neun
Tragödien vollständig erhalten. Von diesen werden sieben («Hercules [furens]»,
«Thyestes», «Phaedra», «Oedipus»,
«Troades»,
«Medea» und
«Agamemnon») jetzt allgemein S. zugeschrieben, der sie wohl in jüngern Jahren, vielleicht wahrend seiner
Verbannungszeit auf Corsica
[* 2] verfaßte; eine achte («Hercules Oetaeus»)
wird wenigstens in ihrem zweitenTeile ihm abgesprochen; die neunte, «Octavia», ist erst nach Neros
Tode verfaßt, kann also schon deswegen nicht von S. sein. Sie behandelt das Ende der Gemahlin Neros, die diesen
Namen trägt.
Eine kritische
Ausgabe der
Tragödien lieferten Peiper und
Richter (Lpz. 1867), eine neue
Leo (2 Bde., Berl. 1878–79),
eine vollständige deutsche
Übersetzung Swoboda (3 Bde.,
Wien
[* 3] 1828–30).
Falls (spr. fahls),Ort im County
Seneca im nordamerik.
Staate Neuyork,
[* 4] westlich von
Syracuse, am
Seneca-River
und der Neuyork-Centralbahn, hat (1890) 6116 E., gute Wasserkraft und natürliches
Gas, Fabriken für Handpumpen, Feuerdampfpumpen,
Strickwaren.
L.,Kreuzkraut, Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen,
[* 5] mit gegen 400
Arten fast auf der ganzen Erde,
besonders aber in den gemäßigten Zonen und gebirgigen Gegenden, kraut- oder strauchartige Gewächse,
meist mit gelappten fiederteiligen
Blättern.
Ihre Blütenkorbchen haben eine walzige, aus einer Reihe von Schuppenblättern
bestehende, am
Grunde mit kleinen Schüppchen umgebene Korbhülle, deren Schuppenblätter an der
Spitze schwarzbraun zu sein
pflegen; die
Strahl- und die Scheibenblüten sind meist gelb (erstere selten rot oder weiß), der
Kelch
(Pappus) besteht aus mehrern Reihen einfacher
Haare.
[* 6] Zu den verbreitetsten einheimischen
Arten gehören das gemeineKreuzkraut(S. vulgarisL.), auch
Baldgreis, eins der gewöhnlichsten Unkräuter des bebauten
Bodens, durch den
Mangel des
Strahls von den
meisten übrigen
Arten unterschieden; das Jakobskraut(S.JacobaeaL.), eine schöne
Pflanze mit goldgelben,
strahlenden Blütenkörbchen und fiederteiligen
Blättern, welche häufig an Ackerrainen und felsigen Orten wächst; die Waldkreuzkräuter
(S. silvaticusL., viscosusL.,nemorensisL.), in Wäldern häufig, wo ersteres oft ganze
Blößen und Schlagflächen überzieht,
u.a.m.
Unter den ausländischen
Arten ist namentlich S. elegansL. aus
Afrika
[* 7] zu erwähnen, eine beliebte Sommerzierpflanze,
deren Strahlblume bald weiß, bald rosen-, bald purpurrot gefärbt und deren Scheibenblüten oft in ebenso gefärbte Zungenblüten
umgewandelt erscheinen (volle Blütenkörbchen). Es ist eine einjährige
Pflanze, welche ohne besondere Pflege gedeiht. Eine
sehr schöne strauchige
Art ist das in Mexiko
[* 8] heimische S.Petasites DC., mit großen sammetigen 5–7lappigen
Blättern und straußförmigen Rispen kleiner gelber
Blumen; sie wird im Kalthaus kultiviert, gedeiht aber auch sehr gut im
Zimmer.
Während des
Sommersins Freie gepflanzt, entwickelt sie sich sehr schnell zu einer imposanten
Blattpflanze.
[* 9]
Aloys, der Erfinder des
Steindrucks (s.
Lithographie), geb. zu
Prag,
[* 10] kam in
früher
Jugend nach
München,
[* 11]
ging hier zum
Theater,
[* 12] verließ aber dasselbe nach einigen Jahren. Es gelang ihm, zunächst die
vertiefte, dann die erhöhte
Manier des
Steindrucks zu erfinden, worauf er eine chem. Steindruckerei errichtete. Er zog seine
BrüderTheobald und
GeorgS. in seinGeschäft, dem er in
Verbindung mit dem Hofmusikus Gleißner eine größere
Ausdehnung
[* 13] gab; zugleich erhielt er 1799 vom Kurfürsten von
Bayern
[* 14] ein Privilegium auf 15 Jahre.
