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nähert, so wurden erstere von letztern angezogen, ! wodurch der Aufhängedraht eine Torsion ersuhr, die als Maß der sehr geringen Anziebung benutzt werden konnte. Sind aber beiderlei Massen m, ^I bekannt, und ist die Anziehungskrast t meßbar, so kann wegen k -^. - k die Gravitationskonstante K ! durch derartige Versuche bestimmt werden. Nacb Cavendish wurden noch mannigfaltige Versuche mit demselben Ziel unternommen, die neuesten von (5. V. Boys (in den «?1ii1o80pliical1i'lM8Hcti()n3» von 1894) mit Hilfe der von diesem erfundenen Quarzfäden, welche Messungen von hoher Empfind- lichkeitzulassen.
Der Wert der Gravitationskonstante findet sich k --000000008 (ss^ - cm" - 8ec^). Gewicht nennt man den Druck, den ein Körper vermöge der Schwerkraft auf eine ibn im Fallen [* 2] hindernde Unterlage ausübt. Jedes Teilchen eines Körpers erzeugt einen solchen Druck, d. h. jedes Teilchen ist schwer. Die Summe aller dieser ein- zelnen Drücke erscheint als das Gewicht, das, ohne Rücksicht auf die Größe des von dem Kör- per eingenommenen Raums, das absolute Ge- wicht heißt und einen dem letztern proportionalen Ausdruck für die Menge der Materie oder Masfe (s. d.) darstellt.
Eine doppelt so große Naummenge desselben Stoffs hat das doppelte Gewicht. Gleich- große Teile verschiedener Körper haben aber nicht einerlei absolutes Gewicht, und dadurch gelangt man zum Begriffe des Specifischen Gewichts (s.d.). Über Gewichtseinheit s. Maß und Gewicht. Newton hat sich auf Untersuchung der Gesetze der S. beschränkt, auf eine Ertlärung der S. sich jedock nicht eingelassen. Nachdem aber in neuerer Zeit nach dem Vorgange Faradays die elektrischen An- ziehungen mit wachsendem Erfolg als Spannungs- erscheinungen im Äther aufgefaßt werden, liegt es nahe, auch die S. in ähnlicher Weise aufzufassen, was auch mehrfach versucht wurde, ohne daß bis jetzt ein sicheres Ergebnis gefunden wurde.
Vgl. Ricmann, S., Elektricität und Magnetismus [* 3] (2. Aufl., Hannov. 1880);
Schlichting, Die Gravita- tion ist eine Folge der Bewegung des Äthers (Lüben 1892);
Schwartze, Elektricität und S. im Lichte ein- beitlicher Naturanschauung (Berl. 1392);
Huyghcns, Abhandlung über die Ursache der S. (deutsch von Meves, ebd. 1893).
Schwererde, soviel wie
Baryt ss. Baryumoryd); auch der erdige Schwerspat wird S. genannt.
Schwere Wetter,
[* 4] s.
Schlagende Wetter.
Schwerflüssige Körper, s. Schmelzen. Schwergut, s.
Leichtgut. Schwerhörigkeit, eine Abschwächung der
Ge- bö'rsempfindungen, die ein
Symptom verschiedener Affettionen des Gehörorgans
ist. Je nach der Ursacbe ist die Behandlung der die S. bewirkenden Affcktion und die Möglichkeit der Beseitigung der S.
eine ver- schiedene. In jedem Fallv on S. ist die
Beratung eines Ohrenarztes unerläßlich. (E.
Ohrenkrankheiten.)
Schwerin
,
[* 5] Fürstentum und
Teil des Groß- herzogtums
Mecklenburg-Schwerin, mit welcbem es ebenso wie mit der ebenfalls zu letzterm
gehörigen ehemaligen Graffchaft, dem nunmehrigen
Herzog- tum S., nicht zu verwechseln ist, war früher eins der drei von
Heinrich dem Löwen
[* 6] gestifteten
Bistümer, welches im Westfälischen Frieden aufgehoben und als weltliches
Reichsfürstentum dem
Herzog von
Meck- lenburg als
Entschädigung
für die damals an
Schwe- den abgetreteneHerr5ckanWismar übergeben
wurde. Es hat eine Flache von 752 hkm.
