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jetzt nicht erreicht worden, doch besteht seit 1883 ein eidgenössisches Obligationenrecht und seit 1892 ein eidgenössisches Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs. Entwürfe für ein einheitliches Privatrecht und Strafrecht werden gegenwärtig (1895) ausgearbeitet.
Finanzen. Die eidgenössische Staatsrechnung von 1894 weist 84047312 Frs. Einnahmen und 83675812 Frs. Ausgaben auf. Unter den Einnahmen sind Ertrag der Immobilien 478381, der angelegten und Betriebskapitalien 1475283, Auswärtiges Departement 330057, Militär 2353122, Finanzen und Zölle 47235456, Industrie- und Landwirtschaft 174600, Posten 25726133, Telegraphen [* 2] und Telephone 6019352, Eisenbahnen 179085 Frs. Unter den Ausgaben sind Amortisation und Verzinsung der Staatsschuld 4013267, allgemeine Verwaltung 1038020, Auswärtiges 955693, Inneres Departement 9633476, Militär 24780828, Finanz und Zollverwaltung 9984188, Industrie und Landwirtschaft 3161946, Posten 24325950, Telegraphen und Telephone 5225653 und Eisenbahnen 250335 Frs. Der Vermögensstand des Bundes betrug 136835813 Frs.
Aktiva und 85203586 Frs. Passiva; unter letztern sind 74690000 Frs. Staatsanleihen (1887: 25,996, 1889: 23,694, 1892: 5,1894: 20 Mill. Frs., sämtlich zu 3 ½ Proz. verzinslich), 6025749 Frs. Münzreservefonds und 1462129 Frs. Eisenbahnfonds. Unter den Fonds mit besonderer Verwaltung ist der bedeutendste der Eisenbahnfonds, angelegt zum Ankauf von Prioritätsaktien der Jura-Simplon-Bahn; er besaß (Ende 1894) 77090 solcher Aktien im Wert von 46,124 Mill. Frs. und für 12,184 Mill. Frs. andere Wertpapiere; seine Passiven betrugen 69,333 Mill. Frs. in 3prozentigen Rententiteln. An direkten Steuern besitzt der Bund nur die «Militärpflichtersatzsteuer», in deren Betrag er sich mit den Kantonen zur Hälfte zu teilen hat (1894 Anteil des Bundes 1489475 Frs.), an Monopolen das Pulverregal (160103 Frs.) und das Alkoholmonopol, das aber in der Staatsrechnung nicht figuriert, da es besonders verwaltet wird und alle Erträgnisse an die Kantone abgiebt. Ein Gesetzentwurf über Einführung des Zündholzmonopols liegt (Mai 1895) der Bundesversammlung vor. - Das Banknotenmonopol (s. oben) wird demnächst eingeführt werden, die Einführung des Tabakmonopols ist in Aussicht genommen behufs Durchführung der allgemeinen obligatorischen Krankenversicherung (s. oben). - Die Zollverwaltung ergab an Eingangszöllen 40752543 Frs., an Ausfuhrzöllen 108532 Frs., an statist. Gebühren 114454 Frs.
Über das Heerwesen s. Schweizerisches Heerwesen.
Litteratur zur Geographie, Statistik u. s. w., Karten. Geographie: Neue Denkschriften der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft (seit 1829);
Gemälde der S. (19 Bde., St. Gallen 1834-49);
Meyer von Knonau, Erdkunde
[* 3] der schweiz. Eidgenossenschaft
(2. Aufl., 2 Bde., Zür.
1838-39): B.
Studer, Geologie
[* 4] der S. (2 Bde., Bern
[* 5] 1851-53);
ders., Geschichte der physik.
Geographie der S. (Zür. 1863); Beiträge zur geolog. Karte der S. (Bern 1863 fg.);
Jahrbuch des schweiz. Alpenklubs (seit 1865);
Christ, Über die Pflanzendecke des Juragebirges (1868);
ders., Das Pflanzenleben der S. (Zür. 1879);
G. Studer, Über Eis [* 6] und Schnee. [* 7]
Die höchsten Gipfel der S. und die Geschichte ihrer Besteigung (3 Abteil., Bern 1869-71);
Studer, Index der Petrographie und Stratigraphie der S. und ihrer Umgebungen (ebd. 1872);
Gerster, Atlas [* 8] der Heimatskunde (ebd. 1872);
Rütimeyer, über Thal- und Seebildung.
