forlaufend
625
Glocken aus Glas. [* 2] Man hielt dieselben über eine Flamme, [* 3] um darin durch die Hitze die Luft zu ver- dünnen, und stülpte sie dann rasch auf die Haut, [* 4] wo sie sich beim Erkalten durch den Druck der äußern Atmosphäre fest ansaugten, die Haut in die Höhe zogen und Flüssigkeiten aus derselben zum Heraus- treten brachten. Statt dieser wendet man jetzt kurze Glascylinder an, die auf der einen Seite mit einer dicken Kautschukhaut verschlossen sind. Beim Aufsetzen des Cylinders drückt man den Kautschuk mit dem Finger ein und läßt diesen dann los, wenn der Cylinder gut sitzt.
Der Kautschuk spannt sich wieder aus und verdünnt so die Luft in der kleinen von ihm gebildeten Höhle. Das S. erfetzt die Blut- egel in vielen Fällen und dient teils bei Hautleiden, um in der Haut stockendes Blut zu entleeren, teils bei Krankheiten innerer Organe (Brust- und Brust- fellentzündung, Bauchfellentzündung) als ableitende Blutentziehung. Oft wirkt es vielleicht nur durch die damit verbundene Reizung und Vlutanhäufung in der Haut und Entfernung des Blutes in den dar- unter liegenden Organen (z. B. beim Auge). [* 5]
Da- ber giebt es Fälle, wo man mit Nutzen ohne Blut- entziehung, also ohne vorherige Einschnitte schröpft: die sog. trocknen Echröpfköpfe. Ein solcher im großen ist der Iunodsche Schröpfstiefel (f. o.). Schröpfen, beim Getreide [* 6] das Abnehmen der obersten Blätterspitzen mit der Sichel oder Sense, ehe das Getreide zu schössen beginnt. Das S. wird bei zu üppigem Wachstum im Frühjahr angewendet, um der Gefahr des Lagerns der Pflanzen zu begegnen. Durch das S. (oder auch durch vorsichtiges über- weiden) erhalten Luft und Licht [* 7] wieder bessern Zu- tritt zu dem untern Teil der Pflanzen fund dem Boden), was dem zu geilen Wachstum entgegen- wirkt.
Auch Überwalzen des schon weiter entwickel- ten, aber noch nicht geschoßten Getreides wird statt des S. empfohlen. Schröpfköpfe, s. Schröpfen. ^Schröpfstiefel. Schröpfstiefel, Iunodscher, s. Iunodscher Schrot, grobkörnig gemahlenes Getreide, das als Viehfutter und zu Bier- und Branntwein-maische ver- wendet wird. (S. Mehlfabrikation, Bd. 11, S. 732 d.) Schrot, Bleischrot, Flintenschrot, auch Hagel, das in kleine runde Körner geformte Schrot- metall (s. d.), welches, aus Schrotgewehren (s. Jagd- gewehre) geschossen, hauptsächlich bei der niedern Jagd verwendet wird.
Die Fabrikation des S. gründet sich auf die Eigenschaft freifallender Tropfen, vermöge der Kohäsion Kugelform anzunehmen. Es gilt nun die Tropfen des geschmolzenen Bleis zum Erstarren zu bringen, bevor sie mit einem harten Körper in Berührung kommen. Die ältere Fabrika- tionsweise bediente sich eines Siebes mit kreisrun- den Löchern, durch welche das geschmolzene Blei [* 8] in Tropfen in einen untergesetzten Bottich mit Wasser fällt. Dabei entsteht aber viel Ausschuß, da die Tropfen während ihres kurzen Verweilens in der Luft nicht Zeit haben, sich vollkommen rund zu bil- den.
Nach der neuern Art werden die S. dadurch erzeugt, daß man den Schmelzapparat auf der Höhe eines eigens dazu erbauten Turms oder über einem abgelegten Bergwerksschacht anbringt und die Tropfen von dieser Höhe hinabfallen läßt, wodurch sie, da man im Turme einen beständigen Zugwind unterhält, schon unterwegs ganz erstarren. Unten fallen sie in einen Bottich mrt Wasser, auf dem eine mehrere Millimeter dicke Schicht von Öl oder geschmolzenem Talg steht. Die fo gegossenen S. Brockhaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl. XIV. werden später von den unvollkommenen Körnern befreit und die vollständig runden in Sortiersieben nach der Größe voneinander geschieden. Um die fertigen S. vor dem Oxydieren zu fchützen, werden sie mit etwas Reißblei in eine Tonne geschüttet, die man schnell um ihre Achse dreht, wodurch die S. poliert und zugleich mit einer dünnen Schicht Reiß- blei überzogen werden.
