forlaufend
480
Wiederkehr günstigerer Verhältnisse erwachen. Den Menschen fürchten die S. allgemein und greifen ihn nur gezwungen an. Ihre Lebensdauer und -Zähigkeit sind groß; enthauptete E. bewegen sich noch lange, und selbst ein vom Rumpfe getrennter Kopf vermag noch einige Zeit nach dieser Trennung zu beißen; vielleicht beruht auf diesen Umständen die volkstüm- liche Behauptung, eine tödlich verwundete Schlange [* 2] sterbe erst mit Sonnenuntergang. Die S. pflanzen sich meist durch Eier [* 3] fort, die von den dem Männchen äußerlich gleichen Weibchen in Sand oder feuchte Erde, oft durch zähe Fäden paketweise miteinander verbunden, gelegt werden.
Die Vcbrütung erfolgt durch die atmosphärische Wärme,
[* 4] seltener (bei
Niesen- schlangen
) durch die
Mutter;
die
Giftschlangen ge- bären in der Regel lebendige
Junge. Diese gleichen so ziemlich ihren Eltern, erhalten aber ihren vollen
Glanz erst nach mehrern, rasch aufeinander folgenden
Häutungen. Die Ordnung der S. zerfällt in fol- gende Unterordnungen:
1) Viperina, mit meist vom Halse deutlich abgesetztem, hinten breitem Kopf, im Ober- und Unterkiefer mit Zähnen, Oberkiefer sehr klein mit ganz durchbohrten Giftzähnen; Schwanz kurz. Hierher gehören die Grubenottern (f. d. und Tafel: G i ftf ch l an g cn, [* 1] Fig. 2, die Klapperschlange, und [* 1] Fig. 7, die Echararaka), die Vipern (f. d. und [* 1] Fig. 3 u. 4, die Kreuzottern);
2) ^oinw-wa. vens- N033.,
Kopf nicht oder nur wenig gegen den
Hals abgesetzt, Oberkiefer nach hinten verlängert mit nicht
ganz durchbohrten
Giftzähnen. Hierher ge- hören die Prunkottern (s. d. und
[* 1]
Fig.
6, die
Korallen- schlange, und
[* 1]
Fig. 5, die
Brillenschlange), die
Meer- schlangen
(s. d. und
[* 1]
Fig. 1,
die Plattschwanzschlange);
3) ^owdrilorniiÄ, ohne
Giftzähne. Hierher gehören die Riescnschlangen
(s. d. und
Tafel: Schlangen
,
[* 5] Fig. 1, die
Abgottschlange),
die Nattern (f. d. und
[* 1]
Fig. 2, die
Ringelnatter), die
Schlingnattern (s. d. und
[* 1]
Fig. 5), die Wickelschlangen
(s. d. und
[* 1]
Fig. 3, die Korallcnrollschlange), die Nachtbaumschlangen
(s.
Baumschlangen und Fig. 4, der
Ularburong);
4) I^pkiopiäas, Wurmschlangen
,
Zähne,
[* 6] niemals
Giftzähne, nur im Ober- oder nur im Unterkiefer, der kleine
Kopf ist nicht
abgefetzt, Schwanz stark verkürzt, Mund nicht erweiterungsfähig,
Augen verkümmert. Leben in der Erde. -
Vgl. Lenz, Schlangen
kunde
(Gotha
[* 7] 1832; 2. Aufl. u. d. T.:
H. und Schlangen
feinde, ebd. 1870);
Dume'ril und Bibron, NrMoloFie Fener^is (9 Tle. in 10 Bon., mit Atlas, [* 8] Par. 1835-50);
Jan, Iconoxi^pkw 36U6rai6 ä68 0pkiäi6N3 (51 Lfgn. in 4 Bon., ebd. 1860 - 83; seit 1860 fortgesetzt von Sordelli); Bleyer-Heyden, Schlangen-Fauna Deutschlands [* 9] (Weim. 1891);
Dürigen, Deutschlands Reptilien und Amphibien (Magdeb. 1891 fg.).
Schlangenadler ((^i-ca^wL), eine in fünf Arten aus Europa, [* 10] Afrika [* 11] und Indien ausgebreitete Raub- vogelgattung, deren bekanntester Vertreter der gal- lische S. (OircaewL ßa11icu8 6 m.) ist. Derselbe ist ein70cin langerund 180 cm klafternder Raubvogel, der in Südeuropa, Asien [* 12] und Asrika vorkommt, aber auch in Deutschland [* 13] an verschiedenen Orten brütend beobachtet wurde. Die Oberseite ist braun, Schwingen und Schwanz mit dunklern Querbindcn, Kehle hell- braun, Unterbrust und Bauch [* 14] weiß mit braunen Flecken, um die Augen ist das Gefieder weiß und wollig.
