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namentlich auf den Mond [* 2] und die Planetenober- flächen bezüglichen Arbeiten unterstützten ihn längere Zeit Bessel und Harding. Als die Sternwarte [* 3] 1813 von den Franzosen niedergebrannt wurde, zog S. nach Erfurt, [* 4] wo er starb. Seine Hauptwerke sind: «Beiträge zu den neuesten astron. Entdeckungen» (Bd. 1, Verl. 1788; Bd. 2 u. 3 in 2 Abteil., Gott. 1798-1800),
«Selenotopogr. Frag- mente» (2 Bde., Lilienth. 1791 und Gott. 1802), «Aphroditographische Fragmente zur genauern Kenntnis der Venus» (Gott. 1796),
«Kronographische Fragmente zur Kenntnis des Saturn» (ebd. 1808), «Hermographische Fragmente zur Kenntnis des Mer- kur» (ebd. 1816) und «Areographische Beiträge zur genauern Kenntnis und Beurteilung des Planeten [* 5] Mars» [* 6] (hg. von Bakhuyzen, Leid. 1881). Schrotgang, s. Schrotmühle. Schrotgewehr, s. Jagdgewehre. Schrotgießerei, s. Schrot. Schrothfche Kur, ein von dem Naturarzt Jo- hann Schroth (gest. zu Lindewiese in Osterreichisch-Schlesien) angegebenes Heilverfah- ren, das im wesentlichen aus einer trocknen Diät in Verbindung mit feuchtwarmen Einhüllungen des Körpers besteht.
Der Kranke wird längere Zeit hin- durch ausschließlich mit trockner, altbackner Semmel und dick eingekochtem Brei aus Reis, Gries, Buch- weizengrütze oder Hirse [* 7] ernährt; als Getränk wird früh und abends nur ein kleines Gläschen starken Weins gestattet. Jeden dritten oder vierten Tag wird ein sog. Trinktag eingeschaltet, an dem der Kranke mittags einen Pudding mit Weinsauce und 2 - 3 Stunden nach der Mahlzeit soviel Wein er- hält , als zur Löschung des Durstes erforderlich ist.
Des Abends wird der Kranke in mehrere, in kaltes Wasser getauchte Leinentücher eingehüllt, aus denen er erst am andern Morgen befreit wird. Als Wir- kung der Schrothschen Diät läßt sich im allgemeinen eine Konzentration des Blutserums und mit dieser eine erhöhte Diffusionsgefchwindigkcit zwischen Blut und Gewebssäften sowie eine intensive Anregung der Regeneration, der Hm- und Neubildung des Organismus konstatieren, die in einzelnen Fällen von veralteter Syphilis, Gicht, chronischen Aus- schwitzungen im Rippen- und Bauchfell fowie in den Gelenken, ferner bei Magenerweiterung heilsam wirken kann. Doch erfordert die Methode, die übri- gens dem Kranken viele Qualen und Beschwerden macht, jedenfalls eine sehr sorgfame Überwachung, da sie ein sehr eingreifendes und gewaltsames Ver- fahren darstellt, das bei unvorsichtiger Anwendung hochgradiges Fieber und selbst den Tod zur Folge baben kann. -
Vgl. Iürgenscn, Über das Schrothsche Heilverfahren (im «Deutschen Archiv sür klinische Medizin», Bd. 1, Lpz. 1866).
Schrötling, die ungeprägte Metallplatte, auf welche die Münzstempel aufgeprägt werden. Im Altertum wurden die S. vielfach gegossen, jetzt nur noch bei Medaillen mit sehr hohen Reliefdarstellun- gen. Später wurden sie aus den flachgehämmerten Zainen (s. Münze, Bd. 12, S. 85a) aus freier Hand [* 8] mit Scheren [* 9] herausgeschnitten, woraus sich die un- regelmäßige Form vieler Münzen, [* 10] namentlich des Mittelalters erklärt. Jetzt werden die S. aus genau ausgewalzten Zainen unter größter Ausnutzung des Materials mit Maschinen ausgestanzt.
Schrotmeitzel, s. Meißel. [* 11] Schrotmetall, Legierung zur Herstellung von Schrot (s.d.), wird hergestellt durch Einbringen von gediegenem Arsen, Schwefelarsen oder arseniger Säure in geschmolzenes Blei. [* 12] Man wählt die Ver- hältnisse so, daß das Blei 0,3-1 Proz. Arsen ent- hält. Diese Menge Arsen härtet das Blei und er- teilt ihm die Eigenschaft, beim Ausgießen Tropfen zu bilden, die zu runden Körnern erstarren. Die höhern Arsengehalte bilden das Hartschrot, die niedern das Weichschrot.
