Schumacher (Peder, Graf von Griffenfeldt) - Schumann (Maximilian)
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Altona
[* 2] und wurde 1810 außerord. Professor der
Astronomie
[* 3] in Kopenhagen,
[* 4] 1813 Direktor der
MannheimerSternwarte
[* 5] und 1815 ord.
Professor der
Astronomie in Kopenhagen. Der König von
Dänemark
[* 6] übertrug ihm 1817 eine
Gradmessung,
[* 7] welche die Breitengrade
von Lauenburg
[* 8] nach
Skagen, die Längengrade von Kopenhagen bis zur Westküste von Jütland umfaßte und
von Gauß durch Hannover
[* 9] fortgesetzt wurde. Von der königl. Gesellschaft der Wissenschaften
in Kopenhagen erhielt er 1821 die Direktion der
Aufnahme und Mappierung von Holstein und Lauenburg.
Seitdem lebte er in
Altona, wo der König ihm 1823 eine kleine, aber trefflich eingerichtete
Sternwarte erbauen ließ. In Gemeinschaft
mit dem engl. Board of longitude setzte er 1824 die engl.
Messungen mit den dänischen durch Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen der
Altonaer und Greenwicher
Sternwarte in
Verbindung. Auf dem Schlosse Güldenstein machte er 1830 die
Beobachtungen über die Länge des einfachen Sekundenpendels,
welche dem dän. Maßsystem zur Grundlage dienen. S. starb zu
Altona. Besonders bekannt ist S. durch die 1821 erfolgte Gründung der «Astron.
Nachrichten», die noch jetzt den litterar. Mittelpunkt der gesamten astron. Welt bilden. Ferner gab er noch in Gemeinschaft
mit andern bedeutenden Astronomen ein «Astron. Jahrbuch» heraus (Stuttg.
1836‒44).
Peder,Graf von Griffenfeldt, dän. Staatsmann, geb.
widmete sich staatswissenschaftlichen
Studien und bildete sich durch
Reisen im
Auslande. Nach seiner Rückkehr 1660 gewann er
die Gunst des Königs
Friedrich Ⅲ., ward zum Vorstand des Geheimarchivs sowie der neu errichteten königl.
Bibliothek ernannt und nahm eifrig teil an der Einführung des Absolutismus. 1671 ward er in den
Adelsstand erhoben und erhielt zugleich Sitz im Geheimrat; 1673 ward er zum Reichskanzler und dän.
Grafen ernannt, 1674 zum deutschen Reichsgrafen, Justitiarius des Höchsten Gerichts und
Patron der
Universität.
Mit Tüchtigkeit, aber auch mit Eigenmächtigkeit leitete er die dän. Politik in
den ersten Regierungsjahren König
Christians Ⅴ.Bald fiel er aber in
Ungnade, teils durch berechtigte
Anklage wegen Bestechlichkeit, teils durch
Intriguen seiner Feinde, zu denen besonders die
Herzöge Ernst
Günther von
Augustenburg
und Joh.
Adolf von Plön und der Halbbruder des Königs
UlrichFriedrich Gyldenlöwe gehörten. Am wurde er als Hochverräter
vor Gericht gezogen. Das Todesurteil ward in lebenslängliche Haft verwandelt; in seinem letzten Lebensjahr
erhielt er die
Freiheit. Er starb zu
Throndhjem.
[* 10] –
Vgl. Jörgensen, Peder S. (2
Tle., Kopenh. 1893‒94).
Gustav, Schriftsteller, geb. in
Trebsen bei
Grimma,
[* 12] besuchte das Hauptseminar
in
Grimma und ist seit 1872
Lehrer in
Leipzig.
[* 13] S. hat sich bekannt gemacht durch eine Reihe von humoristischen
Schriften in sächs.
Dialekt, in deren Mittelpunkt die von S. gemeinsam mit seinem
BruderPaul S. (geb. 1856 in
Trebsen, gest. daselbst 1880) geschaffene
[* 1]
Figur des «Partikularisten
Bliemchen ausDresden»
[* 14] steht, z. B. Memoiren, Erlebnisse in
Paris,
[* 15]
Bayreuth,
[* 16] bei
Bismarck u. s. w.
JohannChristian Gottlob, Schulmann und pädagogischer Schriftsteller, geb. in Gröbitz
bei
Weißenfels,
[* 17] studierte in Greifswald
[* 18] und
Halle
[* 19]
Theologie, wurde hierauf Hofkaplan und
Rektor in Wernigerode,
[* 20] sodann Seminardirektor,
erst (1867) in
Osterburg
(ProvinzSachsen),
[* 21] dann (1870) in
Alfeld (Hannover), 1881 Regierungs- und Schulrat
in
Trier
[* 22] und 1893 in
Magdeburg.
