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gemäßigten Breiten und gehören zu den wichtigsten Seesischen.
Sie liefern ein weißes, leicht in Lagen trennbares und in der Regel gesundes und sehr schmackhaftes Fleisch. Im engern Sinne versteht man unter Schellfisch oder gemeinenSchellsisch (6aäu3 ac^IeünnZ ^,., s. Tafel: Fische [* 2] II, [* 1] Fig. 2) eine Fischart, die bis 90 cm lang und 1-1,5 KZ und darüber schwer wird, am Rücken braun und am Bauche silberfarben ist, einen schwarzen Fleck hinter der Brustflosse, eine schwarze, gerade Seitenlinie, drei Rücken-, zwei Afterflossen und eine ausgeschnittene Schwanzflosse hat.
Sie lebt hauptsächlich in der Nord' see, besonders an den engl. und schott. Küsten, und ist so häufig, daß um Helgoland [* 3] allein jährlich an 200000 Stück gefangen werden.
Allerdings nimmt gerade hier der Ertrag nenerdings ab.
Ihr Fleisch ist weich, zart und schmackhaft, eignet sich aber nicht zur langen Aufbewahrung im Salze;
sie wird daher frisch gegessen.
Verwandt sind Dorsch, Kabeljau uud Aalraupe (s. diese Artikel). Schellhammer, ein Setzhammer (s. d.), dessen Bahn eine dem Schließkopf eines Niets entsprechende Aushöhlung trägt und der, auf den roh vorgebil- deten Schließkopf aufgefetzt und mit Zuschlagbäm- inern geschlagen, die saubere Ausbildung des Schlieh- topfes bewirkt. Schelling, Friedr. Wilh.
Ios. von, Philosoph, geb. zu Leonberg in Württemberg, [* 4] studierte in Tübingen, [* 5] wo er im sog. Stift mit Hegel befreundet wurde, Theologie und Philosophie und benutzte darauf eine Erzicherstellung in Leipzig [* 6] zu eingehenden Studien der Naturwissenschaften.
Inzwischen hatte er durch seine ersten philos.
Schrif- ten die Aufmerksamkeit derartig auf sich gezogen, daß er 1798 durch Vermittelung Fichtes und Goethes als Professor nach Jena [* 7] berufeu wurde.
Hier ent- faltete er, anfangs neben Fichte, [* 8] später in enger Verbindung mit Hegel, eine glänzende akademische nnd gleichzeitig eine umfassende litterar.
Thätigkeit. Auch gründete er mehrere philos.
Zeitschriften, wie die «Zeitschrift für spekulative Physik» (1801-2), die «Neue Zeitschrift für spekulative Physik» (1802 -3) und das «Kritische Journal der Philosopbie» (1802-3).
Von größter Wichtigkeit für seine Ent- wicklung war der Verkehr mit den in Jena und Weimar [* 9] vereinten Großen der Litteratur, nament- lich aber mit dem Kreise [* 10] der romantischen Dichter- schule.
Doch hatte die Rücksichtslosigkeit seines per- sönlichen Auftretens und seiner litterar.
Polemik die ihm bereiteten Konflikte so sehr verschärft, daß cr 1803 einen: Rufe nach Würzburg [* 11] folgte, nachdem er sich mit Karoline, geborene Michaelis (s. Schelling, Karoline), verheiratet hatte. 1806 berief ihn die bayr. Regierung als Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste nach München. [* 12] In dieser freien Stellung benutzte er einen längern Urlaub 1810, um in Stuttgart [* 13] einem gewählten Kreise Privatvov- lesungen zu halten, und erhielt seit 1820 die Erlaub- nis, in Erlangen [* 14] zu leben, wo er einige Semester an der Universität Vorlesungen hielt. 1827 wurde er als ord.
Professor der Philosophie mit dem Titel Geh. Hofrat an die neuerrichtete Universität Mün- chen berufen und später zum Vorstand der Akademie der Wissenschaften und Konservator der wissenschaft- lichen Sammlungen ernannt.
