Schrenck,
Karl,
Freiherr von, bayr. Staatsmann, geb. zu Wetterfeld
bei Cham, Sohn des bayr. Justizministers Sebastian , von S., studierte die
Rechte, wurde 1834 Landgerichtsassessor in Landshut,
[* 2] 1838 Regierungsrat
im Ministerium des Innern, 1845 Regierungspräsident der Pfalz, 1846 an
Stelle seines
Vaters Justiz- und Kultusminister. Im
Febr. 1847 unterzeichnete er das Memorandum gegen Lola
Montez, erhielt seine Entlassung und wurde nach einigen Wochen als
Regierungspräsident der Oberpfalz in den
Ruhestand versetzt. 1848 wurde er als Abgeordneter in die Nationalversammlung gewählt.
König Maximilian II. ernannte ihn 1848 zum Regierungspräsidenten in
Niederbayern, 1850 zum Bundestagsgesandten in
Frankfurt.
[* 3] 1859 wechselte
S. mit von der Pfordten seine
Stelle und übernahm im neuen Ministerium das äußere und den
Handel, doch hatte seine Politik
nach außen nur sehr zweifelhafte Resultate. In der seit 1862 schwebenden Frage des franz.-deutschen Handelsvertrags hielt
er so lange an der Opposition fest, bis er, durch ein preuß.
Ultimatum gezwungen, Sept. 1864 nachgeben
mußte und infolgedessen seine Entlassung nahm. S. wechselte wieder mit von der Pfordten die
Stelle und ging im Dezember wieder
als Gesandter an den
Bundestag, dessen letzten Sitzungen er 1866 in
Augsburg
[* 4] beiwohnte. Seitdem war S.
Staatsrat und lebenslängliches
Mitglied des Reichsrats. 1868 wurde er
Vertreter eines oberpfälz. Wahlbezirks im Zollparlament. Während
des
Krieges von 1870–71 war S. Gesandter in
Wien,
[* 5] seit 1872 zweiter Präsident der Reichsratskammer. Er starb zu
Wetterfeld.
Schrenz, dünnes, ungeleimtes oder halbgeleimtes, in kleinen Formaten hergestelltes Packpapier aus
ungebleichten, groben, meist leinenen oder baumwollenen
Lumpen.
Die bessern Sorten werden auch für geringe
Buchdruckarbeiten gebraucht. (S. auch
Buchbinderei, Bd. 3, S. 651b.)
Adolf,
Maler, geb. zu
Frankfurt a.M., empfing daselbst im Städelschen
Institut den ersten Unterricht,
bildete sich dann in
München
[* 6] und
Düsseldorf.
[* 7] 1854 schloß er sich der österr.
Armee auf ihrem
Marsch in
die Donaufürstentümer an, machte dann mit höhern österr. Offizieren (darunter Fürst von
Thurn und
Taxis) einen Ritt durch
Kleinasien. 1861 ging er nach
Algerien
[* 8] und siedelte 1862 nach
Paris
[* 9] über, wo er großes Aufsehen erweckte mit seinen Bildern:
Kosakenpferde im Schneegestöber und Artilleriefeuer aus dem Krimkrieg 1855 (Salon von 1864 und 1865;
für die
Galerie des Luxembourg erworben). Hervorragende
Bilder von ihm befinden sich ferner in den
Galerien zu
Hamburg
[* 10] (Walachische
Transportkolonne), Köln,
[* 11] Manchester,
[* 12] Neuyork;
[* 13] ebenso besitzen der
Kaiser von
Österreich,
[* 14] der König von
Belgien,
[* 15] der
Großherzog
von
Mecklenburg,
[* 16] Fürst
Taxis, FürstBismarck und die Herzogin von Leuchtenberg eine Auswahl seiner besten
Werke. S. lebt teils in
Paris, teils in
Cronberg im
Taunus.
