bis 1709 als erster Kapellmeister an der
Kirche Sta. Maria
Maggiore und als Direktor der Privatmusik des Kardinals Ottoboni
wirkte. 1709 wandte er sich abermals nach Neapel.
[* 2] Hier wurde er königl. Oberkapellmeister
und leitete abwechselnd die Konservatorien di Sant’ Onofrio, dei Poveri di Gesù Cristo und di
Loreto. Zu seinen
Schülern gehören
Durante und Hasse. Er starb zu Neapel. S. hat etwa 120
Opern (20 sind erhalten) geschrieben, darunter
als die bedeutendsten: «Rosaura» (um 1690; neu hg. von der Gesellschaft für Musikforschung),
«Teodora» (1693) und «Tigrane»
(1715). Daneben verfaßte er auch eine große Menge von
Kirchen- und Kammerkompositionen, Oratorien, Madrigalen
u. s. w. Besonders berühmt war er als
Komponist von Kantaten für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, deren er mehrere
Hundert schrieb. In die
Oper führte er diejenigen Formen ein, die dann durch die sog. Neapolitanische Schule weitergebildet
und zu den herrschenden gemacht wurden, vor allem die leidenschaftliche Bravourarie u. s. w.
Sein Sohn, Domenico S., der größte
KlavierspielerItaliens
[* 3] in der ersten Hälfte des 18. Jahrh., auch hervorragender
Komponist
für sein
Instrument, geb. 1683 zu Neapel, war
Schüler seines
Vaters und Gasparinis. 1709 traf er in
Venedig
[* 4] mit
Händel zusammen,
dem er aus Bewunderung (namentlich für seine Klavierimprovisationen) nach
Rom
[* 5] nachreiste. Hier machte
er sich durch
Opern, Kantaten und Kirchensachen einen
Namen und wurde 1715 Tommaso Bajs Nachfolger als Kapellmeister an der
Peterskirche. 1719 ging er nach
London,
[* 6] wo er als Accompagnateur an der
ItalienischenOper fungierte, auch 1720 seine
Oper «Narcisso»
zur Aufführung brachte, aber neben
Händel nicht durchdringen konnte; 1721‒26 wirkte er als Hofklavierlehrer
in Lissabon.
[* 7] Sodann kehrte er nach
Italien
[* 8] zurück, das er 1729 wieder verließ, um als Hofklavierlehrer nach Madrid
[* 9] zu geben.
Er starb 1757 zu Neapel. S. ist der klassische
Komponist für die ältere Klaviersonate. Viele seiner
Sonaten erschienen neuerdings
wieder im Druck.
Antonio, ital. Anatom und
Chirurg, geb. zu Motta in der
MarkTreviso, studierte
Medizin in
Padua
[* 10] und
Bologna, kam 1772 als Professor der
Anatomie nach Modena, wo er auch erster Wundarzt am Hospital wurde. Während der acht Jahre,
die er hier verlebte, wurden von ihm fast alle mediz. Anstalten, namentlich ein anatom.
Hörsaal und eine chirurg. Klinik neu geschaffen. Vom
Herzog Ercole Ⅲ. beleidigt, ging er nach
Frankreich,
Holland und England.
KaiserJoseph Ⅱ. ernannte ihn 1784 zum Professor der
Anatomie in Pavia.
Als 1796 Pavia der Cisalpinischen Republik einverleibt wurde, wurde
S. an dieSpitze des Direktoriums der
mediz. Angelegenheiten für den chirurg.
Teil gestellt. Napoleon Ⅰ. ernannte ihn zu seinem ersten Wundarzt; 1812 trat er in
Ruhestand. Als Pavia wieder an
Österreich
[* 11] gekommen war, wurde S. zum Direktor der mediz.
Fakultät ernannt, welche
Stelle er
indes auch bald wieder niederlegte. Er starb Eine Gesamtausgabe von
S.s Werken veranstaltete
Vacconi (3 Bde., Flor. 1836). Eine
Reihe chirurg.
