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er mehrere Seen durchflossen hat.
Seinem Qnellsee entströmtnach Westen derBerens,welcherdurch den Family-Lake geht und in den Winnipegsee mündet; Nelson und Berens vermitteln den Verkehr mit den westl. Territorien des Dominion of Canada.
Severus, Alexander, s. Alexander Severus.
Severus, Lucius Septimius, röm. Kaiser 193- 211 n. Chr., geb. 11. April 140 n. Cbr., stammte aus einer angesehenen röm. Ritterfamilie zu Groß- Leptis in Afrika, [* 2] hatte ursprünglich Jurisprudenz studiert und wurde nach Bekleidung vieler anderer Amter endlich unter Commodus Legat von Ober- Pannonien, wo ihn die Legionen nach Pertinax' Er- mordung (Ende März 193) zum Kaiser ausriefen. Er marschierte sofort nach Rom, [* 3] der Senat erkannte ihn an und ließ den Usurpator Didius Iulianus hinrichten (1. Juni 193).
Nachdem S. die Präto- rianer wegen ihres Frevels an Pertinax aufgelöst hatte (um später aus der Elite der Legionen eine neue Garde zu bilden), brach er gegen Pesccnnius Niger, den inzwischen im Orient die Legionen zum Kaiser erhoben hatten, auf und schlug ihn in drei Schlach- ten, zuletzt bei Issus in Cilicien 194. Im 1.190 wendete er sich gegen den von den brit. Legionen erhobenen Clodius Albinus, den er bis dahin durch den Cäsartitel beschwichtigt hatte.
Die Schlacht bci Trinurtium (Trevour bei' Lyon) [* 4] 18. Febr. 197 en- dete nach hartem Kampfe glücklich für S. Clodius tötete sich selbst, seine Anhänger wurden auf das grausamste verfolgt.
Nach längerm Aufenthalt im Orient, wo S. die Parther gründlich demütigte, Mesopotamien und 198 selbst Ktesiphon eroberte, kehrte er 202 nach Rom zurück.
Hier, wie in den übrigen Teilen des Reichs, lieh er zahlreiche Bauten aufführen, außerdem ordnete er die Rechtspflege und die Verwaltung und bewies sich dabei streng, einsichtig und sparsam.
Nur gegen seine Söhnc (von seiner zweiten Gemahlin Julia Domna) Cara- calla und Geta, vielleicht auch gegen seinen Günst- ling, den Gardepräfetten Plautianus, war er allzu nachsichtig.
Seine Hauptstütze bildete das .Heer. Nachdem Caracalla (203 oder 204) Plautianus hatte töten lassen, erhob S. den berühmten Papinianus zum Präfekten, der nun mit zwei andern großen Rechtsgelehrten, lllpianus und Paulus, seinen Bei- sitzern, die Leitung der Rechtspflege und bedeutenden Einfluß aus die Staatsgeschäfte ausübte. S. selbst ging 208 nach Britannien, züchtigte 209 die Cale- donier und verstärkte 210den Antoninenwall zwischen Edinburgh und Glasgow; [* 5]
er starb im Febr. 211 zu Eboracum(Mork).
(über den 23mhoben, 25mbreiten und Tafel: Nom II, [* 1] Fig. 1.) -
Vgl. Höfner, Unter- suchungen zur Geschichte des Kaisers Lucius Septi- mius S. und seiner Dynastie (Bd. 1, Gieß. 1875); Ceulcneer, I5883.i 8ur la vi6 et 16 i-^^ne äs 86ptini6 86V61-6 (Gent [* 6] 1869);
Fuchs, [* 7] Geschichte des Kaisers L. Septimius S. (Wien [* 8] 1884);
Röville, 1.3. i-kliFion ^ I50IN6 80U8 168 86v^r68 (Par. 1885; übersetzt von G. Krüger, Lpz. 1888).
Severus^ Sulpicius, christl. Geschichtschreiber aus Aquitanien, geb. um 365, erwarb sich als Anwalt vor Gericht großen Ruf, zog sich dann in ein Kloster in Aquitanien zurück, lebte hier wissen- schaftlichen Studien, trat fpäter in den geistlichen Stand, wurde Presbyter und starb um 425 in Mas- silia. Unter seinen histor.