Die verschiedenen Größen des S. unterscheidet man durch Nummern von000000,00000,0000, 000, 00, 0 und 1 bis 12 derart, daß die höchsten Nummern die feinsten S. bezeichnen. Die Nummern mit 0 heißen auch Posten, Rehposten, Roller oder R ö l l e r, die Nummern von 9 aufwärts Vogel- dunst. Da die Schrotfabrikanten bei der Größen- dezeichnung nicht von gleichen Grundsätzen aus- gehen, baden der Allgemeine deutsche Iagdschutz- verein und die deutsche Versuchsanstalt für Hand- feuerwaffen in Halensee bei Berlin [* 9] 1894 beschlossen, in Zukunft die Benennung nach dem Durchmesser in Millimetern durchzuführen und nur während der Übergangszeit neben dem Durchmesser noch die Num- mern anzugeben.
Der geringste Durchmesser beträgt 1^4 mm (seither S. Nr. 12), der Durchmesser wächst um ^4 inm. Die seitherige Nr. 7 hat 2^, die seit- herige Nr. 3 hat 3^ min Durchmesser. Schrot, Rauhgewicht, s. Schrot und Korn. Fe/tT'öt., hinter lat. naturwissenschaftlichen Na- men Abkürzung für Johann Samuel Schröter, Konchyliolog und Mineralog, geb. 1735 zu Rasten- berg in Tbüringen, gest. 1808 als Superintendent zu Buttstädt bei Weimar. [* 10] Von ihm: «Vollständige Einleitung in die Kenntnis der Steine und Ver- steinerungen» (4 Bde., Altenb. 1774-84),
«Ge- schichte der Flußkonchylien» (Halle [* 11] 1779) u. a. m. Schrotaxt, s. Fällaxt. ^S. 317b). Schrotblätter, s. Holzschneidekunst (Bd. 9, Schrotbüchse, soviel wie Kartätsche (s. d.). Schroten, s. Meblfabrikation (Bd. 11, S. 732d); S. des Malzes, s. Bier und Bierbrauerei [* 12] (Bd. 2, Schröter, der Hirschkäfer [* 13] (s. d.). ^S. 995 a). Schröter, Corona, [* 14] Sängerin, geb. zu Guben, [* 15] wurde seit 1763 von Joh. Adam Hiller in Leipzig [* 16] ausgebildet und sang daselbst in den Großen Konzerten, bis sie 1776 durch Goethes Ver- mittelung als Kammersängerin der verwitweten Herzogin Amalie nach Weimar berufen ward. Hier hatte ste Gelegenheit, nicht bloß bei den Konzerten und den Liebhaberaufführungen des Hofs in Ge- sangrollen aufzutreten, sondern auch ihr bedeutendes Talent für das Drama im hohen Stil zu zeigen. So glänzte sie 1779 als Iphigenie in der Titelrolle des Goetbeschcn Stücks. Später zog sie sich ihrer Gesundheit wegen nach Ilmenau zurück, wo sie starb. -
Vgl. Keil, Vor hundert Jahren, Mitteilungen über Weimar, Goethe und Corona S., Bd. 2 (Lpz. 1875);
Düntzer, Charlotte von Stein und Corona S. (Stuttg. 1876).
Schröter, Joh. Hieronymus, Astronom, geb. zu Erfurt, [* 17] studierte in Göttingcn Jura, wurde 1778 in der hannov. Regierung an- gestellt und später Iustizrat und Oberamtmann zu Lilienthal, einem Dorfe im Herzogtum Bremen. [* 18] In Göttingcn war S. durch Kästner für die Astronomie [* 19] interessiert worden. Um dieselbe auch praktisch be- neiben zu können, errichtete er in Lilienthal eine Sternwarte, [* 20] die mit guten Instrumenten ausgerüstet wurde, so namentlich mit großen von Herschel be- zogenen Spiegelteleskopen. Als Gehilfen bei seinen, 40 ¶