Abhandlungen erschien als
«AntonioS.s neue chirurg.
Schriften» (deutsch von Thieme, 2 Bde., Lpz.
1828‒31). –
Vgl. Tagliaferri, Ragionamento intorno la vita scientifica di
Antonio S. (Mail. 1834).
112 km langer linker Nebenfluß der Schelde in Nordfrankreich, entspringt im W. von
Aubigny
(Depart.
Pas-de-Calais), berührt im östl. Lauf
Arras
[* 12] und
Douai, nimmt vor letzterm den
Kanal
[* 13] der Sensée auf, wird durch
Kanalisation
nebst 18 Schleusen (4,60‒5,20 m breit, 42 m lang) auf 67 km schiffbar und mündet unterhalb St.
Armand
kurz
vor der belg. Grenze.
(spr. -óng),Paul, burlesker und komischer Dichter der
Franzosen, geb. 1610 zu
Paris,
[* 14] führte in seiner
Jugend
nach vollendeten
Studien ein sorgloses Genußleben, wurde aber in seinem 28. Jahre körperlich gelähmt und durch
Verlust seines
Vermögens gezwungen, als Schriftsteller seinen
Unterhalt zu suchen. Die Königin
Anna,
MutterLudwigs ⅩⅣ.,
unterstützte ihn durch ein Jahrgehalt. S. führte seitdem ein gastfreies Haus, in dem die angesehensten
Männer und Frauen
der Zeit verkehrten, besonders seit 1652, wo er Mademoiselle d’Aubigné, die nachmalige Frau von Maintenon, heiratete’.
Er starb zu
Paris. S. hat die
Burleske nach
Frankreich verpflanzt und besonders das
Lustspiel,
den komischen
Roman und die Novelle kultiviert. Seine originellsten Schöpfungen sind:
«Virgile travesti» (Par. 1648‒53;
hg. von Fournel, ebd. 1858) und
«Roman comique» (2 Bde., ebd. 1651‒57; hg. von
Fournel, 2 Bde., ebd. 1857; deutsch von Saar, Berl.
und Stuttg. 1887), eine durch Novellen unterbrochene
Darstellung aus dem Leben einer in der
Provinz wandernden
Schauspielertruppe mit vorzüglichen kleinstädtischen Charakterbildern; seine meist dem
Spanischen nachgebildeten
Lustspiele
(1645‒60) sind jetzt verschollen; «Jodelet» (1645),
«Les trois Dorothées» (1646),
«L’héritier ridicule» (1649) erhielten
sich noch bis ins 18. Jahrh. und zeichnen sich durch witzigen Dialog aus.
Eins seiner niedrigsten Produkte ist die Satire auf Mazarin: «Mazarinade»
(1649). Seine acht Novellen sind meist nach ausländischen
Mustern, z. B.
Cervantes, gearbeitet. Die «Œuvres complètes» gab
Bruzen de la Martinière (10 Bde., Par.
1737; neue Aufl., 7 Bde., 1786) heraus.
–
Vgl. Morillot, S. et le genre burlesque (Par. 1888).
Joh.
Andr., schweiz. Schriftsteller, geb. zu Bondo
(Graubünden),
studierte in Basel
[* 15] und Bern
[* 16]
Philologie und
Theologie, war Pfarrer im Kanton Bern,
[* 17] seit 1871 Professor der ital.
Sprache
[* 18] und Litteratur an der Kantonsschule
in Chur,
[* 19] seit 1875 Pfarrer in
Soglio, seit 1882 Kirchenrat, und ist seit 1884 Pfarrer in Fahrwangen-Meisterschwanden
am
Hallwyler See im Aargau.
Seine wichtigsten
Arbeiten sind: «DanteAlighieri, seine Zeit, sein Leben und seine Werke»
(Biel 1869; 2. Ausg.,
Frankf. a. M. 1879),