Schriften (neben Dialo- gen und Briefen) ist die bedeutendste die «H^toi-ia 83.ci-H» in zwei Büchern, worin er mit geschichtlichem Sinne und in schlichter, aber gebildeter Darstellung (daher man ihn auch den christl. Sallustius nannte) einen Abriß der Welt- und Kirchengeschichte bis zum I. 403 giebt.
Auch schrieb S. eine legendarische Biographie des heil. Martin von Tours [* 9] lhg. von Dübner, Par. 1890).
Die besten Ausgaben sämt- licher Schriften beforgten Vorstius (Lpz. 1709), Hieronymus de Prato (2 Bde., Verona [* 10] 1741-54) und Halm (im «^orpu8 »ci-iptorum 6cci68ia.8tico- i'um latinoi-um", Bd. 1, Wien 1866),
eine Auswahl in deutscher Übersetzung Bieringer (in der «Biblio- thek der Kirchenväter», Kempt. 1872). -
Vgl. 1. Vernays, Nder die Chronik des Sulpicius S. (Berl. 1861);
Holder-Egger, Über die Weltchronit des sog. S. Sulpicius ^Go'tt. 1875).
Sövignö (spr. -winnjeh), Marie de Rabutin- Chantal, Marquise von, eine durch ihre geistvollen Briefe berühmte Französin, geb. zu Paris, [* 11] erhielt durch einen Verwandten, den Abbö de Coulanges, eine gute Erziebung und hatte außer- dem Gelegenheit, in dem Kreise [* 12] des Hotel de Ram- bouillet ihre geselligen Talente auszubilden. 1644 heiratete sie den Marquis Henri deS.
Aus dieser Ehe entsprangen ein Sohn, Charles, und eine Tochter, Francoise Marguerite, die sich 1669 mit dem Grafen'von Grignan vermählte und unter diefem Namen bekannt wurde.
Die Marquife wid niete sich, nachdem ihr Gatte 1651 in einem Duell gefallen war, der Erziehung ihrer Kinder und kehrte erst nach drei Jahren an den Hof [* 13] zurück. 1671 er- hielt ihr Schwiegersohn, der Graf von Grignan, das Gouvernement der Provence, wohin ihm auch seine Gemahlin folgte.
Diefe Trennung verwandelte bei der Mutter die Liebe zur Tochter in eine schwär- merische Leidenschaft, und es begann zwischen beiden jener berühmte Briefwechsel, der 25 Jahre dauerte und eine mit geringen Unterbrechungen fortlaufende Chronik des vornehmen und höfischen Lebens der Epoche 1671-96 bildet.
Schon bei ihren Lebzeiten erlangte die Frau von S. durch ihre noch unge- druckten Briefe litterar.
Ruf. Diese Briefe offen- baren ein reines weibliches Gemüt, einen feinen, gebildeten Geist und eine zarte, leicht erregbare Phantasie.
Ihr Stil ist gewandt und korrekt, der Ausdruck natürlich, treffend und reich.
Sie starb bei ihrer Tochter auf dem Schlosse Grignan an den Blattern.
Nachdem zuerst eine Aus- wahl ihrer Briefe (Rouen [* 14] und Haag) [* 15] gedruckt wor- den war, veranstaltete Perrin eine vollständigere Ausgabe in 8 Bänden (Par. 1754).
Wirkliche Voll- ständigkeit erreichte aber erst die vorzügliche Aus- gabe von Monmerque' und Saint-Surin (10 Bde., Par. 1818-19; nebst Supplementband, 1820) und die Ausgabe von Regnier (14 Bde., ebd. 1862-67; 2. Ausg. 1887 fg.).
Walckenaer veröffentlichte «A! 6- inl)ir68 toncliaiit 1a vi6 6t 168 ecritZ äo Nme. äs 8., 6tc.» (5 Bde., Par. 1842-52),
und Capmas, «I^6tt!-68 IN6äit68 äs NlN6. äs 8. ö. NlN6. ä6 6riFnaii» (2 Bde., ebd. 1876). -
Vgl. Boifsier, Nms. cl6 8. (Par. 1887);
Vallery-Radot, 5Im6. äo 8. (1888);
Saporta, 1.3. lamiiw äo Nni6. äs 3. 6n provinoL (1889).
Sevilla [* 16] (spr. -willja).
