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ein histor. Roman (4 Bde., ebd. 1338; 2. Aufl. 1871) u. s. w. Unter seinen histor.
Schriften sind zu ucnnen: «Geschichte der Oper und des königl. Opernhauses in Berlin» [* 2] (Berl. 1852),
«König Wil- helm. Eine militär. Lebensbeschreibung (ebd. 1869), »König Wilhelm im I. 1866" (5. Aufl., ebd. 1868), «Die preuft. Orden, [* 3] Ehrenzeichen und Anszcichnun- gen» (10 Abteil., ebd. 1868-72) u. a. Nach seinem Tode ersckicn «Aus meinem Leben» (3 Vde., Verl. 1879-80). Schneiderfchulen, Anstalten, in denen junge Fachleute hauptsächlich im Zuschneiden nach theore- tischen Grundsätzen ausgebildet werden sollen.
Die älteste Schule dieser Art ist die 1850 gegründete Teutsche Vekleidungsakadcmie zu Dresden. [* 4]
Nach diesem Vorgange benennen sich auch andere ähnliche Schulen;
so giebt es in Leipzig [* 5] allein eine Deutsche [* 6] Schneiderakademie, eine Erste Leipziger Sckncider- akademie und eine Modcuakademie.
Die Schulen sind meist Privatunterncbmungcn, bestimmt für Schüler, aber auch für Schülerinnen.
Die Kurse derselben haben je nach Wunsch und Lehrzeit ver- schiedene Dauer von zwei Wochen bis zu zwei Jahren und dem entsprechend variiert auch das Honorar zwischen 15 und 225 M. An den für Lehrlinge be- stimmten Innungsschulen beträgt das Schulgeld jährlich 3-6 M. Jährliche Frequenz der erstge- nannten Anstalt über 300 Schüler und Schülerinnen.
Innungsschulen giebt es in Preußen [* 7] 20 (die haupt- sächlichsten zu Verlin, Breslau, [* 8] Magdeburg, [* 9] Merse- burg, Hildeshcim, Frankfurt [* 10] a. O., Potsdam, [* 11] Stet- tin, Trier)' [* 12] in Bayern [* 13] 2 (Zu München [* 14] und Vay- reuth);
in Sachsen [* 15] 3 (zu Chemnitz, [* 16] Plauen [* 17] im Vogt- lande und Zwickau). [* 18] Schneidervogel (OrtKotoinuZ longicauäk Fti'i'c/^.), ein kleiner, zu den echten Sängern ge- börigcr Singvogel Ostindiens, ist durch die Art be- rühmt, auf die er sein Nest verfertigt. Er verbindet nämlich, um seine Jungen gegen die Vaumschlangen zu schützen, durch eine Naht mittels feiner Pflanzen- fasern, die er durch Stiche zieht, die er mit dem Schnabel gemacht hat, die Ränder eines größern, am Ende eines schlanken Zweigs stehenden Blattes, so daß eine Art Tasche entsteht.
Wenn das Blatt [* 19] nicht groß genug ist, uäht er auf gleiche Weise noch ein zweites Blatt daran.
Zuletzt füttert er das Innere mit Wolle, Federn u. s. w. Auch eine in Südeuropa einheimische Sylvie ((^ticolH Lclioeni- cola Zoiltt^.) verbindet Seggcnblütter auf ähnliche Weise durch Fäden. Schneid eschlinge, s. Galvanokaustik.
Schneidewalze, Gerät zur Bonbonfabrikation (s. Bonbons). Schneidewin, Friedr. Wilh., Philolog, geb. zu Hclmstcdt, besuchte die Universität Göttingcn, wurde 1833 Lehrer am Gymnasium zu Braunschweig [* 20] und habilitierte sich 1836 an der Uni- versität Göttmgen, wo er 1837 außcrord. und 1842 ord. Professor wurde. Er starb in Göttingen. [* 21]
Von seinen Werken sind zu nennen: «I)6i6cM8 1)06318 (^raecoi-uin» (3 Bde., Gott. 1838 -39), «^oi^6ctkn6H ci-itica» (ebd. 1839),
«Beiträge zur Kritik der?oeta6 I^i'ici ssr^eci» (ebd. 1844),
die Ausgaben von Martials «N^iFi-aminata» (2 Bde., Grimma [* 22] 1842),
von Sophokles' Tragödien (Berl. 1851-53 u. ö., besorgt von Nauck),
der neu aufge- fundenen Neden des Hyperidcs (Gott. 1853),
von Äschylus' «Agamcmnon» (Berl. 1856),
der «Iai-06- miozi-aiM Fi-aeci» (mit von Lcutsch, 2 Bde., Gott. 1839-51),
des Hippolytus (mit Tunckcr, 2 Bde., ebd. 1856-59),
des Vabrius (ebd. 1853; 2. Aufl. 1865),
der Fragmente der Politien des Hcraklides (ebd. 1848).
