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1871 wieder Ministerpräsident und Minister des Äußern. Er starb Sadagura (poln. Sadagöra), Markt in der österr. Bezirkshauptmannfchaft Czernowitz [* 2] in der Bu- kowina, nördlich von Czernowitz, an der Linie Czcrno- witz-NowosielicaderOsterr. Staatsbahnen, [* 3] Sitz eines Bezirksgerichts (457,97 E.), bat (1890) 4816 meist deutsche E., darunter 3756 Israeliten, in Garnison 1 Eskadron des 14. Hu- sarenregiments «Wladimir, Großfürst von Nuß- land»; bedeutenden Ochsen-, Frucht-, Woll- und Häutehandel mit Vessarabien und der Moldau und Viehmärkte. S. ist 1771 zur Anlage einer russ. Münzstätte gegründet worden.
Sadäo (spr.-daung), Fluß in Portugal, [* 4] s. Sado. Saddleworth (spr. ßäddlwörth), Stadt in der engl. Grafschaft Jork, im West-Niding, im engen Felsthal der Tame, an der Bahn Mancbester-Hud- dersfield, besteht aus den Ortschaften Delph und Upper Vcill und hat (1891) 22 452 E., bedeutende Baumwollwcberei und Fabrikation feiner Tücher. Sadducäer, die jüd. Tcmpelaristokratie, die zu den Zeiten des zweiten Tempels bis zum 1. Jahrh, v. Chr. die unbestrittene geistliche und polit.
Führung des jüd. Volks in der Hand [* 5] hatte, und ihr Anhang. Der Name ist ursprünglich Geschlechtsname und be- deutet die Familie des Zadok. Gemeint ist wahr- scheinlich der Oberpriester Salomos, Zadok, von dem sicb die nacherilischen Hohenpriester herleiteten. Als besondere Partei traten die S. erst seit dem Emporkommen der Pharisäer (2. Jahrh. v. Chr.) auf. Die gewohnlichen, durch Iosephus veranlaßten Vorstellungen, als ob sie Epikurcer und Freigeister gewesen, sind irrtümlich.
Sie waren in Theorie und Praxis die konservativere Partei. Insonderheit lehn- ten sie die pharisäische Gesetzestradition ab und be- schränkten sich auf das geschriebene Gesetz. Sie er- tannten daher weder die pharisäischen Bestimmungen über Nein und Unrein noch die pharisäischen Milde- rungen des Kriminalrechts an. Den Glauben an die leibliche Auferstehung teilten sie auch nicht. Ebenso lehnten sie den später aufgekommenen Engel- glauben ab. Darin, daß sie den Einfluß Gottes auf die menschlichen Handlungen (Vorherbestimmung) leugneten und die Freiheit des Menschen betonten, kann allein ein aufklärerischer Zug gefunden werden, der sich vielleicht daraus erklärt, daß die Tempel- aristokratie infolge ihres Neichtums etwas verwelt- licht wurde und mit fremder Bildung in Berührung gekommen war. - Über die Litteratur f. Pharisäer.
Sadebaum, Sevenbaum, Sabinerbaum, zur Gattung .Inuipei-ug (s. Wacholder) gehörender immergrüner Strauch, ^uni^Lrug 8lü)ina, ^. Er wächst auf den Bergen [* 6] und in den Thälern der südl. Alpen, [* 7] dcr Pyrenäen, der Gebirge Spaniens und im Orient als ein 1,3 bis 3,3 m hoher, sehr aus- gebreiteter, sparriger Strauch und trägt schwarze, bellblau bereifte, herabgekrümmte Beeren. In Deutschland [* 8] wird der S. oft angepflanzt, besonders bäusig in Dörfern, aber auch als Zierpflanze in Anlagen u. dgl. Er bildet dann nicht selten einen bis 7 m bohen, aber fast immer krummschaftigen Baum.
Die grünen, mit dichtgedrängten, dach- ziegelförmig-vierreihigen Schuppenblättcrn besetzten Astchcn des S. sind als Sadebaumzweige (8nm- initat68 8l!,dwll6) in der Medizin gebräuchlich. Sie sind ein heftig wirkendes Diuretikum und Abortiv- mittel, und nur mit größter Vorsicht anzuwenden, da sie leicht den Tod herbeiführen können. Sadeler, niederländ. KupferstecherfanuUe. Der bedeutendste war Johann S., geb. um 1550 in Brüssel, [* 9] der zunächst von seinem Vater zum Graveur herangebildet wurde.
