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Theologie und Philologie, wurde 1825 Prüceptor in Vesigheim, 1829 Diakonus und Präceptor in Göppingen, 1838 Rektor des Pädagogiums in Eß- lingen, 1852 des Gymnasiums in Ulm, 1859 des Gymnasiums in Stuttgart. 1878 trat er in den Ruhestand und starb 27. Mai 1887 in Stuttgart. Sein .Hauptwerk ist die «Encyklopädie des gesamten Erzichungs- und Untcrrichtswesens» (von Palmer und Wildermuth, 11 Bde., Gotha 1858-78; 2. Aufl., von Schrader fortgesetzt, 10 Bde., Lpz. 1870-87). Ein Auszug daraus ist das «Pädagogische Hand- buch» (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1883-54). Ferner er- schien von S.: «Geschichte der Erziehung» (mit G. Baur, Vd.1-3, Stuttg. 1884-92; auf vier Bände berechnet), «Griech. Chrestomathie» (mit Mezger, 5. Aufl., ebd. 1889), «Aus Schule und ^eit. Reden und Aussätze» (Gotha 1887), «Die modernen Gym- nasialreformer» (Stnttg. 1878). Schmid, Leopold, tatb. Theolog und Philosopb, geb. 9. Juni 1808 zu Zürich, studierte in Tübingen , und München, wurde 1831 Lehrer am Priestcr- seminar zu Limburg a. Lahn, 1832 Subregens da- selbst, 1834 Hauskaplan zu Stift Neuburg bei Hci- del'oheim, 1837 Pfarrer zu Großholbach (Nassau), 1839 Professor der Dogmatik an der kath.-theol. Fakultät zu Gießen, 1813 zugleich Honorarprofessor der Philosophie. ^). suchte das tath. Dogma speku- lativ zu erfassen und zu vertiefen und den Katho- licismus und «Evangelismus» zu vermitteln. Als er 1849 zum Bischof von Mainz gewählt wurde, wußte die ultramontane Minorität, die an seinem Werke «Der Geist des Katholicismus oder Grund- legung der christl. Irenik» (4 Bde., Gieß. 1848-50) Anstoß ucchm, die päpstl. Bestätigung zu hinter- treiben; aus der mit Umgehung der kanonischen Rechtsordnung angeordneten Neuwahl ging der ultramontane Freiherr von Kctteler bervor. S. trat darauf ganz in die philos. Fakultät über und erklärte in der Schrift «Ultramontan oder katholisch?» (Gieß. 1867), «auf die specifisch röm. Kirchengemcimchaft so lange verzichten zu müssen, als sie den eigentlichen Wert des Evangeliums anzuerkennen ablelmt.» S. starb 20. Dez. 1869 in Gießen. Als Philosopb ver- trat S. einen spekulativen Tbc'ismus und scbrieb «Grundzüge der Einleitung in die Philosophie» (Gieß. 1860) und «Das Gesetz der Persönlichkeit» (ebd. 1862). Seine «Mitteilungen aus der neuesten Geschichte der Diöccse Ätainz» (Gieß. 1868) beleuchten die Vorgänge bei der letzten Vischofswabl und bei der Auflösung der kath.-thcol. Fakultät Gießen. Aus seinen: Nachlaß erschien: «Über die religiöse Aufgabe der Deutschen» (in den «Bildern aus der Geschichte der kath.Reformbcwegung», Bd. 1, .heft 2-4, Mannb. 1875, hg. von Lutterbcck). - Vgl. Schrocder und Schwarz, Leopold S.s Leben und Denken (Lpz. 1871); Luttcrbeck, L. S.s Leben und Wirken (Mannh. 1875).
