ungar. Zimony, serb. Zemun, selbständige Stadt im Komitat Syrmien in Kroatien und Slawonien, auf der Landzunge zwischen Save und Donau, mit dem jenseit der Save liegenden Belgrad [* 3] durch eine Eisenbahnbrücke verbunden, an der Linie Budapest-Belgrad der Ungar. Staatsbahnen, [* 4] ist Sitz eines Bezirksgerichts, griech. Erzpriesters und kath. Dekanats, Hauptzoll- und Kontumazamtes, besteht aus der innern Stadt und den Vorstädten Franzensthal und Josefstadt und hat (1890) 12823 meist serb. und deutsche E., in Garnison ein Bataillon des 29. Infanterieregiments «Freiherr von Laudon», acht Kirchen, eine Staats-Oberreal- und höhere Handelsschule, weibliche Industrieschule, eine Sammlung röm. Altertümer und ein Krankenhaus [* 5] der Barmherzigen Schwestern. Haupthandelsartikel sind landwirtschaftliche Produkte, Gartengewächse, Obst, Felle, Häute, Cerealien und Vieh. Auf dem Zigeunerberg an der Donau die Reste des Schlosses Joh. Hunyadys, der 1456 zu S. starb.
s. Polyporus.
Bergsattel in den Cetischen Alpen [* 6] (s. Ostalpen, Bd. 12, S. 696 b), verbindet den Fischbacher Zug mit dem Floningzuge. Die Fußpunkte dieses schon im Altertum benutzten Bergjochs sind Gloggnitz in Niederösterreich (439 m) und Mürzzuschlag in Steiermark [* 7] (672 m ü. d. M.). Die Höhe des Sattels ist 980 m. Der Name ist slawisch und kommt vom altslaw. Wortstamme smrk, der allgemein Nadelholz bezeichnet. Ein Saumweg bestand bereits seit Beginn des 13. Jahrh. Eine Fahrstraße ließ Karl Ⅵ. ausführen, die 1728 vollendet wurde. Sie wurde 1840 durch eine längere, aber leichter fahrbare ersetzt, die jetzt durch die Semmeringbahn (s. d.) in den Hintergrund gedrängt ist. –
Vgl. Silberhuber und Rabl, Führer auf den S. und seine Umgebung (4. Aufl., Wien [* 8] 1890).
bis zur Vollendung der neuern großen Alpenbahnen eine der kühnsten und großartigsten Eisenbahnbauten in Europa, [* 9] führt von Gloggnitz bis Mürzzuschlag, ist also nur ebenso lang wie die Gesamtlänge aller 56 Tunnels der Gotthardbahn. Die S. (41, in Kursbüchern 57 km) zählt 15 Tunnels (Gesamtlänge 4275 m) und 16 Viadukte (Gesamtlänge 1481 m). Unter den Tunnels ist der Große Semmeringtunnel, welcher in 897 m Höhe unter dem Passe (980 m) durchgeht, mit 1428 m der längste (die Gotthardbahn besitzt außer dem Haupttunnel noch weitere acht Tunnels von größerer Lange), unter den Viadukten jener bei Payerbach (228 m lang, 25 m hoch); der höchste und imposanteste Viadukt ist aber jener über die Kalte Rinne (184 m lang, 46 m hoch, in zwei Stockwerken); die größte Steigung beträgt 25 Promille. Die Baukosten betrugen 22 ½ Mill. Fl., d. i. etwa 530000 Fl. pro Kilometer. Seit 1882 besteht unfern der Station Semmering das von der Südbahngesellschaft erbaute Semmeringhotel; außerdem drei Privathotels auf und nahe der Paßhöhe selbst.
