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7 Proz. der ganzen Landcsftäche bedecken. In der Größe der einzelnen S. giebt es alle Abstufungen bis zu den kleinsten herab. Am größten sind der Kaspisee (438 688 hlcm, d. h. ungefähr so groß wie die viertgrößte Insel Sumatra), der Obere See (83 308 ykiu), der Victoria-Njansa (68 480 ^m) und Aralsee (65 252 likm). Ebenso verschieden wie die Größe ist die Tiefe der S. Nach unsern jetzigen Kenntnissen ist der tiefste aller S. der Baikal, der bei einer Tiefe von 1350 m noch 881 m unter den Meeresspiegel hinabreicht.
Auch nach der Höhen- lage der S. finden sich die größten Gegensätze. Die höchstgelegenen S. sind der Horpa-tscho (5465 m), der Tscholamu (5181 m) und der Askae Chin (5066 m), alle in Tibet, und von hier abwärts finden sich alle Stufen bis zum Meeresspiegel und sogar unter diesem (s. Depression). [* 2] Nach der Entstehung unter- scheidet man zwei hauptarten von S.: entweder ist das Becken von vornherein schon dem Boden ein- gesenkt (Depressionsseen), oder es wurde erst durch Abdämmung nachträglich hergestellt (Ab- dämmungsseen).
Depression sowohl wie Ab- dämmung kann auf verschiedene Weise entstanden sein; danach sind wieder zahlreiche Unterarten aus- einander zu halten. Die wichtigsten Formen von Depressionsseen sind: Ein stürz seen, deren Becken durch Einsturz unterirdischer Hohlräume entstand (Eibsee an der Zugspitze, zahlreiche Karstseen, Totes Meer) und welche häufig unterirdischen Abfluß haben;
Kraterseen, d.h. wassererfüllte Krater [* 3] (die Maare der Eifcl);
Tiefland- und Plateauseen, welche die tiefsten Wannen eines Flachlandes einnehmen (Lob-nor);
Berg- oder Hochgebirgsfeen, mit Wasser gefüllte Felsbecken im Mittel- oder Hochge- birge, deren Entstehung heute noch vielfach streitig ist. Aus der Thatfache, daß diese S. nur in einst vereisten Gegenden vorkommen, hat man auf Erosion [* 4] durch das Eis [* 5] gefchlosscn. Diese Theorie hat aber immer noch viele Gegner. Jedenfalls hat das Eis in sehr vielen Fällen jene Becken, wenn auch nicht selbstän- dig ausgekolkt, so doch vor Ausfüllung durch Ab- lagerungen gefchützt. Eine erste Unterart der Ab- dämmungsseen bilden die Eis seen, die dadurch entstanden sind, daß ein Gletscher sich aus einem Seitenthal quer über ein Haupttbal geschoben und so den Abfluß des in letzterm befindlichen Wasser- laufs gehindert hat.
Sie sind zwar durch gelegent- liche Durchbrücke sehr gefährlich, haben aber meist nur ein kurzes Dafein (Gurgler Eissee, Märjelensee ls.Tafel: GletscherI, [* 1] Fig. 2), Gletschersecoberhalb St. Germain in der Montblancgruppe). Häufiger sind die Moränenseen, sei es daß sie auf ähnliche Art wie die Eisseen, d. h. infolge von Abdämmung eines Wasserlaufs durch Moränen entstanden (Alpen- randscen) oder in die Unebenheiten der Moräncn- landschaft eingebettet sind (die S. der norddeutschen und sinn. Seenplatte).
Ein Mittelglied zwischen bei- den Hauptarten bilden die Strand seen, da diese sowohl infolge der Abdämmung durch Ablagerungen als auch infolge Hebung [* 6] des Mccresbeckens bez. Senkung des Festlandes entstanden sein können; ihr Wasser ist häusig brackisch. Bemerkenswert sind die Neliktenseen, ursprünglich Teile des Meers, die nach ihrer Trennung von demselben durch die einmündenden Flüsse [* 7] allmählich ausgesüßt wurden. Die darin enthaltene Meeresfauna muhte sich den neuen Bedingungen anpassen, zeigt aber noch große Ähnlichkeit [* 8] mit Mer.