Beiträge zum Verständnis der Oberfläche der S. (1. u. 2. Aufl., Bas. 1874);
Berlepsch, Schweizerkunde (2. Aufl., Braunschw. 1875);
ders., Die Alpen [* 9] in Natur- und Lebensbildern (5. Aufl., Jena [* 10] 1885);
Kaden, Das Schweizerland (Stuttg. 1877);
Gsell-Fels, Die S. (2 Bde., Münch. 1877; 2. Aufl. in 1 Bde., Zür. 1882);
Egli, Taschenbuch für schweiz. Geographie (2. Aufl., Zür. 1878);
ders., Neue Schweizerkunde (8. Aufl., St. Gallen 1889): Bavier, Die Straßen der S. (Zür. 1878);
Heer, Urwelt der S. (2. Aufl., ebd. 1879);
ders., Nivale Flora der S. (1884);
Schröter, Die Flora der Eiszeit [* 11] (Zür. 1882);
G. Peyer, Geschichte des Reisens in der S. (Bas. 1885);
Egli, Heim und Billwiller, Die S. (in «Unser Wissen von der Erde», Prag [* 12] und Lpz. 1889);
C. Schmidt, Zur Geologie der Schweizeralpen (Bas. 1889);
Coolidge, Swiss travel and Swiss guidebook (Lond. 1889);
F. von Tschudi, Tierleben der Alpenwelt (11. Aufl., Lpz. 1890);
Bibliographie der schweiz. Landeskunde (Bern 1892 fg.). - Reiseführer: Gsell-Fels, Die Bäder und klimatischen Kurorte der S. (Zür. 1880; 3. Aufl. 1892);
Berlepsch, Die S. (22. Aufl., ebd. 1890; fortgesetzt u. d. T.: Schmidts Reisebücher. S., 9. Aufl., ebd. (1893);
Loetscher, Schweizer Kur-Almanach (11. Aufl., ebd. 1892);
Meyers Reisebücher (13. Aufl., Lpz. 1892);
F. von Tschudi, Der Turist in der S. (32. Aufl., Zür. 1892);
Baedeker (25. Aufl., Lpz. 1893). - Statistik, Unterrichtswesen u. s. w.: Statistik der einzelnen Verwaltungszweige, wie Post- und Telegraphenstatistik u. s. w.;
Ziegler, Die Gewerbthätigkeit der S. (Winterth. 1858);
Bär, Die Industrie der S. (Lpz. 1859);
Emminghaus, Die schweiz. Volkswirtschaft (2 Bde., ebd. 1860), J. Meyer, Land, Volk und Staat der schweiz. Eidgenossenschaft (2 Bde., Zür. 1861);
Schweiz. [* 13] Statistik. Amtliche Veröffentlichungen des eidgenössischen Statistischen Bureaus (Bern, seit 1861);
Zeitschrift für schweiz. Statistik (ebd., seit 1865);
Rob. Weber, Die poet.
Nationallitteratur der deutschen S. (4 Bde., Glarus 1866-76);
Allgemeine Beschreibung und Statistik der S. (hg. von Wirth, 3 Bde., Zür. 1870-75);
Böhmert, Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der S. (2 Bde., ebd. 1873);
H. Wartmann, Atlas über die Entwicklung von Industrie und Handel der S. (Winterth. 1873);
Harfin, Statist. Tafel der S. [* 14] (Zür. 1878);
Feiß, Das Wehrwesen der S. (2. Aufl., ebd. 1880);
A. Furrer, Volkswirtschaftslexikon der S. (4 Bde., Bern 1885-92);
Polit. Jahrbuch der schweiz. Eidgenossenschaft (hg. von Hilty, ebd., seit 1886);
Landwirtschaftliches Jahrbuch der S., hg. vom schweiz. Landwirtschaftlichen Departement (Zürich, [* 15] seit 1887);
Henry Weber, Neues vollständiges Ortslexikon der S. (2. Aufl., St. Gallen 1887);
Grob, Jahrbuch des Unterrichtswesens in der S. (Zür. 1888 fg.; seit 1891 hg. von Alb. Huber);
Pädagogiscbe Prüfung bei der Rekrutierung, hg. vom eidgenößischen Statistischen Bureau, (ebd., seit 1875 jährlich);
Lambelet, Orts- und Bevölkerungslexikon der S. (ebd. 1889);
Godet, Histoire littéraire de la Suisse française (Neuchâtel 1889);
Rossel, Histoire littéraire de la Suisse romande (2 Bde., Genf [* 16] 1889-90);
Schweiz. Ortslexikon (3. Aufl., Bern 1890);
von Liebenau, Das Gasthofs- und Wirtshausleben der S. in älterer Zeit (Zür. 1891): Statist.
