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Schloß (Schlößl oder Iungsernschloß), jetzt Feuer- wachtturm, Rathaus, neues Bergdirektions- und Bergakademiegebäude, eine berühmte Berg- und Forstakademie, 1760 von Maria Theresia gestiftet, mit Archiv, Mineralienkabinett und Laboratorium, luth. und kath. Obcrgymnasium, Vergschule, Spar- kasse, Volksbank, mehrere Kreditinstitute, Gasan- stalt;
staatliche Cigarrenfabrik, Schuhfabrik und Thonpfeifenfabrikation. S. liefert etwa 116 KZ Gold und 6000 ko- Silber im Werte von 1^ Mill. Fl. Die bedeutendsten Anlagen sind der Kaiser-Joseph II.- Erbstollen (16538 m lang), 1782 begonnen und eingeweiht, die großen Wasserhebe- maschinen und der Wasserabzugskanal (15 km) in die Gran. Die Stadt und der Bergbau bestand schon im 8. Jahrh.;
im 12. Jahrh, wurde S. samt dem ganzen nordnngar.
Vergdistrikt von flandr. und niedersächs.
Kolonisten bevölkert.
Deutsche Bergwerks-Generalpächter, z. B. die Augsburger Fugger, beförderten die Germanisierung des ganzen Bergdistrikts, der sich anch der Reformation an- schloß.
Die Gegenreformation drängte das Dcntsch- tum zurück, so daß im 18. Jahrh, die Stadt mit dem Vergwerksdistrikt fast ganz slowakisiert wurde. Schenckendorff, Emil von, Politiker, geb. zu Soldin in der Neumark, widmete sich der Offizierslaufbahn, trat 1867 in den Reichs- telegraphendienst über, verwaltete während des Deutsch-Französischen Krieges das Telegraphenamt in Metz, wurde 1873 Telegraphendirektionsrat in Halle und schied 1876 aus Gesundheitsrücksichten aus dem Staatsdienste. Er nahm sodann seinen Wohnsitz in Görlitz, wo er mehrere Jahre als un- besoldeter Stadtrat thätig war und dann Stadt- verordneter wurde. 1882 trat S. als Vertreter des Wahlkreises Görlitz-Lauban in das preuß. Ab- geordnetenhans, dem er seitdem als Mitglied der nationalliberalen Partei angehört.
Seine Thätig- keit wendete er hauptsächlich erziehlichen Fragen zu. Schon 1880 war auf seinen Antrag vom preuß. Kultusministerium eine Kommission zum Studium des Handfertigkeitsunterrichts nach Dänemark und Schweden geschickt worden.
Nach seiner Rückkehr von dort begründete S. 1881 zu Berlin das deutsche Zentralkomitee für Handfertigkeit und Hausfleiß, das 1886 in den «Deutschen Verein für Knaben- Handarbeit» überging, dessen erster Vorsitzender er ist. Auch für die körperliche Erziehung der Jugend hat er mit Erfolg gewirkt. S. ist Vorsitzender des Centralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland.
Für die Reform des höhern Schulwesens trat S. gleichfalls eifrig ein. Er gab 1889 den Anstoß zu einer Petition an den preuh.
Kultusminister, welche die Beratung einer zeitgemäßen Schulreform anregte und 23000 Unter- schriften fand.
Der infolgedessen im Dez. 1890 be- rufenen Schulkonferenz in Berlin gehörte S. als Mitglied an. 1895 begründete er im preuß. Ab- geordnetenhaufe eine «Vereinigung für körperliche und werkthütige Erziehung» aus allen Parteien des Hauses, der 190 Abgeordnete angehören. S. schrieb: «Der praktische Unterricht, eine Forderung der Zeit an die Schule» (Vresl. und Lpz. 1880), «Durch welche Mittel kann zur Verminderung der Verbrechen und Vergehen beigetragen werden?» (Görl. 1881),
«Der Arbeitsunterricht auf dem Lande» (ebd. 1891),
und giebt heraus «Jahrbuch für Iugend- und Volksspiele» (mit F. A. Schmidt, 1. und 2. Jahrg., Hannov.-Linden 1892 u. 1893; 3. Jahrg., Lpz. 1894). Schendi, Hauptstadt der von 1820 bis 1885 zu Ägypten gehörenden Landschaft Dar-Schendi im südl. Nubien, am rechten Ufer des Nils unterhalb der sechsten Katarakte, gegenüber Metämmeh, vor der Zerstörung durch die Ägypter (1822) einer der be- deutendsten Handelsplätze des östl. Sudans, woselbst auch heute noch Karawanen aus Sennar, Kordofan u. s. w. eintreffen.
