Krankheit der Schweine, die früher mit dem Rotlauf (s. d.) der Schweine zusammengeworfen wurde. Sie
besteht im wesentlichen in einer ansteckenden Lungenbrustfellentzündung, die durch kleinste Bakterien erzeugt und verbreitet
wird. In gewissen Gegenden tritt die S. als Darmkrankheit mit und ohne Lungenaffektion auf (die käsige Darmentzündung Roloffs).
Höchstwahrscheinlich ist die S. in ihrem Wesen identisch mit der dänischen Schweinepest und der amerik.
Swine-plague oder Swine-fever. Die S. befällt in der Regel junge Tiere und endet hier meist tödlich. Tiere, die den akuten
Anfall überstehen, zeigen dauerndes Siechtum mit Husten, Abscessen an verschiedenen Körperstellen und Durchfällen, denen sie
schließlich erliegen. Deshalb ist Schlachtung aller erkrankten Tiere, Absonderung der gesunden von den
kranken und gründlichste Desinfektion der verseuchten Ställe angezeigt. Die S. hat sich neuerdings von der Provinz Posen aus
über ganz Deutschland verbreitet und dem Schweinebestande sehr große Verluste zugefügt. Aus diesem Grunde sind jetzt veterinär-polizeiliche
Maßregeln gegen die S. ergriffen worden (Anzeigepflicht, Sperre, Desinfektion).
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat 495,97 qkm und (1890) 32454 (15460 männl., 16994 weibl.) E. in 65 Gemeinden
mit 104 Ortschaften. – 2) Unmittelbare Stadt und Bezirksstadt im Bezirksamt S., am rechten Ufer des Main, über den
mehrere Brücken führen, an den Linien Bamberg-Würzburg, Ritschenhausen-S. (70,5 km), S.-Bad Kissingen (23 km) und S.-Gemünden
(51,2 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Bamberg) mit einer Kammer für
Handelssachen und 15 Amtsgerichten (Bischofsheim, Eltmann, Euerdorf, Gerolzhofen, Hammelburg, Haßfurt, Hofheim, Bad Kissingen,
Königshofen, Mellrichstadt, Münnerstadt, Neustadt a. d. Saale, S., Volkach, Werneck), eines Amtsgerichts,
Rent-, Forst-, Hauptzoll-, Straßen- und Flußbauamtes, hat (1890) 12472 (5866 männl., 6606 weibl.) E., darunter 3713 Katholiken
und 352 Israeliten, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgremium, Straßenbahn zwischen Centralbahnhof und Stadt,
Reste der ehemaligen Befestigungen, Parkanlagen jenseit des Mains, Denkmal des in S. geborenen Dichters Friedrich
Rückert, Kriegerdenkmal, gotische evang. Hauptkirche (13. Jahrh.)
mit schönen Portalen und Altertümern, evang. Salvatorkirche, kath.
Kirche zum Heiligen Geist, Synagoge, Rathaus, 1570‒72 im Renaissancestil erbaut, mit Bibliothek und Museum von Altertümern
und Kunstgegenständen, ehemaliges Gymnasialgebäude mit Rückert-Zimmer und großer zoolog. Sammlung; ferner ein Gymnasium, 1631 von
Gustav Adolf gegründet und 1830 von König Ludwig Ⅰ. wieder errichtet, eine Realschule, kaufmännische
und gewerbliche Fortbildungsschule, höhere Mädchen- und Frauenarbeitsschule, ein Theater, städtisches Kranken- und Pfründehaus,
Waisenhaus, Rettungshaus (Marienthal), Knabenhort, Wasserleitung, Kanalisation und Gaswerk.
Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Farben (Schweinfurter Grün, Bleiweiß, Ultramarin), Maschinen, Stahlkugeln
für Fahrräder, Löschgeräten, Leder, Schuhwaren,
Zucker, Malz, Gelatine, Stärke, Nudeln, Margarine,
Liqueur, Essig, Präserven, Tabak, Schrot, Seife, Kerzen, Cementwaren, Eismaschinen, Apparaten für Brauerei und Brennerei; ferner
bestehen Kunstmühlen, Loh- und Sägemühlen, Glockengießerei, Porzellanmalerei, Brauereien, Ziegeleien sowie bedeutender Handel
mit pharmaceutischen und technischen Droguen, Tuch-, Metall-, Porzellan- und Seilerwaren, Wein, Obst, Gemüse, Getreide, Mehl,
Holz, Lohrinde und Vieh. Die Rindviehmärkte zählen zu den bedeutendsten Süddeutschlands; an Schweinen
und Schafen werden jährlich etwa 40‒50000 Stück aufgetrieben; bedeutend sind die Obst- und Gemüsemärkte, deren Produkte
sowie besonders Wein in der Umgegend gebaut werden. Handel und Industrie werden unterstützt durch ein Bezirksgremium, eine Filiale
der königl. Bayrischen Bank, Agentur der Bayrischen Notenbank, städtische Sparkasse und Kreditverein.
S. wird zuerst 791 urkundlich erwähnt und wurde 1130 Freie Reichsstadt. In einer Fehde zwischen dem Grafen von Henneberg und
dem Bischof Iring von Würzburg 1259 wurde die Stadt zerstört und später weiter westlich aufgebaut; 1554 wurde sie zum zweitenmal
zerstört, litt auch schwer im Dreißigjährigen und Siebenjährigen Kriege sowie 1796, 1800 und 1801. Im
Frieden von Lunéville fiel S. an Bayern, 1810 an das neugebildete Großherzogtum Würzburg und mit diesem wieder
an Bayern. Zu S. wurde 1652 die Leopoldinisch-Karolinische Akademie (s. Akademien, Bd. 1, S. 276) gestiftet. –
Vgl. Beck, Chronik der Stadt S. (2 Bde., Schweinf.
1836‒41);
Bundschuh, Beschreibung der Reichsstadt S. (Ulm 1862);
Enderlein, Die Reichsstadt S. (2 Bde., Schweinf.
1862‒63);
Stein, Geschichte der Stadt S. (ebd. 1873);
ders., Monumenta Suinfurtensia historica (ebd. 1875);
Wörl, Illustrierter
Führer durch S. und Umgebung (Würzb. 1891);
Illustrierter Führer durch S. und Umgebung (Schweinf.
1893).
Grün, in seinen durch Zusätze von Schwerspat, Bleisulfat oder Chromgelb hervorgerufenen Nuancen auch
Casseler, Kirchberger, Neuwieder, Pariser oder Wiener Grün, Englischgrün, Kaisergrün, Königsgrün, Mineralgrün, Mitisgrün,Originalgrün,
Papageigrün, Patentgrün genannt, sehr schöne, aber giftige grüne Mineralfarbe, die aus einer Verbindung von arsenigsaurem
Kupferoxyd (Kupferarsenit, s. d.) und essigsaurem Kupferoxyd (Kupferacetat, s.
Essigsaure Salze) besteht.
Das reine S. G. besitzt die Zusammensetzung Cu(C2H3O2)2 ·3Cu(AsO2)2. Man gewinnt das S. G., indem man
nach Ehrmann gleiche Teile arsenige Säure und neutralen Grünspan, Cu(C2H3O2)2 für sich in möglichst wenig Wasser
löst und die siedenden Lösungen vermischt. Der zuerst flockige olivgrüne Niederschlag wird beim Stehen
in der Flüssigkeit körnig-krystallinisch und intensiv grün. Nach Braconnot werden die möglichst konzentrierten siedenden
Lösungen von 15 kg Kupfervitriol und von arsenigsaurem Kalium oder Natrium (enthaltend 20 kg arsenige Säure) gemischt. Dabei
entsteht ein olivgrüner Niederschlag. Die Lösung wird nun mit so viel konzentriertem Holzessig versetzt,
daß sie danach riecht (etwa 15 l), und das jetzt entstandene S. G. sofort filtriert und mit siedendem Wasser gewaschen.