Jahrbuch der S. (Bern, seit 1891 jährlich);
Bächtold, Geschichte der deutschen Litteratur in der ¶
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S. (2 Bde., Frauenfeld 1892); Das schweiz. Schulwesen, herausgegeben anläßlich der Weltausstellung in Chicago (1893); Bericht über Handel und Industrie der S. 1893. Erstattet vom Vorort des schweiz. Handels- und Industrievereins (Zür. 1894). - Staatsrecht und Verfassung: Snell, Handbuch des schweiz. Staatsrechts (2 Bde., mit Nachträgen, Zür. 1839-48);
VBluntschli, Geschichte des schweiz. Bundesrechts, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg. 1875);
J. Meyer, Geschichte des schweiz. Bundesrechts (2 Bde. u. Supplement, Winterth. 1875-81);
Blumer-Morel, Handbuch des schweiz. Bundesstaatsrechts (2. Aufl., Schaffh. 1877; 3. Aufl., Bd. 1, Bas. 1891; 2. Aufl., Bd. 2 u. 3, 1880 fg.);
Dubs, Das öffentliche Recht der schweiz. Eidgenossenschaft (2 Bde., Zür. 1877);
Curti, Geschichte der schweiz. Volksgesetzgebung (2. Aufl., Lpz. und Zür. 1885);
von Orelli, Das Staatsrecht der schweiz. Eidgenossenschaft (Freib. i. Br. 1885);
Huber, System und Geschichte des schweiz. Privatrechts (4 Bde., Bas. 1886-93);
Schollenberger, Vergleichende Darstellung aus dem öffentlichen Rechte der schweiz. Kantone (3 Tle., Zür. 1888-91);
Eichmann, Sammlung der schweiz. Handelsverträge und der Konventionaltarife aller Länder (Bern 1889);
Adams, The Suiss Confederation (Lond. 1889; französisch von Loumyer, Bas. 1890);
P. Wolf, Die schweiz. Bundesgesetzgebung (2 Bde., Bas. 1889-91);
Strickler, Schweiz. Verfassungsbüchlein (Bern 1890);
Pfenninger, Das Strafrecht der S. (Berl. 1890);
Georg Schanz, Die Steuern der S. (5 Bde., Stuttg. 1890);
Stooß, Die schweiz. Strafgesetzbücher (Bas. 1890);
ders., Grundzüge des schweiz. Strafrechts (ebd. 1893);
von Muyden, La Suisse sous le pacte de 1815 (2 Bde., Lausanne [* 18] 1890-92);
Hilty, Die Bundesverfassungen der schweiz. Eidgenossenschaft (Festschrift, Bern 1891);
von Ah, Bundesbriefe der schweiz. Eidgenossenschaft (Einsiedeln 1891);
Schweizer, Geschichte der schweiz. Neutralität (Frauenf. 1895);
von Salis, Schweiz. Bundesrecht (4 Bde., Bern 1891-93). - Karten: Topogr. Karte der S. (Dufourkarte, 1865 unter Leitung des Generals Dufour (s. d.) vollendet, 1:100000, 25 Blätter, 1846-65); Topogr. Atlas der S. (Siegfried-Atlas) im Maßstab [* 19] der Originalaufnahme (Hochgebirge 1:50000, Hochebene und Jura 1:25000); Karte der S., nach der Dufourkarte reduziert (1:250000, 4 Blätter, 1871-75);
Karten von Keller (8 Blätter, 1:200000, 1889);
Ziegler (4 Blätter, 1:380000) und Leuzinger (1:400000, 1882, jährlich in neuer Auflage);
Studer und Escher von der Linth, Geolog.
Karte der S. (1:380000, 1874; neue Ausg. 1893); Reliefkarten von Leuzinger (1:530000, Winterth. 1884), Simon (Basel), [* 20] Bürgi (Basel), E. Beck (Bern), Imfeld (Reliefkarte der Centralschweiz, Zürich) und Schöll (St. Gallen). Die besten Karten der S. sind die Dufourkarte und der Siegfried-Atlas in 546 Blättern (von dem bis Ende 1894: 44 Lieferungen zu 526 Blättern erschienen sind).
