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der Kreise [* 2] Reichenbach, [* 3] Neurode, Glatz, [* 4] Schweidnitz [* 5] und einigen andern. Tuchfabrikation und Wollspinnerei findet sich ausschließlich in Görlitz, [* 6] Sagan, [* 7] Grünberg, [* 8] Breslau, [* 9] Frankenstein und Liegnitz; [* 10] Stickerei und Spitzenklöppelei in den Kreisen Hirschberg, [* 11] Liegnitz, Fraustadt, [* 12] Breslau, Leobschütz, [* 13] Ratibor [* 14] u. a. Die Veredelung von Garnen und Geweben zählt umfangreiche Betriebe. Die Papierfabrikation [* 15] in den Kreisen Hirschberg, Schönau, Waldenburg, [* 16] die Dachpappen- und Luxuspapierfabrikation in und bei Breslau, die Gerberei in Brieg [* 17] und Breslau beschäftigten (1882) in 4735 Betrieben 14793 Personen.
Die Industrie der Holz- und Schnitzstoffe hat ihre Hauptsitze in den Gegenden längs der Gebirge, ferner in Breslau, Liegnitz, Görlitz u. a. größern Plätzen; in den 20335 Betrieben dieser Gruppe fanden sich (1882) 35774 Gewerbthätige. In der Industrie der Nahrungs- und Genußmittel, welche durchschnittlich gegen 68000 Personen beschäftigt, zeichnet sich die Getreidemüllerei aus, ferner die Rübenzuckerfabrikation (1893-94 gewannen 57 Fabriken aus 1191140 t Zuckerrüben 157920 t Rohzucker und 32222 t Melasse) in den Kreisen Breslau, Brieg, Strehlen, [* 18] Schweidnitz, Striegau, [* 19] Kosel [* 20] und Ratibor, die Stärke- und Stärkesirupfabrikation vornehmlich im Reg.-Bez. Liegnitz, die Cichorienindustrie in und bei Breslau, die Brennerei (1892-93 erzeugten 871 Brennereien 430000 hl reinen Alkohol) und Brauerei (1893-94: 776 Brauereien mit 2845361 hl Produktion) an zahlreichen Orten, die Liqueur-, Schaum- und Obstweinbereitung in Grünberg und Hirschberg, die Tabakfabrikation in Breslau, Ohlau, Oppeln [* 21] und Ratibor.
Aus der großen Gruppe der Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe, die (1882) 83601 Betriebe mit 108580 Gewerbthätigen beschäftigte, tritt Breslau besonders hervor, in der Hutmacherei auch Liegnitz, in der Schuhmacherei der Kreis [* 22] Neustadt [* 23] in Oberschlesien, in der Handschuhmacherei die Kreise Schweidnitz, Habelschwerdt, Goldberg-Hainau, Liegnitz und Neisse. [* 24] Den vielseitigsten Gewerbebetrieb hat Breslau (s. d.). Aber selbst auf dem platten Lande ist der Handwerksbetrieb vielfach noch sehr bedeutend, und namentlich in den Thälern und an den Vorbergen der Gebirge reiht sich oft Dorf an Torf.
Handel und Verkehrswesen. Mit der ausgedehnten Industrie der Provinz steht der schon von alters her sehr entwickelte Handel in enger Verbindung; 95702 Personen waren 1882 im Handels- und Verkehrsgewerbe thätig. Haupthandelsplatz ist Breslau; Haupthandelsartikel sind Kohlen, Eisen, [* 25] Stahl, Zink, Stein-, Glas- und Thonwaren, [* 26] Wolle, Leinwand, Tuch, Baumwollwaren, Leder und Lederwaren, Spiritus, [* 27] Holz, [* 28] Getreide, [* 29] Sämereien, Obst, Tabak, [* 30] Mühlenfabrikate u. s. w. Handelskammern befinden sich zu Breslau, Schweidnitz, Görlitz, Hirschberg, Landeshut, Lauban, Liegnitz und Oppeln.
