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Terrain erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. zu. Durch den Vertrag von Andrussowo 1667 kamen die Gebiete von Smolensk und Sjewersk wieder an Rußland zurück; es erhielt ferner die Ukraine links vom Dnjepr (das heutige Gouvernement Poltawa) und am rechten Ufer die Stadt Kiew. [* 2] Die weitere, ziemlich unbestimmte Südgrenze bildete das Gebiet der Saporoger (s. d.). Der Versuch Peters d. Gr., sich dem Schwarzen Meer zu nähern, führte zur Eroberung Asows, zur Aufstellung einer neutralen Zone (Vertrag von Konstantinopel [* 3] 1700) und zu einer festern Bestimmung der Grenzen [* 4] der saporogischen Länder (die zu Rußland gezählt wurden) gegen die türk. Besitzungen (1705). Aber nach dem Frieden am Pruth (1711) mußte Asow aufgegeben werden, und die russ. Grenze verschob sich vom Dnjepr nach Norden [* 5] an die Flüsse [* 6] Samara und Orel (1713). Ebenso vergeblich war der Versuch, sich in Transkaukasien festzusetzen: in den Verträgen von Rescht (1729) und Gandscha (das spätere Jelisawetpol, 1735) mußte Rußland alle Eroberungen Peters (Derbent, Baku, Gilan, Masenderan, Astrabad) wieder aufgeben, und der Terek blieb die Grenze. Dagegen entriß Peter d. Gr. im Westen den Schweden [* 7] die Küsten der Ostsee: Livland [* 8] (mit den Inseln Ösel und Dagö), Esthland, Ingermanland, Karelien und einen Teil von Finland mit der Stadt Wiborg. [* 9] Nach dem Belgrader Frieden (1739) wurde im Süden die Grenze von 1705 wiederhergestellt und als Grenze gegen die Krim [* 10] der Fluß Konka bestimmt (1742). In Finland rückte die Grenze 1743 bis zum Kymmene-elf vor (Frieden von Åbo).
Eine neue Ära beginnt mit Katharina II. Nach dem ersten Türkenkriege wurden wichtige Punkte an den Mündungen des Dnjepr, des Don, an der Meerenge von Kertsch gewonnen: Kinburn, Asow, Kertsch-Jenikale (1774), dann Balta, die Krim, das Kubangebiet (1783-84), endlich nach dem zweiten Türkenkriege die Seeküste zwischen dem Bug und dem Dnjestr (Friede von Jassy 1792), womit eine feste Stellung am Schwarzen Meer erlangt war. Im Westen brachten Erwerbungen die drei Teilungen Polens: die erste Westrußland [* 11] östlich vom Dnjepr und der Düna (1772), die zweite die Gebiete von Minsk, Volhynien und Podolien (1793), die dritte die jetzigen Gouvernements Wilna, [* 12] Kowno und Grodno, den Oberlauf des Pripet, den westl. Teil von Volhynien (1795). Kurz vorher war das Herzogtum Kurland durch Verzicht des Herzogs Peter zu Rußland gekommen.
Unter Alexander I. wurde erworben: das Gebiet von Bjelostok (1807), Finland bis zum Fluß Torneå mit den Ålandsinseln (Friede von Fredrikshamn 1809), auf dem Wiener Kongreß (1815) das Herzogtum Warschau, [* 13] das unter dem Namen eines Königreichs Polen unter russ. Oberherrschaft kam. Gleichzeitig fand ein Vordringen im Kaukasus statt. Schon unter Paul I. wurde Georgien einverleibt (1801). Dazu kamen im Nordwesten Mingrelien, Imeretien, Abchasien (1803-24), im Südosten die Chanate Karabagh, Gandscha, Derbent, Kuba, Baku, Schirwan, Talisch, Scheki (Vertrag von Gulistan 1813). Ein Versuch Persiens, nach dem Tode Alexanders I. das Verlorene wiederzuerobern, führte zu weiterm Verlust der Chanate Eriwan und Nachitschewan (Friede von Turkmantschaj 1828). In einem gleichzeitigen Kriege mit der Türkei [* 14] erwarb Rußland die Küste des Schwarzen Meeres von der Kubanmündung bis zum Hafen Swajtoj Nikolaj nebst den Festungen Anapa, Poti, Achalzych und Achalkalaki (Friede von Adrianopel 1829). Durch denselben Vertrag erhielt Rußland Bessarabien bis zur St. Georgsmündung der Donau. Nach dem Orientkriege gingen die Donaumündungen mit dem südl. Bessarabien an Rumänien [* 15] verloren (Pariser Friede 1856), doch kam das Land 1878 (aber nur bis zur Kiliamündung) durch den Berliner Vertrag [* 16] wieder an Rußland. Durch den letztern erhielt auch die Gebiete von Batum [* 17] und Kars in Transkaukasien. Die kaukas. Bergvölker wurden 1859-64 unterworfen (s. Kaukasische Kriege) und 1867 die Besitzungen des Schamchal von Terki einverleibt.