Schmid, Matthias, Genremalcr, geb. 14. Nov. 1835 zu See im Paznaunthal in Tirol, bildete sich seit 1856 auf der Münchener Akademie unter I. Schraudolph zum Maler aus. Sein erstes Bild: Ruth aus dem Wege nach Bethlehem (1858), wurde von dem damaligen Statthalter von Tirol, Erzher- zog Karl Ludwig, angekauft; dock konnte er sich trotz guter Arbeiten, wie Die drei Frauen am Grabe Christi (stereochromisch in der Fricdhofshalle zu Innsbruck 1859 gemalt) und einiger Altarbilder in Tirol uicht behaupten und wendete sich hauptsächlich der Genredarstcllung aus dem Volksleben der Berge zu. 1867 ging S. nach Salzburg. Der bedeutende Erfolg seiner Herrgottsschnitzcr und Vilderhändler auf der Alm verschafften ihm den Auftrag, die Vii/a des Ritters von Tschavoll in Feldkirch mit Bildern aus der Vorarlberger Volkssage zu schmücken. 1869 siedelte er wieder nach München über, trat 1871 bei Piloty ein und schuf nun eine Reihe bedeutender Kompositionen, welche zunächst das Verhältnis der Geistlichkeit zum Volk in Tirol in satir. Weise zum Gegenstand haben. So: Die Vettelmönche, Veicht- zettelahlieferung, Der Sittenrichter, Das Braut- examen, Auszug der Prot. Zillerthaler, DerKarren- zieher, Herrgottshändler (1874). Dann wurde sein Genre tendenzlos: Das Verlöbnis, Der Iägergruß, Der eingeseifte Herr Pfarrer und Die Rettung (1883), Verlassen, Der Gang zur Wallfahrt (1886), Die Zeuerdeschau(1888), Lieblingsspeise (1889), Aus den Tiroler Befreiungskämpfen (1891) und Spiel- wareuhändlerin (1892). Der Künstler, seit 1883 Professor, lebt in München. Tchmidscher Motor, s. Wassersäulenmaschine. Fe/i/nicii, hinter lat. Pflanzennamen Bezeich- nung für Johann Anton Schmidt, Professor der Botanik in Heidelberg. Schnndt, Albert, Baumeister, geb. 16. Sept. 1841 ;u Sonneberg in Thüringen, besuchte die Vau- gewerbeschule und das Polytechnikum zu München, bereiste 1864 Oberitalien und etablierte sich 1865 in Müncben als Privatarchitekt, wo er seitdem wirkt. Auf zahlreicben Studienreisen sammelte er Stu- dien für die Baukunst und Aquarelle. Er baute in München eine Anzahl Wobn- und Geschäftshäuser, den Löwcnbräukellcr, die Neue Synagoge, ferner die Schlösser Frauenau im Bayrischen Walde, Hoch- schloh am Ammersce, neuerdings das to'uigl. Vank- gebäude und (seit 1893) die dritte prot. Kirche in Müucbeu. Seit 1888 ist S. Professor, seit 1883 Mitglied der Akademie. Schmidt, A. L. M., bekannt unter dem Namen Schmidt-Mülheim, Tierarzt, geb. 7. Mai 1851 zu ^ettwig (Reg.-Bez. Düsseldorf), war nacb Er- ledigung seiner tierärztlichen Studien (1872) zu- erst als Assistent an dem Landwirtschaftlichen In- stitut der Universität Halle (bis 1873), hierauf als praktischer Tierarzt zu Mülheim a. Rh. (bis 1876) tbätig. Bis 1879 widmete sich S. wissenschaftlichen Arbeiten unter Salkowski in Berlin, dann unter Ludwig in Leipzig, war 1879-81 Repetitor an der damaligen Tierarzneischulc zu Hannover, dann Assistent an dem Milchwirtschaftlichen Institut zn Proskau und von 1882 bis 1886 Kreistierarzt zu Iserlohn. Er starb 22. Juli 1890 zu Wiesbadeu. Seine Hauptwerke sind: «Grundriß der speciellen Physiologie der Haussäugctiere» (Lpz. 1879), «Hand- buch der Fleischkunde» (ebd. 1884), «Der Verkehr mit Fleisch und Flcischwarcn» (Berl. 1887). 1885 begründete er die «Zeitschrift für Fleischbeschau» (1888 zum «Archiv für animalische Nahrungsmittel- kunde» umgewandelt), die fast ausschließlich von ihm hergestellt wurde und bahnbrechend für Fleisch- beschau und Milchhygieine wirkte. Schmidt, Erich, Literarhistoriker, Sohn von Oskar S., geb. 20. Juni 1853 zu Jena, studierte klassische und deutsche Philologie in Graz, Jena und Etraßburg, wurde 1875 Privatdocent in Würz bürg, 1877 Professor in Straßburg, 1880 in Wien, lebte seit 1885 als Direktor des neubegrün- deten Goethe-Archivs in Weimar, von wo er 1887 als ord. Professor nach Berlin berufen wurde. S. hat sich, abgesehen von seiner Dissertation «Reiw