Bald nachher traten
S. und Gleißner mit dem Musikverleger
André in Offenbach
[* 15] in
Verbindung, der ihnen 2000 Thlr. für die Erfindung
zahlte, und ließen sich nun in Offenbach nieder. S. veruneinigte sich jedoch mit
André und ging 1800 mit
seinen
Brüdern nach
Wien, wo er mit Gleißner wieder den
Notendruck betrieb.
Da aber der Ertrag nicht die Kosten deckte, so
überließ S. das ihm erteilte Privilegium an
Steiner in
Wien und schloß mit den Gebrüdern Faber, die
in St. Pölten eine
Kattundruckerei besaßen, einen vorteilhaften
Vertrag ab. 1806 kam er auf den Wunsch des
FreiherrnChristoph
von
Aretin nebst Gleißner nach
München, wo er die Steindruckerei bald in
Aufnahme brachte. 1809 erhielt er die
Aufsicht über
die inzwischen unter Direktion
Utzschneiders für Landkarten
[* 16] bei der königl.
Kommission des Steuerkatasters
eingerichtete Steindruckerei mit einem lebenslänglichen Jahrgehalt für sich und Gleißner und die Erlaubnis, auch seine
eigene Druckerei in
Verbindung mit
Aretin besorgen zu dürfen. S. widmete sich nun der weitern Ausbildung seiner Kunst; fast
alle in der
Lithographie üblichen
Manieren sind von ihm zuerst versucht. 1826 machte er die Erfindung,
farbige
Blätter zu drucken (Mosaikdruck), welche den Ölgemälden gleichen; 1833 gelang es ihm, solche auf
Stein reproduzierte
Ölgemälde auf Leinwand zu drucken.
Strom des nordwestl.
Afrikas, 1430 km lang. Er umfaßt ein Gebiet von 440500 qkm und entsteht
aus zwei Quellflüssen. Der
Bafing
(Baleo) entspringt im
Gebirge von
Futa-Dschalon, südwestlich von
Timbo, in einer Höhe von 750 m
ü.d.M. Er ist nicht schiffbar; zur Trockenzeit versiegt er fast ganz. Der
Bakhoi hat seine
Quellen nördlich von Didi. Nach
derVereinigung beider bei Bafulabe bildet der S. den 16 m hohen und 300 m breiten Wasserfall von Guina
und unmittelbar vor Medina die Felufälle.
Bei Medina (1032 km von der
Küste) liegt das
Flußbett nur mehr 67 m ü.d.M. Hier mündet der aus
Kaarta strömende, 200 km
lange Kuniakari (Tarakole), welcher in der heißen Zeit nahezu austrocknet. 100 km weiter abwärts, oberhalb
von
Bakel, nimmt der S. den
Faleme auf, der in
Futa-Dschalon entspringt,
Bambuk von
Bondu scheidet und in der Trockenzeit nur
aus einer Reihe von Tümpeln besteht. Am Zusammenfluß hat der S. eine
Breite
[* 18] von 300 m und eine
Tiefe
von 8
m in der Regenzeit. Bei
Bakel (900 km von der
Küste) tritt er aus dem Gebirgsland in weit ausgedehnte Sumpfgebiete. Er
strömt in unzähligen
¶
mehr
Windun-856 gen und bildet große, äußerst fruchtbare Inseln, darunter die Elfenbeininsel oder Morfil. Etwa 266 km oberhalb
seiner Mündung zerteilt sich der S. in eine Masse von Armen (Marigot) und in den Guiersee (150 km lang). Das Mündungsdelta
umfaßt 1500 qkm. Fürchterliche Brandungen und eine je nach der Jahreszeit 2½–4 m tiefe Barre erschweren
monatelang das Einlaufen in den Strom. An der Mündung liegen mehrere Inseln, darunter jene, auf welcher sich die Stadt St.
Louis befindet.
Die periodischen Überschwemmungen machen das anstoßende Tiefland durch den zurückgelassenen Schlamm sehr fruchtbar, aber
auch ungesund. Der S. ist schiffbar für Dampfer bis Kayes, aber nur während der Regenzeit, von Juni bis
Mitte Oktober. Während der darauffolgenden Trockenzeit ist er nur schiffbar bis Mafu oberhalb Podor (400 km von St. Louis);
für ganz flache Schleppschiffe noch bis Bakel, doch nur bis Ende März. – Der Strom ist der Chretes oder Chremetes des Karthagers
Hanno und wird von spätern Autoren auch Stachir und Bambotus genannt. Der S. wurde 1447 von dem Portugiesen
Lancerota wieder entdeckt und nach den Senegal-Berbern an seiner Mündung benannt. S. wird auch die KolonieSenegambien (s. d.)
genannt.