[* 23] Er schrieb u. a.: «Lehrbuch der
Pädagogik» (2 Bde., 9. und 8. Aufl.,
Hannov. 1890‒91),
«Leitfaden der
Pädagogik» (2
Tle., 6. und 7. Aufl., ebd. 1894‒95),
Klara, Pianistin, Gattin von Robert S., geb. zu
Leipzig, war Schülerin ihres
VatersFriedrich Wieck,
unternahm schon im frühen
Alter Kunstreisen und erlangte einen großen Ruf. Nach ihrer Verheiratung (1840)
waren es vorzugsweise die Werke ihres Gatten, welche sie neben denen
Beethovens,
Chopins und
Mendelssohn-Bartholdys öffentlich
vortrug. War früher ihr
Spiel das virtuosenmäßige, elegante, fein abgemessene und berechnete der ältern Schule, so legte
sie später den Schwerpunkt
[* 24] ihres Wirkens in die
Verbreitung musikalisch gehaltvoller Werke. Besondere Verdienste hat sie
sich dadurch erworben, daß sie in
Deutschland
[* 25] zuerst
Chopins Werke öffentlich spielte. Nach dem
Tode ihres
Gatten brachte sie noch einige Jahre in
Düsseldorf
[* 26] zu, lebte abwechselnd in
Baden-Baden
[* 27] und in
Berlin
[* 28] und wurde 1878 an das
Hochsche Konservatorium nach
Frankfurt
[* 29] a. M. berufen. Seit 1892 giebt sie nur noch Privatunterricht.
Maximilian, preuß. Ingenieuroffizier, geb. zu
Magdeburg, trat 1845 in die 3. Pionierabteilung zu
Magdeburg ein, wurde 1848
Lieutenant, kam 1861 als Hauptmann nach Mainz
[* 30] und
wurde bald eine
Autorität in Fragen der Panzerverwendung; zunächst machte er zum
Studium derselben 1863 und 1865
Reisen nach
England. Infolge der 1866 in Mainz vorgenommenen Versuche gegen einen von ihm konstruierten gepanzerten
Geschützstand mit Minimalschartenlafette (s. d.), wurde S. zum Ingenieurkomitee
in
Berlin kommandiert, um die gemachten Erfahrungen für eine neue Eisenkonstruktion zu verwerten.
Sein erster Panzerdrehturm wurde in
Tegel aufgestellt, die Versuche mit demselben erzielten einen wichtigen Erfolg. Dennoch
nahm S., nachdem er den
Deutsch-FranzösischenKrieg mit Auszeichnung mitgemacht hatte, 1872 seinen
Abschied,
um sich zu Moosbach bei Biberich der Fortbildung seiner Konstruktionen zu widmen. Erst 1878 trat er mit neuen Projekten,
namentlich mit seiner Panzerlafette,
[* 31] die sich außerordentlich bewährte, hervor (s.
Tafel:
Geschütze
[* 32] Ⅳ,
[* 1]
Fig. 3). 1882 verband
sich S. mit
Gruson behufs Ausführung seiner Projekte in dessen Fabrik zu
Magdeburg-Buckau. Der Schießversuch
zu
Bukarest
[* 33] (Dez. 1885 und Jan. 1886), bei denen
Gruson-Schumann mit dem
Buckauer Panzerdrehturm die franz. Konkurrenz schlugen,
trug S. die
Aufgabe der Landesbefestigung
Rumäniens ein. Die Befestigungen von Focsani und Galatz zeigten deutlich den Umschwung
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seiner Anschauungen und den Übergang von den frühern gepanzerten Forts zu dem Gürtel
[* 35] frei kombinierter Panzerbatterien.
[* 36] Auch bei der Befestigung anderer Staaten wurde mehrfach seine Meinung eingeholt, die, ebenso wie die seines Freundes und Gesinnungsgenossen,
des bayr. Artilleriegenerals von Sauer, in immer schärfern Gegensatz zu Brialmont und seiner Schule sich
herausbildete. S. starb zu Schierke im Harz. Er schrieb «Die Bedeutung
drehbarer Geschützpanzer (Panzerlafetten) für eine durchgreifende Reform der permanenten Befestigung» (2. Aufl., Potsd.
1885). –
Vgl. von Schütz, Die Panzerlafetten auf dem Schießplatz des Grusonwerkes zu Buckau (Magdeb. 1887);
ders., Die
Panzerlafetten u. s. w., Ⅱ (ebd. 1890);
Schröder, S. und die Panzerfortifikation (Berl. 1890).
Rob., Tonsetzer, geb. zu Zwickau
[* 37] als Sohn eines Buchhändlers, studierte seit 1828 in Leipzig, seit 1829 in
Heidelberg
[* 38] die Rechte und daneben Musik. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig 1830 widmete er sich der Kunst und suchte sich im
Umgange mit dem als Lehrer des Pianofortespiels geschätzten Friedr. Wieck zum Virtuosen auszubilden,
während ihm H. Dorn theoretischen Unterricht gab. Eine Fingerlähmung nötigte ihn indes, die Ausbildung als Klaviervirtuos
aufzugeben und sich nur der Komposition zu widmen. 1834 gründete er im Verein mit Gleichgesinnten ein musikalisches Journal,
das der neuen Kunstrichtung in der MusikBahn gebrochen hat, die «Neue Zeitschrift für Musik», deren Redaktion
er bis 1844 vorstand.