Seit 1846 erschien die von ihm ge- gründete Zcitfchrift «?1ii1o1oFU3».
Schneidezähne, s. Gebiß und Zahn. Schneidklinge, Schneideiscn, ein Werkzeug zum Schneiden von Schraubengewindcn an dünnen Schrauben, [* 23] bestehend aus einer Stahlplatte mit durch- gehenden Offnungen verschiedenen Durchmessers, welche mit Muttcrgewin- _-______ den versehen sind (s. bei- s ? ? ? ^ stehende Abbildung).
Auf ^ ^ ^ ^ den Stift, welcher Schrau- bengewinde erhalten foll und zu diesem Zwecke im Schraubstocke eingespannt worden ist, wird die S. mit einer passenden Öffnung aufgeschoben und dann unter mäßigem Druck im Kreise [* 24] herum bewegt.
Zum Schneiden starker Schrauben, wozu man die Kluppe [* 25] (s. d.) anwendet, ist die Wirkung mehr auf einem Einpressen der Gewinde als auf einem wirklichen Schneiden beruht. Schneidkluppe, s. Kluppe. Schneifel oder Schneeeifel, s. Eifel. Schneisen (S chneuß en), in der Forstwirtschaft künstlich angelegte, Holzteer zu erhaltende Streifen, mittels deren der Forst [* 26] dort, wo Wege und natür- liche Trennungslinien (z. B. Gewässer, Fclsenkämme) dazu nicht ausreichen, in Abteilungen (s. d.) zerlegt wird.
Man unterscheidet Haupt- und Ncbenschneisen.
Erstere, auch Wirtschafts streifen genannt, ver- laufen in der Richtung des Hiebes, meist von Ost nach West, und werden so breit angelegt, daß sich die sie begrenzenden Bestände an den fteien Tland gewöh- nen, so daß sich «Randbäume» entwickeln, die nach- teiligen klimatischen Einwirkungen (Wind, Sonne) [* 27] widerstehen, wenn auch der neben- oder vorliegende Bestand abgetrieben wird.
Im.Hochwald ist dazu eine Breite [* 28] von 10 bis 12 m nötig, aber auch ge- nügend, im Nieder- und Mittclwalo genügen 2,5 in. Die nur 2,5 in breiten Nebenschneisen verlaufen pa- rallel den Schlaglinien, mehr oder weniger recht- winklig auf die Wirtschaftsstreifen, sie teilen die ein- zelnen Hiebszüge in der Richtung des Hiebes in Abteilungen.
Sämtliche Abteilungen bilden das Schneisen netz;
dieses dient als Schutzmittel zur Waldpflege und erleichtert die Orientierung für wirt- schaftliche und geometr. Arbeiten.
Die oft erstrebte Regelmäßigkeit des Schneisennetzes ist nur auf ganz ebenem Terrain möglich, im Gebirge muh es sich letzterm fo anschließen, daß die Schläge annähernd parallel den Nebenschncisen geführt werden können; diese müssen daher in der Richtung des Vergabhanges verlaufen. (S. Waldeinteilung.) Schnellbelagerung, auch Artillcriebela- gerung genannt, ein von den Engländern in den Feldzügen in Spanien, [* 29] Frankreich und den Nieder- landen von 1812 bis 1815 mehrfach angewandter abgekürzter Festungsangriff.
