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Schutzgilden, s. Gilde. Schutzheilige, s. Heilig. Schutzholz oder Bestands schutzholz, Holz- arten, die empfindliche Holzarten gegen Frost und Hitze schützen sollen; sie müssen daher in der Jugend schnellwüchsiger sein als'die zu schützenden. Man baut sie entweder durch Saat oder Pflanzung künst- lich mit an, oder sie stellen sich auf den Schlägeu durch natürlichen Auslug ein. Hat das S. seine Aufgabe erfüllt, so wird es allmählich entfernt. Die zu schützenden Holzarten sind namentlich Fichte, [* 2] Tanne, [* 3] Eiche und Buche.
Als S. dienen vorzugs- weise Kiefer, Birke u. a. sog. Weichhölzer, wie Äspen, Sahlweiden, Ebereschen. Kiefer wird meist künstlich mit angebaut, wübreud die letztgenannten Laub- hölzer sich gewöhnlich von Natur ansamen. (S. auch Bodenschutzholz und Treibholz.) Schutzhütten, in Gebirgen, besonders in den Alpen, [* 4] Hütten [* 5] aus Holz [* 6] oder Mauerwerk, die von den Alpenvereinen znr Erleichterung der Besteigung von Hochgipfcln, zur größern Bequemlichkeit der Touristen, oder auch nur als linterstandsräume bei Unwetter errichtet werden.
Die neuern größein Hütten sind in der Regel mit Betten oder mit Ma- tratzenlager für 20-30 Perfonen eingerichtet und während der Sommerszeit häusig bewirtschaftet. In den nicht bewirtschafteten Hütten sind ansgiebigc Proviantvorräte (Pottsche Körbe) vorhanden. Schutzimpfung, im allgemeinen jedes Ver- fahren, durch Einverleibung bestimmter Stoffe in den menschlichen oder tierischen Körper diesen un- empfänglich gegen Krankheitserreger zu machen, ihn zu immunisieren, und dadurcb vor Einzel- oder epidemischen Erkrankungen zu scbützen. Im engern Sinn ist S. soviel wie Schutzpockenimpfung (f. Im^ pfung).
Die Methode der S. gegen Krankheiten verdankt ihre Aufnahme unter die Maßregeln zur Verhütung namentlich epidemischer Krankheiten der Beobachtung, daß Individuen, die eine bestimmte Krankheit überstanden baben, in der Regel gegen eine Wiederkehr der Erkrankung zeitweise oder dauernd geschützt sind, Immunität (s. d.) gegen diese Krankheit erlangt haben. Diese Immunität besteht in gleicher Stärke [* 7] auch dann, wenn die sie erzeugende erste Erkrankung auch nur minimal ge- wesen ist. So wird jemand immun gegen das Vlatterngift, wenn er nur einen ganz geringen Blatternanfall überstanden hat. Es liegt nahe, daß man schon in den frühesten Zeiten auf den Gedanken kommen mußte, das Herrschen fchwächerer Seuchen- ausbrüche, bei denen Verlauf und Ausgang der Erkrankungen sehr günstig waren, dazn zu be- nutzen, künstlich Erkrankungen an den betreffenden Seuchen herbeizuführen, um sich dadurch gegen etwa später auftretende heftige Scuchenausbrüche zu schützen.
Ilnd in der That haben schon die alten Inder diefe Art der S. gegen die vorherrfchendste Volksfeuche, die Blattern, angewendet. Zur künst- lichen Erzeugung der Kraukheit bediente man sich bei dieser erstcn S. des frischen oder an Seidenfäden eingetrockneten Inhalts der Vlatternpuftelu. Ein bedeutender Fortschritt für die S. war die Ent- deckung Ienners, daß eine Tierkrankheit, die Kuh- pocke oder Vaccine, durch Übertragung auf den Menschen diesen gegen die Gefahr der Vlattern- erkrankung zu schützen vermag.