(grch.), die Ehrwürdigen, Kultname der versöhnten Erinnyen [* 10] (s. d.) zu Athen. [* 11]
german. Volk, ursprünglich das angesehenste im Bunde der Sueven (s. d.), zu dessen religiöser Feier sich Abgesandte der einzelnen suevischen Stämme im heiligen Haine der S. vereinten, den man bei Mittenwalde sucht. Sie wohnten zwischen der mittlern Elbe und Oder, zu beiden Seiten der Spree. 17 n. Chr. trennten sie sich von der Oberhoheit Marbods und schlossen sich dessen Gegner Armin an. Seit Ausgang des 2. Jahrh. n. Chr. schwindet ihr Name; sie zogen mit andern Stämmen nach Süddeutschland und bildeten den Hauptstock der Alamannen. –
Vgl. Baumann, Schwaben und Alamannen (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», Bd. 16, Gött. 1876).
s. Schlankaffen. ^[= eine aus zwei Gattungen und 30 Arten bestehende Familie der altweltlichen ...]
ital. Maler, s. Franco, Giov. Battista.
griech. Dichter, s. Simonides. ^[= Name zweier berühmter griech. Dichter. Der ältere (der aber, wie es scheint, vielmehr ...]
Saucus, s. Dius Fidius. ^[= s. Dius Fidius.]
(spr. ßĕmŏá), rechter Nebenfluß der Maas, entspringt in der belg. Provinz Luxemburg [* 12] bei Arlon, berührt Chiny, Florenville und Bouillon, durchfließt die südöstl.
Ecke von Namur, [* 13] tritt in das franz. Depart. Ardennes und mündet, 165 km lang, bei Montherme.
Semp.,
Sempach,
Stadt im
Bezirk
Sursee des schweiz. Kantons Luzern,
auf dem rechten Ufer des Semp
acher Sees, an der Linie Olten-Luzern
der
Schweiz.
[* 14]
Centralbahn, hat (1888) 1106 E., darunter 11
Evangelische, Post und
Telegraph.
[* 15] Jetzt ein unbedeutendes Landstädtchen
mit zerfallenen
Türmen und
Mauern, ist S. historisch wichtig durch die
Schlacht bei S. in der
die Eidgenossen, angeblich durch die Selbstaufopferung
Arnold Winkelrieds, einen vollständigen
Sieg über den vorderösterr.
Adel unter
Herzog
Leopold errangen, der dabei mit 1400 Edeln den
Tod fand. Eine Kapelle und ein Denkstein 2 km nordöstlich von
S. bezeichnen das Schlachtfeld, das am Jahrestage der
Schlacht viel besucht wird. 1886 wurde auf dem Kirchplatz
zu S. eine
Säule mit einem Löwen
[* 16] errichtet. –
Vgl. Liebenau, Die Schlacht bei S. (Luzern [* 17] 1886).
Der Semp
acher See, ein stiller fischreicher (Semp
acher Ballchen) Wasserspiegel, von Hügeln umgeben, liegt 12 km nordwestlich
von Luzern
in 507 m Höhe, ist 8 km lang, 2,5 km breit, 14,3 qkm groß und sendet seinen Abfluß, die Suhr,
zur
Aare.
