1)
FränkischeS., der größte rechte Nebenfluß des Mains, entspringt in 287 m Höhe aus dem «Salzloche»
oder Saalbrunnen, nördlich von St.
Ursula im bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, unweit der meining. Grenze, fließt erst westwärts
bis Heustreu, wo sie rechts die von der Rhön herkommende Streu aufnimmt, dann über Neustadt,
[* 2]
Kissingen
[* 3] und Hammelburg und mündet, kurz nach
Aufnahme der
Sinn (s. d.), 29 m breit bei Gemünden in 146 m Seehöhe. Sie ist 111 km
lang und wird bei Gräfendorf, 15 km von der Mündung, schiffbar und stark zur Herabführung von Holz
[* 4] benutzt. Ihr
Thal,
[* 5] meist
von Waldbergen eingefaßt, ist tief eingeschnitten, fruchtbar, enthält Heilquellen und liefert auch
einen meist geringen Landwein, nur der am Schloßberge
Saaleck bei Hammelburg wachsende
Saalecker ist wertvoll. (S.
Frankenweine.)
2) Sächsische oder
Thüringer S., einer der bedeutendsten Nebenflüsse der
Elbe, der Hauptfluß
Thüringens, entsteht in einer
Höhe von über 700 m am westl. Abhange der Zeller Felsen des Fichtelgebirgcs
im bayr. Reg.-Bez. Oberfranken und behauptet, mit Ausnahme zweier größerer
Schwenkungen gegen W. (bei Rudolstadt)
[* 6] und gegen O. (bei
Naumburg),
[* 7] einen nördl. Lauf. Aus
Bayern
[* 8] wendet sie sich in die Gebiete
von Reuß,
[* 9]
Schwarzburg-Rudolstadt,
Meiningen,
[* 10]
Altenburg,
[* 11]
Weimar,
[* 12] tritt oberhalb Kösen in die preuß.
ProvinzSachsen
[* 13] und
unterhalb
Naumburg in die Ebene, durchschneidet
Anhalt
[* 14] und mündet in 50 m Seehöhe nach einem 340 km langen Laufe bei Saalborn,
oberhalb
Barby, links in die
Elbe.
Schiffbar ist sie durch Korrektion und 15 Schleusen für
Kähne von 150 bis 200 t, nur auf preuß. Gebiet, und zwar 160 km
weit, von der Mündung der
Unstrut bei
Naumburg an, flößbar aber von der bayr. Grenze, 68 km von der
Quelle
[* 15] abwärts. Bei
Naumburg ist sie 56, unterhalb
Halle
[* 16] schon 110 m breit; die durchschnittliche
Tiefe beträgt 1 m. Sie ist
ziemlich fischreich und hat an ihren Ufern verschiedene Salzwerke, wie Kösen, Dürrenberg,
Halle. Von
Saalfeld bis
Naumburg gehört das fruchtbare, besonders obstreiche Saalthal zu den malerischsten
Thälern Norddeutschlands.
Die S. hat ein Gebiet von 23 677 qkm und sammelt ihre
Gewässer links hauptsächlich vom
Franken- und
ThüringerWalde, von der
thüring.
Terrasse und vom Harz, rechts aus der vogtländ. Hochterrasse. Von linken Zuflüssen sind bemerkenswert
die Selbitz, Loquitz, die
Schwarza aus dem Schwarzathale, die Ilm, die
Unstrut, ihr größter Zufluß, die Wipper und die
Bode.
Zu ihren rechten Nebenflüssen gehören die Lamitz,
Orla, Noda, Wethau, Rippach, die
Weiße Elster mit der Göltzsch und der
Pleiße und die Fuhne.
1)
Kreis
[* 19] im Herzogtum
Sachsen-Meiningen, hat 598,50 qkm und (1890) 58 486 (28 272 männl., 30214 weibl.)
E., 12625 Haushaltungen und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke S., Gräfenthal, Pößneck,
Kranichfeld und
Camburg.
2)
S. an der
Saale, Kreisstadt im
Kreis S.,
ehemals Hauptstadt des seit 1826 zum Herzogtum
Sachsen-Meiningen gehörigen Fürstentums
S., an der
Saale, rings von
Bergen
[* 20] umgeben, an der Linie
Leipzig-Gera-Probstzella derPreuß. Staatsbahnen,
[* 21] an der
Saal-Eisenbahn und der
NebenlinieArnstadt-S. (48 km), ist Sitz des Landratsamtes, ^[Abb. Stadtwappen] eines
Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt),
Kataster-,
Berg- und Kreisschulamtes sowie einer
Handels- und Gewerbekammer, uud hat
(1890) 9793 (4786 männl., 5007 weibl.) meist evang. E., Postamt
erster
Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph,
[* 22] Fernsprecheinrichtung, neue
Brücke
[* 23] über die
Saale, alten
Turm
[* 24] (Darrturm) und altes
Thor (Saalthor), got.Johanniskirchc (13. Jahrh.), 1891-94 renoviert, Residenzschloß (1679)
nebst
Kirche, got. Rathaus (15. Jahrh.) und eine nach dem
Brand von 1880 in reinstem roman.
Stil wiederhergestellte Hofapotheke.
Das ehemalige Barfüßerkloster ist jetzt Malzfabrik. Ferner bestehen ein Realgymnasium, höhere Mädchen-, kaufmännische
Fortbildungsschule,
Armen-, Siechen- und
Krankenhaus,
[* 25] Wasserleitung,
[* 26] städtisches Schlachthaus,
Kanalisation
und Gasbeleuchtung; Eisengießereien, Fabrikation von Näh-, Wasch- und
Werkzeugmaschinen, Webstühlen, Erdfarben, Metallgeweben
und Wachstuch, Dampfsägewerke,
Brauereien und Anstalten für graphische Künste. Das Schlößchen Kitzerstein, ein got.
Bau
aus dem 16. Jahrh., ist noch bewohnt.
Dicht an der
Saale die Ruine des
Hohen Schwarms; südlich am Fuße
der
Berge die Heilanstalt
Bad
[* 27] Sommerstein. - S. ist eine der ältesten
StädteThüringens, war später
Kaiserpfalz und wiederholt
Residenz
Heinrichs I.
Heinrich der
Heilige schenkte 1011 Salveldum dem Pfalzgrafen Ezo, durch dessen Tochter Richza es 1063 an
Köln
[* 28] fiel; später kam S. wieder an das
Reich und wurde 1209 an die
Grafen von
Schwarzburg
[* 29] verpfändet,
die es 1389 an die Markgrafen von Meißen
[* 30] verkauften. In der Nähe von S. fand ein
Gefecht zwischen den
Preußen
und
Franzosen statt, wobei der Prinz Louis Ferdinand von
Preußen (s.
Ludwig, Bd. 11, S. 355a) seinen
Tod fand,
dem 1823 beim nahen Wöhlsdorf ein eisernes
Denkmal errichtet wurde. --
Vgl.
Wagner und Grobe,
Chronik der Stadt S. (Saalf.
1867);
Thümmel, Kriegstage aus
S.s Vergangenheit (Berl. 1882).
Das Fürstentum S. wurde 1680 von
Johann Ernst (gest. dem jüngsten
SohneHerzog Ernsts des
Frommen von Gotha,
[* 31] begründet, der auch in der Stadt seine Residenz nahm. Als jedoch 1745 das Fürstentum Coburg
[* 32] an das Haus
Sachsen-Saalfeld gelangte, wurde Coburg der Sitz des Fürsten, und 1826 fiel das Fürstentum nach dem Aussterben der
gothaischen Speciallinie durch Teilungsvertrag an
Sachsen-Meiningen.