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eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte" (Jena [* 2] 1888), «Geschichte und Kulturgeschichte» (ebd. 1891),
eine Fortsetzung (Bd. 4) von Dahlmanns «Geschichte von Dänemark» [* 3] (Gotha [* 4] 1893) und giebt die «Württemb. Geschichtsquellen» (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1894) heraus. Schaefer, Joh. Wilh., Literarhistoriker, geb. zu Seehausen bei Bremen, [* 5] studierte seit 1827 in Leipzig [* 6] Philologie und Geschichte, wurde 1831 Lehrer an der Hauptschule in Bremen und starb daselbst S. schrieb einen «Grundriß der Geschichte der deutschen Litteratur» (Brem. 1836; 12. Aufl., Verl. 1877),
der mit gro- ßem Beisall aufgenommen wurde; eine «Geschichte der deutschen Litteratur des 18. Jahrh.» (3 Bde., Lpz. 1855 - 57; 2. Aufl., hg. von Muncker, ebd. 1885), «Zur deutschen Litteraturgeschichte, kleine Schriften» (Brem. 1864) u. a. Seine tüchtigste Leistung war aber die auf forgfältiger Durchforschung der zerstreuten Quellen beruhende Darstellung von «Goethes Leben» (3. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1877). Als Dichter hat sich S. bekannt gemacht durch «Liebe und Leben» (Brem. 1851; 2. Aufl. 1858). Schäfer, Karl, Architekt, geb. zu Casscl, bildete sich auf dem Polytechnikum da- selbst, wurde 1868 Nachfolger Ungewitters als Lehrer der Baukunst [* 7] an dieser Anstalt und 1870 Universi- tätsbaumeister in Marburg. [* 8]
Der mittelalterlichen Bauweise sich anschließend, schuf er eine Reibe got. Villen, Wohnhäuser [* 9] und Kirchen, das Universitäts- gebäude zu Marburg, das Botanische Institut da- selbst, das Schloß in Holzhausen bei Kirchhain. Seit 1878 nach Berlin [* 10] übergesiedelt, wirkte er hier als Privatdocent, seit 1884 als Professor für mittelalter- liche Baukunst an der Technischen Hochschule. Von seinen neuern Bauten ist der Palast der Equitable- gesellschaft inVerlin hervorzuheben. 1884-88 leitete er das «Centralblatt der Bauverwaltung» und die «Zeitschrift für Bauwesen». 1894 wurde er als Ober- baurat und Professor nach Karlsruhe [* 11] berufen. S. gab heraus: «Glasmalerei [* 12] des Mittelalters und der Re- naissance» (Berl. 1881; fortgesetzt in Gemeinschaft mit A. Noßteuscher, 3 Lfgn., ebd. 1885-88),
«Holz- architektur Deutschlands» [* 13] (zum Teil mit Cuno, ebd. 1884fg.),
«Die Bauhütte» (Bd. 1u.2, ebd. 1883- 86), «Bauornamente der roman. und got. Zeit», Lfg. 1 (ebd. 1889),
«Die mustergültigen Kirchenbauten des Mittelalters in Deutschland» [* 14] (ebd. 1892 fg.). Schäfereigerechtigkeit, ehemals das dem Gutsherrn oder gewissen Gemeindegliedern zu- stehende Recht, Schafe [* 15] auf den in der Gemeinde- markung liegenden Feldgrundstücken weiden zu lassen. damit ist das Schäfereirecht, d. h. das dem Gutsherrn oder gewissen Gemeindemitgliedern aus- schließlich zustehende Recht, Schafe zu halten. Beide Gerechtsame sind jetzt fast überall abgelöst. (S. Grunddienstbarkeit.) Schäferhunde, s. Hunde [* 16] (Bd. 9, S. 429".). Schäferlied, s. Pastourelle.
Schäferpfeife, eine Art Dudelsack (s. d.). Schäferpoesie, Schäferroman, Schäfer- spiel, eine Art der Idylle, die ihre Helden in der Schäfer- oder Hirtenwelt fucht. Wenn die ältesten Vorbilder dafür schon im Alten Testament und in Homers Odyssee gefunden werden können, fo gehört ihre Ausbildung als besondere Gattung doch erst solchen Zeiten an, deren sittliche und gesellschaftliche Verderbnis und Überbildung sich nach einfachern Sitten und Zuständen, ja womöglich zur erträumten Herrlichkeit des ursprünglichenNaturzustandes zurück- sehnte.
