forlaufend
520
einer an dem zu verschließenden Teil, z. V. der Thür, angebrachten Metallschiene, die an dieser hin und her geschoben werden kann, um hinter eine Krampe oder in einen Einschnitt des Thürrahmens zu treten, .han- delt es sich darum, die Thür nur von einer Seite zu sperren, ohne sie von der andern öffnen zu können, so bedarf es keiner besondern Werkzeuge [* 2] zum Bewegen des Riegels; derselbe wird alsdann einfach, wie der bei den meisten S. angebrachte Nachtriegel, mit der Hand [* 3] vor- und zurückgeschoben.
Fast alle S., we- nigstens solche an viel benutzten Aus- und Eingangs- thüren, sind Fallen- oder Klinkenschlösser, d.h. sie besitzen außer dem eigentlichenNiegelverschluß, der, um gegen unbefugtes Offnen zu schützen, nur mittels eines bestimmten Werkzeugs, des Schlüssels, bewegt werden kann, den Fallenverschluß, welcher beim Zudrücken der Thür von selbst einfällt. Diefen Verschluß kann jeder, der aus- oder eintreten will, mittels des mit der Falle verbundenen Drückers (eines Hebels, der im Sprachgebrauch auch Klinke [* 4] heißt, obwohl Klinke eigentlich die Falle selbst ist) oder einer Nuß (ein im Drehpunkt der Falle nach außen hervorragender Ansatz zur Aufnahme eines Steckschlüssels) öffnen und schließen.
Man unter- scheidet der Art ihrer Anbringung nach Kasten- und Einsteckschlösser; erstere werden an der Thür außen angeschlagen, letztere in dieselbe eingelassen. Die Konstruktion der gebräuchlichen S. mit Riegel und Schlüssel wird am besten durch das in nachstehen- der [* 1] Fig. 1 dargestellte französische S., welches zwar nicht das einfachste, aber das verbreitetste ist, veranschaulicht. Die Abbildung zeigt ein Einsteck- schloß; R ist der Riegel, dessen Kopf (der aus dem S. heraustretende Teil) durch einen Ausschnitt der seitlichen Schloßwand, den Stülp 8, geführt wird; eine weitere Führung erhält derselbe durch einen in den Schloßboden eingenieteten Stift 1, der in einem Schlitz des Riegels 15 gleitet. An einer Verschiebung ist der Riegel zunächst durch die Zu - baltung 2 gehindert, welche als ein um einen Drehpunkt ä sich bewegender einarmiger Hebel [* 5] zu betrachten ist.
Dieser Hebel greift mit einem Vor- sprung, dem Zuhaltung shaken, in entsprechende Ausschnitte 1, 2 oder 3 des Riegels und wird in ihm durch eine Feder l festgehalten. An der Zuhaltung befindet sich eine umgebogene Fortsetzung, der Zu- Haltungslappen (in der [* 1] Figur punktiert), gegen den der Bart des Schlüssels d bei der Drehung stößt, um dadurch den Vorsprung aus dem Einschnitt des Riegels herauszuheben und letztern freizugeben, da- mit er durch weiteres Umdrehen des Schlüssels vor- geschoben werden kann.
Das dargestellte S. ist ein zweitouriges, so genannt, weil zur vollständigen Verschiebung des Riegels
zwei Umdrehungen des Schlüssels nötig sind. In der Abbildung ist das S. in halbgeschlossenem
Zustand dargestellt. Der Schlüssel
ist vereits einmal herumgedreht und da- durch der Zuhaltungshaken vom ersten in den zweiten Einschnitt des Riegels gefallen;
wird der Schlüssel
noch einmal gedreht, so ist das S. ganz gesperrt: der Zuhaltungshaken liegt alsdann
im letzten Einschnitt.
Ein vor dem Schlüsselloch ange- nietetes Rohr dient zur Führung des Schlüssels. Um das unbefugte Öffnen mittels des Dietrichs oder Sperrhakens (eines mit einem rechtwinkligen Anfatz von der Länge des Schlüsselbartes versehenen Drahtes) zu verhindern, also die Sicherheit des S. zu erhöhen, sind in bessern S. rings um das Schlüssel- loch am Boden und Deckel des Schloßkastens kreis- förmig gebogene Vlechstreifen, Reifbesatzungen oder Eingerichte, angebracht, welche der Drehung des Sperrhakens ein Hindernis entgegensetzen.
Oft ist noch zwischen dem Boden und dem Deckel ein Plättchen, der Mittelbruch, eingenietet, auf wel- chem wiederum Reifen sich befinden können; durch diese Anordnung wird eine ganz bestimmte Form des Schlüsselbartes bedingt, wie sie für eine Mittel- bruchbesatzung [* 1] Fig. 2 zeigt. Reifbesatzungen sind mittels eines I-förmig ausgeschnittenen Haupt- schlüsse l s, Mittelbruchbesatzungen mit Hilfe eines l^l-förmig ausgeschnittenen Hauptschlüssels zu um- gehen.
