1882).
Seyerlen, Rudolf, prot.
Theolog, geb. zu Stuttgart,studierteinTübingenPhilosophie, dann Tbeologie, wurde 1854 Vikar zu Giengen bei, Geißlingen, 1860 Repetent am Tübinger Stift, 1862 Diakonus in Crailsheim, 1869 Archidiakonus in Tübingen, 1875 ord.
Professor der praktischen und systematischen Tbeologie in Jena. S. schrieb: «Entstehung und erste Schicksale der Christengemeinde in Rom» iTüb. 1874),
«Bedeutung und Aufgabe der Predigt der Gegenwart» (ebd. 1876).
An Basser- mann- Ehlers' «Zeitschrift für praktische Theologie» ist er seit deren Erscheinen 11879) bis zum Aus- scheiden Vassermanns aus der Redaktion (1891) als Mitherausgeber beteiligt gewesen. Infolge seiner 57*