Seine Nahrung besteht aus Glicderticrcn und kleinern Wirbeltieren, besonders Reptilien. In der Gefangenschaft sieht man ihn häufiger, doch hält er sich, da man ihm seine naturgemäße Nahrung nicht bieten kann, nur selten längere Zeit. Bezahlt wird er mit etwa 50 M. Schlangenalabaster, s. Gekrösestcin. Schlangenaugen (OpKiopntKaiiniäaL), Fa- milie der Kurzzüngler (s. d.) mit verkümmerten, als Ringe entwickelten Augenlidern; es fehlt eine Seitenfurche am Körper; Rücken, Seiten und Bauch haben gleichgestaltete, in alternierender Reihenfolge angeordnete Echindelschuppen.
Man hat die 14 Arten auf 6 Gattungen verteilt. Die S. sind eigen- tümlich verbreitet: 6 Arten bewohnen Australien [* 15] bis Neuguinea und Timor, je eine die Fidschi-Inseln und Mauritius, 3 Brasilien [* 16] und Westindien, [* 17] und Schlangenbad, Kurort im Untertaunuskreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, [* 18] 9 km nordwestlich von Wiesbaden, in einem schönen Thal [* 19] des Taunus, besitzt acht Akratothcrmen (indifferente Mineral- quellen) von 28 bis 32° c., deren Wasser zum Baden [* 20] gegen Nervenkrankheiten, Krämpfe, Neuralgien, Lähmungen, Frauen-, Hautkrankheiten, [* 21] Gicht und Rheumatismus gebraucht wird, namentlich von Frauen. Die alten Vadegebäude (Kurhaus) wur- den 1694 von dem Landgrafen Karl von Hessen- Dassel erbaut; das mittlere Vadhaus stammt aus dem 18. Jahrh., das untere ist 1868 vollendet. Eine Wandelbahn verbindet Badhaus, Thermalbrunnen, Lesezimmer und Kursaal. Außerdem besteht eine Molkcnheilanstalt. -
Vgl. Vertrand, S. und seine Warmquellen (Heidelb. 1878);
Vaumann, Ärztliche Mitteilungen über S. und seine Indikationen (Wiesb. 1880);
S. mit besonderer Berücksichtigung seiner Kur- und Badeanstalten (ebd. 1888)- R.Wolf, 8. and it3 tk6rmHiva,t6i'8 (ebd. 1882);
Vaumann, S. Kurze Schilderung des Kurortes (3. Aufl., ebd. 1894).
Schlangencordon, s. Obstbaumformcn. Schlangendienst, Ophiolatrie, die Ver- ehrung der Schlangen. Sie beruht auf der dämo- nischen Natur, die in vielen alten und neuern Reli- gionen den Schlangen zugeschrieben wurde. Über den S. gnostischer Sekten s. Ophiten. -
Vgl. Mähly, Die Schlange im Mythus und Kultus der klassi- schen Völker (Bas. 1867).
Schlangenfichte, s. Fichte [* 22] (Bd. 6, S. 7661). Schlangenfifche (Opiiiäidas), Familie der schell- fischartigen Weichflofser mit verlängertem, nacktem oder beschupptem Körper, in der Regel mit vereinig- ten Rücken-, Schwanz- und Afterflossen. Die Vauch- flosfen sind kehlständig, meist schwach entwickelt oder ganz fehlend. Man hat die 45 Arten in 16 Gat- tungen eingeteilt. Die S. sind kosmopolitisch ver- breitete, in den tropischen Gegenden am stärksten entwickelte Seefische, zu dencn unter andern die Sandaale (s. d.) gehörcu.
Schlangengift, eine de.n Speichel ähnliche, grünlich oder gelblich gefärbte, wasserhelle Flüssig- keit, in der sich mit dem Mikroskop [* 23] Zellen nach- weisen lassen. Der eigentlich wirkende Stoff ist noch nicht mit Sicherheit erkannt, soll aber im we- sentlichen aus verschiedenen Eiwcihkörpcrn (Echid- uin, Globulin u. a. m.) bestehen, die aber nur gemeinsam wirken, wahrscheinlich ist er aber bei verschiedenen Schlangenarten verschieden. Das Gift bewahrt auch nach dem Eintrocknen jahrelang feine gefährlichen Eigenschaften; doch sollen ihm diese neuerdings durch einfaches Filtrieren [* 24] entzogen wor- den sein. Schon auf die äußere Haut [* 25] gebracht, ¶