Haupt- und Resi- denzstadt des
Bistums war Vützow. Schwerin
, Haupt- und Residenzstadt des Groh- berzogtums
Mecklenburg-Schwerin,
liegt in 38 m Höhe am Südwestende des Schweriner
Sees (s. d.)
und inmitten mehrerer kleinerer Seen, an denLinienLudwigslust- Wismar
[* 7] und Hagenow-S. (28,3 Kni) sowie der
Nebenlinie S.-Cri-
vitz (24,3 kiu) der Mecklenb.
Friedrich -
Franz - Eisenbahn, ist Sitz der obersten Landesbehor- den, eines Landgerichts (Ober-
landesgericht Rostock)
[* 8] mit 15
Amtsgerichtes Voizenburg, Cri- vitz, Do'mitz, Gadebusch, Grabow, Grevesmühlen, Hagenow,
Ludwigslust,
Lübtheen, Neustadt,
[* 9] Par- chim, Nehna, S., Wismar, Wittenburg), eines Amtsgerichts, einer Oberpostdirektion, eines russ.
Konsuls sowie der Kommandos der 17. Division, 34. Infanterie- und 17. Kavalleriebrigade und bat (1890) 33 043 (15 833 männl., 17 810 weibl.)
E., darunter 600 Katholiken und 400 Israelitcn, in Garnison das 1., 3. und 4.
Bataillon des Grenadier-
regimcnts Nr. 89 und der 1.
Abteilung des Feld- artillerieregiments Nr. 24, Postamt erster
Klasse,
Telegraphenamt erster
Klasse,
Reste der alten
Be- festigungen, ehernes
Standbild des
Großherzogs
Paul
Friedrich von
Rauch (1849), Reiterstandbild des Großberzogs
Friedrich
Franz II. (1893),
Krieger- denkmal, Marmorbüste des
Komponisten Kücken, drei evang. Kircben,
darunter der 1171 von
Heinrich dem Löwen gegründete und 1248 geweihte got.
Dom mit neuerm
Turm,
[* 10] eine kath.
Kirche und
Synagoge.
Von Gebäuden sind erwähnenswert das Ne- sioenzscbloß auf einer Infel, 1845-57 nach Plänen des Hofbaurats Demmler erbaut, das altstädtifche Palais, früher Wohnsitz der verwitweten Großher- zogin Alerandrine, der Schwester Kaiser Wilhelms I., das Hoftbeater im Renaissancestil, an Stelle des 1882 abgebrannten, von Demmler erbautenTheaters von Daniel errichtet, das Museum, 1882 von Wille- brand im griech. Stil erbaut, mit den grohherzogl. Kunstsammlungen, das Regierungs- und Kollegien- gebäude im grieck.
Stil, das neue Regierungsgebäude Demmler erbaut, das neustüdtische Palais (1779), das Gebäude der Versicherungsanstalt Mecklen- burg, das Gymnasium (1868), das Realgymnasium ,1885), das Arsenal, 1840 - 44 von Demmler er- baut, das Postgebüude (1848) und der Bahnhof großherzogl. Gemäldegalerie (1200 Bilder, besonders ausgezeichnete Niederländer) mit Kupferstichkabinett, die Sammlungen des Vereins für mecklenb. Ge- scbickte und Altertumskunde, ferner Gipsabgüsse und Werke der Kleinkunst.
Ferner hat die Stadt ein Gym- nasium Fridericianum, Realgymnasium, Vürger- knaben- und -Mädchenschule, Gewerbeschule, groh- herzogl. Bibliothek, je einen Verein für Künstler und Kunstfreunde, für Architekten und Ingenieure und für mecklenb. Geschichte und Altertumskunde, eine Freimaurerloge, zwei Krankenhäuser, eine Idiotcnanstalt, ein Kinderkrankenhaus (Annahospi- tal), Stift Emmaus und Karolinen-Marienstift für Waisen, Augustenstift für alte Leute, einen Schlachthof, Wasserleitung, [* 11] Kanalisation, Gaswert und Feuerwehr sowie eine Sparkasse, mehrere Ban- ken und Vorschuhvereine. Die Industrie erstreckt ¶
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sich auf Eisengießerei,
[* 13] Maschinen- und Wagenbau- anstalten sowie Fabrikation von Cement, Farben und Firnis, Seife, Musikinstrumenten,
Möbeln, Kachelöfen
[* 14] und Korkwaren. Bedeutend ist die Tisch- lerei, ferner Ziegeleien und Sägewerke. S. ist Sitz der Unfallversicherung
der land- und forstwirtschaft- lichen Arbeiter des Grohherzogtums Mecklenburg- Schwerin.