Eine größere Sicherheit erhält man durch geeignete
Kombination von Reif- und Mittelbruch- besatzungen;
doch ist auch in diesem Falle die Sicher- heit nur eine sehr bedingte, da sich der Einbrecher durch Wachsabdrücke leicht
über die Form der
Be- satzungen orientieren kann. Bedeutend größer ist dieselbe bei den sog. Sicherheitsschlössern
(f. unten). Ein Hänge- oder Vor- hängeschloß, das im Prin- cip dem
französischenS. gleich ist, zeigt
[* 1]
Fig. 3; dasselbe ist eintourig, kann also durch einmaliges Umdrehen
des Schlüssels vollständig geöff- net oder geschlossen
werden.
Der Riegel a hat hier einen schmalen Kopf f, um in den Schlitz 8 des Schloßbügels 6 eingreifen zu können. Unter den Sicherheits- schlössern spielten eine Zeit lang die Vexierschlösser eine große Rolle, bei denen z. V. das Schlüsselloch verborgen ist und erst durck Anwendung gewisser Kunstgriffe, die nur dem Eigen- tümer bekannt sind, zugänglich gemacht wird. Die- selben lassen indes keine allgemeine Anwendung zu und haben, abgesehen von ihrer Kostspieligkeit und unbequemen Handhabung, wenig praktischen Wert, weil ihre Lösung leicht verraten oder ausprobiert werden kann; außerdem kommen sie infolge ihrer komplizierten Konstruktion leichl in Unordnung.
Das einzige Princip, welches einen höhern Grad von Sicherheit gewährt, ist das der Kombina- ti onsschlöss er. Das Wesentliche bei diesen ist eine Anzahl von Bestandteilen, welche, mehr oder weniger nach Art der Zuhaltung (s. oben) wirkend, das Öffnen des S. verhindern und dasselbe erst dann gestatten, wenn sie in eine bestimmte, für jede einzelne dieser Zuhaltungen verschiedene Lage ge- bracht sind, wobei eine fast unbegrenzte Mannig- faltigkeit geboten ist. Zu den ältesten Kombinations- schlössern gehören die im 16. Jahrh, aufgekommenen Ring- [* 6] oder Buchstabenschlösser, auch Mal- schlösser genannt, welche ohne Schlüssel, direkt [* 1] Fig. 3. ¶
forlaufend
521
von Hand, geöffnet werden. Das Wesentliche derselben besteht in einem mit Längenschlitz ver- sehenen Rohr, welches mit einem Winkelstück der- artig verbunden ist, daß ein an einer Seite offenes Rechteck entsteht. Auf das Rohr sind eine Anzahl Ringe geschoben und auf ihm drehbar befestigt, die an ihrem innern Umfang Einschnitte haben. So- bald die Ringe so stehen, daß alle Einschnitte zu- sammenfallen, kann ein kammartig mit Vorsprüngen versehener Dorn in den entstandenen Schlitz ein- geschoben werden, der mit seinem rechtwinklig sitzen- den Schenkel das Rechteck vervollständigt, so daß das S. als Vorhängeschloß in eine Krampe einzu- hängen ist.
Werden nun die Ringe auf dem Rohr verdreht, so daß die Ausschnitte nicht mehr mit den Vorsprüngen zusammenfallen, so kann inan den Dorn nicht herausziehen, also das S. nicht öffnen. Um die Anfangsstellung der Ringe immer wieder- finden zu können, ist der äußere Umfang derselben mit Buchstaben versehen, welche bei der zum Offnen nötigen Stellung der Ringe ein Wort bilden, das derjenige, der das S. öffnen will, kennen muß. Trotz der weitgehenden Verstellbarkeit der übrigens fast nur als Vorhängeschlösser verwendbaren Buchstaben- schlösser ist ihre Sicherheit keine sehr große, da durch Probieren die richtige Stellung ermittelt werden kann; außerdem haben sie den Nachteil, daß das Einstellen des Stichwortes eine ziemlich lange Zeit in Anspruch nimmt und daß sie sich im Dunkeln nicht öffnen lassen.
Als eins der vorzüglichsten Kombinationsschlösser muß das von dem Engländer Chubb zu Anfang des 19. Jahrh, erfundene, nach ihm benannte S. be- zeichnet werden. In [* 7] Fig. 4 ist ein Cbubbschloß und in [* 7] Fig. 5 der zugehörige Schlüssel dargestellt. [* 7] Fig. 4. [* 7] Fig. 5. Dasselbe hat mehrere Zuhaltungen d, welche alle um einen Punkt c drehbar sind. Die Zuhaltungen sind mit den durch einen Schlitz verbundenen Aus- sparungen versehen. Durch diesen Schlitz kann der Stift a des Riegels 15 und somit auch dieser selbst nur dann passieren, wenn der zum S. passende Schlüssel die einzelnen Zuhaltungen auf ihre unter sich ver- schiedene Höhe gehoben hat.