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mar von Hagenau und Heinrich vonNugge" (Straßb. 1874), ausschließlich der Erforschung und Dar- stellung der neuern Litteraturgeschichte, besonders der klassischen Periode gewidmet. Die Goetheschen Kreise und die Goethesche Zeit behandeln die Arbei- ten «Richardson, Rousseau und Goethe» (Jena 1875), «Keinrich Leopold Wagner» (2. Aufl., ebd. 1879), «Lenz und Klinger» (Berl. 1878); von den «Schriften der Goethe-Gesellschaft» bearbeitete er Band 2: «Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien» (Wesm. 1886) und Band 8: «Genien 1796» (ebd. 1893). 1887 veröffentlichte er den von ihm in Dresden aufgefundenen «Urfaust», «Goethes Faust in ursprünglicher Gestalt» (Z.Abdruck, Weim. 1894), bearbeitete für die Weimar. Goethe-Ausgabe die beiden Teile des «Fanst» (14. u. 15. Bd.) und war auch sonst an der Redaktion dieser Ausgabe vielfach thätig. S. veröffentlichte ferner: «Beiträge zur Kenntnis der Klopstockschen Iugendlyrik» (Straßb. 1880), schrieb die ausgezeichnete Biographie «Lessing. Geschichte seines Lebeils und seiner Schriften» (2 Bde., Verl. 1884-91) und gab «Lessings Übersetzungen aus dem Französischen Friedrichs d. Gr. und Vol- taires» (ebd. 1892) und «Goezes Streitschrift gegen Lessing» (Stuttg. 1893) heraus. Schmidt, Ferd., Volks- und Jugendschriftsteller, geb. 2. Okt. 1816 zu Frankfurt a. O., war Kommu- nalschullehrer in Berlin und widmete sich seit 1815 neben seinem Veruse der Volks- und Jugendschrift- stellers. Er starb 30. Juli 1890 in Berlin. S.s Schriften, die volkstümliche Geschichtsbilder, Bio- graphien hervorragender histor. Persönlichkeiten, ferner Darstellungen aus den Mythologien und der Heroengeschichte des klassischen und german. Alter- tums, endlich frei erfundene Märchen und Erzäh- lungen umfassen, zeichnen sich ebensowohl durch das Edel-Menschliche und National-Sittliche ihres In- halts, wie durch die Volkstümlichkeit und Friscke ihrer Darstellungsart aus. Dieses gilt namentlich von seinen biogr. Iugendschriften. Seine zahlreichen Arbeiten sind in verschiedenen Sammlungen ver- cinigt, so in der «Iugcndbibliothck» (73 Bde., Verl. 1855-85), in den «Volkserzählungen» (2. Aufl., 6 Bde., ebd. 1867), in den «Volkserzählungcn und Schilderungen aus dem Berliner Volksleben» (4 Bde., Bresl. 1868-69). Ferner erfchiencn von ihm: «Weltgeschichte für Schule und Haus» (2. Aufl., 4 Bde., Verl. 1876), «Preuh. Geschichte in Wort und Bild» (5 Bde., ebd. 1862-74; 3. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1879-83) und «Frauengestalten in der Sage und der Geschichte aller Zeiten und Völker» (Jena 1881). S. gab Anregung zur Stiftung des «Ver- eins zum Wohle der arbeitenden Klassen» und des «Vereins zum Wohle der heranreifenden Jugend». Schmidt, Friedr., Freiherr von, Baumeister, geb. 22. Okt. 1825 zu Frickenhofen im württcmb. Iagstkreise, besuchte 1839-43 das Polytechnikum zu Stuttgart und wandte sich dann nach Köln, wo er als Steinmetz beim Dombau seine Laufbahn be- gann und 15 Jahre blieb. Nachdem er 1857 den ersten Preis für einen Plan zum neuen Rathaus in Berlin erhalten batte, folgte er 1858 einem Rufe als Professor an die Akademie der bildenden Künste nach Mailand. Infolge des Krieges von 1859 ließ er sich in Wien nieder, wo er 1860 Professor an der Kunstakademie, seit 1863 zugleich Dombaumeister von St. Stephan wurde und 1865 nach dem Wieder- aufbau des Turmhelmes den Titel Oberbaurat er- hielt. Er wurde 1888 vom Kaiser von Österreich in den erblichen Freiherrenstand erhoben und starb 23. Jan. 1891 in Wien. Unter seinen Wiener Bauten sind hervorzuheben die Lazaristenkirche (1860 -62), die Pfarrkirchen in Fünshaus (1854-74), unter den Weisigärbern (1866 - 73) und in der Brigittenau (1867-73), fämtlich im got. Stil; ferner das akademische Gymnasium mit got. Facade (1863 -66), das neue Rathaus (1872 - 83;' s. Tafel: Rathäuser II, Fig. 1). Sein letztes Werk war die Restauration der Domkirche zu Fünfkirchen in Ungarn. - Vgl. Reichensperger, Zur Charakteri- sierung des Baumeisters Friedrich Freiherr von S. (Düsseld. 1891).
