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brechende, sehr bewegliche Flüssigkeit vom spec. Ge- wicht 1,272, die sich kaum in Wasser, leicht in Alkohol, Äther und Älen löst, bei 46° 0. siedet und angezündet mit blauer Flamme [* 2] zu Kohlensäure und schwefliger Säure verbrennt. Der S. wurde 1796 von Lam- padius in Freiberg [* 3] entdeckt, aber erst 1838 von Anton Schrötter in Wien [* 4] in größerer Menge dar- gestellt, bis es Mitte der fünfziger Jahre gelang, ihn in die Reihen der Produkte der chem. Groß- industrie einzuführen.
Man stellt ihn dar, indem man Schwefeldampf durch in eisernen Gefäßen ent- haltene glühende Kohlen leitet und den so gewon- nenen rohen S. von beigemengtem Schwefel und andern Verunreinigungen durch Destillation [* 5] reinigt. Im unreinen Zustande hat der S. einen höchst widerwärtigen Geruch; gereinigt ist sein Geruch dem des Chloroforms ähnlich. Man verwendet den S. in kleiner Menge in der Zeilkunde, in großer da- gegen in der Technik, wo er zur Extraktion der Fette und Öle [* 6] aus Ölsamen (chem. Olgewinnung), Oliven, Mandeln, öl- und fetthaltiger Wolle, den Ölen der Knochen [* 7] u. s. w. dient. Da der S. von der Lösung des Öls [* 8] und Fettes mit Leichtigkeit abdestilliert und wieder gewonnen werden kann, so ist diese Anwendung wirtschaftlich wichtig geworden; sie ist aber jetzt durch die des Venzins und Petrolenm- äthers mehr und mehr verdrängt worden.
Man verwendet den S. ferner zur Bereitung des Phöni- zifchen Feuers (s. d.). Mit Stickoxydgas verbrannt, giebt der S. ein intensiv bläulichweihes Licht, [* 9] das in einer besondern, von E. Sell in Berlin [* 10] konstruierten Lampe [* 11] gefahrlos erzeugt und für photogr. Zwecke angewendet wird. Die Verbindung des S. mit den Alkalimetallen (Sulf o carb onate) sind mit Erfolg gegen die Reblaus [* 12] angewendet worden, ebenso auch die Salze der Xanthogensäure (Lanthogenate), deren Kaliumverbindung man erhält, indem man S. zu einer Lösung von Kali in Alkohol setzt. 100 kF S. kosten (1895) 35 M. Schwefelkopf, Vüschelschwamm (^FaricuZ faLciculariZ li^s., s. Tafel Pilze [* 13] II: Giftige Pilze, [* 1] Fig. 4), giftiger Pilz, [* 14] dessen Hut [* 15] 2-5 cm und darüber breit wird, lebhaft gelbe Färbung zeigt und in der Mitte eine Erhöhung besitzt. Der Stiel ist ziemlich hoch, aber dünn, die Lamellen sind an- fangs ebenfalls gelb, doch bald grünlich gefärbt, das Fleisch ist grünlichgelb und besitzt einen ange- nehmen Geruch. Er kommt gesellig an alten Baum- stämmen vor und ist bei oberflächlicher Betrachtung leicht mit dem eßbaren Stockschwamm (s.d. und Tafel Pilze I: Eßbare Pilze, [* 1] Fig. 4) zu verwechseln.
