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werden die bisherigen Erfahrungen mit dem Sch ösfen- gerickt sehr verschieden beurteilt. Der 18. Deutsche
[* 2] Iuristentag
(Wiesbaden,
[* 3] Sept. 1886) beschäftigte sich eingehend mit der Frage, ob die Zuziehung von Laien in Strafsachen in der Praxis sich bewährt
habe? Die dritte
Abteilung und das Plenum des Iuristentags entschieden sich nach sorgfältiger Prü- fung,
zu sagen: «Die Schöffengerichte haben sich im allgemeinen in der Praris bewährt.»
Dagegen fanden die wcitcrn Abteilungsbeschlüsse: «Die S. verdienen das ihnen
teilweise geschenkte Vertrauen nicht» und «Als die geeignetste Form der
Zuziehung des Laienelemcnts in Strafsachen erscheint das Schöffengericht», nicht die Zustimmung des Plenums, welches
vielmehr sich beschränkte zu sagen: «Die der- malige Einrichtung
des schwurgeri
chtlichen Verfah- rens ist der
Reform dringend bedürftig.» Freilich ist damit nicht gesagt, was und wie man
reformieren soll.
Jedenfalls ist die Frage der Ausdehnung [* 4] des Schöffengerichts auf die schwerern Straffälle, ins- besondere die Ersetzung der S. durch große Schöffen- gerichte, die mit einer grohern Zahl von Nichtern und Laien besetzt werden sollen, noch nicht spruch- reif; es sind sogar Vorschläge gemacht, die auf eine von Schwur- und Schöffengericht verschiedene Ge- staltung der Laientcilnahme hinauslaufen. Nach der dem Reichstag 1895 vorgelegten Novelle zumGe- richtsverfaffungsgefetz und zur Strafprozeßordnung soll die Zuständigkeit der S. eingeschränkt werden.
Vgl. Feucrbach, Betrachtungen über das Geschwo- renengericht (Landsh. 1813);
Daniels, Ursprung und Wert Mitter- maier, Erfahrungen über die Wirksamkeit der S. (Erlangen [* 5] 1865);
Gneist, Die Bildung der Geschwo- renengerichte in Deutschland [* 6] (Berl. 1849);
Köstlin, Das Geschworenengericht, für Nichtjuristen darge- stellt (Lpz. 1851);
Viener, Das engl. Geschworenen- gericht (3 Bde., ebd. 1853-55);
H. Meyer, That- und Rechtsfrage im Geschworenengericht (Berl. 1860); von Hye, Über das S. (Wien [* 7] 1864);
Heinze, Ein deutsches Geschworenengericht (2. Aufl., Lpz. 1865); Glaser, Zur Iuryfrage (Wien 1864);
von Bar, Recht und Beweis im Geschworenengericht (Kannov. 1861); Schwarze, Das deutsche S. und dessen Reform (Er- langen 1865);
Vrunner, Die Entstehung der S. (Berl. 1872);
Glaser, «^chwurgcrichtliche Erörterun- gen (2. Aufl., Wien 1875); Vinding, Die drei Grund- fragen der Organisation des Strafgerichts (Lpz. 1876); Die Rechtsfindung im Geschworenengericht (Anlage 5 zu den Motiven des Entwurfs einer Deut- schen Strafprozeßordnung, Verl. 1873); Verhand- lungen des 18. Deutschen Iuristentags (ebd. 1886 -87); Mayer, Streiflichter auf den gegenwärtigen Strafprozeß (Lpz. 1886); l).
^., Gegen die S. (Berl. und Lpz. 1886); Friedmann, Über die S. (Berl. 1886); Cordes, S. oder Schöffengericht? (Vrem. 1895). Schwurhand, in der Heraldik die zur Eides- leistung erhobene Hand [* 8] mit drei ausgestreckten und zwei niedergebogenen Fingern. (S. Gerichtshand.) Schwyz'. is In der histor. Rangordnung der 5., dem Flächeninhalt nach der 13., der Einwohnerzahl nach der 18. Kanton [* 9] der Schweiz, [* 10] grenzt im N. an die Kantone Zug, Zürich, [* 11] den Züricher See und St. Gallen, im O. an Glarus, im S. an Uri und den Vierwaldstätter See, im W. an Luzern [* 12] und hat eine Fläche von 908,5 ykm.