Die Annahme, daß Hart- schrot größere Durchschlagskraft besitzt, hat durch die Versuche der deutschen Versuchsanstalt fürHandfeuer- waffen 1833 und 1894 keine Bestätigung gefunden. Schrotmühle, Quetsch mühle, eine Maschine [* 13] oder maschinelle Anlage zum groben Zerkleinern von Getreide [* 14] und andern Körnerfrüchten. Das er- haltene Mahlgut (Schrot, s.d.) enthält Mehl [* 15] und Gries, gemischt mit den zerrissenen Hülsen der Körner. Jeder gewöhnliche Mahlgang (s. Mahlmaschinen) [* 16] kann solches Schrot herstellen, indem man die Steine desselben weit auseinander stellt, so dah kein voll- ständiges Zerreiben, sondern lediglich ein Zerreißen und Zerschneiden der Körner stattfindet.
Der in dieser Weise arbeitende Mahlgang heißt Schrot- gang. Die eigentlichen S. sind kleinere, für Göpel- oder Handbetrieb eingerichtete Mahlgänge von ver- schiedener Konstruktion. Man unterscheidet 1) S. mit eisernen oder stäh- lernen Scheiben statt der Mühlsteine, [* 17] wobei die Hauschläge der letztern durch scharfe, feilenartig ge- hauene Riefen ersetzt sind;
2) S. mit zwei neben- einander gelagerten, an der Oberfläche entweder glatten oder scharf kannelierten Walzen, die sich in entgegengesetzter Richtung entweder mit gleicher oder mit verschiedener Geschwindigkeit drehen;
3) S. mit Kegeln, meist aus Hartguß, die in entsprechenden, gleichfalls geriffelten Hohlkegeln ar- beiten, wobei sich durch tieferes oder weniger tiefes Einstellen des Kegels die Feinheit des Schrots gut regulieren läßt;
4) S. mit einer Walze und festem Widerlager, wobei die erstere entweder mit ihrer Cylinderfläche gegen ein Cylindersegment oder mit ihrer ebenen Fläche gegen eine schiefstehende Platte arbeitet. Die Tafel: Landwirtschaftliche Ge- räte und Maschinen IV, [* 1] Fig. 10, zeigt eine durch einen Göpel [* 18] angetriebene S. ^178 a). Schrotsäge, ungespannte Säge, [* 19] s. Sägen [* 20] (S. Schrotfägeförmig, s. Blatt [* 21] (Nd. 3, S. 86 a). Schrotstahl, ein Drehstahl (s. d.). Schrötter, Anton, Ritter von Kristelli, Che- miker, geb. zu Olmütz, [* 22] studierte in Wien [* 23] Medizin und Chemie und wurde 1830 Pro- fessor der Chemie und Physik am Johanneum zu Graz [* 24] und 1843 der technischen, 1845 der allgemeinen Chemie am Polytechnikum in Wien.
Diese Professur bekleidete er bis 1868, in welchem Jahre er zum Hauptmünzdircktor ernannt wurde. 185" in den erblichen Ritterstand erhoben, führte er seitdem zu- gleich den Namen seiner Mutter, von Kristelli. S. starb zu Wien. Von seinen Ent- deckungen ist die wichtigste die des amorphen Phos- phors (1847),
über welche er in der Abhandlung «Über einen neuen allotropischen Zustand des Phos- phors» (Wien 1848) berichtete. Außerdem veröffent- lichte er: «Die Chemie nach ihrem gegenwärtigen Zustande» (2 Bde., Wien 1847-49). Schrötter, Friedrich Leopold, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. auf dem Gut Wohnsdorf (Ostpreußen), [* 25] wurde Offizier, machte den Siebenjährigen Krieg mit und trat 1787 in den Verwaltungsdienst über. Seit 1795 stand S. an der ¶
Schrötter,
Leop., Ritter von Kristelli, Sohn von Anton S., Arzt und Kliniker, geb. zu Graz in Steiermark, [* 26] studierte in Wien und widmete sich namentlich der Laryngoskopie; 1870 wurde er zum Vorstand der ersten in Wien errichteten Klinik für Kehlkopfkrankheiten, 1875 zum außerord. Professor, 1877 zum Primärarzt im Rudolfspital, 1881 zum Primärarzt im Allgemeinen Krankenhause, 1890 zum ord. Professor und Vorstand der neuerrichteten dritten mediz. Klinik ernannt. S. zählt zu den hervorragendsten Laryngologen und Kennern der Brustkrankheiten; bahnbrechend sind seine Arbeiten über die Behandlung der Kehlkopfverengerungen. Er schrieb: «Die Krankheiten des Herzfleisches» (in von Ziemssens «Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie», Bd. 6, 2. Aufl., Lpz. 1876),
«Beitrag zur Behandlung der Larynxstenosen» (Wien 1876),
«Jahresbericht der Klinik für Laryngoskopie» (ebd. 1871),
«Laryngologische Mitteilungen» (ebd. 1875),
«Vorlesungen über die Krankheiten des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Nase [* 27] und des Rachens» (Bd. 1, ebd. 1892). Auch ist er Mitherausgeber der «Wiener klinischen Wochenschrift», der «Zeitschrift für klinische Medizin», sowie der «Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Kehlkopfkrankheiten ».