Begünstigt wird der Handel durch die natürlichen Wasserstraßen, namentlich die Oder, auf deren Regulierung große Summen verwendet werden, sowie durch den Oder-Spree-Kanal (s. d.), ferner durch ein vielverzweigtes Kunststraßennetz (1891: 15700 km Chausseen, darunter 11713 Kreis- sowie 2181 km Provinz- und Bezirkschausseen) und zahlreiche Eisenbahnlinien. Die Provinz hatte (1892-93) ein Eisenbahnnetz von 3389,7 km (d. i. 84 km auf 1000 qkm Grundfläche und 79 km auf 100000 E.), darunter 761 staatliche und 49 private Nebenbahnen. Oberpostdirektionen bestehen in Breslau, Liegnitz und Oppeln.
Unterrichtswesen. An Bildungsanstalten bestehen die Universität Breslau (s. d.), 37 Gymnasien, 9 Realgymnasien, 2 Oberrealschulen, 2 Progymnasien, 3 Realprogymnasien, 5 höhere Bürgerschulen, 1 Pädagogium, 31 öffentliche Mittel- und höhere Mädchenschulen, 19 Schullehrerseminare, 7 königl., 2 Privat-Präparandenanstalten, 4310 öffentliche Volksschulen mit 702243 Schulkindern, ferner 2 Landwirtschaftsschulen, 4 Ackerbauschulen, das Pomologische Institut zu Proskau, 5 Garten- und Obstbauschulen, 1 Hufbeschlag-Lehrschmiede, 1 Kunstschule, 1 Baugewerksschule, 4 Handelsschulen, 2 Bergschulen, 1 Kadettenhaus, 2 Kriegsschulen, 2 Hebammenlehranstalten, 1 Blindenanstalt, 3 Taubstummeninstitute, 3 Spitzennähschulen und 5 Arbeitsschulen, außerdem eine Reihe von gewerblichen und ländlichen Fortbildungsschulen. Zu Breslau befindet sich ein Museum der bildenden Künste und das reiche schles. Provinzialmuseum. Außerdem bestehen zahlreiche Gesellschaften und Vereine für Wissenschaft und Landeskunde, Kunst, Acker- und Gartenbau, Gewerbe.
Verfassung und Verwaltung. Die Provinz zerfällt in drei Regierungsbezirke:
Regierungsbezirke | qkm | Städte | Landgemeinden | Gutsbezirke | Wohnstätten | Haushaltungen | Einwohner | E. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Breslau | 13480,57 | 56 | 2203 | 1539 | 155034 | 376644 | 1599322 | 119 |
Liegnitz | 13607,67 | 48 | 1594 | 1154 | 148032 | 259518 | 1047405 | 77 |
Oppeln | 13218,82 | 45 | 1577 | 1174 | 162685 | 347221 | 1577731 | 119 |
Sitz des Oberpräsidenten und der durch die Provinzialordnung (s. d.) geregelten Provinzialverwaltung ist Breslau, Sitz der Kommunalständischen Verwaltung der Oberlausitz, soweit dieselbe nicht unter die Provinzialordnung fällt, ist Görlitz. Die Auseinandersetzungs- und Gemeinheitsteilungssachen werden von der Generalkommission zu Breslau bearbeitet, woselbst sich auch die Rentenbank befindet. Für die Reichstagswahlen bestehen 35 Wahlkreise (s. die Artikel Breslau, Liegnitz, Oppeln).
In das Abgeordnetenhaus sendet die Provinz 65 Abgeordnete; im Herrenhaus ist sie durch 55 Mitglieder vertreten, darunter 28 mit erblicher Berechtigung, 3 auf Lebenszeit und 24 auf Präsentation berufene; 14 Stimmen von den 55 ruhen (1895). Die kirchlichen Angelegenheiten der evang. Landeskirche verwaltet das Konsistorium in Breslau. Die kath. Kirche steht unter dem exemten Fürstbischof von Breslau (s. d., Bd. 3, S. 514 b). Die Bergwerksangelegenheiten ressortieren vom Oberbergamt zu Breslau; für die fiskalischen Bergwerke und Hütten [* 31] bestehen drei Berginspektionen und drei Hüttenämter. Die Provinz bildet den Oberlandesgerichtsbezirk Breslau (s. d.). Militärisch bilden die Reg.-Bez. Breslau und Oppeln den Garnison- und Ersatzbezirk des 6. Armeekorps (Generalkommando und Kommando der 11. Division zu Breslau, Kommando der 12. Division zu Neisse), während der Reg.-Bez. Liegnitz dem 5. Armeekorps (Kommando der
[* 1] ^[Abb ohne Titel: Wappen [* 32] von Preußisch-Schlesien] ¶
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9. Division zu Glogau) [* 34] zugeteilt ist. Das Wappen der Provinz zeigt in goldenem Felde einen schwarzen, goldbewehrten, rotgezüngten, mit einer Herzogskrone bedeckten Adler; [* 35] ans seiner Brust liegt ein silberner Halbmond, zwischen dessen aufwärts gehenden Spitzen ein silbernes Kreuz [* 36] hervorwächst. Die Farben der Provinz sind Weiß-Gelb.
