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abgeführt und später zu Heidelberg [* 2] interniert. Beim Friedensschluß vergessen, erhielt er erst 1808 seine Freiheit zurück. S. wurde 1810 zum Geh. Staats- rat und Chef der Abteilungen für den Handel und die Gewerbe sowie für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern ernannt. Unter seiner for- mellen Leitung erfolgte die Herstellung der Univer- sitäten zu Berlin [* 3] und Vreslau. Bei hervorragender Geschüftstüchtigkeit stand er doch den Anschauungen der preuß. Nesormpartei ziemlich kühl gegenüber. 181-1 wurde er zum Minister des Innern mit Bei- behaltung der Kultus- und Unterrichtsangelegen- heiten ernannt. 1817 wurde ihm das geistliche und Unterrichtsdepartement abgenommen, dagegen 1819 das Polizeiministerium übertragen, so daß nun auch die Verfolgung der sog. Demagogen zu seinen Ob- liegenheiten gehörte. 1830 gab er die Polizeiange- legenheiten wieder ab, trat Ansang 183-1 gänzlich zurück und wurde in den Freiherrenstand erhoben; er starb in Berlin. -
Vgl. von Lütt- witz, Echuckmann (Lpz. 1835);
I. von Schuckmann
, Nachrichten
über die Familie S. von 1582 bis 1888 (als Handschrift gedruckt, Verl. 1888).
Schuefe, s. Käse (Bd. 10, S. 212 d). Schufu, ägypt. K^nig, s. Cheops. Schuh, mit fester ^ohle versehene Fußbekleidung aus Leder, verschiedenen Geweben, Filz, Kautschuk, Holz [* 4] u. s. w. (S. Schuhwarenfabrikation.) über Gummischuhe s. Gummiwarenfabrikation (Bd. 8, Schuh, Längenmaß, f. Fuß. ^E. 558 a). Schuhkord, s. Stramin. Schuhmacher, ein Handwerker, welcher die Fußbekleidung herstellt. Die erste Nachricht über eine korporative Vereinigung der S. bildet eine Ur- kunde des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg [* 5] von 1157. Gegenwärtig besteht (seit 1883, mit dem Sitz in Berlin) ein Schuhmacher-Innungs- verband, ferner für Gesellen ein Unterstützungs- verein Deutscher S. (seit 1883, Sitz in Nürnberg) [* 6] mit socialistischer Tendenz; im Zusammenhange mit letzterm Verein ist eine freie Hilfskasse, die Central- krankenkasse der S. Deutschlands [* 7] errichtet worden.
Der 1894 ins Leben getretene Verein der Schuh- macher-Innungsgesellen (Sitz in Lübeck) [* 8] will, wie auch die erstgenannte Gesellenvereinigung, seinen Mitgliedern technische und wirtschaftliche Vorteile leickt zugänglich machen, bekämpft aber socia- listische Bestrebungen. Für die Ausbildung zum Meister existieren außer den Innungsfachschnlen noch private Schuhmacherfachschulen (s. d.). Von Fachzeitschriften in deutscher Sprache [* 9] erscheinen 9 in Deutschland, [* 10] 4 in Österreich, [* 11] 1 in der Schweiz. [* 12] Das Schuhmacherhandwerk wird in der neuern Zeit von der als Großindustrie betriebenen Schuhwaren- fabrikation (s. d.) hart bedrängt; die zur Abwehr dieses Einflusses gegründeten Rohstoff- und Produk- Nvgenossenschaften haben sich meist nicht halten kön- nen, und es ist zu befürchten, daß in Zukunft dem Handwerk mehr und mehr nur die Arbeit für abnorm gestaltete Füße übrigbleibt. -
Vgl. Nodegast, Hand- buch der Fuhbekleidungskunst.
Mit Atlas [* 13] (Weim. 1888); Ziegenbalg, Zeichenvorlagen für Schuh- macher (Dresd. 1890); von Flotow, das Schuh- macherhandwerkin seiner Entwicklung (Münch. 1890).