Man umgab dabei die Angriffsfront, falls deren Maucrwcrk sichtbar war, etwa auf 450-600 m Entfernung mit einer Parallele, [* 30] in der Enfilicr-, Demontier- und Bresch- batterien angelegt wurden;
hatten diese gehörig ge- wirkt, so erfolgte der Sturm.
Ein ähnliches
Ver- fahren versuchten die Engländer während des ersten
Abschnittes der
Belagerung von Sewastopol
[* 31] 1855, aber ohne Erfolg.
Schnelldampfer
, Passagierdampfer, die bei einer Turchschnittsgeschwindigkeit von etwa 17 bis
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23 Seemeilen einen regelmäßigen Verkebr mit an- dern Kontinenten vermitteln.
Die ersten S. in größerer Zahl, mit Geschwindigkeiten von 16 bis 18 Seemeilen, führte seit 1880 der Norddeutsche Lloyd (s. d.) ein.
Der erste deutsche S. war die 1880 erbaute, verunglückte Elbe, die nach heutigen Begriffen mit ihrer geringen Geschwindig- keit von 16 Seemeilen kaum noch zu den S. gerecbnet werden konnte.
Gleichzeitig begannen 1881 die Scr- via der Cunard-Linie und die City of Nome ihre Fabrten. 1883 folgten die Werra und Fulda [* 33] des Norddeutschen Lloyd, die Oregon der Guion-Linie und die Aurania der Cunard-Gesellschaft;
1884 die engl. America und die norddeutschen Lloyodampfer Eider und Ems; [* 34]
1885 die Cunarder Etruria und Umbria, 1886 die norddeutschen Lloyddampfer Aller, Trave, Saale sowie die franz. Postdampfer Bre- tagne, Champagne, Vourgogne und Gascogne, 1887 der große S. Lahn vom Norddeutschen Lloyd (s. Tafel: Schiffstypen [* 32] II,Fig.1, beim Artikel Schiff), [* 35] 1888 die City of New Uork der engl. Inman-Linie und 1889 die City of Paris [* 36] derselben Gesellschaft;
beide Dampfer gingen unter dem Namen New Jork und Paris 1892 in amerik.
Besitz über. 1889 begannen auch die Fahrten der hamburgischen Paketfabrt- dampfer Augusta Victoria und Columbia [* 37] sowie des White-Star-Liners Teutonic. 1890 folgten Majestic der zuletzt genannten Linie, Normannia der hambur- aischen Paketfahrt und Spree vom Norddeutschen Lloyd;
1891 Havel vom Norddeutschen Lloyd, Fürst Bismarck der hamburgischen Gesellschaft und die franz. Touraine. 1893 begannen die Fahrten der mächtigen Cunarddampfer Campania und Lucania; seitdem sind bis 1895 neue S. nicht in Betrieb gesetzt worden.
Man beginnt allmählich die ungebeuern Kosten zu scheuen, die die S. machen;
die neuen Schisse kosten durchschnittlich 6 Mill. M. Der Kohlen- verbrauch beträgt durchschnittlich 0,9 K3 für eine Pferdestärke in der Stunde.
Die Unkosten jeder Reife eines großen S. werden also zwischen 40- 50000 M. betragen.
Für Bequemlichkeit der Passa- giere ist auf allen S. in luxuriöser Weise Sorge getragen;
die Schiffe [* 38] gleichen in ihrer Ausstattung fchwimmenden Palästen.
Auch auf die Sicherheit gegen Versinken wird von Jahr zu Jahr mehr Be- dacht genommen. So hat die Campania 16 Quer- schotten und ein Längsschott, die alle wasserdicht ge- schlossen sind;
die Zahl der kleinen wasserdichten Zellen des Doppelbodens und der vordern Näume der Schiffe beträgt mehrere Hundert.
Die S. Paris und New Jork haben in den wasserdichten Schotten gar keine Thüren mehr, um die Gefahr zu vermindern, daß bei einem Unfälle einzelne wasser- dicht verschließbare Thüren etwa offen bleiben könnten.
