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Schaumburg.
1) Schloß im Unterlalmkreis des preuh. Reg.-Bez. Wiesbaden, [* 2] bei dem Dorfe Val- duinstein, an der Lahn, auf bewaldetem Vasaltkegel, wurde 1850 vom Erzherzog Stephan von Osterreich z durch Baumeister Voos (Wiesbaden) in engl.-got. Stil neu gebant.
Die ältern Teile des schon 1194 erwähnten Schlosses stammen aus dem 18. Jahrh. Einst Sitz der 1812 ausgestorbencn Fürsten von Anhalt-Schaumburg, später Eigentum des Erzher- zogs Stephan, dann des.Herzogs Georg Ludwig von Oldenburg, [* 3] gehört es seit 1887 dem Fürsten zu Waldcck und Pyrmont und bildet mit der Gras- schaft .Holzapfel (s. d.) die Standesherrschaft Schaum- burg (s. d., S. 393 d).
Bei dem Dorfe Valduinstcin die großartigen Trümmer des Schlosses Balouin- stein, 1319 von Erzbischof Valduin von Trier [* 4] er- baut. 5 Km entfernt das Dorf Laurenburg mit 455 E., einem Silber- und Bleibergwerk, einer Sil- berschmelzhütte sowie einem kleinen Schloß und den Trümmern der nassauischen Stammburg Lauren- burg, 1093 zuerst erwähnt und seit 1643 verfallen; sie gab jahrhundertelang dem Hanse den Namen, ehe es den von Nassau annabm.
Zwischen Laurenburg und Valduinstcin das Dorf Geilnau (s. d.). - 2) Ruine bei Schalkau (s. d.) in Thüringen.
Schaumburg-Lippe, ein zum Deutschen Reiche gehöriges Fürstentum, dem Flücheninhalt nach der 23., der Einwohnerzahl nach der 26. Vundesstaat, umfaßt den westl. Teil der ehemaligen Grafschaft Echaumburg, der von den preuß. Provinzen Han- nover, Westfalen [* 5] und dem prcuß.
Teile der Grafschaft Schaumburg umschlossen wird, und bat 340,2 cikin. Das Land liegt am nördlichsten Zweige des Weser- gebirgcs, hat im N. das Stcinhuder Meer, im O. die Vückeberge und im W. den Schaumburger Wald zur Grenze und ist von Natur durch Fruchtbarkeit des Bodens sowie durch Reichtum an Holz [* 6] und Stein- kohlen ausgezeichnet.
Auch hat es gute Gesund- brunnen, z! B. die starken Schwefelbäder in Eilfen und eineStahlqnelle in Stadthagen. (Vgl. die Karte: Hannover, [* 7] Schleswig-Holstein, [* 8] Vraun- schweig und Oldenburg, Bd. 8, S. 790.) S. hatte 1885: 37 204, 1890: 39163 (19435 männl., 19 728 weibl.) E., d. i. 115 E. auf 1 ^m, darunter 38160 Evangelische, 607 Katholiken und 366 Israeliten.
Haupterwcrbsquellen sind Acker- bau, Garnspinncrei und Leinwcberci sowie der mit Preußen [* 9] gemeinschaftlich betriebene Steinkohlen- bau. 1892 waren bebaut mit Roggen 4598, Weizen 1751, Gerste [* 10] 748, Kartoffeln 1254, Hafer [* 11] 2499 und Wiesenheu 3955 ka;
gcerntct wurden 9876 t Roggen, 3646 Weizen, 1301 Gerste, 21954 Kar- toffeln, 4248 Hafer und 11885 t Wiesenheu. Am wurden gezählt 3075 Pferde, [* 12] 10 910 Stück Rindvieh, 2682 Schafe, [* 13] 19 473 Schweine, [* 14] 6127 Ziegen und 1684 Bienenstöcke. S. ist eine im Mannsstamm des gleichnamigen Hauses erbliche Monarchie.
Nach derVerfassung vom besteht der Landtag aus 15 Mit- gliedern, von denen 2 vom Fürsten ernannt, je 1 von der Ritterschaft, der Geistlichkeit und den ver- einigten Juristen, Medizinern und stndierten Schul- männern, die übrigen 10 von den nicht aufgezählten Wahlberechtigten gewählt werden.