Dadnrch ist die für Civilisation und Volkswohl so segensreiche Schutz- pockenimpfuug entstanden. Zur Erklärung der Schuhwirkung der Vaccinc gegen das Blatterngift muhte man annehmen, daß durch die Übertragung des Vaccineinfektionsstosfs auf den Menfchen in dessen Körper Veränderungen vor sich gehen, daß Schutzstosfe gebildet werden, die es ihm gestatten, die etwa einmal eindringenden Blatternerreger so- fort unschädlich zu machen oder ihre giftigen Stoff- wechselprodukte zu entgiften.
Da man nickt ver- muten tonnte, daß die Schutzwirkung der Vaccine etwas Zufälliges ist, mußte man weiter annehmen, daß Blattern und Vaccine bezüglich ihrer Erreger identische Krankheiten seien, und in der Vaccine- erkraukung eine leichtere, milder verlaufende Form der Blattern seben, erzeugt durch die bei ihrem Wachstum im Ticrkörper in ihrer Giftigkeit (Viru- lenz) abgeschwächten Blattcrncrregcr, die selbst aber noch unbekannt sind. Dem ist auch so, wie weitere Versuche gezeigt haben.
Man kann durch Über- tragung von Pockeneitcr der echten Menschcnblat- tern auf Rinder [* 8] bei diefen die Vaccine erzeugen und den aus den Vaccinepusteln gewonnenen In- fcktionsstoff zu einer erfolgreicken S. gegen Men- schcnblattern benutzen. Man ist auf diesem vor- gezeigten Wege der ^). mit abgeschwächten Krank- heitsstofscn weiter gegangen und hat sich bcmübt, auch gegen andere Krankheiten des Menfchen, z. B. die Hundswut, und gegen einige der verheerendsten Tierseuchen, wie Schweincrotlauf, Milzbrand, Hüh- nercholera, Naufchbrand, S. zu finden.
Sehr förder- lich war diefen Vestrebnngen, daß man inzwischen für eine Reihe solcher Krankheiten die Erreger in Gestalt der Bakterien kennen gelernt hatte und da- mit in den Stand gesetzt war, die Bedingungen für die Abfchwächung ibrer Virulenz zu untersuchen und diese letztere selbst beliebig zu vergrößern. Da^ bei ergab sich auch, daß solche Abschwächungen an künstlichen Kulturen, also unabhängig von andern Tierkörpern erzielt werden konnten. So vcrmochte Pasteur die Milzbranderregcr durch Zücktung bei höherer Temperatur (42-43") auf beliebige Viru- lenzgrade hcrabzubringen.
Leider sind aber die praktischen Erfolge dieser S. binter den Erwartun- gen, die inan nach dem Ausfall der Laboratoriums- crpcrimente zu hegen berechtigt war, erheblich zurück- geblieben, und auch nicht eine der neuern S. kann sich annähernd mit der Schutzpockenimpfung mesfen. In den letzten Jahren haben andere Anschauungen über das Wesen und die Entstehung der Immunität und die Wirkung der S. Platz gegriffen und sich demgemäß die Mittel, S. auszuführen, geändert. Es wurde festgestellt, daß bei dem Wachstum von Krankheitserregern im Körper (auch in Kulturen) bestimmte Giftstoffe (Tor albumine) entstehen, die ihrerfeits erst die charakteristischen Krankbcits- symptome hervorrufen.
Aus Kulturen folcher Krank- heitserreger gewonnene Toralbumine erzeugen auch bei Abwesenbeit der erstern die bekannten Sym- ptome. Zur Beseitigung dieser Toralbumine bilden die Körperzellen sog. Abwehrstoffe (Alerine, Antitoxine), die sich mit den Toralbuminen zu unwirkfamen Körpern verbinden. Sind die Ab- wehrstoffe in genügender Menge vorbanden, so werden die Giftstoffe der Krankheitserreger neutra- lisiert;
es tritt Heilung ein;
sind sie hingegen im Übermaße vorhanden, fo verhindern sie, da sie offenbar nur ganz allmählich im Körper wieder verschwinden, auf längere oder kürzere Frist eine weitere Erkrankung, da sie etwa neu entstehende Giftstoffe ebenfalls sofort unschädlich machen;
sie erzeugen also eine temporäre oder dauernde ¶