Schwefelkupfer, s. Kupferfulfide. Schwefelleber (Kali- und Kalkschwefel- leber), die in Wasser löslichen Polysulfide der Alkali- und Erdmetalle, s. Kaliumsulfide und Cal- ciumsulfid. (S. auch lleMr.) Schwefelmangan, Einfach-und Zweifach-, s. Mangansulfide. ^757 a). Schwefelmännchen, f. Bergbau [* 16] (Bd. 2, S. Schwefelmetalle, die Verbindungen von Me- tallen mit Schwefel. (S. die Einzelartikel unter den betreffenden Metallsulfiden.) Schwefelmilch (I^e Luilulis), feinst verteilter Schwefel, wie man ihn bei Zersetzung von Super- sulfiden der stark basischen Metalle durch allmählichen Säurezusatz erhält: z. B. 0a8, -i- 2II01 ^ (^(^ ^ ^3 ^ 43. Man erhält so ein fast weißes, äußerst feines Pulver, das sich leicht in Schwefelkohlenstoff löst und ohne Zweifel die rhombische Modifikation des Schwefels in unkrystallinischem Zustande ist. S. wird als Heilmittel angewendet. Schwefelmoorbader, f. Moorbäder. Schwefeln, Bezeichnung für verschiedene Ver- fahren zur Tötung der Keime gewisser auf Pflanzen und Tieren schmarotzenden oder Gärungs-, Fäulnis- und Verwesungsvorgänge verursachenden niedern Organismen durch Schwefelpräparate. Das S. be- steht zuweilen darin, daß man Schwefel als feines Pulver, als Schwefelblüte oder Schwefelmilch, auf- streut, z. V. beim S. der Weinreben zur Unter- drückung von schädigenden Pilzen; meist aber ge- schieht es dnrch Anwendung schwefliger Säure in Gasform oder in wässeriger Lösung. So z. B. besteht das S. der Weinsässer (Einbrennen derselben) darin, daß man in ihnen reinen Schwefel (Süß- brand, s.d.) verbrennt, bis er wegen Sauerstoff- mangel verlischt, und dann die Fässer längere Zeit verschlossen stehen läßt.
Hierdurch werden alle Pilz- sporen, die meisten Bakterien u. s. w. getötet. Das S. ist also eine Desinfektion [* 17] (s. d., Bd. 4, S. 971 d). Schwefelnaphtha, s. Äther, gewöhnlicher. Schwefeloxyde, die Verbindungen des Sauer- stoffs mit Schwefel, so das Schwefeldioxyd, 80.2, das Anhydrid der fchwefligen Säure, und Schwe- feltrioryd, 80 g, das Schwefelsäureanhydrid. Schwefelqueckfilber, f. Quecksilbersulsid. Schwefelquellen, f. Schwefelwässer. Schwefelregen, s. Schlammregen.
Schwefelfalbe, nach der Deutschen Phar- makopöe von 1872 ofsizinell als einfache S. (IIn- ßusntuin Luilui-^tuin äiinplex), bestehend aus 1 Teil gereinigtem Schwefel und 2 Teilen Schweinefett, und als zusammengesetzte S. (UnFuLnwm sui- luratuiu coiup08ituin), bestehend aus 1 Teil gerei- nigtem Schwefel, 1 Teil gepulvertem Zinksulfat und 8 Teilen Schweinefett. Bcide Salben sind ver- altete Mittel gegen Krätze und ähnliche Hautleiden. Die neuern Auflagen der Pharmakopöe haben keine dieser Vorschriften aufgenommen. ^und Salze.
Schwefelfalze, sovielwieSulfosalze,s.Schwefel Schwefelsäure [* 18] (lat. ^ciänin Zuiluricum), in wasserfreiem Zustande 3O3 ,Schwefeltrioxyd oder Schwefelfäureanhydrid genannt, kommt in der Natur nur sehr selten als vulkanisches Produkt in Wässern vor; dagegen bildet die S. in Form von Salzen zahlreiche Mineralien, [* 19] so den Gips [* 20] (schwefel- saures Calcium), Kieserit (schwefelsaures Magne- sium), Kainit (schwefelsaures Kalium und schwefel- faures Magnesium), Schwerspat (schwefelsaures Ba- ryum), Cölestin (schwefelsaures Strontium) und Vitriolbleierz (schwefelsaures Blei). [* 21]
Man erhält das Anhydrid, wenn man ein Gemenge von schwefliger Säure und Sauerstoff, wie man es durch Aui^op^en von konzentrierter S. auf glühende Ziegelstücke nach Absorption des gleichseitig gebildeten Wassers durch S. erhält, über erhitzten platinierten Asbest leitet, wobei beide Gase [* 22] sich zu Schwefelsäureanhydrid ver- einigen, oder durch gelindes Erhitzen von rauchender S. oder durch Glühen von Natriumbisulfat mit oder ohne Zusatz von Magnesiumsulfat. Das Anhydrid bildet eine aus verfilzten, seideglänzenden, weißen Nadeln [* 23] bestehende Masse, die sich mit Wasser äußerst heftig zu Hydrat verbindet und gegenwärtig in gro- ßer Menge in der Teerfarbendarstellnng Anwen- dung findet. Das Anhydrid kommt in Blechbüchsen [* 24] von 60 kF Inhalt in den Handel. Von den hydrati- schen eigentlichen S. sind die beiden wichtigsten die rauch end e S. (Nordh äuser S.,Vitrio ¶