Aus dieser Stellung berief ihn 1811 Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin, [* 15] wo er als Mitglied der Akademie von dem Rechte, an der Universität zu lesen, bis 1840 in freier Weife Gebrauch machte. Er starb zu Ragaz und ist dort bestattet. -
Vgl. Aus S.s Leben. In Briefen (hg. von Plitt, 3 Bde., Lpz. 1869-70).
Selbst künstlerisch angelegt, hatte S. das reifste Verständnis für jene ästhetische Bewegung, die, von Scbillcr und den beiden Schlegel angebahnt, die Dichtung und die Philosophie zu vereinen suchte. Das anschauliche Element seines Denkens, das sich auch in der schönen Sprache [* 16] einiger seiner Schriften zu erkennen giebt, bildete ein wohlthuendes Gegen- gewicht gegen die begriffliche Abstraktion seiner philos.
Vorgänger, und einzelne seiner Werke, so vor allein die 1803 gedruckten «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums» und seine 1807 in München gehaltene Rede über «Das Ver- hältnis der bildenden Künste zur Natur», sind Muster vollendeter Darstellung.
Dabei war es eine Folge seines rastlosen philos.
Triebes, daß S. sich wäh- rend seines ganzen Lebens in einer fortwährenden Umgestaltung seiner Überzeugung befand. S.s Werke wurden nach feinein Tode von seinem Sohne gesammelt und in 2 Abteilungen (14 Bde., Stuttg. 1856-61) herausgegeben.
Die Schriften «Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt» (1794),
«Vom Ich als Princip der Philo- sophie» (1796),
die «Briefe über Dogmatismus und Kriticismus» (1795),
«Neue Deduktion des Natur- rechts» (1795),
«Allgemeine Übersicht der neuesten pbilos. Litteratur» sowie die «Abhandlungen zur Erläuterung des Idealismus derWisseuschaftslehre» (1796) wiederholen die Gedanken Fichtes oft in der glücklichsten Fassung.
Allein bald wuchs S. aus dieser Lehre [* 17] heraus, und die Differenz, in die er zu seinem Meister geriet, führte bald zum schroffen Bruche. (Vgl. Joh. Gottlieb Fichtes und S.s philos. Briefwechsel, aus dem Nachlaß beider hg. von I. H. Fichte und K. Fr. A. Schelling, Stuttg. 1856.) Anfangs glaubte S. sich noch völlig auf dem Bo- den der Fickteschen Anschauung zu bewegen, wenn er dessen Wissenschaftslchre durch seine Natur- philosophie zu ergänzen gedachte. Er wollte nämlich zeigen, daß das ganze Wesen der Natur auf den Ge- setzen der Intelligenz beruhe und zu deren Entwick- lung angelegt sei.
Dieser «Plan» der Natur schien ihm nur so begriffen zu werden, daß alle ihre Er- scheinungen als ein Stufenreich von Bildungen er- kannt werden müßten, das sein Ziel in der Entwick- lung der bewußten Intelligenz habe.
Für die Aus- führnng dieses Plans fehlten damals noch mehr als jetzt die empirischen Vorkenntnisse, und so griff S. zu einer apriorifchen Konstruktion, die zwar ahnungs- volle Blicke in den Zusammenhang der Natur, z. V. in die Identität der magnetischen und elektrischen Kraft [* 18] und in die Entwicklungsgesetze der Organis- men warf, aber durch ihre phantastische Willkürlich- keit den Thatsachen Gewalt anthat.
Die Zeitgenossen S.s jedoch ergriffen diese Gesamtauffassung des Naturlebcns als eines großen Organismus, dessen Produkt das Bewußtsein sei, mit großer Begei- sterung. S. hatte diese Lehren [* 19] zuerst in den «Ideen zur Philosophie der Natur» (Lpz. 1797) nebst «Ein- leitung», in der Schrift «Von der Weltseele; eine Hypothese der höbern Physik» (Hamb. 1798; 3. Aufl. 1809),
in dem «Ersten Entwurf eines Systems der Naturphilosophie» (Jena 1799) und der «Einleitung» dazu ausgesprochen;
er gab dann in seiner erwähn- ten Zeitschrift eine «Allgemeine Deduktion des dy- namischen Prozesses» (1801) und später in den «Jahr- büchern der Medizin als Wissenschaft» (mit Markus' Stuttg. 1806-8) noch weitere Beiträge.