Jos., Schriftsteller, geb. zu
Wien, studierte daselbst und lebte dann, schriftstellerisch thätig,
in
Jena,
[* 17] bis er 1802 kaiserl. Hoftheatersekretär in
Wien wurde. 1804 errichtete er ein Kunst- und Industriecomptoir,
das er bis 1814 leitete. Hierauf wurde S. Theatersekretär und Dramaturg und erwarb sich große Verdienste um die
Blüte
[* 18] und
den Ruhm des
Burgtheaters, dessen
Repertoire er auch durch musterhafte Bearbeitung span.
Dramen bereicherte, unter denen
«Don
Gutierre» und «Das Leben ein
Traum» nach
Calderon und «Donna Diana» nach Moreto am bekanntesten wurden.
Am wurde S. in schroffer, verletzender Form pensioniert; erlag er der
Cholera. Seine eigenen
Dichtungen
sind, wie seine prosaischen
Darstellungen, korrekt und elegant, aber ohne höhern Wert; als Schriftsteller nannte er sichThomasWest oder
KarlAugustWest. Seine «Gesammelten
Schriften» erschienen in vier
Bänden (Braunschw. 1829;
neue Aufl. 1836). –
Vgl. C.L. Costenoble, Aus dem
Burgtheater 1818–37 (2 Bde.,
Wien 1889).
Fabriken für Kunstbaumwolle, Emulsionspapier, Grünkern, Essig,
Hefen und Malz, mechan. Werkstätte, Mühlen,
[* 22] Weinhandel,
Wein-, Obst-,
Tabak-,
Spargel- und Hopfenbau, und wird als Luftkurort viel besucht.
Auf dem nahen
Ölberg die Ruine
des von Kurfürst
Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz 1470 zerstörten Schlosses Strahlenburg.
die sichtbaren Zeichen, welche ganze Worte oder
Teile derselben fixieren und wiedergeben. Jede natürlich
gewordene, nicht künstlich gemachte S. ist entstanden aus
Bilderschrift; diese ist so alt wie der Nachahmungstrieb des
Menschen,
man kann also nicht von einer einmaligen Erfindung reden. Die
Bilderschrift hat
vor derBuchstabenschrift den
Vorteil, daß sie die Sache, nicht das Wort für dieselbe wiedergiebt, denn die
Bilder sind auch denen verständlich, die verschiedene
Sprachen reden; aber sie erfordert deshalb ebenso viele Zeichen, als es Sachen giebt; daher die Schwierigkeit der Erlernung
und die Unbehilflichkeit des
Ausdrucks. Manche
Bilderschriften, so z.B. die der Indianer, sind auf der
niedrigsten
Stufe stehen geblieben und deshalb kaum als S. zu bezeichnen, während andere eine Durchbildung und Stilisierung
durchgemacht haben; diese allein kommen hier in Betracht. Man kennt fünf voneinander unabhängige Schriftsysteme:
1) die Hieroglyphen (s. d.) der Ägypter, 2) die
Keilschrift (s. d.) der Assyrer, 3) die S. der
Chinesen (s.
Chinesische Sprache, Schrift und Litteratur; aus der chines. Schrift ist die japanische
hervorgegangen, s.
Japanische Sprache, Schrift und Litteratur), 4) die
Bilderschrift (s. d.) der Südamerikaner, 5) die mittelamerik.
Hieroglyphen (s. Maya-Hieroglyphen). Von diesen ist nur die ägyptischeS. zu einer wirklichen
Buchstabenschrift weiter entwickelt.
Zu einer rein alphabetischen S. sind jedoch die Ägypter nicht durchgedrungen.
Diesen letzten Schritt haben die Phönizier gethan, die neben und vielfach in
Ägypten
[* 23] wohnten, sich die Erfindung der Ägypter
aneigneten und fortbildeten. Sie machten sich ein
Alphabet von 22 wirklichen
Buchstaben, d.h.
Konsonanten und
Halbvokalen, die
von rechts nach links geschrieben wurden. Von diesem semit. Uralphabet stammen die verschiedenen
Arten
semitischer S. (die der Phönizier, Aramäer,
Syrer,
Himjariten [s. d.],
Äthiopier (s.