Die Umgebung der Stadt ist
durch die Seen landschaftlich sehr fchön, besonders durch den Schloßgarten, der sich weithin erstreckt, und dessen ältester
Teil 1708 von Herzog Wilhelm im franz. Stil angelegt ist. S. ist ein uralter Ort und wurde 1161 von Heinrich dem Löwen erobert
und 1166 zur Stadt erhoben. -
Vgl. Beschreibung von S. (Wism. 1857);
Fromm, Chronik der Haupt- und Residenzstadt S. (Schwer. 1863);
Führer durch S. und Umgebung (ebd. 1875);
Wörls Führer durch S. (2. Aufl., Würzb. 1888);
Quade, Chronik der Haupt- und Residenzstadt S. (Schwer. 1892).
Schwerin
an der Warthe.
1) Kreis [* 15] im preuß. Reg.-Vez. Posen, [* 16] hat 650,69 ci^m und (1890) 22355 (10^662 männl., 11693 weibl.) E., 2 Städte, 40 Land- gemeinden und 21 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis S., am Einfluß der Obra in die Warthe und an der Nebenlinie Bentschcn-Meseritz (im Bau) der Preuß. Staatsbahnen, [* 17] Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgerickt Meseritz), hat (1890) 6560 E., darunter 2421 Katholiken und 243 Isracliten, Postamt erster Klasse, evang. und kath. Kirche, Synagoge, höhere Knabenschule; Fabriken für Cigarren und Stärke, [* 18] Dampfmahl- und Säge- mühle, Ackerbau, Viehzucht, [* 19] Handel und Schiffahrt.
Schwerin
, eins der ältesten Adelsgcfchlechter Pommerns, hatte schon im 12. Jahrh, im Mecklen- burgischen geblüht, wo es
im Anfang des 16. Jahrh, auöstarb. Von Pommern
[* 20] aus verbreitete es sich nach Mecklenburg, der Mark, Preußen,
[* 21] Polen, Schweden,
[* 22] Kurland
[* 23] und Bayern.
[* 24] Gegenwärtig blühen zwölf verschiedene Linien: vier gräfliche in Preußen, zwei gräfliche
(zu Huvbn, seit 1766, und zu Stegeberg, seit 1776) und eine (seit 1778) frciberrliche in Schweden, eine (seit 1813) freiherrliche
in Bay crn und vier Linien im einfachen Adelsstande, darunter die Linie Reh- berg; soweit indessen die
Mitglieder der letztgenann- ten Linie Besitzer des gräfl.
Zicten-Schwerin
schen Fide'ikommisses sind, führen sie seit 1859 den
Namen Orasen von Zieten-Schwerin.
Als gemein- samer Abnherr der in Deutschland
[* 25] bestehenden gräfl. Häuser ist Hans von S.
(gest. gegen 1556) anzu- sehen. Dessen Urenkel Otto vonS. (geb. gest. zeichnete sich in
kurbran- denb. Staatsdiensten aus, wurde 1648 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, 1654 mit dem Erb- kämmereramt der Kurmark
Brandenburg
[* 26] beliehen und stand seit 1658 als Oberpräsidcnt an der Spitze der gesamten Verwaltung des brandend.-preuß.
Staates und Hofs. Als vertrauter Freund des Großen Kurfürsten und seiner Gemahlin, leitete S. auch die Erziehung der beiden
ältesten Prinzen Karl Emil und Friedrich. Sein Sohn Freiherr Otto vonS. (geb. 1615, gest. 1705) wurde als kur- brandenb.
Geh. Staatsministcr 1700 zum Reichs- grafen erhoben. Von seinen beiden Söhnen stiftete Graf Friedrich Wilhelm
von S. (geb. 1678, gest. 1727) als Geh. Staatsrat und Oberhofmeister der K önigin von Preußen die Linie Walsleben und Wildenh^fs,
deren gegenwärtiges Haupt Graf Otto von ^. ist, geb. Majoratsherr der Herrschaften Walsleben im Kreise
[* 27] Ruppin
und
Wildenhoss im Kreife Preußisch - Enlau, und Graf Otto von S. (geb. 1684, gest. 1755) die Linie zu Wolfshagen
in der Mark und Mecklenburg, an deren Spitze jetzt Graf Otto, geb. steht.
