S. als
Abschluß der noch unverbundenen Hauptanlagen des
Zwingers errichtete. Die Möglichkeit eigener Vollendung dieses Monumentalwerkes
verscherzte sich S. durch seine Beteiligung an dem Maiaufstande 1849. Er wendete sich zunächst nach
Paris,
[* 2] dann nach England,
wo er 1851 eine
Stelle bei der
Akademie zu Marlboroughhouse erhielt. Sein
Rat war wesentlich mitbestimmend
bei der seit 1851 in England beginnenden
Reform des kunstgewerblichen Unterrichts und besonders bei der
Anlage des
South-Kensington-Museums.
Damals entstand seine
Schrift«Über die vier Elemente der
Baukunst»
[* 3] (Braunschw. 1851) und verschiedene andere kunstgewerbliche
Abhandlungen, die ihre systematische Weiterführung in dem epochemachenden
Buche «Der
Stil in den technischen und
tektonischen Künsten» (2 Bde.,
Münch. 1860‒63; 2. Aufl. 1878-79) erhielten. 1855 folgte er dem Ruf an das neuerrichtete
Polytechnikum in Zürich,
[* 4] um nun den großartig schlichten
Bau für diese Anstalt, zugleich aber auch die Leitung des Baufaches an der
Schule in die
Hand
[* 5] zu nehmen (1859‒64).
Gleichzeitig entstand dieSternwarte
[* 6] in Zürich,
das
Stadthaus zu Winterthur
(1805‒66), der Bahnhof zu Zürich
und in monumentalem
Sinne gehaltene Privathäuser, sowie die
Entwürfe für ein großartiges
Theater
[* 7] für Rio
[* 8] de Janeiro.
Der große
Plan der Errichtung eines zunächst für Richard
Wagners Operndramen bestimmten
Theaters in
München
[* 9] zerschlug sich
zwar, doch wurde S. bald danach die Gelegenheit geboten, an
Stelle seines abgebrannten
Theaters
in
Dresden
[* 10] ein neues und größeres zu bauen, das 1877 zum
Abschluß kam. 1869 wurde S. zuerst als Juror, später als Leiter
der Bauten der
k. k. Hofmuseen, der
Hofburg und des Hofburgtheaters nach
Wien
[* 11] berufen, wohin er 1871 übersiedelte.
Hier hat S. zunächst in den Museen, welche durch Hasenauer nach teilweise verändertem
Plane gebaut wurden (s.
Tafel: Museen
Ⅰ,
[* 1]
Fig. 4), seine Gestaltungskraft in neuer Frische bewährt. (Vgl. Die
k. k. Hofmuseen in
Wien und
Gottfried S. Drei
Denkschriften
G.
S.s, hg. von seinen
Söhnen, Innsbr. 1892.) Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er in
Italien
[* 12] und starb in
Rom.
[* 13] Sein Bronzestandbild (von
Schilling) wurde auf der Brühlschen
Terrasse in
Dresden
enthüllt.
Von
S.sSchriften sind noch zu erwähnen: «Über die formelle Gesetzmäßigkeit des Schmucks und dessen Bedeutung als Kunstsymbol»
(Zür. 1856),
«Wissenschaft,
Industrie und Kunst» (Braunschw. 1852),
«Über die bleiernen Schleudergeschosse
der Alten» (Frankf. 1859).
Alle Einzelschriften
S.s finden sich zusammengestellt in der von seinen
SöhnenManfred und
Hans S.
herausgegebenen Sammlung
«KleineSchriften» (Berl. 1884). –
Vgl.
HansSemper,Gottfried S. Ein
Bild seines Lebens und Wirkens
(Berl. 1880);
Karl, Zoolog und
Reisender, Neffe von
Gottfried S., geb. zu
Altona,
[* 16] besuchte die Seekadettenschule zu
Kiel
[* 17] und die Polytechnische Schule zu Hannover
[* 18] und bezog dann die
UniversitätWürzburg,
[* 19] wo er Naturwissenschaften, speciell
Zoologie studierte. Von 1859 bis 1861 bereiste er den größten
Teil der Philippinen, 1862 die Palau-Inseln. 1863 ging
er für einige Zeit nach der zur Gruppe der Visayas gehörenden
InselBohol. Nachdem er 1864 von hier noch eine
Reise nach Mindanao
unternommen hatte, kehrte er 1865 nach Europa
[* 20] zurück, habilitierte sich 1866 an der
UniversitätWürzburg als
Docent für Zoologie und wurde 1868 zum außerord., 1869 zum ord.
Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie daselbst ernannt. 1872 erhielt er das Direktorium des neugegründeten Zoologisch-zootomischen
Institus. 1877 begab er sich nach den
Vereinigten Staaten
[* 21] von
Amerika,
[* 22] um in
Boston
[* 23] eine Reihe wissenschaftlicher Vorträge
zu halten, und bereiste dann Nordamerika
[* 24] bis zum
Stillen Ocean. 1888 wurde unter seiner Leitung der Neubau
eines Zoologisch-zootomischen
Instituts begonnen und dasselbe eröffnet. Er starb zu
Würzburg.
«Die natürlichen Existenzbedingungen der
Tiere» (2 Bde., ebd.
1880),
«Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten
Tiere» (Würzb. 1875). Die unter seiner Leitung im Zoologisch-zootomischen
Institut zu
Würzburg angestellten Untersuchungen haben seit 1872 die Herausgabe eines wissenschaftlichen Journals:
«Arbeiten
aus dem Zoologisch-zootomischen
Institut», möglich gemacht, von welchem bis 1891 9
Bände und vom 10.
Bande
das 1. Heft erschienen sind. –
eigentlich «sendbar
Freie» (sentbere Vrimannen, Homines synodales), im Mittelalter die Vollfreien, die
dem alten Grafengericht unterstanden und im Sendgericht des
Bischofs erschienen. Nur derAdel war dem bischöfl.
Gericht in der Diöcesansynode, das für ihn die
Stelle der Sendgerichte der Archidiakone vertrat, unterstellt, daher erhielt
sich für ihn die Bezeichnung S. Der Schwabenspiegel begreift unter S. nicht sämtliche Reichsunmittelbaren, sondern nur
die Fürsten und freien Herren. Diese willkürliche Deutung erlangte allmählich das Übergewicht, so daß
bis in neuere Zeit adlige Geschlechter, wie die Herren von Limburg
[* 26] und die
Grafen Schaffgotsch, den
Titel S. führten und damit
ihre erbliche Reichsfreiheit hervorhoben. –