Wetter,
[* 2] Schlagwetter oder feuriger Schwaden, eine Art der Grubenwetter (s. d.),
ist ein Gemisch von Grubengas (s. d.) mit atmosphärischer Luft, das nach stattgehabter
Entzündung an der offenen Lichtflamme oder durch die bei der Sprengarbeit entstehenden heißen
Gase
[* 3] zu den heftigsten Explosionen
Veranlassung giebt. Diese Explosionen entstehen durch plötzliche
Verbindung der
Bestandteile des Grubengases
mit dem Sauerstoff der Luft, wodurch neue Gasverbindungen entstehen. Auch der
Kohlenstaub (s. d.) spielt eine wichtige Rolle
bei diesen Explosionen, denen jährlich gegen 1000
Menschen zum Opfer fallen, allerdings nicht allein durch die Gewalt der
Explosion selbst, sondern auch infolge von Erstickung in
Kohlensäure (Nachschwaden, schwere Wetter),
die nach den Explosionen die Grubenbaue erfüllen.
Beträgt der Gehalt der Luft an Grubengas 6 ⅔ Proz., so entzünden sich die Wetter, jedoch noch
ohne Explosion; dieselbe tritt aber bei weiterm Steigen des Gasgehalts ein und erreicht ihre größte
Stärke
[* 4] bei 10-11 Proz.
Gehalt der Luft an Grubengas. Die Wirkung nimmt wieder ab, wenn der Gasgehalt weiter steigt, und hört
bei 33 Proz. Gasgehalt wegen
Mangel an Sauerstoff ganz auf.
Um die Gefahren der
S. W. möglichst zu vermeiden, sind auf
Vorschlag der Wetterkommissionen der verschiedenen
Länder zunächst
die Wetterlampen (s.
Bergbau,
[* 5] Bd. 2, S. 762 a) verbessert; vor allem
aber ist man bestrebt, die Gefahren zu beseitigen, die sowohl beim Anzünden der Bohrlöcher als auch bei unvollständiger
Sprengung durch das Entströmen der heißen Sprenggase entstehen. In ersterer Hinsicht hat man die
Entzündung durch Einführung
der von Laurschen Reibungszünder in das
Innere der Sprengpatronen verlegt, in letzterer Hinsicht hat man
unter anderm
Dynamits angewendet, die mit wasserreichen
Salzen
(Soda) oder mit salpetersaurem
Ammoniak vermengt sind. Die
Sprengstoffe
sollen durch die Entstehung von Wasser- oder Ammoniakdämpfen abgekühlt und dadurch zur
Entzündung der Schlagwetter unfähig
gemacht werden. Die beste Sicherung bleibt daneben eine gute Wetterführung. (S.
Bergbau, Bd. 2, S. 761 b.)
Vgl. Die Bestimmungen über die Vorsichtsmaßregeln gegen
S. W. Bearbeitet von der bergrechtlichen
Abteilung
der preuß. Schlagwetterkommission
(Bonn
[* 6] 1884);
Kommission zur Ermittelung der
zweckmäßigsten Sicherheitsmaßregeln gegen die Explosion
S. W. inBergwerken (4 Hefte und Schlußbericht,
Wien
[* 7] 1888-91); Heinzerling, Schlagwetter und Sicherheitslampen (Stuttg. 1891).
soviel wie Haurappier, s. Rappier. Der Paradeschläger dient als Zierwaffe bei
Aufzügen und Kommersen, besonders beim Landesvater (s. d.) zum Aufspießen
der
Mützen. Zu
Mensuren wird in
Berlin,
[* 8]
Halle,
[* 9]
Breslau,
[* 10] Greifswald,
[* 11] Königsberg
[* 12] und
Leipzig
[* 13] der
Glockenschläger, auf den
übrigen
Universitäten der
Korbschläger gebraucht. Ersterer hat an der Grenze von Klinge und Griff eine metallene
Kuppel
(Glocke)
und am Griff einen
Bügel zum Schutze der
Hand,
[* 14] letzterer ein die ganze
Hand bedeckendes Gestell aus Stahlstangen, über das
gewöhnlich die Verbindungsfarben gezogen sind.
oder
Schlag, früher Bezeichnung für jede plötzlich (wie durch einen
Schlag) eintretende
Lähmung eines
Körperteils oder Organs; man sprach in diesem
Sinne von Rückenmarks-,
Herz-,
Lungen- und Blasenschlag
u. dgl. Im engern
Sinne
bezeichnet S. die plötzliche (mehr oder weniger vollständige)
Unterbrechung der Gehirnfunktionen, also insbesondere der
Sinneswahrnehmungen, des
Bewußtseins und der willkürlichen Körperbewegung
(Gehirnschlag, Hirnschlagfluß,
Apoplexia cerebri), wobei jedoch
Atmung und
Herzschlag ihren Fortgang haben.