1) Span. Provinz in An- dalusien, die größte und volkreichste der drei Pro- vinzen (S., Cadiz [* 17] und Huelva), die früher das König- reich S. ausmachten, zwischen Vaoajoz im N., Cor- doba im NO., Malaga [* 18] im SO., Cadiz im S. und Huelva im W., im Thal [* 19] des Guadalquivir, im N. bis auf die Sierra Morena und im S. auf die ¶
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Sierren Gibalbin, Algodonales, Tcrril (1130 m) und de Ueguas reichend, hat anf 14062,5 hkm (1887) 544 815 (272 597 männl., 272 218 weibl.) E., 38 003 mehr als 1877, d. i. 38,7 auf 1 qkm. Von Personen über 7 Jahren sind 51,2 Proz. männliche und 61,3 Proz. weibliche Analphabeten.
Durch den Guadalquivir, dem rechts Viar, Huelvaund Guadia- mar, links Genil, Corbones u. a. zufließen, ist See- verkehr möglich.
Der größte Teil ist Tiefland, am untern Guadalquivir sogar Sumpfland (Marismas) und erzeugt Weizen, Öl, Wein, die besten Pferde [* 21] und Kampfstiere.
Die Provinz bat 98 Gemeinden in 14 Bezirken. (Vgl. Candau y Pizarro, ?i^1n3t0i-iu, äs la i)i'0vincia äs 8., Sevilla 1894.) - 2) Haupt- stadt der Provinz S., die ausgedehnteste, der Be- -, Wohnerzahl nach vierte Stadt Spaniens, am linken Ufer des schlammigen Guadalquivir, 85 km von seiner Mündung, der hier bei Flut 1,7 bis 2 m steigt, mit der Vorstadt Triana am rechten Ufer, liegt in frucht- barer wohlbebauter Ebene, an den Linien S.-(5adiz (159 km) mit der Abzweigung von Utrera über Roda und Bobadilla nach Malagaund Granada [* 22] der Anoalus.
Bahnen, S.-Huelva (1101 S.-Me- rida(240Km), S.-Cordoba(131km,nachMadrid)und der Schmalspurbahn nach Alcala-de-Giladaira und Earmona (43 km), ist ^itz eines Erzdisäwfv seit der Wcstgotenzeit, des Generalkapitäns von 'Andalusien, eines Obergerichts, einer Filiale der Bank von Spanien [* 23] und vieler Konsulate, darunter ein deutsches und österreichisches, und hat (1887) 143182 (68052 männl., 75130 weibl.) E., 8864 mehr als 1877. Anlage und Gebäude. E. besitzt 7 Vor- städte, mehr als 26 km Umfaug, 47 freie Plätze, etwa 650 Gassen, 74 Kirchen und Neste einer mau- rischen, die innere Stadt umgebenden Ringmauer, die 66 viereckige Türme und 15 Tbore und Pforten hatte.
Die Plaza nueva mit Orangenalleen, Pal- men, Springbrunnen, modernen Gast- und Kaffee- bäufern bildet an Sommcrabenden eine sehr be- lebte Promenade.
Trotz der engen Straßen ist S. durch seine maur.
Häuser mit flachen Dächern und schönen Höfen (Patios), die vielen maur. und got. Baudenkmäler, prächtige Anlagen und Gärten bochinteressant.
Die got. Kathedrale der heiligen Jungfrau, 1401-1519, im Südtcile, ist auf dem Fundament der vom Almoraviden Iakub Almanfur herrührenden Hauptmoschee erbaut, 136 m lang, 41-55,5 m boch, mit 5 Schiffen, 37 Eeitenkapellen, 95 gemalten Fenstern, Orgel mit 5000 Pfeifen, 83 Altären, worunter der.Hochaltar von Danchart uud BcrnardoOrtega(1482), vielen Gemälden (heil. An- tonius von Murillo) und Kostbarkeiten, ferner mit der im Renaissancestil erbauten, den Kirchenschatz bergenden Capilla mayor und ^ala capitular sowie der Capilla de los Reyes, worin die Gräber Ferdi- nands III. und seines Sohnes Alfons X. nebst Ge- mahlin sind, und daneben dem schönen, 100 m hohen Glockenturm. (S. Tafel: Arabische Kunst I, [* 16] Fig. 4.) Östlich beim Dom ist der erzbischöfl.
Palast, am Domplatz die herrliche Lonja (Börse) vonIuan de Herrera (1598), seit Karl Hl. mit dem 50000 Akten- mappen enthaltenden amerik.
Archiv, ferner der groß- artige königl. Palast Alcazar (s. Taf. I, [* 16] Fig. 5), der an Stelle der maur.