Litteratur. S., ein Kulturbild der Provinz im Hinblick auf ihre Land- und Forstwirtschaft (Bresl. 1869);
Adamy, S. dargestellt nach seinen physik., topogr. und statist.
Verhältnissen (6. Aufl., ebd. 1885); Schwarz, Ortsverzeichnis der Provinz S. (ebd. 1875); Schlockow, Der oberschles. Industriebezirk (ebd. 1876);
Schroller, S. Eine Schilderung des Schlesierlandes (3 Bde., Glogau 1885-88);
Lutsch, Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz S. (Bd. 1-4, Bresl. 1886-94);
Letzner, Riesengebirge und Grafschaft Glatz (8. Aufl., Lpz. 1892);
Jahresberichte der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur (Breslau);
Veröffentlichungen des königl. Statistischen Bureaus und des kaiserl. Statistischen Amtes.
II. Österreichisch-Schlesien, Herzogtum und Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teil gehörig, derjenige Teil S.s, welcher im Hubertusburger Frieden von 1763 bei Österreich [* 37] verblieb, umfaßt die Gebiete des alten Oberschlesien: Herzogtümer Troppau, [* 38] Jägerndorf, Teschen und Bielitz, die Minderherrschaften Freudenthal, Olbersdorf, Freistadt, Friedek, Oderberg, Deutsch-Leuthen, Reichenwaldau (Dombrau) und Roj. Das Land, durch den schmalen Zipfel Nordmährens (Bezirkshauptmannschaft Mistek) in einen östl. (den ehemaligen Teschener Kreis) und einen westl. Teil (den ehemaligen Troppauer Kreis) geschieden, grenzt im N. und W. an Preußisch-Schlesien, im S. an Mähren [* 39] und Ungarn, [* 40] im O. an Galizien und hat 5146,88 qkm, d. i. 1,72 Proz. der Fläche der österr. Reichshälfte. (S. die Kartei Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien, Bd. 3, S. 218.)
Oberflächengestaltung. Der westl. Teil des Landes wird durch das zu den Sudeten gehörige Mährische Gesenke und das Altvatergebirge (Altvater 1490 m) von Mähren, der östl. Teil durch die dem Karpatenzuge angehörenden Beskiden, insbesondere das Jablunkagebirge (Lissa [* 41] Hora 1325 m) von dem nordwestl. Ungarn geschieden. Beide Gebirge senden ihre Zweige ziemlich weit in das Land hinein, so daß sich Ebenen nur an der Oder und ihren Zuflüssen Oppa und Olsa sowie an der Weichsel, welche in S. entspringt, und ihrem Nebenflüsse Biala vorfinden.
Das Klima ist rauh und kalt; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Troppau 8,8, Teschen 8° C., die jährliche Regenmenge 52 und 73 cm. Unter den Mineralquellen sind die von Karlsbrunn hervorragend.