Die bedeutendsten Erwerbungen wurden in Mittelasien gemacht. Ein Teil der Kirgisen unterwarf sich schon 1730 und 1734 freiwillig. 1740 wurden eingenommen das Land zwischen dem Jaik (Uralfluß) und dem Aralsee und das Land zwischen dem Ischim und Irtysch, 1798 die Lücke zwischen den beiden vorhergehenden am obern Tobol und südlicher, 1802 das Gebiet am Ust-Urt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee, 1819 der Rest des Landes nördlich vom Fluß Tschu und vom Balchaschsee, 1846-47 das Iligebiet (Semirjetschensk), 1853 das Land nördlich am Unterlauf des Syr-darja, 1854 Wjernyj, 1864-65 Taschkent, 1868 Samarkand und der obere Naryn, 1870 das Serafschanthal, 1873 das Gebiet zwischen dem Kaspischen Meer und Chiwa sowie das Land östlich am Aralsee zwischen dem Amu-darja und Syr-darja, 1876 das Chanat Kokan (jetzt Gebiet Ferghana), 1881 das Turkmenengebiet, 1884 Merw und 1885 Penschdeh.
China [* 18] gegenüber wurde 1871 das Gebiet von Kuldscha besetzt, aber 1881 bis auf einen Teil im Westen wieder zurückgegeben. In demselben Jahre trat China das Land nordöstlich am Saisan-nor ab, so daß dieser See nun ganz russisch wurde. (S. auch Russisch-Centralasien.) Von Nordostsibirien aus wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. der nordöstl. Teil von Amerika [* 19] (s. Alaska) in Besitz genommen, aber 1867 nebst den Aleuten gegen eine Geldentschädigung an die Vereinigten Staaten [* 20] von Amerika abgetreten. Es blieben noch die Kurilen (seit etwa 1720 im Besitz R.s) übrig: diese wurden 1875 an Japan umgetauscht gegen den südl. Teil der Insel Sachalin, die nun ganz in russ. Besitz kam.
Russische [* 21] Großfürsten und Kaiser.
Die Warägische Periode:
Rurik 862-879.
Oleg 879-912.
Igor 912-945.
Olga 945-957.
Swjatoslaw I. 957-972.
(Jaropolk regierte in Kiew 972-980.)
Wladimir I. 980-1015
Swjatopolk 1015-19.
Jaroslaw I., der Weise, 1019-54.
Die Periode der Teilfürstentümer:
Isjaslaw I. Jaroslawitsch von Kiew 1054-78.
Wsewolod I. Jaroslawitsch 1078-93.
Michail Isjaslawitsch 1093-1113.
Wladimir II. Monomach 1113-25.
Mstislaw I. Wladimirowitsch 1125-32.
Jaropolk Wladimirowitsch 1132-39.
Wsewolod II. Olgowitsch 1139-46.
Isjaslaw II. Mstislawitsch 1146-54.
Wjatscheslaw Wladimirowitsch und Rostislaw Mstislawitsch 1154-55.
Isjaslaw III. Dawidowitsch 1155.
Jurij I. Wladimirowitsch Dolgorukij 1155-59.
Rostislaw I. Mstislawitsch 1159-67.
Mstislaw II. Isjaslawitsch 1167-69.
Gleb Jurjewitsch 1169-71.
Herrscher aus verschiedenen Häusern 1171-94.
Rurik Rostislawitsch 1195-1202.
Wsewolod III. Jurjewitsch 1202-13.
Jurij II. Wsewolodowitsch 1213-16.
Konstantin I. Wsewolodowitsch 1216-19.
Jurij III. Wsewolodowitsch 1219-38.