Nunmehr ¶
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aber waren Wissenschaftslehre und Naturphilosophie so weit auseinander getreten, daß sie einer Versöh- nung bedurften.
Diese suchte S. zunächst in ent- schiedener Abhängigkeit von den ästhetischen Ideen Kants und Schillers und im Zusammenhange mit der romantischen Bewegung (vgl. Noack, S. und die Philosophie der Romantik, 2 Tle., Verl. 1859, und Haym, Die romantische Schule, ebd. 1870) in dem Wesen der Kunst und des Genies.
Wenn das Leben der Natur das unbewußte, das des Geistes das be- wußte ist, so ist die Thätigkeit des künstlerischen Ge- nies, das nach Kants Äusspruch wie eine Natur wirkt, eine Vereinigung beider.
Wie der Organis- mus das Produkt der natürlichen Welt und die Hei- mat der Intelligenz, so ist umgekehrt das Kunstwerk ein Produkt der Intelligenz und in seiner sinnlichen Gestalt ein Organismus.
In der Knust also löst sich das Weltrütsel: sie ist die höchste und vollkommenste aller Gestalten.
Diesen ästhetischen Idealismus ver- kündete er in der Schrift «System des transcenden- talen Idealismus» (Tüb. 1800) und in den erst nach seinem Tode gedruckten, aber damals in Jena und später in Würzburg gehaltenen «Vorlesungen über die Philosophie der Kunst».
Den geineinsamen Grund des geistigen und des uatürlichen Lebens fand S. in dem Begriff des Unendlichen oder des Absoluten, d. h. der Gottheit. Er nannte das Absolute die Iden- tität oder Indifferenz des Realen und des Idealen, und suchte daraus die Reihe der endlichen Erschei- nungen in der Weise abzuleiten, daß das Absolute zwar in allen Erscheinungen gleich gegenwärtig sei, aber doch in jeder einzelnen mit einem Übergewicht bald des realen, bald des idealen Faktors. So ent- wickelt er aus der Gottheit die beiden Reihen des Realen und des Idealen als verschiedener «Poten- zen» ;
jene von der Materie anhebend und im mensch- lichen Organismus endend, diese vom Ich beginnend und in der künstlerischen Produktion sich vollendend.
Auf diese Weise verwandelt sich der ästhetische in den absoluten Idealismus oder die Identi- tätsphilosophie. Er legte diese Gedanken nieder in der «Darstellung meines Systems der Philo- sophie» (1801),
in dem Dialog «Bruno oder über die göttlichen und natürlichen Principien der Dinge» (Berl. 1802),
in dem «System der gesamten Philo- sophie und der Naturphilosophie insbesondere», das nach seinem Tode gedruckt ist, endlich in einer Reihe von meist polemischen Abhandlungen in seinen Jour- nalen.
Die Aufgabe, die S. hier stellt, vom Begriff des Absoluten aus das gesamte Universum in den beiden Reihen des Realen und des Idealen zu ent- wickeln, wurde später von Hegel durchgeführt. S. selbst kam davon ab und geriet auf diese Weise auch mit Hegel in den entschiedensten Gegensatz. Es voll- zog sich in ihm allmählich eine Umbildung seiner Lehre, die ihn immer mehr auf theosophifche Bahnen brachte.
Durch Eschenmayers Vorwurf des Pan- theismus veranlaßt, gab S. 1804 die Schrift «Philo- sophie und Religion» (Tüb. 1804) heraus, und nach- dem er sich auf Vaaders Anregung mitIakob Böhme beschäftigt hatte, erschienen 1809 seine «Untersuchun- gen über das Wesen der menschlichen Freiheit». Diese Schrift erfuhr durch F. H. Iacobi einen hef- tigen Angriff, der von S. in feinem «Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen und ihrer Offen- barung des Herrn F. H. Iacobi» (Tüb. 1812) in grober, aber vernichtender Weise beantwortet wurde. Außer einigen andern polemischen Aufsätzen und tlemen mytholog.
Arbeiten veröffentlichte dann S. jahrzehntelang nichts.