Der so vom
Schlage Getroffene (Schlagflüssige) fällt gewöhnlich plötzlich bewußtlos um und vermag auch nach der Wiederkehr
des
Bewußtseins die
Gliedmaßen der einen oder beiden Körperhälften nicht mehr willkürlich zu bewegen, wogegen sie auf
galvanische Reizungen meist sehr gut reagieren. Er sieht, hört und fühlt auf der gelähmten Seite nicht
mehr; die betreffende Gesichtshälfte ist glatt, schlaff und beim Sprechen unbeweglich. Das
Gesicht
[* 16] ist meist auffallend gerötet,
der Puls voll und gespannt, die
Arterien des
Halses und
Kopfes klopfen heftig.
Oft sind erweiterte
Pupille, Schiefvorstrecken der
Zunge, schnarchendes
Atmen, lallende
Sprache,
[* 17] unwillkürlicher
Stuhl- und Harnabgang damit verbunden. Ein derartiger
Schlaganfall (Insultus apoplecticus) erfolgt entweder blitzschnell und
unerwartet, inmitten des vollsten Wohlbefindens, oder nachdem längere Zeit schon gewisse Vorboten (häufiger
Blutandrang
nach dem
Kopfe, Schwindel,
Ohrensausen, heftige
Kopfschmerzen,
Gedächtnisschwäche) vorausgegangen sind.
Bei halbseitigen apoplektischen
Lähmungen (Hemiplegien) ist der Sitz der
Krankheit fast immer in der den
gelähmten
Gliedmaßen gegenüber liegenden Hälfte des
Gehirns. Die Grundursache des
Schlags, d. h. die demselben zu
Grunde
liegende
Veränderung der Hirnsubstanz, ist in den allermeisten Fällen ein
Bluterguß in dem
Gehirn,
[* 18] veranlaßt durch Platzen
einer durch Verknöcherung oder
Verfettung brüchig gewordenen
Arterie,
[* 19] seltener infolge anderer Umstände
(z. B. äußerer Gewaltthätigkeiten).
Diese
Ursache des S., die Hirnblutung, ist so häufig, daß manche
Ärzte den S. mit ihr identifizieren, ja sogar andere Blutergießungen,
wenn sie plötzlich ins Gewebe
[* 20] der Organe stattfinden, gleichfalls mit dem
NamenApoplexien (z. B. der
Lunge)
[* 21] bezeichnen. Doch
giebt es auch andere
Ursachen einer solchen plötzlichen Hirnlähmung, z. B. rasche Verstopfung einer
Hirnarterie durch ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel (s.
Embolie), rasche
Blutüberfüllung der feinsten Hirngefäße (die sog.
vaskulären
Apoplexien), periodischer oder plötzlicher Druck einer Hirngeschwulst, vielleicht sogar plötzliche Wasserergüsse
innerhalb der Schädelhöhle (der sog.
Wasserschlag, Apoplexia serosa älterer
Ärzte).
Die
Blutungen, die in der Gchirnsubstanz erfolgen, stellen entweder zahlreiche kleine punktförmige Ergüsse
(kapillare Hämorrhagien) oder eine mehr oder minder große Blutlache (hämorrhagischer oder apoplektischer Herd) dar. Im
letztern Falle wird die Hirnsubstanz durch das ausgetretene
Blut in größerm oder geringerm
Umfange zerquetscht und zertrümmert,
während kleinere
Blutergüsse die Hirnfasern zuweilen nur auseinander drängen, ohne sie ganz zu zerstören.
Stellen häufiger Hirnblutung sind die Streifenkörper, die
Sehhügel und die großen
Marklager der Hemisphären des Großhirns.