Ist der Schlüssel nicht der zum S. gehörende und auch nur eine der Zu- haltungen nicht auf die richtige Höhe gehoben, fo ist die Öffnung für a nicht frei, und der Riegel kann mittels des Schlüssels nicht weiter bewegt werden. Wie [* 7] Fig. 5 zeigt, ist der Bart des hohlen, auf einen Dorn ä zu steckenden Schlüssels treppenartig mit Absätzen versehen, die zum Heben der Zuhaltungen bestimmt sind, bis auf den längsten Vorsprung, der zur Bewegung des Niegels dient. Der Erfinder hat später zur größern Sicherheit sein S. noch mit einem sog. Detektor versehen.
Durch diesen wird der Riegel bei einem Versuch, die Zuhaltungen mittels eines falschen Schlüssels oder mittels Sperrzeugs zu heben, arretiert: der Besitzer kann dann auch mit dem richtigen Schlüssel nicht öffnen, sondern muß erst diesen in der Richtung drehen, wie wenn er zu- schließen wollte, um dadurch die Arretierung auszu- lösen, wodurch er auf den versuchten Einbruch auf- merksam gemacht wird. Eine zweite Gattung von Kombinationsschlössern hat als Vorbild das zu Ende des 18. Jahrh, erfun- dene Vramahschloß, welches in der [* 7] Fig. 6 dar- gestellt ist.
Bei diesem S. wird die Bewegung des Riegels nicht unmittelbar durch den Schlüssel selbst bewirkt: diese erfolgt vielmehr
durch Drehung eines, einen wesentlichen Bestandteil des S. ausmachenden Cylinders.
[* 7]
Fig. 6. zeigt einen Vertikalschnitt durch
diesen Hauptteil des Vramahschlosscs.
Mit a. ist ein Messinggehäuse bezeichnet, welches
die Verschluß- vorrichtung enthält; die- ser Teil wird gewöhnlich durch die Thür hindurch- gesteckt.
In dem Gehäuse a. steht der Cylinder d, der mittels des Schlüssels gedreht werden
kann; in die Wandung desselben ist von außen eine ziem- lich tiefe Nut eingedreht, in welche eine an a fest- geschraubte
zweiteilige Stahlplatte c eingreift, so daß bei einer Drehung
[* 7]
Fig. 6. von I) diese Platte als Führung
dient.
Der Cylinder d wird unten durch die aufgeschraubte eiserne Platte ä geschlossen
, in welche der Dorn 6 als Führungsachse
für den hohlen Schlüssel eingenietet ist. Der Deckel dieses Cylinders hat eine für den Schlüssel
passende Öffnung. Im Innern des Cylinders steckt über dem Dorn s eine Platte l, die durch eine Spiralfeder gegen den Deckel
des Cylinders gedrückt wird. In die Wand des lctztcrn sind ferner, von innen nach außen gehend, der ganzen Länge nach fechs
ra- diale Nuten eingefchnittcn, wie aus dem Grund- riß
[* 7]
Fig. 6. zu ersehen ist; dieselben reichen so weit
nach dem äußern Unifang des Cylinders, daß sie die Platte c übergreifen, welche an den mit den Nuten korrespondierenden
Stellen ebenfalls radial ausgeschnitten ist. In den sechs Nuten des Cylin- ders d stecken die eigentlichen Zuhaltungen, die
ihrer äußern Form nach alle gleich, aber mit in verschie- denen Höhen liegenden Ausschnitten versehen
sind. Befindet sich das S. in Ruhe (gleichviel ob der Rie- gel vor- oder zurückgeschoben ist), so ruhen die Köpfe der Zuhaltungen
auf der Platte l. Der zum Vramahschloß gehörige Schlüssel
[* 7]
(Fig. 7) hat einen hohlen Schaft und
ist mit ebenso vie- len Einschnitten versehen, als Zuhaltungs- lamellen vorhanden sind.
Die Tiefe dieser Einschnitte ist verschieden und entspricht der Lage der Einschnitte in den Zuhaltungcn, so daß durch Einstecken des Schlüssels, was ^ mit einem gewissen Druck erfolgen muß, die Zuhaltungen alle fo weit heruntergedrückt werden, bis ihre Ausschnitte in einer Kreislinie liegen. In dem Augenblick, in welchem der kleine, am Schlüssel be- findliche Bart unter die Decke [* 8] der Hülse [* 9] a tritt, ist die richtige Stellung der Zuhaltungen erreicht; der Cylinder b kann alsdann gedreht werden. Sobald eine ganze Umdrehung des Cylinders vollendet ist und der Schlüssel mit seinem Bart wieder in den Ein- schnitt des Schlüssellochs eintritt, springt er, durch die Spiralfeder gehoben, in die Höhe; eine Drehung ¶