Oberflächengestaltung. Das Land wird von den Schwyzeralpen (s. Westalpen) durchzogen, welche irn Süden den Charakter rauher, felsiger Mittel- gebirge mit ausgedehnten Karrenfeldern aufweisen, nach Norden [* 13] dagegen allmählich in bewachsenes und bewaldetes Voralpenland übergehen. Der Norden des Kantons, von der Sihl und der Wäggi- thaler Aa bewässert, gehört zum Gebiet der Lim- mat; der Westen stößt an den Zuger See, der Süden an den Vicrwaldstättcr See, der die Muota mit dem Abflusse des Lowerzer Sees aufnimmt.
Bevölkerung. [* 14] Der Kanton hatte 1880:51235, 1888: 50307 (24698 männl., 25609 weibl.) E., d. i. 56 auf 1 ykin und eine Abnahme 1880 - 88 von 1,7 Proz., darunter 1023 Evangelische und 49 277 Katholiken;
ferner 6820 bewohnte Gebäude mit 10937 Haushaltungen in 30 Gemeinden. Im Kan- ton geboren sind 43673, in der übrigen Eidgenossen- schaft 5232, im Auslande 1402;
Bürger ihrer Zähl- gemeinde sind 34303, einer andern Gemeinde des Kantons 8882, eines andern Kantons 5534, Aus- länder 1677. Der Muttersprache nach sind 49 732 Deutsche, 156 Franzosen, 350 Italiener, 57 Ro- manen und 12 andere.
Die Zahl der Geburten (ein- schließlich der Totgeburten) betrug (1891) 1460, der Eheschließungen 357, der Sterbefälle 1135. Der Kanton zerfällt in 6 Bezirke: Bezirke Ein- Evan- wohner gelische 8 506 64 1846 39 4 850 252 2924 51 11277 347 20 904 270 Katho- liken Is- raelv ten An- dere Einsiedeln 8 506 ! 64 8 442 l Gersau 1846 39 1806 Höfe 4 850 ! 252 459? ! Küßnacht 2924 ! 51 2871 March Schwyz ,20904 270 20663 ^ 1 Landwirtschaft, Bergbau. [* 15] Von der fläche sind 660,2 hkni, d. i. 72,67 Proz., produktives Land: 122,4 hkm Waldungen, 534,9 Acker-, Garten-, Wie- sen- und Weideland.
Von dem unproduktiven Lande sind 54,3 ykiu Seen, 2,8 Dörfer und Gebäude, 3,9 Schienen und Straßenwcge, 10,9 Flüsse [* 16] und Bäche und 175,i hkni Felfen und Schutthalden. Haupterwcrbsquellen sind die Viehzucht [* 17] und Alp- wirtschaft. Nach der Viehzählung von 1886 hat der Kanton 1026 Pferde, [* 18] 30 661 Rinder, [* 19] 6401 Schweine, [* 20] 7438 Schafe, [* 21] 9484 Ziegen und 3320 Bienenstöcke. Besondere Erwähnung verdienen die Pferdezucht [* 22] der Bezirke S. und Einsicdeln und die Rinderzucht, welche den besten Schlag der Ostschweiz (Braunvieh) liefert. 1891 wurden in der kantonalen Fischzucht- anstalt 59000 Fischeier ein- und 35000 lebende Fische [* 23] ausgesetzt.
Der Getreidebau, auf wenige Thalgründe angewiesen, vermag den Bedarf nicht zu decken; außerdem werden gebaut Kartoffeln, Mais, Rüben, Flachs, Hanf, Bohnen, Erbfen und Kraut. Der Weinbau ist auf die Ufergelände des Züricher Sees beschränkt, der Obstbau am stärksten in der March und an den Ufern des Vierwald stättcr Sees. Der Bergbau liefert Sandsteine, Wetzsteine, Kalk und Gips, [* 24] der Thalgrund von Einsiedeln besitzt aus- gedehnte Torfmoore. Von Mineralquellen sind zu erwähnen die Stahlwasser von Seewen und Nuolen. Die Industrie ernährt 39 Proz. der Bevölkerung; ihre wichtigsten Zweige sind die Baumwollspinnerei und -Weberei der Bezirke March und Köfe, die Seiden- spinnerei und -Weberei von Gersau und Arth, die Strohflechterei, Töpferei in S. und die Industrie Einsicdelns (s. d.). 1892 brauten die 8 Brauereien des Kantons 12 568 Kl Vier. Die Verfafsun gift demokratisch. Der Kantons- rat lje ein Mitglied auf 600 E.) ist gesetzgebende, der ¶