Äthiopische Sprache,
Araber). Die älteste
ziemlich genau datierbare altsemit.
Inschrift ist die
Stele
[* 24] des Königs Mesa (s. d.) von Moab, der im 2.
Buch der Könige erwähnt
wird und
¶
ders., The origin
of the Kharoṣṭhī alphabet, 1895 (in «Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes»).
Auf indischer S. beruht die
der Koreaner. Von Mischer S. stammt die mongolische (s. Mongolen),
von dieser die der Mandichu (s. d.). Die «arabische
S. wird von Persern und Türken, zum Teil auch von andern mohammed. Völkern des Orients gebraucht. Aus
der indischen S. weiter entwickelte Formen haben sich über Tibet und Hinterindien
[* 28] verbreitet. Aus der altsemitischen S. ist
die griechische hervorgegangen. Die älteste semitische S. der Mesa-Stele ist der ältesten griechischen am ähnlichsten;
nicht viel später mag sich diese von der semitischen abgezweigt haben. Sichere Spurenbat man aber nicht
vor dem Anfang der Olympiaden (776 v. Chr.); die erhaltenen Inschriften der Griechen sind kaum älter als 620 v. Chr. Die
Griechen übernahmen von den Phöniziern ein Alphabet von 22 Buchstaben, das sie umbildeten und bis auf 26 Buchstaben ergänzten.
(S. Griechische Schrift.) Der linksläufigen griechischen S. folgt die furchenförmige (s.
Bustrophedon) und dieser die rechtsläufige. Während alle andern Griechen das phöniz. Uralphabet annahmen und fortbildeten,
haben nur diejenigen, die den Phöniziern am nächsten wohnten, sich ablehnend verbalten. Die griech.
Kolonien auf Covern hatten wahrscheinlich schon vorher vom Festlande her eine eigentümliche Silbenschrift erbalten,
in der das einzelne Zeichen nicht einen einzelnen Laut, sondern eine Silbe ausdrückt; sie scheint der
assyr. Keilschrift am nächsten verwandt zu sein. Diese schwerfällige, für die griech. Laute schlecht passende Silbenschrift
wurde auf Inschriften und Münzen
[* 29] angewendet bis gegen Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
Alle andern griech. Schriftarten stammen von dem phöniz. Uralphabet. Wie
in der Sprache,
[* 30] fo zeigte sich auch in der S. große Verschiedenheit der einzelnen Stämme, bis schließlich alle Griechen
zu einer einheitlichen Sprache und S. übergingen. Ein wichtiger Schritt in dieser Richtung war es, als Athen
[* 31] 403 v. Chr. unter
dem Archontat des Euklides von Staats wegen das ion. Alphabet annabm, das dann durch die Eroberung der
Macedonier allgemein verbreitet wurde. Wie die lokalen Alphabete der Griechen von großer Wichtigkeit sind für die Beziehungen
der einzelnen Stämme untereinander in den ältesten Zeiten, so sind auch die aus dem Griechischen abgeleiteten Alphabete ein
Beweis der Beziehungen der andern Völker zu ihren Lehrmeistern, den Hellenen. Schon in sehr früher Zeit
erhielten die Lykier und Phryger ihre S. von den benachbarten Hellenen; nicht viel später die italischen Völker. Im 4. Jahrh.
n. Chr. erfand Ulfilas für feine Landsleute, denen er die Bibel
[* 32] übersetzte, die Gotische Schrift (s. d.), indem er von der
griechischen S. ausging; um dieselbe Zeit bildete sich die koptische, im 5. Jahrh.
n. Chr. die armenische und georgische S. aus der griech.