Die Linie zu Schwerin
sburg in Pom- mern wurde von Hans Bogislaw von S., einem Nachkommen Christophs, des ältesten
Sohnes des obenerwähnten Hans von S., gestiftet. Hans Bogi- slaw von S. (geb. gest. Geh. Oberfinanzrat,
OberforstmePn der Kur- mark und Landjügermeifter, fowie der berübmte Feldmarfchall Kurt Christoph von Schwerin (s. d.) wurden 1740 von
Friedrich II. in den Grafenstand erhoben und ihnen 1741 die Erbküchenmeisterwürde von Altvorpommern,
die feit 1853 mit dem Besitz von Schwcrinsburg verknüpft ist, erneuert und be- stätigt.
Ein Urenkel Hans Bogislaws war Graf Maximilian von Schwerin (s. d.). Der Sohn Hans Bogiflaws, Graf Wilhelm Friedrich Karl von S. (geb. gest. wurde als Adjutant des Königs in der Schlacht bei Zorn- dorf von den Russen gefangen und nach Petersburg [* 28] geführt. Bei der Thronbesteigung Peters III. 1762 wurde er zu diesem geschickt, um ihn zum Frieden zu bewegen. 1795 führte er als Generallieutenant die preuß. Truppen gegen Polen, wurde aber überall gefchlagen und deshalb kriegsgerichtlich zum Ver- lust seines Regiments und einjähriger Gefangen- fchaft verurteilt. Als Friedrich Wilhelm III. zur Re- gierung gelangte, fuchte S. vergeblich um Revision seines Prozesses nach. - Die Linie zu Wendisch- Wilmersdorf (eine ältere, von Preußen 1762 ge- grafte, war bereits 1789 wieder erlofchen) wurde durch Henning Bernd, einen Nachkommen von Hen- ning, dem zweiten Sohne des obenerwähnten Ahn- herrn Hans, gestiftet und erlangte den preuß. Grafenstand. Haupt diefer Linie ist jetzt Friedrich Graf von S., geb. Erb- berr auf Wendisch-Wilmersdorf im Kreise Teltow. Einem jüngern Zweige diefer Linie steht das Fide'i- kommiß Vohrau in Schlesien [* 29] zu. -
Vgl. Gollmert, Wilhelm und Leonhard von S., Geschichte des Ge- schlechts von S. (3 Bde., Verl. 1878);
Schwebet, Die Herren und Grafen von S. (ebd. 1885).
Schwerin, Kurt Christoph, Graf von, preuß. Generalfeldmarfchall, geb. zu Löwitz bei Anklam, [* 30] trat 1700 als Fähnrich in Holland. Dienste [* 31] und focht in den Schlachten [* 32] von Ramillics und Malplaquet. Er nahm 1706 mecklenb. Dienste, stieg 1708 zum Obersten auf und wurde 1711 mit geheimen Aufträgen an Karl XII. nach Bender ge- schickt, wo er sich ein volles Jahr aufhielt. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn der Herzog 1718 zum Generalmajor. Als solcher schlug er 1719 das kayerl.
Kommissionshecr (13000 Hannoveraner), das die Streitigkeiten zwischen dem Herzog und seinen Land- ständcn beilegen sollte. Als aber ein Teil von Vor- pommern, wo S.s Güter lagen, an Preußen fiel, trat er 1720 in preuß. Dienste. Friedrich Wilhelm I. ernannte ihn 1730 zum Gouverneur von Peitz und 1731 zum Generallieutenant und schenkte ihm sein besonderes Vertrauen bei Beratung aller militär. Angelegenheiten. 1739 wurde er zum General der Infanterie befördert. Bei der Thronbesteigung Friedrichs II. zum Feldmarfchall und in den Grafen- stand erhoben, gewann er im ersten Schlesischen Kriege durch kräftigen Angriff nock die fast schon verlorene Schlacht bei Mollwitz Nach dem Frieden ernannte ihn Friedrich zum ¶