Schuhmacherfachfchulen, Anstalten, die jün- aere Schuhmacher in den wichtigern Arbeiten ihres Berufs vollständig ausbilden sollen. Die Schulen sind entweder Privatanstalten, wie die von H. Franke in Artern, Johann Boshof in Heinsberg (Rhein- land), H. Busch in Erfurt, [* 14] Frohn, Brink & Co. in Berlin u. s. w., oder Innungsschulen, von denen es in Preußen [* 15] 24 giebt, so zu Aachen, [* 16] Breslau, [* 17] Frank- furt a. O., Hildesheim, [* 18] Köln, [* 19] Königsberg, [* 20] Liegnitz, [* 21] Magdeburg, Merseburg [* 22] u. s. w.; in Bayern [* 23] 4 zu München, [* 24] Nürnberg, Passau, [* 25] Würzburg; [* 26] in Sachsen [* 27] 2 zu Dresden [* 28] und Oichatz.
Während bei den In- nungsschulen der allgemeine Fortbildungsschulunter- richt event, erweitert ist durch besondern Unterricht über Fach- und Musterzeichnen, und nur selten noch darüber hinausgehende sachliche Unterweisungen geboten werden, bilden an den Privatlehranstalten die praktisckcn Unterweisungen und Übungen den Schwerpunkt [* 29] neben den theoretischen Fächern. An den Privatanstalten existieren Kurse von 14tägiger bis ^monatigcr Dauer, dementsprechend ändert sich das Schulgeld von 30 bis 10 M. pro Monat.
Der Eintritt kann zumeist jeden 1. und 15. eines jeden Monats erfolgen. Schuhplattler, ein namentlich in den bayr. Alpen [* 30] beliebter Volkstanz, ein Ländler, bei dem das Mädchen mit gesenkten Augen still sich sortdreht, während der Bursche sie umkreisend, mit den Füßen stampfend, mit den Händen den Takt der Musik auf Schenkel, Waden, Knie und Schuhabsätze patschend, auch ein Rad schlagend, seiner Freude Ausdruck giebt und um ihre Liebe wirbt. Er springt über das Mädel hinweg, dreht sich unter ihrem Arme, sie unter dem seinigen hinweg, schließt sie selten, aber um so feuriger laut aufjauchzend in seine Arme, in- dem er sie kräftig in die Höhe schwingt.
Das Balzen des Auerhahns soll das Vorbild dieses Tanzes sein. Schuhschnabel (LHlaenicspZ rex sel: Stelzvögel III, [* 1] Fig. 6), einer der merkwür- digsten Stelzvögel (s. d.) und den Schattenvögeln (s. d.) am nächsten verwandt. Der S. ist 1,40 m lang, klaftert 2,62 m, hat hohe Beine und einen gewaltigen, breiten, wie bei den Pelikanen vorn in eine übergreifende Hakenspitze ausgezogenen Schnabel. Das Gefieder ist aschgrau mit einem Stich ins Violette. Die Heimat ist das innere i Asrika, namentlich das Sumpsgebiet am Weißen Nil; die Nabrung besteht aus Fischen.
Schuhstifte, s. Holzstifte. Schuhstramin, s. Stramin. Schuhu, Eulenart, s. Uhu. Schuhwarenfabrikation, die fabrikmäßige Herstellung von Schuhwerk, die gegenwärtig einen ! stetig wachsenden Industriezweig bildet und in dem- ! gelben Maße die handwerksmäßige Schuhmacherei ! (s. Schuhmacher) verdrängt. Die S. arbeitet zum ^ Teil mit ganz eigenartigen Specialmaschinen und mit weitgehender Arbeitsteilung, so daß in großen Schuhfabriken etwa 40 vcrfchiedene Maschinen ge- braucht werden. Die erste Vorarbeit der Schäfte- fabrik a t i o n ist die Anfertigung derModelle, die von gefchickten Modelleuren entworfen und in Gestalt von Schablonen den Zuschneidern übergeben wer- den. Während früher diese Schablonen für jede Größennummer aus Blech geschnitten wurden und dazu ein Modelleur mehrere Tage brauchte, ist man heute durch Einführung der Pantographen (f.Tafel: SchuhwarenfabrikationI, [* 1] Fig. 1) im stände, einen ganzen Satz Modelle in 10 Minuten zu schneiden, welche Arbeit überdies von einem Knaben oder Mädchen besorgt werden kann; der Pantograph [* 31] schneidet nach einer vom Modelleur entworfenen Grundschablone die übrigen Gröben- nummern aus Pappe, und damit dieselben beim ¶