Zur Wahl ist das 25. Lebensjahr erforderlich. Im Bundesrat ist S. durch einen Bevollmächtigten, im Reichstag durch einen Abgeordneten (1895: Langerfeldt, frei- sinnige Vereinigung) vertreten. Die Verwaltung des Landes geschieht durch das Ministerium, welches auch Lehnskammer ist. Die Hofkammer führt die Verwaltung der fürstl.
Do- mänen, Finanzregale, Bergwerke und Forsten.
Das Konsistorium besorgt die luth.
Kirchenangelegen- hciten, wogegen die Reformierten unter der Ober- aufsickt des Ministeriums zu dem Synodalverband der Niedersächsischen Konföderation und die Katho- liken zu der Nordischen Mission gehören, mit deren Provikariat zur Zeit der Bischof von Osnabrück [* 15] beauftragt ist.
Durch das Gesetz vom ist die Organisation des Landes geordnet.
Danach sind untere Verwaltungsbehörden die Magistrate der beiden Städte Vückeburg und Stadthagen und die Amter in Bückeburg-Arensburg und Stadthagen- Hagcnburg. Die Rechtspflege wird ausgeübt duich 'das nüt Oldenburg gemeinschaftliche Obcrlandesgencht zu Oldenburg, das Landgericht Bückebnrg und 2 Amts- gerichte.
Das Fürstentum trat 1837 dem Steuer- vercin und mit diesem 1854 dem Zollverein bei.
Das fürstl. Haus bekennt sich zur reform. Konfession.
Das Fürstentum stellt seine Mannschaft zu dem westfül. Iägerbataillon Nr. 7, welches in Bückeburg [* 16] in Gar- nifon liegt.
Die Einnahmen betrugen (1894-95) 1223895 M., die Ausgaben 1150067 M.;
die Staats fchuld besteht in einer Anleihe vom I. 1869 im Betrage von 360000 M., die in 40 Jahren zu amortisieren ist, und einer Anleihe vom 1.1882 im Betrage von 150000 M., die für gekündigt ist. An stelle des lippischen Ehrenkreuzcs (s. d.) isi der sürstl. schaumburg-lip- pische Hausorden in vier Klassen gestiftet.
Residenz- stadt ist Vüäevurg. An Schu- len bestehen 35 Volksschulen, drei höhere Bürgerschulen, eine höhere Mädchenschule, ein Schullehrerseminar und das Gymnasium Adolfinum in Vückeburg.
Das Wap- pen hat ein silbernes, iu . ,,^^c^i ^, drei Teile zerschnittenes Nessel- ^vWRM M blatt in rotem Felde um einen / ^T-rÄ^ Xlül silbernen Schild [* 17] mit der roten Rose (Lippe), [* 18] in dem drei sil- berne Nägel [* 19] mit den Spitzen stecken.
Die Landesfarben sind Weiß-Rot-Blau.
Geschichte. Die Linie Schaumburg oderauch Vückeburg des Hauses Lippe (s. d.) wurde von des Grafen Simon VI. jüngstem Sohne Philipp gestiftet, der 1613 als Apanage die Amter Lipperode und Alverdisscn erhielt und von seiner Schwester Elisabeth, der Gemahlin des letzten Grafen Georg Hermann von Schaumburg, 1640 zum Erben der Grafschaft Echaumburg (s. d.) eingesetzt wurde, von der er aber nur die Ämter Stadthagen, Vückeburg, Arensburg und Hagcnburg von Hessen [* 20] - Cassel zu Lehn erhielt. Er führte 1668 das Erstgeburtsrecht in seinem Hause ein und starb 1681. Ihm folgte sein ältester Sohn FriedrichChristian, gest. 1728, während der zweite, Philipp Ernst, das Amt Alver- dissen als Apanage erhielt und die Linie Alverdissen stiftete.
Als 1709 die lippische Linie Brake erlosch, bemächtigte sich der Graf von Lippe der Erbschaft, und erst Friedrich Christians Sohn und Nachfolger, Albrecht Nolfgang(geft.1748), kam 1748 in den Besitz von Vlomberg und Echieder.
Mit dem als Feldherr berühmten Grafen Wilhelm (s. d.) erlosch ¶