Majuskel, die nur durch wenige fremdartige Bestandteile vermehrt wurde (s. Koptisch und Armenische Sprache und Schrift). Im 9. und 10. Jahrh.
wurden slawische Völker durch die Missionsthätigkeit der griech. Kirche bekehrt, die
ihnen mit der Religion
zugleich die S. brachte, welche die der griech. Kirche angehörenden Slawen bis jetzt behalten haben; die heutige russische,
serbische und bulgarische S. gehen auf das Cyrillische Alphabet (s. Kirchenslawisch und Russische Schrift)
[* 33] zurück, das dem
Ductus der damaligen Majuskelhandschriften der Griechen nahe kommt. Das Glagolitische Alphabet (s. Glagolica)
ist wahrscheinlich eine Stilisierung der griech. Minuskel. Von allen Alphabeten, die aus dem Griechischen abgeleitet sind,
ist das italische das wichtigste. Das italische Uralphabet zeigt am meisten Verwandtschaft mit der S. der westl.
Griechen und speciell der dorisch-chalcidischen Kolonien. Alle 26 Buchstaben der Griechen (ohne Ω ^[grosses Omega])
wurden von den Italikern herübergenommen, wenn auch einige Zeichen nur zur Bildung der Zahlzeichen angewendet wurden. Die
italischen Alphabete zerfielen in zwei Gruppen; auf der einen Seite stehen die Alphabete der Etrusker, Umbrer und Osker; auf
der andern Seite steht das Alphabet der Lateiner und Falisker, welche wie die Griechen den Übergang von
der linksläufigen zur furchenförmigen und rechtsläufigen S. durchgemacht haben. Die Einführung der S. bei den italischen
Stämmen fällt etwa in die Zeit 750-644 v. Chr. Aus der lateinischen S. der Kaiserzeit
bildete sich die (ältere und jüngere) Runenschrift (s. Runen),
[* 34] deren sich die german.
und skandinav. Völker bis zur Einführung des Christentums bedienten. Bei den Griechen sowohl wie bei den
Römern war ein Unterschied zwischen den Buchstabenformen der Inschriften und denen der Handschriften ursprünglich nickt vorhanden,
und die handschriftlichen Charaktere, die den inschriftlichen fast gleich sind, bezeichnet man als Kapitalschrift; allmählich
machte sich die Natur des Beschreibstoffs bemerkbar in den mehr abgerundeten Formen der Uncialschrift,
die allmählich vom Ende des 6. Jahrh. in die kleinere Halbunciale überging. Neben der umständlichen
Majuskel der Inschriften und der Handschriften bildete sich bei den Griechen wie bei den Römern eine bequemere S. des täglichen
Lebens, die man meist Kursive nennt. Auch hatten sowohl die Griechen als die Römer
[* 35] eine Schnell- und
Kurzschrift, Tachygraphie bei den Griechen, Tironische Noten bei den Römern genannt. Die Kursivschrift verfiel bald mehr und
mehr, während die Bücherschrift die überlieferten Formen treuer bewahrte. Im byzant. Orient, der durch Staat und Kirche zusammengehalten
wurde, bildeten sich in der entartenden Kursive wenigstens keine scharfen nationalen Eigentümlichkeiten
heraus; in dem nicht staatlich geeinigten Occident wurde die altröm. Kursive dagegen zu Nationalschriften weiter entwickelt.
Aus ihr bildete sich die langobardische, westgotische, irische, angelsächsische, merowingische S. So benutzte man in gleicher
Weise im byzant. Osten und im lat. Westen gleichzeitig eine künstlich gemalte Bücherschrift
und eine charakterlose, verfallende Kursivschrift, die bereits schwer zu entziffern war. Ungefähr zu gleicher Zeit (Anfang
des 9. Jahrh.) kam man im Osten und im Westen auf den Gedanken, die Vorzüge beider Schriftarten zu einer neuen zu verbinden,
die ebenso deutlich wie die Unciale, ebenso verbindungsfähig und flüssig wäre wie die Kursive; so
entstand die Minuskel (s. Majuskel), die im wesentlichen eine Stilisierung der Kursive genannt werden muß, bereichert durch
unciale (oder halbunciale) Elemente. Die Minuskel drängte sowohl
¶