Bevölkerung. [* 42] Die Einwohnerzahl betrug 1827: 396925, 1851: 438586, 1857: 443912, 1869: 511581, 1880: 565475, 1890: 605649 (288908 männl., 316741 weibl.) E., d. i. 118 E. auf 1 qkm und eine Zunahme 1880-90 von 40174 Personen oder 7,1 Proz. S. ist nächst Niederösterreich das dichtbevölkertste Kronland der Monarchie. 1890 kamen 1096 Frauen auf 1000 Männer. Dem Religionsbekenntnis nach waren 510765 Katholiken (84,4 Proz.), 84359 Evangelische Augsburger Konfession (13,92) und 10042 Israeliten (1,65 Proz.); der Nationalität nach 281555 (47,8 Proz.) Deutsche, [* 43] 129814 (22,0) Czechen und 178114 (30,2) Polen. 1890 gab es 3 Städte mit eigenem Statut, 7 politische und 24 Gerichtsbezirke, 496 Ortsgemeinden mit 716 Ortschaften, 72101 Häuser und 135023 Wohnparteien. Dem Beruf nach gehörten an der Land- und Forstwirtschaft 249788, der Industrie 255114, dem Handel und Verkehr 40341, dem öffentlichen Dienst und freien Berufen 60406. Von je 1000 über 6 Jahre alten Personen konnten 82 Männer und 92 Frauen weder lesen noch schreiben. 1892 betrug die Zahl der Eheschließungen 4690, der Geburten 22762 (darunter 2427 uneheliche), der Todesfälle 17142.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche entfallen 49,61 Proz. auf das Ackerland, 5,85 auf Wiesen, 1,30 auf Gärten, 6,47 auf Hutweiden, 33,83 auf Waldungen, 0,02 auf Seen, Sümpfe und Teiche und 0,71 auf Gebäude und Hofräume. Der Ackerbau ist im gebirgigen Teil des Landes wenig ergiebig, hingegen sind die tiefern und ebenen Gegenden fruchtbar und liefern Getreide, Runkelrüben, Gemüse und Obst. Im Gebirge wird viel Flachs gewonnen. Im zehnjährigen Durchschnitt (1882-91) wurden geerntet: 190798 hl Weizen, 598306 Roggen und Spelz, 433412 Gerste, [* 44] 1139981 Hafer, [* 45] 49289 Hülsenfrüchte, 3139495 hl Kartoffeln, 82198 t Zuckerrüben und 185611 t Gras- und Kleeheu. Auf dem Gebirge findet eine Art Alpenwirtschaft statt. Die Käsebereitung, die Gänse- und Taubenzucht sowie Jagd und Fischerei [* 46] sind von Bedeutung. Am wurden gezählt 27453 Pferde, [* 47] 184287 Rinder, [* 48] 21447 Ziegen, 17450 Schafe, [* 49] 78333 Schweine [* 50] und 17749 Bienenstöcke. Von den Waldungen (174110 ha) waren 140714 ha Nadelwald, 26202 ha Laubwald, der Rest Mittel- und Niederwald.
Bergbau. [* 51] Der Bergbau erstreckt sich hauptsächlich im Ostrauer Revier auf Steinkohlen, die eine Ausbeute (1892) von 3693541 t im Wert von 13,86 Mill. Fl. gaben; ferner wurden gewonnen 548 t Braunkohlen, 4518 t Eisen- und 320 t Schwefelerze. Bedeutender als der Bergbau auf Eisen ist der Hüttenbetrieb, der zumeist aus eingeführten ungar. und steir. Erzen 44207 t Frisch- und 5054 t Gußroheisen im Werte von 2 Mill. Fl. lieferte.
Industrie, Handel und Verkehrswesen. Durch Kohlenreichtum ist die Industrie sehr begünstigt. Die Zahl der Industriegewerbe betrug (Ende 1890) 11753, die der Handelsgewerbe 9053. Eisenwaren liefern besonders Baška, Ustron, Karlshütte bei Friedek, Würbenthal und Klein-Mohrau, Kupferblech Endersdorf, Maschinen Freudenthal. Das wichtigste Erzeugnis der Textilindustrie sind die Tuche und Wollwaren von Bielitz, Troppau, Jägerndorf und Teschen u. s. w. In der Zahl der Dampfwebstühle für Streichgarn (2188) überragt das Land sogar Böhmen.
Nächstdem sind zu nennen die Damast-, Leinen- und Zwillichwaren von Freiwaldau, Zuckmantel, Würbenthal, Engelsberg, Freudenthal, Wigstadl u. s. w., Baumwollwaren besonders in Friedek und Umgebung; Leder, Wagen in Troppau und Bielitz, Rübenzucker (10 Fabriken, welche 1892: 1,8 Mill. t Rüben zu 21160 t Zucker [* 52] verarbeiteten), Spiritus (87 Brennereien mit einer Produktion von 7,25 Mill. Hektolitergraden Alkoholerzeugung), Bier (42 Brauereien mit 346254 hl), Chemikalien, Steinzeug (gefärbtes Porzellan), sowie Matratzen aus Waldwolle. Der lebhafte Handel mit den ¶