Diefe Schotte sind bis unter das Ober- deck geführt;
will man aus einem Raume in den andern, so muß man über das Oberdeck hinweg- steigen. Es hat sich gezeigt, daß diese Einricbtlmg die Wohnlichkeit der großen Dampfer nicht stört; desdalb bat man auch auf neuen englischen S. die Scbotttbürc-n ganz weggelassen. Ob bei dem Unter- gange der Elbe alle Thüren geschlossen waren, ist nicht aufgeklärt worden. Wichtig für die Beurteilung der Durchschnitts- leistungen der S. sind die amtlichen Zusammen- stellungen des Generalpostmeisters der Vereinigten [* 39] Staaten über die Schnelligkeit der Postbcsörderung mit den S. Danack war im 1.1893 die Reihenfolge der schnellsten S. folgende: Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. XIV. Jahr des Fahrt- beginus Campania Normannia . . . . svürst Bismarck . . New York Teutonic Columbia Paris Majestic Umbria Etruria Havel Spree Augusta Victoria . Lahn Touraine Bourgogne . . . . Aller Aurania Trave Bretagne Ems Saale Gascogne Kaiser Wilhelm II. Servia Germanic Britanic Alaska Elbe enal. deutsch " amerik. engl. deutsch amerik. engl. deutsch franz. » deutsch engl. deutsch franz. deutsch " franz. deutsch engl. deutfch 1893 1890 1891 1888 1889 1889 1889 1890 1885 1885 1891 1890 1889 1887 1891 1886 1886 1883 1886 1886 1884 1886 1886 1889 1881 1880 1880 1881 1881 N?ilen Beförderung ^1893 Stunden 2 5 7 11 13 7 10 12 9 12 10 7 8 12 8 10 11 12 10 10 5 11 10 3 12 12 11 3 10 166,3 172,7 176,6 176,7 177,9 178,i 179,0 179,4 179,8 179,9 185,4 188,4 189,5 191,0 193,4 203,7 204,5 205,4 205,5 205,6 208,i 208,i 208,2 213,7 214,0 215,0 216,9 216,9 220,6 Die kürzesten bisher mit S. gemachten Fahrten zwischen England und den Vereinigten Staaten sind die der Lucania der Cunard-Linie 1893 in 5 Tagen 12 Stunden 47 Minuten und der Campania 1893 in 5 Tagen 12 Stunden 7 Minuten. Von deutschen S. sind zu erwähnen die der Hamburg-Amerikani- schen Paketfalnt-Aktiengesellschaft (s. d.) gehören- den Augusta Victoria (s. Tafel: Dampfschiff [* 40] I, Bd. 4, S. 746), vom Vulkan in Stettin [* 41] gebaut, und die Columbia, von Laird Brothers in Liverpool [* 42] gebaut. Beide sind ziemlich gleicher Konstruktion, haben die Dimensionen: Länge 140 m, Breite 17 m, Tiefe vom Oberdeck bis Kiel [* 43] 12 m, Tiefgang beladen 7,6 m, Tonnengehalt 7642 t Brutto oder 9500 t Deplacement. Die Schiffe sind aus bestem Stahl gebaut, haben Doppelboden mit zahlreichen Zellen, die teilweise zur Mitnahme von Frischwasser für die Kesselspcisung benutzt werden. Elf wasserdichte Querschotte schützen gegen das Sinken. Über dem Oberdeck befindet sich noch das Promenadendeck, unter dem Oberdeck drei weitere durchgehende Decke: [* 44] das Hauptdeck, Zwischend-eck und Orlogdeck. Jedes der Schiffe hat Doppelschrauben und dement- fprechend je zwei dreifache Expansionsmaschinen f s. d.), deren Cylinderdurchmesfer sind: für Hoch- druck 1 m, Mitteldruck 1,5 iu, Niederdruck 2,6 m, der Hub ist 1,7 m. Neun Cylinderkessel, je drei zusam- men in einer Abteilung, liefern den Dampf, [* 45] wobei ihre Leistungsfähigkeit durch forcierten Zug gestei- gert wird. Bei der Probefahrt hat die Columbia 19 Seemeilen erreicht, dabei 13000 Pferdestärken indiziert. Der Kohlenverbrauch beträgt etwa 2400 5 pro Neise; er betrögt bei der Augusta Victoria etwa 250 t in 24 Stunden, bei der Columbia 280 bis 290 t, wobei erstere auf etwa 17, letztere auf18See- 36 ¶