Salzburg (Bezirkshauptmannschaft und Stadt in Österreich)
mehr
Steuerämtern ob, die Schulverwaltung dem Landesschulrate in
S. und 5 Bezirksschulräten. In militär. Hinsicht untersteht
das Land dem 14. Korpskommando in
Innsbruck.
[* 2]
Das Wappen des Herzogtums ist ein längsgeteilter Schild;
[* 3] rechts in goldenem Felde
ein aufrechter schwarzer Löwe, links in rotem Felde ein silberner Querbalken. Auf dem Schilde ein Fürstenhut.
[* 4] Die Landesfarben sind Rot-Weiß. (S.
Tafel: Wappen
[* 5] der Österreichisch-Ungarischen Kronländer,
[* 1]
Fig. 3, Bd.
12, S. 726.)
Geschichte. Das Land war schon unter der Römerherrschaft gut bevölkert, und frühzeitig fand das
Christentum Eingang.
In denStürmen der
Völkerwanderung wurde S. verwüstet, und auch Juvavum, das an der
Stelle des heutigen S. gestanden
hatte, lag in Trümmern. Den
Grund zum Entstehen des spätern deutschen
Reichslandes S. gab die Errichtung eines
Bistums durch
den heil. Rupert, der sich 696 auf den Ruinen von Juvavum niederließ. Der
HerzogTheodor vonBayern
[* 6] schenkte ihm nicht bloß
diesen Ort mit seiner nächsten Umgebung, sondern auch zahlreiche
Güter in andern
Gauen.
In der Zeit der Karolinger und der sächs.
Kaiser erwarb die Salzburger
Kirche auch ausgedehnte Gebiete in
Steiermark
[* 7] und Kärnten
und 1232 die
Grafschaften im obern und untern
Pinzgau. Unter
Arno wurde das
Bistum 798 zum Erzbistum erhoben. Die Erzbischöfe
lagen mit dem
Kaiser, mitÖsterreich
[* 8] und
Bayern, oder mit ihren eigenen Landständen und
Unterthanen häufig
in
Krieg und Hader. Erzbischof Leonhard Ⅱ., 1495‒1519, der 1498 alle
Juden vertrieb und die gegen ihn verschworenen
Großen
seines
Landes gefangen nehmen ließ, erweiterte das Gebiet des Erzstifts durch bedeutende Ankäufe.
Wolfgang Dietrich, 1587‒1611, beschwor mit seinem
Kapitel 1606 das
Statut, das für ewige Zeit alle österr.
und bayr. Prinzen aus demselben ausschloß. Unter dem Erzbischof
LeopoldAntonGraf von Firmian (s. d.), 1727‒44, wurden trotz
der Verwendung des Corpus evangelicorum alle
Protestanten, angeblich weil sie eine Verschwörung beabsichtigt hatten, aus
dem
Lande getrieben. So verließen 1731 und 1732 gegen 30000 fleißige und ruhige
Unterthanen das Land,
die namentlich in
Preußen
[* 9]
Aufnahme fanden.
S. war seit dem Westfälischen Frieden außer den drei geistlichen Kurfürstentümern das einzige Erzbistum in
Deutschland
[* 10] und umfaßte damals ein
Areal von 9900 qkm mit 190000 E. Die
Säkularisation erfolgte 1802, und im
Vertrag zu
Paris
[* 11] vom wurde
S. nebst
Eichstätt,
[* 12]
Berchtesgaden und einem
Teile von Passau
[* 13] dem Erzherzog von
Österreich und
Großherzog von
Toscana, Ferdinand,
zur
Entschädigung für das im Lunéviller Frieden abgetretene
Toscana gegeben und derselbe unter die Zahl der Kurfürsten
aufgenommen.
Durch den
Preßburger Frieden von 1805, infolge dessen der Kurfürst Ferdinand
Würzburg
[* 14] erhielt, kam
S.
an
Österreich und
Eichstätt und Passau an
Bayern. Der Schönbrunner Friede von 1809 stellte es zur
Verfügung Napoleons, der
es 1810 an
Bayern abtrat. Nach dem
Pariser Frieden von 1814 wurde es von
Bayern wieder an
Österreich vertauscht, mit Ausnahme
eines
Teils vom linken Salzachufer, der nebst
Berchtesgaden bayrisch blieb. Es bildete hierauf unter dem
Titel eines Herzogtums (mit Ausnahme einiger zu
Tirol
[* 15] geschlagenen kleinen
Bezirke) den Salzachkreis des
Landesob der Enns, bis
es 1849 losgetrennt, zu einem selbständigen Kronlande konstituiert wurde und infolge des
Patents vom nach langer
Zeit wieder den ersten Landtag erhielt.
1) Bezirkshauptmannschaft ohne die Stadt S. im österr. Herzogtum S., hat 1729,42 qkm und (1890) 71542 (35331 männl., 36211 weibl.)
E., 60 Gemeinden mit 372 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Abtenau, St.
