und verließ nach der Hinrichtung des Königs den
Staatsdienst. Er zog sich nach Chátenay bei Sceaur zurück, wo er den
Unterhalt
für seine Familie durch Schriftstellerei erwarb, da er in der Schreckenszeit sein großes Vermögen verloren hatte. Unter
dem
Konsulat wurde S. Mitglied des Gesetzgebenden Körpers, des
Staatsrates und 1803 des
Instituts. Bei
Errichtung des Kaiserthrons ernannte ihn Napoleon I. zum
Grafen, zum Oberceremonienmeister und 1813 zum Senator.
Nach der ersten Restauration erhob ihn
Ludwig XVIII. zum Pair; doch verlor er diese Würde,
weil er während der
Hundert Tage
in die Dienste
[* 2] des
Kaisers getreten war. Erst 1818 erhielt er seinen Sitz in der Pairskammer zurück.
Er starb S. veröffentlichte das
«Théatre de l'Hermitage» (2 Bde., Par.
1798),
eine Sammlung geistreicher
Lustspiele, die für das Privattheater der russ. Kaiserin geschrieben waren. Hierauf erschien
sein
«Tableau historique et politique de l'Europe de 1786-96, contenant l'historie de
Fréderic-Guillaume II»
(3 Bde., Par. 1800 u. ö.),
dem anmutige «Contes, fables, chansons et vers» (ebd. 1801) folgten.
In den spätern Jahren beschäftigte sich S. viel mit
histor.
Studien. Aus dieser
Periode sind zu erwähnen: «Historie universelle ancienne et moderne» (44 Bde.,
Par. 1817; 10 Bde., 1821 u. ö.),
«Galerie morale et politique (ebd. 1817; 5. Aufl. 1813), und seine interessanten »Memoirs ou souvenirs
et anecdotes" (3 Bde., ebd. 1825-26; neue Ausg., 2 Bde.,
1859). Seine «Œuvres complètes» erschienen in 34
BändenParis
[* 3] 1824-30.
[* 1] Am S. sind beteiligt 1) die in der Netzhaut ausgebreiteten letzten Endigungen des
Sehnerven (Stäbchen- und Zapfenschicht), die auf die Einwirkung von
Lichtstrahlen durch eine bestimmte Erregung reagieren;
2) die
Sehnerven, deren Fasern die Erregung nach den Gehirnteilen leiten, in denen sie wurzeln;
3) diese Gehirnteile selbst, in denen die Erregung in Lichtempfindung umgesetzt wird. Während
die Erregung durch
Lichtstrahlen keinem andern
Nerven,
[* 4] sondern ausschließlich der erwähnten Netzhautschicht zukommt, ruft
jede andersartige (mechan., elektrische, thermische, chem.) Reizung
der beim S. beteiligten
Substanzen immer nur dieselbe Erregungsform, nämlich die Lichtempfindung, hervor.
Bei den vollkommenem
Tieren bilden nun die Querschnitte der Stäbchen undZapfen
[* 5] ein sehr feines Mosaik und wird das von einem
jeden Punkte eines leuchtenden Objekts ausgehende Licht
[* 6] auf ein Feldchen dieses Mosaiks konzentriert und die dadurch hervorgerufene
Erregung gesondert zum
Gehirn
[* 7] geleitet, das demnach ebenso viele Einzeleindrücke erhält, als Feldchen des Mosaiks vom Licht
getroffen werden.
Das auf der Netzhaut entworfene Mosaikbild eines Objekts, das desto mehr einem kontinuierlichen
Bilde
gleichen muß, je feiner und zahlreicher die Feldchen sind, kommt in dieser
Weise zur
Anschauung.
Über dieWeise, in der die
Wirkung der
Lichtstrahlen in
Lichtempfindung umgesetzt wird, weiß man nur, daß eine chem. Einwirkung
auf das von
Boll und Kühne entdeckte Sehrot
(Sehpurpur),
d. i. eine die Netzhaut durchdringende blaßrote,
durch Einwirkung des Lichts erblassende
Substanz, eine Hauptrolle spielt.
Wenigstens läßt sich an einem unter besondern Vorsichtsmaßregeln herausgenommenen
Auge
[* 8] die Form der Objekte, die sich unmittelbar
vorher auf der Netzhaut abbildeten, in einem blassen
Bilde erkennen
(Photogramm). Die Lösung der rein
physik.
Aufgabe, auf der Netzhaut
Bilder der Sehobjekte zu entwerfen, vollzieht sich in der
Tierwelt nach einem dreifachen
Typus.