Jaroslaw II. Wsewolodowitsch 1238-47. ¶
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Swjatoslaw II. Wsewolodowitsch 1246-49.
Andrej I. Jaroslawitsch 1250-52.
Alexander Newskij 1252-63.
Jaroslaw III. Jaroslawitsch 1264-72.
Wassilij I. Jaroslawitsch 1272-76.
Dmitrij (Demetrius) I. Alexandrowitsch 1276-94.
Andrej II. Alexandrowitsch 1294-1304.
Michail Jaroslawitsch 1304-19.
Jurij IV. Danilowitsch 1319-25.
Alexander Michailowitsch 1327-28.
Großfürsten von Moskau: [* 23]
Iwan (Joan) I. Danilowitsch Kalita 1328-40.
Simeon Iwanowitsch, d. Stolze, 1340-53.
Iwan II. Iwanowitsch 1353-59.
Dmitrij III. Konstantinowitsch 1359-62.
Dmitrij IV. Iwanowitsch Donskoj 1362-89.
Wassilij II. Dmitrijewitsch 1389-1425.
Wassilij III. Wassiljewitsch, der Blinde, 1425-62.
Iwan III. Wassiljewitsch 1462-1505.
Wassilij IV. Iwanowitsch 1505-33.
Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche, 1533-84.
Feodor I. Iwanowitsch 1584-98.
Boris Godunow 1598-1605.
Feodor II. Borissowitsch April bis Juni 1605.
Der (I.) falsche Dmitrij (Demetrius) 1605-6.
Wassilij V. Iwanowitsch Schujskij 1606-10.
Interregnum 1610-13.
Die Romanows:
Michail Feodorowitsch Romanow 1613-45.
Alexej Michajlowitsch 1645-76.
Feodor III. Alexejewitsch 1676-82.
Regentschaft der Sophia Alexejewna 1682-89.
(Iwan V. Alexejewitsch 1682-89.)
Peter d. Gr. 1689-1725.
Katharina I. 1725-27.
Peter II. 1727-30.
Anna Iwanowna 1730-40.
Iwan VI. 1740-41.
Elisabeth Petrowna 1741-62.
Haus Romanow-Holstein-Gottorp.
Peter III. Jan. bis Juli 1762.
Katharina II. 1762-96.
Paul 1796-1801.
Alexander I. 1801-25.
Nikolaus I. 1825-55.
Alexander II. 1855-81.
Alexander III. 1881-94.
Nikolaus II. seit Nov. 1894.
Geschichte. (Hierzu: Historische Karte von Rußland.)
Urzeit. Die frühesten Nachrichten über die Bewohner des heutigen Rußland finden sich bei Herodot, nach dessen Angabe vom Schwarzen Meere nach Norden hin die Scythen (s. d.) und die Sarmaten (s. d.) wohnten, ein Völkergemisch, dessen nördl. Bestandteile wahrscheinlich slaw. Stämme bildeten. Die letztern treten aber erst später in der Geschichte hervor und gehörten, soweit sie für N. in Betracht kommen, dem östl. Zweige der slaw. Völkerfamilie an. (S. Slawen.) Sie nahmen den westl. Teil des heutigen Rußland ein, vom Ladogasee im R. bis in das Gebiet der Steppe im S., ohne irgendwie das Meer zu berühren.
Im N. und NO. stießen sie an finn. Völker, im SO. und S. an die türk. Stämme der Wolgabulgaren, Chasaren, Petschenegen und Polowzer, im NW. an den bereits in vorhistor. Zeit aus der slawo-lettischen Volksgemeinschaft ausgeschiedenen litauischen Stamm. Die russ. Slawen zerfielen in eine Menge kleiner Völkerschaften, die nur durch das Band [* 24] der Sprache [* 25] geeinigt waren. Auch innerhalb der einzelnen Völkerschaften gab es keine dauernde staatliche Gewalt; nur im Kriegsfalle verbanden sich die Bezirke (Wolost) unter einem gemeinschaftlichen Anführer.
Den einzigen festen Organismus bildete die Dorfgemeinde (Mir), die erweiterte Familie, die Eigentümerin von Grund und Boden, deren Glieder [* 26] in der Gemeindeversammlung (Wjetsche) gleichberechtigt über alle Gemeindeangelegenheiten entschieden. Schon früh entstanden bei den Ostslawen Städte, und schon vor dem 9. Jahrh. wurde ein lebhafter Handel nach Skandinavien und nach Griechenland [* 27] betrieben. Die Handelsstraße ging nordwärts von dem Quellgebiet der Düna über den Ilmensee an den Finnischen Meerbusen der Ostsee und südwärts den Dnjepr hinab bis an das Schwarze Meer.