Das Vorhandensein dieser sog. Reliktenfauna beweist die Entstehungsart des Sees. Man hat übrigens in der neuern Zeit die Zahl der Reliktenseen bedeutend einschränken ge- lernt, da sich für viele derselben ungezwungen ein- fachere Erklärungen ihrer Entstehung dargeboten haben. Als Alpenseen faßt man die wassererfüll- ten Becken der Alpen [* 9] und ihres Vorlandes zufam- men; sie ordnen sich in Rand seen undHochseen; ihre Entstehung ist nicht bei allen dieselbe, die mei- sten der aufgezählten Ursachen haben bei ihrer Bil- dung mitgewirkt, besonders die Abdämmung.
Die meisten S., jedenfalls alle mit Abfluß verfehenen, enthalten süßes, die abflußlosen in der Regel salziges Wasser; letzteres deshalb, weil die von den Flüssen mitgeführten Salze sich im See anhäufen, während nur reines Wasser verdunstet. Der Salzgehalt wech- selt nicht nur in den verschiedenen S., sondern sogar in Teilen desselben Sees ganz beträchtlich. Den höchsten Salzgehalt hat der Güsgundag am kleinen Ararat (36,8 unter 100 Teilen Wasser); der des Kaspisees beträgt an der Mündung der Wolga 0,i5, bei Baku 1,?.2, am ^üdcnde der Kaidakbai 5,63 und im Golf Karabugas, der nur durch eine schmale Öffnung mit dem übrigen See in Verbindung steht, 28,5 Proz. Nach der Art des Salzes, das den Hauptbestandteil der im Seewasser gelösten Sub- stanzen bildet, unterscheidet man die am häufigsten vorkommenden kochsalzreichen Salzseen im engern " Sinne, die Natron seen (Wansee auf dem armeni- schen Hochland, die algcr. Schotts), Magnesia- seen (Eltonsee und Totes Meer) und die seltenen Voraxseen (in Tibet und Kalifornien). -Inter- mittierende S. sind solche, bei denen der in der Regel durch unterirdische Spalten erfolgende Zuswh in unregelmäßigen, von den Niederschlügen abhän- gigen Zwischenräumen erfolgt. Die berühmtesten Beispiele sind der Zirkmtzer See in Krain [* 10] und der jetzt fast gänzlich trocken gelegte Kopaissee in Griechen- land. Sämtliche S. sind dem Untergang geweiht, hauptsächlich infolge der Ausfüllung durch das Schwcmmmaterial der Zuflüsse (der Lago Morto im Valsugano verschwand erst 1818) und der Vermoo- rung, z. B. des Steinhuder Meers (s. d.). Der Verdunstung fallen die in regenarmen Gegenden liegenden S. (z. B. die austral. Binnenseen) anheim. Die Seenforschung hat, wenigstens in den europ. Ländern, in den letzten Jahren großen Auf- schwung genommen. Es werden Seenatlanten angestrebt, wobei zunächst die Hauptarbeit auf Fest- legung der Gestalt der Sccnbecken sich richtet; doch schließen sich bereits Untersuchungen anderer Art, besonders über Temperatur und Bewegung des Wassers an. Hervorragend vielseitig werden die Forschungen über den Bodensee (s. d.) betrieben. Seenatlanten sind in Arbeit über die französischen S. durch Dclebccque (^U^3 d^g laos fi-an^iä, Par. 1892-93; hg. vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten), die englischen S. durch Mill und die österr. Alpenseen durch Penck und Richter (1. Lfg., Wien [* 11] 1894, mit Unterstützung des Ministeriums). Seenadeln (8)'NFnkUiu8), Nadelfifche oder Tang schnellen, zu den Vüschelkiemern (s. d.) ge- hörende, mit ineinander gelenkten Knochenplatten gepanzerte Fische [* 12] von sehr verlängerter, kantiger Ge- stalt. Der Kopf ist lang ausgezogen, das kleine, an der Spitze gebogene Maul nach oben geöffnet; die Vauä)flössen fehlen, die Schwanzflosse ist pinsel- förmig; sie schwimmen durch Wellenbewegungen der Rückenflossen. Sie sind Seesische, die auch ins Brack- wasser gehen. Einige leben selbst im Süßwasser. In ¶