Bei dem ersten, den musivisch zusammengesetzten
Augen der
Krebse und
Insekten
[* 9] (s. beistehende
[* 1]
Fig. 1), endet die Netzhaut mit
einem halbkugeligen Körper g, auf dessen Oberfläche seine cylindrische, radienartig angeordnete Röhrchen
r sitzen, an deren
Boden die feinen Sehnervenfasern enden und die durch für Licht unempfindliche Scheidewände getrennt sind.
Die Sonderung der Lichteindrücke und die Entstehung eines Mosaikbildes ist nun dadurch gegeben, daß nur solche Punkte der
Außenwelt die
Nervenfaser eines Röhrchens erregen können, die in der geradlinigen Fortsetzung desselben
liegen. Neben den eben geschilderten einfach musivischen
Augen giebt es auch dioptrisch musivische, in denen die einzelnen
Röhrchen mit kleinen, das Licht sammelnden, linsenähnlichen Körpern (c der
[* 1]
Figur) kombiniert sind
und eine gewisse
Accommodation dadurch ermöglicht wird, daß durch die Wirkung von
Muskelfasern die Distanz der Endnervenfaser
von diesem Körper veränderlich ist.
Der zweite nach
Leuckart nur im
Auge eines
Kopffüßers vorkommende
Typus beruht auf dem Princip des kleinsten Loches (s. Fig.
2). Im vordern
Abschnitt des
Auges findet sich eine kleine Öffnung, durch welche die
Lichtstrahlen A alpha und B beta auf die
dunkle Hinterwand des
Auges fallen und dort ein
Bild alpha beta des Objekts entwerfen. Der dritte
Typus,
die dioptrisch kollektiven
Augen, beruhen auf dem Princip der
Camera obscura.
[* 10] Sie finden sich bei den Wirbeltieren,und als
ihr Prototyp kann das menschliche
Auge (s.d.,
[* 1]
Fig. 3 und
Tafel: Das
Auge des
Menschen, Bd. 2, S. 104) gelten.
Hier machen es die
Anordnung der brechenden Medien und ihre
Beziehungen zur
Pupille möglich, daß nicht
nur die in der Richtungslinie oo des
Auges liegenden Objekte, sondern auch ein
Teil der daneben liegenden auf der in Form einer
Kugelschale ausgebreiteten Netzhaut sich abbilden, so Punkt
A in alpha, Punkt
B in beta (c ist der Kreuzungspunkt
der Richtungsstrahlen). Die Gesamtheit dieser Eindrücke bildet das
Gesichtsfeld des
Auges. Da jedoch der gelbe Fleck, der
am hintern Ende der
Augenachse
(Blicklinie) liegt, ein wesentlich feineres Unterscheidungsvermögen besitzt als die excentrischen
Netzhautteile, so richtet das
Auge seine
Achse stets auf den Objektpunkt, der scharf gesehen werden soll,
und schneiden sich beim binokularen S. die beiden
Blicklinien in diesem Punkte. Die
Bilder, welche die beiden gelben Flecke
erhalten, verschmelzen dann zu einem einzigen, d. h. der fixierte Punkt wird einfach gesehen,
wie alle Punkte, die sich auf gleichwertigen und identischen Stellen der beiden Netzhäute abbilden. Der Eindruck des Körperlichen,
der Tiefendimension, entsteht nun dadurch, daß beide Augen von einem körperlichen Gegenstande nicht ganz gleiche, sondern
etwas verschiedene Bilder erhalten, und es läßt sich, wenn man die letztern als Flächenbilder den betreffenden
Augen im Stereoskop
[* 12] (s. d.) vorführt, künstlich die Täuschung des Körperlichsehens
hervorrufen. Beim binokularen S. unterrichtet uns das Muskelgefühl über den Grad der Konvergenz der Augenachsen und damit über
die Entfernung des gesehenen Punktes, und aus dieser Entfernung und der Größe des erhaltenen Netzhautbildes
bilden wir uns ein Urteil über die Größe eines gesehenen Objekts.
Bei den niedersten Tieren beschränkt sich das S. größtenteils auf die Unterscheidung von Hell und Dunkel. Die oft in großer
Anzahl vorhandenen und häufig an beweglichen Körperteilen angebrachten Augen bestehen nur aus einem
Pigmentflecke oder einem zapfenartigen Gebilde, dem bei manchen Arten linsenförmige Körper von starkem Lichtbrechungsvermögen
eingelagert sind.