Gilgen, Golling, Hallein, Mattsee, Neumarkt,
Oberndorf,
S. und Thalgau. – 2) Stadt mit eigenem
Statut und Hauptstadt des Herzogtums
S., an der
Salzach,
über die vier
Brücken
[* 18] führen, in reizender Gegend zwischen Kapuzinerberg (650 m) und Mönchsberg (502
m), an den Linien
Wien-S. (314 km) und
S.-Bischofshofen-Wörgl (191 km) der Österr., S.-Rosenheim-München (153 km) und
S.-BadReichenhall (22
km) der Bayr. Staatsbahnen
[* 19] sowie Ischl-S. (60 km) der Salzkammergut-Lokalbahn,
mit Dampfstraßenbahnen nach St. Leonhard-Drachenloch (12,2 km) und Parsch (2 km), Pferdebahn durch die Stadt,
Drahtseilbahn
auf die Festung
[* 20] Hohensalzburg und elektrischem
Aufzug
[* 21] auf den Mönchsberg, ist Sitz der Landesregierung, eines Fürst-Erzbischofs,
eines Landesgerichts, eines Bezirksgerichts (262,14 qkm, 20945 E.), einer Forst- und
Domänen-, einer
Finanzdirektion,
Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos der 3.
Infanterietruppendivision und 6. Infanteriebrigade und
hat 8,76 qkm
Fläche und (1890) 27244 E., darunter 505
Evangelische und 142 Israeliten, in Garnison 3
Bataillone des 59. Infanterieregiments
«Erzherzog
Rainer» und das 41. Divisionsartillerieregiment.
Die Stadt hat meist krumme und enge
Straßen, schöne große Plätze, Häuser mit flachen Dächern und
viele Prachtgebäude im ital.
Stil, meist aus dem 17. und 18. Jahrh. Nach Niederlegung der Festungswerke sind neue Stadtteile
entstanden und nach der
Regulierung der oft sehr reißenden
Salzach an beiden Ufern derselben stattliche Quais mit Promenaden
und Villen. Der Mittelpunkt des ältern Stadtteils links von der
Salzach ist der Residenzplatz mit dem
prächtigen, 14 m hohen Hofbrunnen, 1664 von
Anton Dario aus Marmor aufgeführt; dann der Domplatz mit einer Mariensäule,
Bleiguß von Hagenauer (1772), der Mozartplatz mit dem Mozartdenkmal (1842) von
Schwanthaler und der Kapitelplatz mit der
Residenz des Erzbischofs und der Kapitelschwemme (1732) aus Marmor für
Pferde.
[* 22]
Bei den kath.
Kirchen (24) herrscht der ital.
Stil vor, weshalb S. das deutsche
Rom
[* 23] genannt wurde; außerdem besteht eine evang.
Kirche (1865). Hervorragende
Gebäude sind die prächtige Domkirche (115 m lang, 70 m breit, 74 m hoch), 1614‒28 nach dem
Vorbilde der Peterskirche in
Rom von Santino
Solari erbaut, mit einer Façade aus weißem Marmor, einem ehernen Taufbecken
(1321),
einer großen Orgel und vorzüglichen, infolge des Brandes 1859 beschädigten, aber später restaurierten Gemälden;
die roman.
Stiftskirche (1127) und der berühmte alte Friedhof St. Peter mit in den Fels gehauenen Zellen und vielen Denkmälern bis
ins 14. Jahrh. zurück, darunter dasjenige MichaelHaydns;
die schöne Margaretenkirche auf dem Petersfriedhof, 1485 erbaut, 1864 restauriert;
die Franziskanerkirche,
innen mit allen Baustilen vom romanischen an.
Das Benediktinerstift St. Peter besitzt eine Bibliothek (40000 Bände), eine Schatzkammer
und ein Archiv.
Von den weltlichen Gebäuden ist das hervorragendste das prächtige ehemalige Residenzschloß der Erzbischöfe, 1592‒1724
erbaut, jetzt kaiserl. Residenz und zum Teil vom Großherzog von Toscana bewohnt, gegenüber der Neubau, 1588 begonnen,
jetzt Sitz der Regierung, des Landesgerichts und des Post- und Telegraphenbureaus, mit prachtvollen Plafonds aus dem Anfang
des 17. Jahrh. und einem berühmten Glockenspiel im Turm.
[* 25] Neben einem zweiten Schloß der Erzbischöfe, Mirabell, vom KaiserFranzJoseph der Stadt käuflich überlassen und nach dem Brande von 1818 renoviert, das ein reiches Stiegenhaus
von Raphael Donner enthält, befindet sich ein schöner, in altfranz.