Ältere Geschichte bis 1798. Obwohl das jetzige Gebiet der S., wie die Höhlenfunde von Thäingen und Schweizersbild (Schaffhausen) [* 21] und an andern Orten sowie die seit 1853 in vielen Schweizerseen entdeckten Pfahlbauten [* 22] beweisen, schon sehr früh besiedelt war, beginnt doch die eigentliche Geschichte des Landes erst mit der Zeit, in der die Helvetier (s. d.) mit den Römern in Berührung kamen und von diesen 58 v. Chr. durch den Sieg Cäsars bei Bibracte unterworfen wurden.
Nachdem im J. 57 auch die kleinen kelt. Stämme des Wallis und 15 die der Rhätier unterworfen waren, gehörte der mittlere nördl. und westl. Teil der jetzigen S. zu Gallien, der östliche zu Rhätien. Hauptstadt des Landes, das im Westen bald röm. Kultur annahm, war die Stadt Aventicum (s. Avenches). Mit der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. begannen die Einfälle der Alamannen, die 264 n. Chr. Aventicum zerstörten und von 406 an nach Vernichtung der röm. Herrschaft sich bleibend im nordöstl.
Teile des Landes ansiedelten. Ihnen folgten die Burgunder, die 443 durch Vertrag von den Römern die Provinz Sapaudia (Savoyen) erhielten und sich nach und nach über die Westschweiz verbreiteten, auch röm. Sprache [* 23] und Sitten annahmen. Die Alamannen wurden 496, die Burgunder 534 von den Franken unterworfen, denen 536 auch Rhätien zufiel, dagegen kamen die ital. Thäler der S., in denen sich nach 569 Langobarden angesiedelt hatten, erst 774 an das Fränkische Reich.
Unter der Herrschaft der Franken blühte das oft verheerte Land wieder empor. Neue Städte wurden gegründet, andere, wie Zürich und Lausanne, neu aufgebaut; es entwickelte sich ein mächtiges Kirchentum mit Bistümern und zahlreichen Klöstern, die als Kern neuer Ansiedelungen dienten. Unter den schwachen Nachfolgern Karls d. Gr. zerfiel jedoch das fränk. Helvetien wieder in seine Teile. Während Rhätien und der ganze Nordosten bei dem Herzogtum Alamannien verblieben, das seit 920 einen Bestandteil des Deutschen Reichs bildete, machte 888 der Graf Rudolf, ein Welfe, die burgundische S. zu dem selbständigen Königreich Hochburgund. (S. Burgund, Bd. 3, S. 766.) Von 1032 an war das Schicksal der S. mit dem des Deutschen Reichs eng verknüpft.
Durch Verleihung kam Schwaben an die auch in Burgund begüterten Grafen von Rheinfelden, später (1090) an deren Erben, die Zähringer. Diese mußten indes 1098 auf das Herzogtum Schwaben verzichten und sich mit der Reichsvogtei Zürich begnügen. Später wurden sie (1127) Rektoren von Burgund und begründeten zum Schutz gegen den widerspenstigen Adel Städte, wie Freiburg [* 24] im Üchtland (um 1177) und Bern (1191). Nach dem Aussterben der Zähringer (1218) ging das Rektorat ein; die Städte Bern, Solothurn, [* 25] Zürich und andere wurden reichsfrei, die Eigengüter der Zähringer aber fielen an die Kyburger. Schon längst hatten sich eine Reihe kleinerer weltlicher Herrschaften (unter den Grafen von Savoyen, Genf, Greyerz, Neuenburg, [* 26] Lenzburg, Habsburg, Rapperswil, Toggenburg u. a.) und geistlicher Territorien (wie der Bischöfe von Genf, Sitten, Lausanne, Basel, Constanz, Chur; [* 27] der Äbte von St. Gallen, Einsiedeln, Muri u. a.) herausgebildet.
Ende des 13. Jahrh. hatte in der Westschweiz das Haus Savoyen durch die Eroberung der Waadt und des Unterwallis die Vorherrschaft erlangt; in der Mittel- und Ostschweiz gewann das Haus Habsburg überwiegenden Einfluß und suchte diesen besonders nach der Erhebung Rudolfs von Habsburg zum Deutschen König (1273) zu verstärken. Nach dessen Tod schlossen die Bergländer Uri und Schwyz in Erneuerung eines ältern Bündnisses aus der Zeit der ersten Erhebung gegen Habsburg (1245-50) unter sich und mit dem benachbarten Unterwalden einen «ewigen Bund» zur Behauptung ihrer Rechte und Freiheiten. Auch Albrecht I. weigerte sich, wie sein Vater Rudolf I., die Freibriefe der Waldstätte anzuerkennen, seine Ermordung 1308 ¶