Erst nach Hegels Tode lenkte sich auf S. wieder die öffentliche Aufmerksamkeit. Es verlautete nach seinen Vorlesungen, daß er ein System habe, das den Hegelianismus widerlege, und dies zu verkünden, wurde er nach Berlin be- rufen. Seine Berliner [* 21] Vorlesungen wurden teils durch Frauenstädt («S.s Vorlesungen in Berlin», Verl. 1842),
teils durch Paulus («Die endlich offenbar gewordene positive Philosophie der Offenbarung», Darmst. 1843) bekannt.
Der Grundgedanke war der, die Notwendigkeit der Geschichte der Religionen aus der Notwendigkeit der göttlichen Lebensentsal- tung zu begreifen.
S.s Bedeutung für die Geschichte der deutschen Philosophie besteht somit nicht in der Aufstellung bleibender Grundlagen der wissenschaft- lichen Forschung, sondern in der Anregung, die er durch die großen Gesichtspunkte seiner Spekulation auf seine Zeitgenossen ausgeübt hat.
Vgl. Rosenkranz, S., Vorlesungen (Danz. 1843); Kuno Fischer, Friedrich Wilhelm Joseph S. (Bd. 6 der «Geschichte der neuern Philosophie», Heidelb. 1872 u. 1877; 2. Aufl. 1895);
Beckers, S.s Geistes- entwicklung in ihrem innern Zusammenhana (Etuttg. 1875);
Pfleiderer, Friedrich Wilhelm Joseph S. (Münch. 1875);
C. Frantz, S.s positive Philosophie (Cöthen [* 22] 1880).
Schelling, Hermann von, preuß. Iustizminister, geb. in Erlangen, jüngster Sohn des Philosophen S., studierte zuerst Philologie, dann die Rechte, trat 1844 in den preuß. Iustizdienst und wurde, nachdem er 1861-64 die Stelle des ersten Staatsanwalts beim Stadtgericht zu Berlin bekleidet hatte, als Hilfsarbeiter ins Justizministerium be- rufen. Hier verfaßte er den «Entwurf einer Straf- prozeßordnung für den preuß. Staat» (Berl. 1865), der in den neuerworbenen Provinzen Geltung erhielt.
Seit 1866 vortragender Rat, ver- blieb S. im Justizministerium, auch nachdem er 1874 zum Präsidenten des Appellationsgerichts zu Halber- stadt ernannt worden war, ging aber 1875 als Vice- präsident zum preuß. Obertribunal über, wo er den Vorsitz in einem Civilsenat führte. 1877 wurde er Unterstaatssekretär im Justizministerium und leitete hier die Ausarbeituug der preuß. Ausführungsge- setze zu den Reichsjustizgesetzen. 1879 zum Staats- sekretär des Reichsjustizamtes ernannt, leitete S. die Ausarbeitung der Aktiengesetznovelle von 1884 und des Genossenschaftsgesetzes von 1889. Am wurde er zum preuh.
Staats- und Iustiz- minister ernannt.
Schon 1874 war er Vorsitzender der Kommission zur Beratung von Plan und Me- thode des neuen bürgert.
Gesetzbuches. Unter seiner Verwaltung erfolgte 1889 die Stellungnahme der preuß. Negierung zu dem Entwurf erster Lesung; auch wurde der dem Reichstage vorgelegte Entwurf einer Revision der Strafprozeßordnung und Vor- arbeiten zu einer Revision der Civilprozeßordnung unter seiner Leitung hergestellt. Im Nov. 1894 nahm S. seine Entlassung.
Schelling, Karoline, eine der geistreichsten Frauen ihrer Zeit, geb. zu Göttingen [* 23] als Tochter des Orientalisten I. D. Michaelis, vermählte sich 1784 mit dem Bergmedikus Vöhmer in Clausthal, [* 24] nach dessen Tode (1788) sie nach Göt- tingen zurückkehrte, wo sie zu Bürger und A. W. Schlegel in freundschaftliche Beziehungen trat. 1791 ging sie nach Mainz, [* 25] wo sie sich 1792 mit G. Forster den Klubbisten anschloß und kurze Zeit in Haft kam. 1796 vermählte sie sich mit Schlegel und, nachdem ¶