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er als Volkstribun an dem Sturze seines Privat- feindes Milo mit, wurde aber 50 v. Chr., wahr- scheinlich infolge seines freundschaftlichen Verhält- nisses zu Cäsar, durch den Censor Appius Claudius Pulcher aus dem Senat gestoßen, bei dem Ausbruch des Bürgerkrieges jedoch durch Cäsar aufs neue Quästor und infolgedessen wieder Mitglied des Senats. Er folgte seinem Gönner später als Prätor nach Afrika [* 2] und leistete ihm hier wesentliche Dienste, [* 3] so daß er nach Beendigung des Krieges zum Pro- konful der Provinz Numidicn ernannt wurde. Während diefer Verwaltung gelaugte er zu großem Reichtum, so daß er außer Cäsars Villa zu Tibur cinen prachtvollen Garten [* 4] am Quirinal erwerben konnte. Er wurde daher wegen Erpressungen an- geklagt;
doch ließ ihn Cäsar nicht verurteilen.
Von öffentlicher Thätigkeit fern, beschäftigte er sich in den letzten Jahren bis an seinen Tod (um 35 v. Chr.) ausschließlich mit der Ausarbeitung seiner geschichtlichen Werke.
Darunter nahm dem Um- fange und der Bedeutsamkeit nach seine «Rom. [* 5] Ge- schichte» («Histori^i-um lidii V»),
welche den Zeit- raum von Sullas Tod bis zur Zeit der Macht- cntfaltung des Pompejus (78 - 67 v. Chr.) dar- stellte, von der aber nur Bruchstücke erhalten sind, den ersten Platz ein.
Dagegen sind zwei kleinere, in früherer Zeit verfaßte Schriften von ihm erhalten, deren eine: «D6 coi^urations (^tilinae» (auch «Lei- Win ^tilinlirium» genannt),
die Verfchwörung des Catilina (s. d.),
die andere: «v6 dkNo ^u^nrtinno», den Krieg der Römer [* 6] gegen den numidischen König Iugurtba (s. d.) zum Gegenstände hat.
Beide Werke verraten ein sorgfältiges Studium sowohl der ältern röm. als auch insbesondere der griech. Geschicht- schreiber und Redner, vor allen seines Vorbildes Thucydides und liefern in treuer charakteristischer Darstellung ein lebensvolles Gemälde von den Zer- würfnissen und dem Verfall der röm. Republik.
Doch ist bei der Beurteilung des S. festzuhalten, daß er ent- schiedener Anhänger Cäsars war, und daß nament- lich die «Catilinarifche Verschwörung» mit der Ten- denz geschrieben ist, die Cüfarische Partei gegen den Vorwurf enger Verbindung mit Catilina zu ver- teidigen.
Unter den Ausgaben sind hervorzuheben die von Gerlach (3 Bde., Bas. 1823-31 u. ö.), Kritz (3 Bde., Lpz. 1828-53; kleinere Ausg. mit Anmer- kungen 1856), Dietsch (2 Bde., ebd. 1813-46; kri- tische Ausg., ebd. 1859), Jacobs (mit deutschen An- merkungen, 9. Aufl. von Wirz, Verl. 1886) und die Tertausgabcn von Dietsch (4. Ausg., Lpz. 1874), Jordan (3. Aufl., Verl. 1887), Eußner (Lpz. 1887). Die Bruchstücke hat zuletzt herausgegeben Mauren- brecher: «HiZtoi-iaruni rOlihuiae» (2 Bde., Lpz. 1891 -93). Deutsche [* 7] Übersetzungen lieferten unter andern Gcrlach (Prenzlau [* 8] 1827), Erncsti (2 Bde., Münch. 1829-31), Dietsch (2 Bde., Stuttg. 1858), Mecklen- burg (Berl. 1877). - Den Charakter und schriftstelle- rischen Wert S.' hat vorzüglich Löbell, Zur Beurtei- lung des S. (Vresl. 1818), klargestellt.
Wichtig sind auch die umfassenden Arbeiten von Charles de Brosfes (s. d.).
Vgl. noch Vellezza, I)6i lonti 6 äöi- l'Nutoi-itö.
Lwi-ica äi salwätio (Mail. 1891).
