Auf der Durchreise wurde er in Genf
[* 4] auf
Calvins Wunsch verhaftet.
Die
Anklage lautete auf Verleugnung
Gottes und Christi.
Auf
Calvins Drängen wurde S. nach mehrfachem Verhör als
Ketzer verbrannt. S. war ein Mann von inniger Frömmigkeit, von größter
Begeisterung für das, was er
als Wahrheit erkannte, und von imponierendem Charakter.
Als Gelehrter besaß er ausgebreitete Kenntnisse, war bekannt als
Entdecker des
Lungenkreislaufs und in mehrern Wissenschaften bewandert. –
Pünjer,DeMichaelisServeti doctrina
(Jena
[* 5] 1876);
Tollin, Das Lehrsystem
MichaelS.s (3 Bde., Gütersloh 1876–78) sowie die übrigen zahlreichen
Arbeiten Tollins über S.; Amallo y Manget,
Historiacritica deMiguelde S. (Madr. 1888);
(frz.; ital. salvietta), das
Tuch, das man beim
Essen
[* 6] zum Schutze der Kleider benutzt. Den
Römern, die im
allgemeinen mit den Fingern aßen, war es unentbehrlich. Zu Ausgang des Mittelalters kam es in
Italien
wieder in Gebrauch und zu Anfang des 16. Jahrh. in
Deutschland.
[* 7] Die Trincierbücher des 17. Jahrh., in denen die S. auch als
Fatscheinlein bezeichnet werden, enthalten
Anweisungen, den S. durch kunstreiches Zusammenfalten die Gestalt von Fächern,
Schiffen, Festungen, Fischen,
Vögeln,
Hunden, Löwen
[* 8] u.s.w. zu geben, um
Tafeln damit zu schmücken. –
Vgl. L. Fritzsche, Illustriertes Serviettenalbum (Frankf. a.M. 1894);
Ch.
Wagner, Der festlich gedeckte Tisch (8. Aufl., Berl.
1894).
(spr. -winnjih),Dorf im Kanton
[* 9] Vigy, Landkreis Metz
[* 10] des
Bezirks Lothringen, 6 km nordöstlich von Metz, zwischen
den nach Busenweiler und Saarlouis führenden
Straßen auf einem Höhenrücken gelegen, hat (1890) 301 kath.
E. und war 1870 ein Stützpunkt der deutschen Einschließungslinie im Bereich des preuß. 1.
Armeekorps und der Schauplatz
blutiger Kämpfe am 14. Aug.
(Schlacht bei Colombey-Nouilly, s. d.) sowie 31. Aug. und
(Schlacht bei
Noisseville, s. d.).
(d. h. knechtisch Gesinnte, vom lat.
servus), diejenigen, die aus
Furcht oder Eigennutz gegen Höhergestellte und Mächtige einen solchen Diensteifer beweisen,
wie es sich mit der Würde des freien
Mannes nicht verträgt.
Ins polit. Leben wurde der
Ausdruck erst 1814 in
Spanien
[* 11] eingeführt,
wo man diejenigen S. nannte, die die unwürdige Politik Ferdinands VII. unterstützten.
im Militärwesen die Geldvergütung, welche den
Personen des Soldatenstandes zur Selbstbeschaffung des
Unterkommens für sich (Personalservis), ihre
Pferde
[* 12] (Stallservis), ihre
Bureaus (Bureauservis) gewährt wird. Im Fall der
Unterbringung in Naturalquartieren erhalten die Quartiergeber den S. gezahlt;
nur im
Kriege wird in der
Regel kein S. bewilligt.
Der
BruderBernhardin von Ricciolini erneuerte die alte
Strenge des
Ordens (1593); seine
Anhänger hießen Einsiedlerserviten.
Diese und die minder strengen S. haben ihre wichtigsten Sitze in
Italien, in
Deutschland haben sie nur noch in
Bayern
[* 17] ein Haus.
Zu den berühmtesten Männern des
Ordens gehört Paolo Sarpi (s. d.). – Der
Orden der Servitinnen, nach
ihrer schwarzen Kleidung auch
SchwarzeSchwestern genannt, entstand zu Lebzeiten Benizis, verbreitete sich in denselben
Ländern
wie die S., existiert aber nur noch in wenigen
Klöstern. –
Vgl. Soulier,Vie de Bénizi, propagateur de l'ordredesServites de Marie (Par. 1885);
Histoirede l'Ordre des Servites (1233–1310), par un ami des Servites (2 Bde.,
ebd. 1890).
Tullius, der als sechster röm. König 578–534
v. Chr. regiert haben soll, war nach der
gewöhnlichen Sage der Sohn eines
Gottes und einer Sklavin des
Tarquinius Priscus, Ocrisia, und von früh auf durch Wunderzeichen
verherrlicht. Nach etrusk.
Chroniken dagegen wäre er ein
Etrusker gewesen, der mit seinem heimischen
NamenMastarna geheißen
und mit einer Schar Landsleute in
Rom
[* 18] sich festgesetzt hätte. Zum Eidam des
Tarquinius erhoben, wurde
er nach dessen
Tode König mit Hilfe der Gemahlin des Verstorbenen,
Tanaquil.
Seiner Regierung wurden glückliche
Kriege mit den Vejentern, hauptsächlich aber eine großartige Verfassungsreform zugeschrieben,
die aus
Patriciern und
Plebejern ein einheitliches, nach lokalenTribus geteiltes und danach wieder in bestimmte
Steuer- und Heeresklassen (Centurien) gegliedertes
Volk schuf. Doch wird bezweifelt, daß diese
Einteilung schon in die Königszeit
gehört. Sicher fällt dagegen noch in diese die ebenfalls dem
S. T. zugeschriebene Herstellung einer noch in den Resten erhaltenen
gewaltigen Stadtmauer (ServianischeMauer, s.
Rom, Bd. 13, S. 941a.).
Endlich wird der der Diana auf dem Aventin in
Rom als ein zweites gemeinsames Heiligtum des Latinischen
Bundes geweihte
Tempel
[* 19] als das Werk des
S. T. bezeichnet. Außerdem soll
S. T. nach der
Tradition geprägtes Barrengeld eingeführt haben.
S. T. hatte,
wie erzählt wird, seine beidenTöchter mit den
Söhnen desTarquinius Priscus verheiratet. Die eine, des
Aruns Gattin, trat in ein ehebrecherisches Verhältnis zu dessen
BruderLucius und heiratete ihn, nachdem er seine Gattin
und sie
ihren Gemahl gemordet. Dann reizte sie ihren neuen Gemahl zur Verschwörung gegen ihren
Vater. S.T. wurde erschlagen.
Über die blutige
Leiche fuhr die entartete Tochter mit ihrem Wagen. –
Vgl. Gardthausen,Mastarna oder
S. T. (Lpz.
1882).
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