Residenz von 1197 von Peter dem Grausamen von Castilien 1354-64 erbaut ist und vom maur.
Bau nur noch den von 52 Mar- morsäulen umgebenen Patio de las Doncellas (Mädchenbof) sowie den überkuppelten Gesandten- saal enthält.
Karl V. legte die weitläufigen Gärten an. In der Nähe sind die königl. Tabatfabrik (4000 Arbeiterinnen), das Zollamt, die 11000 Zuschauer fassende Arena an der Plaza de Toros.
Das herr- lichste Bauwerk, das die Renaissancekunst des 16. Jahrb. in Spanien geschaffen, ist der Palacio del Ayuntamicnto (Rathaus; s. Tafel: Spanische [* 24] Kunst II, [* 16] Fig. 7).
Am Fluß liegt der Goldturm, Torre del Oro, und weiter der Silberturm, Torre de la Plata.
Ferner sind zu erwähnen: das städtische Mnseum mit den besten Gemälden von Murillo (24), gurbaran (19), Herrera (12), Juan de Castillo (7) u. a.;
die Colombinische (Kapitel-)Bibliotbck, von Fernando Colon, dem jüngsten Sohne des Co- lumdus, mit 20000 Bänden und 100000 Maravedis gestiftet, hat 34000Bände und 1600Handschriften', die Münze, das von Murillo gegründete und mit Meisterwerken von ihm geschmückte Hospital de la Caridad, die 1502 gegründete Universität in einem von Herrera im Renaissancestil erbauten Iesuiten- kollegium, mit philos., jurist. und mathem.-natur- wissenschaftlicher Fakultät (die medizinische befindet sich in Cadiz), gegen 1400 Studenten und einer Bibliothek von 62000 Bänden und 796 Hand- schriften;
das Tcatro de San Francisco für große Opern, das Geburtshaus Murillos und ein Bronzc- ftanddild desselben vor dem Museum, das dem Herzog von Medinaceli gehörige prächtige Haus des Pilatus in maur.
Stil (15. Jahrh.), feruer ein arab. Stadtthor (Puerta del Perdon) und die zier- lichen Glockentürme (frühere Minarets).
Die röm. Wasserleitung [* 25] (Canos de Carmona) mit 410 Bogen [* 26] stammt teilweise von Julius Cäsar, kommt von Alcala-de-Guadaira und versorgt S. mit Trink- wasser.
Der Hafen ist an der Eisenbrücke Puente de Triana unterhalb der Eisenbahnbrücke, der Anlege- platz der ^eedampser neben dem Goldturm, von dem südöstlich der Paseo de Cristina zu dem dem Herzog von Montpcnsier gehörigen Palacio de San Telmo (1682) führt, das eine herrliche maur.
Facade und einen an Palmen, [* 27] Orangen und seltenen Pflanzen reichen Part' hat.
Hieran schließen sich am Strom die prachtvollen Promenaden Las Delicias. Gewerbe und Handel. S. hat Fabrikation von Tabak, [* 28] Hanfwaren, Seife, Fayence, [* 29] Leder und billigen Ledergalanteriewaren, Schokolade, Lakritzen, Schnupftabak (Spaniol von S.), Salpeter, Korken und Eeidenwaren;
dieser letzte Zweig ist sehr zurück- gegangen.
In der jenseitigen Vorstadt Triana (arab.Tharjanab) ist die große königl. Stückgießerei (und das Zigeunerviertel).
Handel und Schiffahrt sind zurückgegangen. S. war Sitz des Rates beider Indien und erhielt 1501 das Monopol des trans- atlantifchen Handels, das es 1720 an Cadiz verlor. Hier luden die Silberflotten ihre Schätze im Gold- turm ab.
Der Strom versandete, die Seeschiffe wur- den größer;
zwar kam nach erfolgter Kanalifation des Flusses neues Leben, doch bleibt die 100 km lange i^tromfahrt beschwerlich und teuer;
trotzdem ist S. das Handclscentrum Andalusiens.
Die Ausfuhr besteht in Wein, Ol (nach Nordfpanien), Oliven, frifch und eingelegt, Korkholz, Stöpfcl, Blei, [* 30] Blei- glanz, Kupfererz, Quecksilber (doch treten die Häfen von Malaga, Alicante und Huelva mehr in Kon- kurrenz), im Küstenhandel Getreide, [* 31] Schafwolle, Seife und Droguen;