Warägische Periode. Auf dieser alten Handelsstraße waren schon früh die Normannen oder, wie sie hier hießen, Waräger zu Handel und Raub in das Gebiet der Ostslawen gekommen. Im 9. Jahrh. setzten sie sich in den Gegenden an der Newa und am Ladogasee fest und unterwarfen die Slawen von Nowgorod sowie verschiedene finn. Völkerschaften einem Tribut. Sie wurden zwar von den vereinigten Slawen und Finnen wieder vertrieben; bald jedoch brach innerer Hader unter diesen Stämmen aus, und dieselben beschlossen, sich von jenseit des Meers Fürsten zu holen.
Drei Brüder, Rurik, Sineus und Truwor, kamen auf den Ruf mit ihren Gefolgschaften herüber, ließen sich in den Orten Ladoga, Bjeloosero und Isborsk nieder und legten damit den Grund zu dem Russischen Reiche, wahrscheinlich schon vor dem als Gründungsjahr angenommenen J. 862. Der Name «Russen», den Schweden (Normannen) von den Finnen beigelegt (s. auch Rus), ging von der herrschenden Klasse bald aus das beherrschte Volk über. Die warägischen Fürsten und ihre Gefolgschaft, die Drushina (s. d.), verschmolzen im Laufe von zwei Jahrhunderten mit den ihnen an Zahl überlegenen Slawen.
Rurik erbte nach dem Tode seiner Brüder deren Fürstentümer, wurde dadurch alleiniger Herr der nordslaw. Stämme und verlegte nun seine Residenz nach Nowgorod. Inzwischen hatte ein anderer Waräger, Askold, der in Begleitung seines Kampfgenossen Dir an den Dnjepr gezogen war, in Kiew den zweiten slaw.-russ., vom Nowgorodschen Reiche unabhängigen Staat gestiftet. Ruriks Nachfolger, Oleg oder Olaf (879-912), der als Vormund seines Neffen Igor regierte, vereinigte indes schon 882 diesen zweiten russ. Staat mit dem ersten und erhob Kiew zur Residenz des vereinigten Reichs.
Gegen Konstantinopel unternahm er 907 einen glücklichen Zug, erzwang einen vorteilhaften Handelsvertrag, gründete mehrere Städte und ordnete das Reich. Igor (912-945) machte 941 einen vergeblichen Angriff auf Konstantinopel und rüstete sich 944 zu einem Feldzug, zu dessen Abwendung der Kaiser Romanos I. den frühern Handelsvertrag erneuerte und erweiterte. Unter Igor drang das Christentum zuerst in Rußland ein. Als er im Kampfe mit slaw. Stämmen fiel, führte seine Witwe Olga 945-957 die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Swjatoslaw, ließ sich 955 in Konstantinopel taufen, vermochte aber ihren Sohn nicht für das Christentum zu gewinnen.
Swjatoslaw (957-972) zeigte sich als kühner Eroberer, brach die Macht der Chasaren, riß die slaw. Wjatitschen von ihnen los und vereinigte dadurch alle slaw. Stämme. Er besiegte auf die Aufforderung des byzant. Kaisers Nikephoros II. die Bulgaren, drang aber weiter vor und kam bis Adrianopel. Bei Silistria wurde er vom Kaiser Johannes I. Tzimiskes geschlagen und fiel auf dem Rückzug 972 im Kampfe gegen die Petschenegen. Er hatte das Reich unter seine drei Söhne geteilt.
Der jüngste derselben, Wladimir I., vereinigte 980 wieder das Ganze und regierte bis 1015. Er vermählte sich 988 zu Cherson (bei dem heutigen Sewastopol) [* 28] mit Anna, Tochter des griech. Kaisers Romanos II., ließ sich am gleichen Tage taufen, machte das Christentum zur herrschenden Religion in Rußland und bahnte hierdurch die Verschmelzung der ostslaw. Stämme zu dem russ. Volke an. Nach seinem Tode wurde das Reich unter seine acht Söhne geteilt; Swjatopolk (1015-19) nahm als Großfürst von Kiew eine hervorragende Stellung ¶