Geschmack angelegter Lustgarten mit Marmorstatuen. Der ehemalige erzbischöfl. Marstall für 130 Pferde, jetzt Kavalleriekaserne,
war einer der schönsten in Europa
[* 26] und besitzt eine Reitschule mit in den Felsen gehauenen Galerien. Andere bemerkenswerte
Gebäude sind: die ehemalige Universität, das Priesterseminar mit der ehemaligen Pagerie und der Dreifaltigkeitskirche,
ebenfalls nach Plänen von Fischer von Erlach, das Benediktinerkloster von St. Peter, das Cajetanerkloster, jetzt Militärspital,
das Künstlerhaus, das Oberreal- und Bürgerschulgebäude u. s. w. Außerdem hat die Stadt
einen neu angelegten Stadtpark mit dem berühmten Sattlerschen Panorama und Kosmoramen, eine Kur- und
Badeanstalt,
[* 27] ein städtisches Vollbad, Volksbrausebad und eine Schwimmschule in Leopoldskron.
Über der Stadt erhebt sich das alte weitläufige Schloß Hohensalzburg (542 m, 130 m über der Stadt) mit neu restaurierten
alten und gotisch ausgestatteten Sälen und Zimmern, bis 1866 Festung, jetzt Kaserne. Der 25 m hohe Folterturm
bietet eine prachtvolle Rundschau. Die Festung wurde im 9. Jahrh. gegründet und 1496‒1569
ausgebaut. Am Ausgange des Neuthors (130 m lang, 7 m breit, 8 m hoch und 1767 unter dem Erzbischof Sigismund Ⅲ., Grafen
von Schrattenbach, durch den Mönchsberg gebrochen) steht eine Statue des heil. Sigismund von Hagenauer.
Bei der Grundlegung des Mozartdenkmals fand man 1840 einen herrlichen röm. Mosaikboden, der
im städtischen Museum aufbewahrt wird. Ein röm. Cisternenbau, noch wohlerhalten, findet sich
im Johannisspital.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Die 1620 gestiftete, 1625 vom Papst bestätigte Universität wurde 1804 erweitert und 1810 aufgehoben.
Von höhern Unterrichtsanstalten bestehen eine kath. theol. Fakultät,
ein Staats- und ein fürsterzbischöfl.
Privat-Obergymnasium, eine Oberrealschule, ein erzbischöfl. Priesterseminar, eine Staatsgewerbeschule, eine Staatslehrerbildungsanstalt,
Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinerinnen und die Musikschule des Mozarteums; ferner ein reichhaltiges städtisches Museum
Carolino-Augusteum, eine der besten kunsthistor.
Provinzsammlungen, mit Bibliothek (50000 Bände), naturhistor. Sammlungen und den großen Keilschen Reliefkarten des Herzogtums
S., die k. k. Studienbibliothek, die Bibliothek im Stift von St. Peter und ein botan. Garten.
[* 28] Vereine bestehen
für Kunst, Musik und Landeskunde; ferner eine Landwirtschaftsgesellschaft und ein Gewerbeverein, Ärztlicher Verein, Verschönerungsverein
u. s. w. sowie ein neues Theater.
[* 29] Besonders reich ist S. an Stiftungen aller Art, an Versorgungs- und Unterstützungsanstalten,
welche größtenteils ansehnliche Fonds besitzen. – Industrie und Handel sind im Aufblühen. Der in stetem
Aufschwunge begriffene Fremdenverkehr im Sommer ist von großer Bedeutung für die Stadt. S. ist der Geburtsort Mozarts, dessen
Geburtshaus mit dem Mozartarchiv in der Getreidegasse, das Wohnhaus
[* 30] am Makartplatze steht, und des Malers Makart.
In der Umgebung giebt es zahlreiche Parks und Villen sowohl ältern als neuern Ursprungs, z. B. das kaiserl.
Lustschloß Hellbrunn, 1615 erbaut, berühmt durch seine romantischen Wasserkünste und Felsentheater, Schloß Kleßheim des
Erzherzogs Ludwig Victor, der fürstl. Schwarzenbergsche Park zu Aigen (s. d.), das Schloß Leopoldskron mit großem Teich, ehemals
der Lieblingsaufenthalt König Ludwigs Ⅰ. von Bayern, das gräfl. Arcosche Schloß im got. Stil zu Anif
u. s. w. Im nahen LeopoldskronerMoos finden sich mehrere Schlamm- und Moorbäder, darunter das Ludwigsbad und das Marienbad.
Östlich von S. der Gaisberg (1286 m) mit Zahnradbahn von dem am Fuße liegenden Parsch aus, Station der Linie S.-Wörgl der
Österr. Staatsbahnen, und mit S. durch Straßenbahn verbunden. Eine weite Aussicht bietet die im Norden
[* 31] von S. auf einem Hügel gelegene, 1634 erbaute Wallfahrtskirche Maria-Plain (525 m). – S., das
alte Juvavum, ward während der Völkerwanderung zerstört, von dem heil. Rupert 696 zum Bistum, unter dem BischofArno 798 zum
Erzbistum erhoben. 1802 säkularisiert, ward es die Hauptstadt des Herzogtums Salzburg (s. d.).
–
[* 17] deutscher Name von Château-Salins (s. d.) ^[= # (spr. schatoh ßaläng). 1) Kreis im Bezirk Lothringen, hat 974,97 qkm, (1890) 48956 E., darunter ...]