Theokrits Idyllen, denen Bion und Moschus glücklich nacheiferten, gehören der aleranorinischen Zeit, Virgils Eklogen dem Zeitalter des Augustus an. Der erste eigentliche Schäferroman ist die Erzählung von Daphnis und Chloe von Longus. Auch bei den südfranz. Troubadours finden sich einzelne Anklänge der Schüferdichtung. Dagegen wurde diese Dicht- gattung erst zur höchsten Kunst und reichsten Ent- faltung bei den Italienern der Renaissanceperiode erhoben.
Den Anfang bildet Boccaccios Idylle «^in6w»-, darauf folgte gegen das Ende des 15. Jahrh, des Neapolitaners Sannazaro «^.i-ckäik». Tassos «^niinta» (1572) und Guarims «^agtor üäo» (1590) führten diese Motive mit Glück auch in das Drama ein. Aus Italien [* 17] verpflanzte sich diese Dichtart nach Spanien [* 18] und wurde hier eine Zeit lang von den vorzüglichsten Dichtern mit Vorliebe behandelt. Montemayors «Diana.» (1545) ist der älteste regelmäßige Schäserroman. Cervantes gab in seiner " (^I^tsa» eine seiner lieblichsten Dichtun- gen. Nach Frankreich hatte Nicolas de Montreux den Schüferroman mit seinen «Vki^risL äs ^u- 1i6tte» gebracht. Hier aber, wo bereits alles höfischer Ausschließlichkeit zueilte, ging der Schäferroman sogleich in den galanten Hofroman über. Der Gründer dieses neuen Zweigs ist Houore d'Urfe' mit seinem berühmten Roman «^8tr66», dessen erster Teil 1609 erschien. Unter dem durchsichtigen Gewände galanter Schäfer und Schäferinnen giebt der Roman Anspielungen auf die nächsten Hofereignisse. Da- her entwickelte sich hier auch sehr bald aus diesem Schäferroman der galante Hofroman des Herrn de la Calprcmöde und der Mademoiselle Madeleine de Scude'ry. In England wurde der Schäferroman durch Philipp Sidneys «^rcaäia» (1590) heimisch. In Deutschland ist die «Schäferei von der Nymphe Hercynia» von Martin Opitz eine Nachahmung Tassos und Guarims; auch die Pegnitzschäfer pfleg- ten die S. Der fpan. und franz. Schäferroman wurde hier viel in Übersetzungen verbreitet, und Diederich von dem Werder und Philipp von Zesen versuchten Nachahmungen; doch gewann bald die Nachahmung des franz. Hofromans die Oberhand.
Einen neuen Aufschwung gewann die Schäferdich- tung im Zeitalter des Rokoko, namentlich auch im Lustspiel und Singspiel. Die Nachwirkungen sind bis auf Goethes Lustspiele und Singspiele zu ver- folgen. Aus diesem Zeitgeschmack ist der Beifall zu erklären, den Sal. Geßners süßliche Idyllendichtung überall fand. Erst durch die mächtige Einwirkung Rousseaus und der deutschen Sturm- und Drang- periode wurde diese Art von Dichtung allmählich in die ihr gebührenden Grenzen [* 19] zurückgedrängt.
Schäferfekte, s. Pastorellcn. Schäferspiel, s. Schüferpoesie. Schäferwand, Felsen bei Bodenbacb (s. d.). Schafeuter, Pilz, [* 20] s. ^ol^poi-uZ. Schaff, bayr. Getreidemah, s. Metze. Schaff, Philipp, deutsch-amerikanischer prot. Theolog, geb. 1. Ian.1819 zu Chur [* 21] (Schweiz), [* 22] studierte in Tübingen, [* 23] Halle [* 24] und Berlin, habilitierte sich 1842 in Berlin und folgte 1843 einem Ruf als Professor der Kirchengeschichte und Exegese an dem deutsch- reform. Seminar zu Mercersburg in Pennsylva- nien; 1863 zog er nach Neuyor! und wurde daselbst 1869 Professor am reform. Union lIiOolo^ical äerüjQHr?. S. starb in Neuyork. [* 25] S. war recht eigentlich der Vermittler zwischen ¶