Der Hirnschlagfluß kann plötzlich,
¶
mehr
binnen wenig Minuten töten, aber auch nach Wochen oder Monaten eine, wenigstens teilweise Herstellung gestatten. In letzterm
Falle unterliegt das Gehirnmark und das darin ausgetretene Blut verschiedenen Umwandlungen, indem im günstigsten Fall das
letztere allmählich resorbiert wird und an Stelle der zertrümmerten Hirnsubstanz eine glattwandige wasserhaltige Cyste oder
eine kleine gelblich gefärbte Narbe zurückbleibt. Freilich bleibt in den meisten Fällen ein Teil der
von dort auslaufenden Nervenfädchen für zeitlebens dem Willen oder der Empfindung entzogen, so das; z. B.
der einst von S. Getroffene den einen Arm oder das eine Bein nicht mehr willkürlich oder nur unvollkommen bewegen kann, an
gewissen Hautstellen nicht mehr fühlt, einen schiefen Mund behält u. s. w.
Oft folgt auch ein allmählich um sich greifender Zerstörungsprozeß im Hirnmark, die sog.
Gehirnerweichung (s. d.) und der sog. Gehirnabsecß
(s. Gehirnentzündung), und reibt den Kranken allmählich unter allerlei Schmerzen, Krämpfen, Fieberzufällen und Bewußtseinsstörungen
auf.
Der S. kann sich, oft binnen wenig Stunden oder Tagen, oft in langjährigen Pausen, bei einem und demselben
Individuum öfters wiederholen, namentlich je nachdem eine Hirnarterie nach der andern wegen Brüchigkeit birst. Der S. kommt
zu allen Jahres- und Tageszeiten vor; mitunter häufen sich die Fälle binnen eines kurzen Zeitraums, besonders im Frühjahr,
in auffälliger Weise, ohne daß sich hierfür eine bekannte Veranlassung nachweisen läßt. Die Hirnblutung
tritt in der großen Mehrzahl der Fälle erst im vorgerückten Lebensalter, nach dem 50. Lebensjahre, auf, befällt durchschnittlich
mehr Männer als Frauen und trifft mit einer gewissen Vorliebe solche Personen, die auch sonst sehr rot im Gesicht aussehen
(oft infolge von Herzkrankheiten oder Störungen des kleinen Kreislaufs), ferner Fettleibige, Schwelger
und Gichtische, oder tritt nach heftigen Gemütsaffekten, äußern Erhitzungen und Anstrengungen, nach üppigen Mahlzeiten,
übermäßigem Alkoholgenuß, nach heftigem Pressen beim Stuhlgang, starken Erkältungen, Nachtwachen u. s. w. plötzlich auf.
Auch die direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den Kopf kann durch plötzliche Blutüberfüllung des
Hirns schwere schlagflußähnliche Symptome hervorrufen, die als sog. Hitzschlag den Soldaten auf anstrengenden Märschen gefährlich
werden.
Der Hirnschlag wird verhütet durch Vermeiden der eben genannten Schädlichkeiten, besonders des zum Verfetten und Verkalken
der Arterien führenden, schwelgerischen Lebenswandels, und dadurch, daß man besonders gealterte Personen (deren Adern stets
starrwandig und brüchig sind) und Herzkranke zu großer Ruhe des Geistes und Körpers anhält. Bei der
Behandlung der S. spielten sonst Aderlässe eine zu ausgedehnte Rolle, während sie jetzt, fast mehr als gut ist, gering geschätzt
werden.
Vor allem bringe man den vom Schlag Getroffenen, nach Entfernung aller beengenden Kleider, an einen kühlen,
ruhigen Ort, lege den Kopf und Oberkörper hoch, bedecke erstern mit kühlen Umschlägen oder einem Eisbeutel, sorge durch
Fußbäder, Senfteige, scharfe Klystiereu. dgl. für gehörige Ableitung nach unten und dadurch für rechtzeitige Minderung
der unausbleiblichen Reaktion (Entzündung) im Gehirn. Während deren Verlauf wird das kühlende und ableitende Verfahren
fortgesetzt und durch äußere Ruhe, Verfinsterung des
Zimmers, Vermeidung von Geräusch, Gespräch u. s. w. noch längere
Zeit (bis zur Ausheilung der kranken Stelle) jede Hirnreizung vermieden. Späterhin ist die Bekämpfung der zurückbleibenden
Lähmungen durch Massage, vorsichtige gymnastische Übungen, mäßig warme Bader und Anwendung des galvanischen Stroms wichtig.