Schenectady (spr. ßkcnnMäddl), Hauptstadt des County S. im nordamerik.
Staate Neuyork, am südl. Ufer des Mohawk, auf beiden Seiten des Eriekanals und an mehrern Bahnen, hat (1890) 19 902 E., be- trächtliche Fabrikation von Strick- und Posamentier- waren, Ackergeräten,Shawls und Lack, Lokomotiven- bau und Eisenwerke. 1620 errichteten die Holländer hier eine Niederlassung.
Das Union (^oiie^s wurde 1695 gegründet. Schenk, Aug., Botaniker, geb. zu Hallein, studierte in München, Erlangen, Berlin und Wien, wurde 1845 außerord., 1850 oro. Professor der Botanik in Würzbnrg, 1868 ord. Professor der Bota- nik und Direktor des Botanischen Gartens in Leipzig, wo er starb. In seinen Arbeiten wandte er sich vorzugsweise der Untersuchung der fossilen Pflanzen zu und zeichnete sich auf diesem Gebiete besonders dadurch aus, daß er unter steter Berücksichtigung der Pflanzengcographie und der neuern morpholog. sowie anatom. Forschungen einen klaren Überblick über Verteilung und Lebens- weise der vorwcltlichen Gewächse ermöglichte. Er schrieb: «Veitrüge zur Flora des Keupers und der rhätischen Formation» Oamb. 1861),
«Fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens» (Wicsb. 1866-67),
«Fossile Flora der nordwest- dentschen Wealdenformation» (Cass. 1871),
«Pflan- zen aus der Stcinkohlenformation und jurassische Pflanzen aus China» (in Richthofcn, «China», Bd. 4, Verl. 1882),
«Bearbeitung der vom Grafen Szechenyi aus seiner Reise nach China gesammelten fossilen Pflanzen» (1883).
Außerdem'gab S. ein «Hand- buch der Botanik» (4 Bde., Vrcsl. 1881-90),
sowie in Verbindung mit Luerssen «Mitteilungen aus dem Gesamtgcbicte der Botanik» (Lpz. 1871-75) nnd in Verbindung mit Zittel das «Handbuch der Paläontologie» (Münch. 1876 fg.) heraus, worin er die Phytopaläontologie bearbeitete.
Schenk, Eduard von, bayr. Staatsmann und Dichter, geb. zu Düsseldorf, studierte zu Landshut die Rechte, trat 1812 in den bayr. Staatsdienst und wurde, 1817 von der prot. zur kath. Kirche übergetreten, 1823 Generalsekretär des Justiz- ministeriums, geadelt, 1825 Ministenalrat, 1828 Minister der geistlichen Angelegenheiten und des Innern, als welcher er sofort die Erfüllung des Kon- tordats einleitete.
Durch eincCcnsurverordnungund andere Mahregeln erregte er den Unwillen der Kam- mer so sehr, daß er seine Entlassung nehmen mußte; er wurde darauf vom König zum Generalkreis- kommissar in Regcnsburg, bald nachher zum Reichs- rat ernannt und 1838 in den ordentlichen Dienst des Staatsrats nach München berufen, wo er starb.
Als Dichter hat sich S. be- sonders durch sein 1826 auf dem Münchener Theater zuerst anfgeführtes Trauerfpiel «Velisar» (auch in Reclams «Universalbibliothek» erschienen) bekannt gemacht, dessen tresslicher Aufbau und glatte Form über die dürftige Gestaltungskraft S.s nicht hinweg- helfen.
Die Sammlung seiner «Schauspiele» um- faßt drei Bände (Stuttg. 1829-35).