Gottfried, Baumeister, geb. in Hamburg, [* 18] besuchte das Johanneum seiner Vaterstadt und widmete sich dann zu Göttingen [* 19] archäol. und mathem., besonders aber militärwissenschaftlichen Studien. Seit 1825 studierte er in München, [* 20] arbeitete einige Zeit in Regensburg [* 21] bei Herausgabe des Domwerkes und wandte sich nach Paris, [* 22] um seine Studien unter Gau zu vollenden. Nach dreijährigem Aufenthalt begab er sich 1830 auf eine längere Studienreise nach dem Süden und besuchte Italien, [* 23] Sicilien und Griechenland. [* 24]
Hier machte er die damals noch Widerspruch erweckenden Beobachtungen über die Polychromie (s. d.) bei den Griechen. Nach der Rückkehr schuf S. in Hamburg das Donner-Museum, besuchte 1832 Schinkel in Berlin, [* 25] der ihn an seiner Statt 1834 für die Professur an der Dresdener Akademie vorschlug, wo er neben seiner Lehrthätigkeit einen großen praktischen Wirkungskreis gewann. Nachdem er sich beim Bau der neuen Synagoge (1838‒40) zweckentsprechend an den byzant.-orient. Centralbau gehalten und namentlich die Dekoration meisterhaft durchgebildet hatte, gab er in dem Hoftheater (1839‒41) das glänzendste Zeugnis seiner Gestaltungskraft. Neben Wohnhausbauten in Dresden [* 26] (Villa Rosa, Palais Oppenheim, beide in edlem Renaissancestil) beschäftigte ihn als Hauptwerk seit 1846 der Neubau des Dresdener Museums (Mittelbau, s. Tafel: Museen Ⅰ, [* 1] Fig. 3), welches ¶
S. als Abschluß der noch unverbundenen Hauptanlagen des Zwingers errichtete. Die Möglichkeit eigener Vollendung dieses Monumentalwerkes verscherzte sich S. durch seine Beteiligung an dem Maiaufstande 1849. Er wendete sich zunächst nach Paris, dann nach England, wo er 1851 eine Stelle bei der Akademie zu Marlboroughhouse erhielt. Sein Rat war wesentlich mitbestimmend bei der seit 1851 in England beginnenden Reform des kunstgewerblichen Unterrichts und besonders bei der Anlage des South-Kensington-Museums. Damals entstand seine Schrift «Über die vier Elemente der Baukunst» [* 28] (Braunschw. 1851) und verschiedene andere kunstgewerbliche Abhandlungen, die ihre systematische Weiterführung in dem epochemachenden Buche «Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten» (2 Bde., Münch. 1860‒63; 2. Aufl. 1878-79) erhielten. 1855 folgte er dem Ruf an das neuerrichtete Polytechnikum in Zürich, [* 29] um nun den großartig schlichten Bau für diese Anstalt, zugleich aber auch die Leitung des Baufaches an der Schule in die Hand [* 30] zu nehmen (1859‒64). Gleichzeitig entstand die Sternwarte [* 31] in Zürich, das Stadthaus zu Winterthur (1805‒66), der Bahnhof zu Zürich und in monumentalem Sinne gehaltene Privathäuser, sowie die Entwürfe für ein großartiges Theater [* 32] für Rio [* 33] de Janeiro.
Der große Plan der Errichtung eines zunächst für Richard Wagners Operndramen bestimmten Theaters in München zerschlug sich zwar, doch wurde S. bald danach die Gelegenheit geboten, an Stelle seines abgebrannten Theaters in Dresden ein neues und größeres zu bauen, das 1877 zum Abschluß kam. 1869 wurde S. zuerst als Juror, später als Leiter der Bauten der k. k. Hofmuseen, der Hofburg und des Hofburgtheaters nach Wien berufen, wohin er 1871 übersiedelte.
Hier hat S. zunächst in den Museen, welche durch Hasenauer nach teilweise verändertem Plane gebaut wurden (s. Tafel: Museen Ⅰ, [* 27] Fig. 4), seine Gestaltungskraft in neuer Frische bewährt. (Vgl. Die k. k. Hofmuseen in Wien und Gottfried S. Drei Denkschriften G. S.s, hg. von seinen Söhnen, Innsbr. 1892.) Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er in Italien und starb in Rom. [* 34] Sein Bronzestandbild (von Schilling) wurde auf der Brühlschen Terrasse in Dresden enthüllt.
Von S.s Schriften sind noch zu erwähnen: «Über die formelle Gesetzmäßigkeit des Schmucks und dessen Bedeutung als Kunstsymbol» (Zür. 1856),
«Wissenschaft, Industrie und Kunst» (Braunschw. 1852),
«Über die bleiernen Schleudergeschosse der Alten» (Frankf. 1859). Alle Einzelschriften S.s finden sich zusammengestellt in der von seinen Söhnen Manfred und Hans S. herausgegebenen Sammlung «Kleine Schriften» (Berl. 1884). –
Vgl. Hans Semper, Gottfried S. Ein Bild seines Lebens und Wirkens (Berl. 1880);
Lipsius, Gottfried S. in seiner Bedeutung als Architekt (ebd. 1880);
Sommer, Gottfried S. (ebd. 1886).