Von seinem 20. Jahre an übte er die Kupfcrstechkunst in Amsterdam [* 10] und kam nach kurzem Aufenthalt in Köln [* 11] und Frank- furt 1588 nach München. [* 12] Er ging 1595 nach Ita- lien, ließ sich in Venedig [* 13] nieder und starb daselbst zwischen 1600 und 1610. S. stach Bildnisse und heilige Gegenstände für religiöse Bücher sowie auch einige allegorische Blätter. Sein jüngerer Bruder, RaphaelS., geb. 1555 in Brüssel, ist ihm an Glanz des Stichels noch über- legen. Er war der Begleiter seines Bruders in Deutschland und Italien, [* 14] arbeitete auch mit ihm in Venedig, bis er 1604 vom Kurfürsten Maximilian nach München gerufen wurde, um zu einer von den Jesuiten herausgegebenen «I^variH pia, 6t 8^nctN» den Vildcrschmuck zu liefern. Er starb 1628 in München.
Deren Neffe, Egidius S., geb. 1570 zu Ant- werpen, war anfangs Maler und Begleiter auf ihren Reisen bis Venedig. Von dort berief ihn Kai- ser Nudolf II. nach Prag, [* 15] wo er später auch für die Kaiser Matthias und Ferdinand II. arbeitete. Er starb 1629 in Prag. Seine Arbeiten, meist in Bild- nissen und Landschaften bestehend, sind zum Teil breit und kräftig, zum Teil leicht und zart behandelt. Namentlich sind die Blätter nach Paul Bril, Savery und Vruegbcl von hervorragender Schönheit. Sa de Miranda, Francisco de, portug. Dich- ter, geb. zu Coimbra, aus altadligem Geschlecht, besuchte die Universität zu Lissabon, [* 16] wid- mete sich neben dcr Rechtswissenschaft auch den da- mals ausblühenden humanistischen Studien, durch- reiste von 1521 bis 1526 Spanien und Italien.
Nach der Rückkehr weilte er einige Jahre zu Coimbra und Lissabon, die neue ital.-portug. Dichterschule gründend, zog sich dann auf den Landsitz Quinta da Tapada bei Ponte de Lima [* 17] zurück, wo er bis zum seinem Todestage, weiter dichtete, mit Rat und That den jungen Dichtern jener Epoche belfend. S. d. M., der schon vor 1516 am Hofe als Liederdichter geglänzt hatte, führte den Petrar- cismus in Portugal ein; er hat durcb die freie Nachahmung ital. Muster der heimischen Poesie die antikisierende Richtung gegeben; er hat das Sonett, die Terzine, die Oktave und die Canzone eingeführt und ist außerdem als Begründer des portug. Prosa- dramas anzusehen. Im Winter 1528/29 machte er den ersten Versuch, seine gewichtige Neuerung vorzuführen mit einem bukolischen, spanisch ver- faßten Gedicht «I^dnia, lio ^lonäs^o» in Can- zonenform, auf welches bald Sonette und Idyllen folgten.
Doch gab er die nationalen Weisen keines- wegs gänzlich auf: er hielt am Rundverse fest in seinen satir. Briefen, deren kraftvolle Sprache [* 18] noch heute Bewunderer findet, in einer Reihe von Hir- tengesprächen und in den kleinen Ii-ovn.^ (^antiFag Viliinc6t03 und 6I08Ü8. Den neuen Zehnsilber handhabte er hingegen noch mühevoll und schwer- fällig. Seine beiden in portug. Prosa geschriebenen Lustspiele «Die Fremden» (Coimbra 1569) und «Die beiden Vilhalpandos» (ebd. 1560) sind ganz nach dem klassisch ital.^Theater gebildet, und sogar der Schauplatz, die bitten und Charaktere sind ita- lienisch (gedruckt 1622, zusammen mit denen des A. Ferreira, und 1784). Seine Poet. Werke erschienen zu Lissabon 1595, nachdem sie lange handschriftlich ¶