Schmidt, Friedr. Wilh. Aug., meist Schmidt von Werneuchen genannt, geb. 23. Mai 1764 in Fahrland bei Potsdam, wurde zuerst Prediger am Invalidenhanse in Berlin, dann 1795 zu Wer- neuchen in der Mittelmark, wo er 26. April 1838 starb. Als Dichter pflegte er ausschließlich die von Voß ausgebildete ländliche Idylle. In dem Gedicht «Musen und Grazien in der Mark» parodierte Goethe seine platte Manier witzig. S. gab heraus den «Neuen Berlinischen Musenalmanach», mit E. C. Bindemann (5 Bde., Verl. 1793-97), «Kalender der Musen und Grazien» (2 Bde., 1796-97), auch einige andere Almanache und «Neueste Gedichte» (Berl. 1815); einen Neudruck seiner Gedichte besorgte L. Geiger (ebd. 1890). Schmidt, Georg Friedr., Kupferstecher, geb. 24. Jan. 1712 in Berlin, wurde seit 1727 auf der Akademie der Künste ausgebildet, ging 1736 nach Paris, wo er sich unterLarmessin weiter bildete. Bald erwarb er durch die von ihm gestochenen Bildnisse des Grafen d'Evreur und des Erzbischofs vonCam- brai nach Rigaud so viel Ruhm, daß er 1742 zum Mitglied der Französischen und der Berliner Aka- demie ernannt wurde. 1744 kehrte er nach Berlin zurück, ging 1757 auf fünf Jahre an den Hof nach Petersburg, wo er das Bild der Kaiserin Elisabeth und mehrere andere Bilder stach, auch die Kupfer- stecherfchule einrichtete. 1762 kam er nach Berlin zurück und starb 25. Jan. 1775 daselbst. Er arbeitete nicht allein in der strengsten Grabstichelmamer, son- dern wußte auch die Nadel auf das freieste, geist- reichste zu behandeln nach der Weise von Rembrandt, Eastiglione und namentlich Cornelisz Visscher. Un- ter den Vildnisstichen sind die des Malers Latour, des Pierre Mignard, der Grafen Nasumowskij und EsterhaN), der Kaiserin Elisabeth von Rußland die vorzüglichsten. - Vgl. L. D. Iacoby, S.s Werke (Berl. 1815); I. E. Wessely, G. F. S. Verzeichnis seiner Stiche und Radierungen (Hamb. 1887).
Schmidt, Georg Philipp, genannt Schmidt von Lübeck, Dichter, geb. 1. Jan. 1766 in Lübeck, studierte 1786 - 90 in Jena und Göttingen die Rechte, ging 1795 nach Kopenhagen, lebte 1799- 1803 aufTrollaburg in Fünen, feit 1806 als böherer Bankbeamter in Altona, Kiel und wieder Altona, wo er 28. Okt. 1849 starb. Seme in Zeitschriften und Taschenbüchern zerstreuten Gedichte, in denen die Reflexion zu sehr vorwaltet, wurden von Schumacher u. d. T. «Lieder» (Altona 1821; 3. Aufl., von S. selbst besorgt, 1847) gesammelt. Bekannt i' lich sein «Paul Gerhardt», und manche t nament- einer Lie- der (wie «Ich komme vom Gebirge her», «Von allen Ländern in der Welt» u. a.) sind in den Volksmund übergegangen. Schmidt, Isaak Jak., Sprachforscher, geb. 14. Okt. 1779 in Amsterdam, gest. 8. Sept. 1847