Durch sie hat S. lange Zeit tonangebend gewirkt. Hier machte er zuerst auf Berlioz, noch kurz vor seinem Tod auf Brahms aufmerksam.
1836‒39 entstanden die Davidsbündlertanze, die Kreisleriana, die Novelletten, die Kinderscenen und
die Phantasiestücke. Indessen fanden diese Klavierkompositionen anfangs nur geringe Anerkennung. Nachdem sich S. 1840 mit
Klara Wieck (s. Schumann, Klara), der Tochter seines Lehrers, vermählt hatte, wandte er sich als Komponist zum erstenmal dem
Gesange zu und schuf eine Reihe von Gesangskompositionen, meist Lieder, in welchen er seine innigsten Gefühle
ausströmte.
Außerdem studierte er eifrig die klassischen und die modernen Meister. Die so gewonnene Einsicht in die großen Formen der
Instrumentalmusik und deren Technik trug reiche Früchte in der B-dur-Sinfonie und in «Ouverture, Scherzo und Finale».
Überdies fällt in das J. 1841 noch die Entstehung der D-moll-Sinfonie, die später, neu überarbeitet,
veröffentlicht wurde. Es folgten 1842‒44 die drei Streichquartette (A-moll, F-dur, A-dur),
das berühmte Es-dur-Quintett
für Klavier und Streichinstrumente, das diesem verwandte Es-dur-Quartett, die Variationen für zwei Klaviere, endlich die Musik
zu MooresDichtung «Das Paradies und die Peri». S. wurde 1843 Lehrer des Partiturspiels und der Komposition am Konservatorium
zu Leipzig, welche Thätigkeit er indes bald aufgab. Mit seiner Gattin unternahm er 1844 eine Kunstreise durch Rußland; nach
der Rückkehr siedelte er von Leipzig nach Dresden über. 1845 komponierte er unter anderm die C-dur-Sinfonie und das Klavierkonzert
Op. 54. Im folgenden Jahre vollendete er seine Oper «Genoveva».
Hieran schloß sich die Komposition der Musik zu Byrons«Manfred». 1849 entstanden 30, teils größere, teils
kleinere Werke; auch die schon 1844 begonnene Faust-Musik (mit Ausnahme der später komponierten Ouverture) kam 1849 zum Abschluß.
Im
Herbst 1850 wandte sich S. mit seiner Familie nach Düsseldorf, wo er die früher von Hiller bekleidete
städtische Musikdirektorstelle übernahm. S. vermochte indes als wenig gewandter Orchesterdirigent, überdies von den schon 1833 und 1845 aufgetretenen,
auf ein Gehirnleiden deutenden krankhaften Zuständen gestört, seiner Stellung nicht zu genügen, und nach langem Zögern
sah man sich im Herbst 1853 genötigt, ihn seiner Thätigkeit zu entheben. Er fuhr dann fort zu schaffen
bis zur völligen Umdüsterung seines Geistes.
Von seinen Kompositionen dieser Periode sind zu nennen die Es-dur-Sinfonie (1850) und «Der Rose Pilgerfahrt» (1851),
Ouverturen
zu «Julius Cäsar», zu «Hermann und Dorothea» und zur «Braut von Messina»,
[* 39] große Balladen für Soli, Chor und Orchester (z. B.
«Der Königssohn», «Des Sängers
Fluch», «Das Glück von Edenhall») u. s. w. Zuletzt beschäftigte er sich mit der Zusammensetzung seiner
Aufsätze, die er u. d. T. «Gesammelte
Schriften über Musik und Musiker» (4 Bde., Lpz.
1854; 4. Aufl., durchgesehen von Jansen, 2 Bde.,
ebd. 1891; auch in Reclams «Universalbibliothek») herausgab. Seine Leiden
[* 40] steigerten sich endlich so sehr, daß er sich
in den Rhein stürzte. Er ward gerettet und man brachte ihn in die Heilanstalt zu Endenich bei Bonn,
[* 41] wo er starb.
Als Komponist hat S. die von Beethoven begründete, im engern Sinne des Wortes romantisch genannte Richtung der Tonkunst weiter
geführt. Die schönsten Blüten seines Talents entfalteten sich auf dem rein lyrischen Gebiet. Er war
eine künstlerische Individualität, die auf eine lange Reihe neuerer Tonsetzer befruchtend eingewirkt hat. Ein Denkmal wurde
S. in Bonn errichtet. Eine Gesamtausgabe seiner Werke, redigiert von seiner Gattin, erschien bei Breitkopf & Härtel in
Leipzig. –
Vgl. J. ^[Joseph] von Wasielewski, R. S. (Dresd. 1858; 3. Aufl., Bonn 1880);