Salluvier, Volksstamm, s. Ligurien. Sallwürk, Ernst von, Pädagog, geb. 7. Mai 5839 in Sigmaringen, studierte in Berlin [* 9] und Tübingen [* 10] Philologie und Linguistik, war Lehrer an den Gymnasien zu Hedingen und Koblenz, [* 11] dann Rektor der Höhern Bürgerschule in Hechingen, hier- auf Professor am Gymnasium in Baden, [* 12] von 1874 an Vorstand des Realgymnasiums in Pforzheim [* 13] und wurde 1877 Oberschulrat und Mitglied der Ober- schulbehörde in Karlsruhe, [* 14] 1893 Docent für Päda- gogik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. In seiner Stellung als Referent für das höhere Schul- wesen ist er hauptsächlich mit der Organisation der nach staatlichem Lehrplane in Baden einzurichtenden höhern Mädchenschulen und der Umgestaltung des Unterrichts in den modernen Fremdsprachen auch an den Gymnasien, dann mit der Organisation des Real- schulwesens beschäftigt gewesen.
Seine pädagogische Überzeugung fußt auf der Lehre [* 15] tzerbarts;
doch hat er die von Ziller begründete Richtung der Herbart- schen Pädagogenschule lebhaft bekämpft. In die Frage der Gymnasialreform hat er vielfach einge- griffen im Sinne einer Vertiefung der erzieherischen Seite eines auf den klassischen Studien auszubauen- den, aber das Moderne mehr berücksichtigenden Lehrplanes. S. schrieb: «Ferientage, pädagogische Erwägungen» (Langensalza [* 16] 1876),
«Herbart und seine Jünger» (anonym, ebd. 1880),
«Rousseaus Emil», übersetzt und erläutert (3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1893-95),
«Lockes Gedanken über Erziehung» (ebd. 1883),
«Mnelon und die Litteratur der weiblichen Bildung in Frankreich von Claude Fleury bis Frau Necker de Saussure» (ebd. 1887),
«Handel und Wan- del der pädagogischen Schule Herbarts» (2. Aufl., ebd. 1886),
«Gesiunungsunterricht und Kulturge- schichte» (ebd. 1887),
«Das Staatsseminar für Pädagogik» (Gotha [* 17] 1890),
«Herbarts Lehrjahre» (Bielcf. 1890),
«Volksbildung und Lehrerbildung» (Gotha 1891),
«Vaumgarten gegen Diesterweg» (Langensalza 1892),
«Das Recht der .Volksschul- aufsicht» (ebd. 1893).
Auch gab er «I. F. Herbarts pädagogifche Schriften» (2 Bde., Langensalza 1890), Voltairesche Werke und deutsche Übersetzungen Ehakespearescher Dramen heraus. Salm, Fisch, s. Lachs. Salm, Name zweier ehemaligen deutschen Graf- schaften: der gefürsteten Graffchaft Oberfalm im Wasgau und der Graffchaft Niederfalm in den Ardennen.
Die Grafen von S. leiten sich her vom Grafen Gifelbert von Luxemburg, [* 18] dem Vater des Gegenkönigs Hermann (1081-88).
Dessen Ur- enkel Heinrich I. und Friedrich stifteten 1163 die Linien Ober- und Niedersalm.
Von den Nach- kommen Heinrichs teilten sich die Brüder Simon und Johann die Graffchaft Oberfalm, aber nur in Ansehung der Einwohner und Einkünfte.
Simon starb 1175 ohne männliche Erben.
Seine Tochter Johanna, die den Wild- und Rheingrafen Johann V. (f. Rheingraf) geheiratet hatte, brachte die halbe Graffchaft Obersalm an das Haus ihres Mannes. Seine Nachkommen führten später den Salmschen Namen (s. unten Obersalm).
Johann und Nikolaus, die Enkel des Grafen Johann zu S., teilten die Linie wieder in zwei Zweige, von denen der ältere 1600 im Mannsstamme erlosch.
Darauf brachte Christina, die Urenkelin des Stifters, die mit dem Herzog Franz II. von Lothringen vermählt war, diese Hälfte der Graffchaft Oberfalm an das lothring.
Haus. Nikolaus zog nach Osterreich, wo er vom Kaiser die Herrschaft Neuburg [* 19] am Inn erhielt und den Zweig gleichen Namens gründete, der 1784 wieder erlosch. Die Nachkommen des obengenannten Grafen Fried- rich zu Niederfalm (1163) starben 1416 rnit Hein- rich VII. aus, der seine Grafschaft S. dem Sohne feiner Schwester, Johann von Reifferscheidt, ver- erbte, worauf diefer den Namen Graf S. annahm ¶