Von seinen Söhnen wirkt der älteste, Manfred, geb. zu Dresden, als Architekt in Hamburg. Er baute nach den Plänen seines Vaters das neue Dresdener Theater und 1886‒88 gemeinsam mit Krutisch das Naturhistorische Museum zu Hamburg. – Hans S., geb. zu Dresden, ist Professor der Kunstgeschichte in Innsbruck. [* 35] Er schrieb: «Hervorragende Bildhauer-Architekten der Renaissance» (mit Wilh. Barth, Dresd. 1880),
«Carpi, ein Fürstensitz der Renaissance» (mit F. O. Schulze und Wilh. Barth, ebd. 1882),
«Donatellos Leben und Werke» (Innsbr. 1887),
«Die Brixener Malerschulen des 15. und 16. Jahrh.» (ebd. 1892).
Karl, Zoolog und Reisender, Neffe von Gottfried S., geb. zu Altona, [* 36] besuchte die Seekadettenschule zu Kiel [* 37] und die Polytechnische Schule zu Hannover [* 38] und bezog dann die Universität Würzburg, [* 39] wo er Naturwissenschaften, speciell Zoologie studierte. Von 1859 bis 1861 bereiste er den größten Teil der Philippinen, 1862 die Palau-Inseln. 1863 ging er für einige Zeit nach der zur Gruppe der Visayas gehörenden Insel Bohol. Nachdem er 1864 von hier noch eine Reise nach Mindanao unternommen hatte, kehrte er 1865 nach Europa zurück, habilitierte sich 1866 an der Universität Würzburg als Docent für Zoologie und wurde 1868 zum außerord., 1869 zum ord.
Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie daselbst ernannt. 1872 erhielt er das Direktorium des neugegründeten Zoologisch-zootomischen Institus. 1877 begab er sich nach den Vereinigten Staaten [* 40] von Amerika, [* 41] um in Boston [* 42] eine Reihe wissenschaftlicher Vorträge zu halten, und bereiste dann Nordamerika [* 43] bis zum Stillen Ocean. 1888 wurde unter seiner Leitung der Neubau eines Zoologisch-zootomischen Instituts begonnen und dasselbe eröffnet. Er starb zu Würzburg.
Von S.s größern Schriften sind zu nennen: «Entwicklungsgeschichte der Ampullaria polita Deshayes nebst Mitteilungen über die Entwicklungsgeschichte einiger andern Gastropoden aus den Tropen» (Utr. 1862),
«Reisen im Archipel der Philippinen» (Tl. 2: «Wissenschaftliche Resultate», Bd. 1: «Holothurien», [* 44] Lpz. 1868; Bd. 2: «Malakologische Untersuchungen», 18 Hefte und 4 Supplementhefte, Wiesb. 1870‒92; Bd. 3: «Landmollusken», Heft 1‒7, ebd. 1872‒85),
«Die Philippinen und ihre Bewohner» (Würzb. 1869),
«Die Palau-Inseln im Stillen Ocean» (Lpz. 1873),
«Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere» (2 Bde., ebd. 1880),
«Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten Tiere» (Würzb. 1875). Die unter seiner Leitung im Zoologisch-zootomischen Institut zu Würzburg angestellten Untersuchungen haben seit 1872 die Herausgabe eines wissenschaftlichen Journals: «Arbeiten aus dem Zoologisch-zootomischen Institut», möglich gemacht, von welchem bis 1891 9 Bände und vom 10. Bande das 1. Heft erschienen sind. –
Vgl. Schuberg, Karl S. (Würzb. 1893).