Russisch
-Turkestan,
häufig vorkommende Bezeichnung für das russ. Generalgouvernement Turkestan (s. d.).
Russisch-Turkestan,
häufig vorkommende Bezeichnung für das russ. Generalgouvernement Turkestan (s. d.).
Russisch-
Türkischer
Krieg von 1828
und 1829. Bereits nach
Abschluß des
Vertrages zu
Akjerman (s. d.) dessen
Ausführung seitens der
Pforte sehr lau betrieben wurde, begann
Rußland
Truppen an den Grenzen
[* 2] zu konzentrieren und benutzte
nun auch die griech. Angelegenheit (s.
Griechenland,
[* 3] Bd. 8, S. 335 b) zu seinen Zwecken. Es schloß mit
England und
Frankreich einen
Vertrag ab zur Herstellung eines selbständigen griech.
Staates. Auf die Weigerung der
Pforte, in
diesem
Sinne zu handeln, erfolgte die Krieg
serklärung
Rußlands an die
Pforte.
Am 7. Mai überschritt die für die Balkanhalbinsel [* 4] bestimmte russ. Armee (65000 Mann) unter Wittgenstein den Pruth. Sie besetzte die Moldau und Walachei, ging 8. Juni bei Satunowo (unweit Isaccea) über die Donau, belagerte Braila, das 17. Juni kapitulierte, worauf sich die andern festen Plätze der Dobrudscha ergaben. Wittgenstein war inzwischen aus Pasardžik vorgerückt. General Roth blockierte Silistria und Giurgiu, und Geismar hatte den äußersten rechten Flügel zu decken und Nikopoli und Vidin zu beobachten.
Der Hauptangriffspunkt sollte ursprünglich Varna sein, doch ging das Hauptheer schließlich gegen Schumla vor, wo sich Hussein Pascha verschanzt hatte. Die Russen schlugen mehrere Ausfälle zurück, mußten sich aber schließlich durch Mangel und Krankheit gezwungen wieder aus Novipazar sowie zur Belagerungsarmee bei Silistria zurückziehen. Vor Varna war Ende Juli der Admiral Greigh mit der russ. Flotte angekommen und hatte Truppen unter Menschikow zur Belagerung ausgeschifft. Varna ergab sich 10. Okt. und wurde von den Russen besetzt. Bei Silistria füllte Regen die russ. Trancheen, und Fürst Tscherbatow sah sich genötigt, 10. Nov. die Belagerung aufzuheben. General Geismar wurde 18. Aug. vom Pascha von Vidin auf Crajova zurückgeworfen, schlug aber 27. Sept. den Feind wieder.
Auf dem asiat. Kriegsschauplatz gingen die Russen mit 22000 Mann unter Paskewitsch vor, erstürmten 5. Juli Kars und nahmen 25. Juli Poti ein. Es folgte darauf die Kapitulation von Achalkalaki. Am 21. Aug. schlug Paskewitsch zwei Paschas an der Kura und eroberte Achalzych; es ergaben sich ferner Aikur, Bajasid, Diadin und Topra-Kale, und Paskewitsch bezog nun Winterquartiere. Der Sultan hatte die Absicht, während des Winters den Russen alle Eroberungen wieder zu entreißen.
Varna sollte unter allen Umständen genommen werden; die Besatzungen der Festungen an der Donau und in Asien [* 5] wurden verstärkt. Die russ. Armee litt im Winter durch Krankheiten und erschwerte Zufuhr. Den Oberbefehl übernahm jetzt Feldmarschall Diebitsch-Sabalkanskij (s. d.). Schon im Mai begann wieder die Belagerung von Giurgiu und Silistria. Am 27. Febr. hatte der Konteradmiral Kumany zur See Sisebolu eingenommen. Am 10. Mai brach Diebitsch auf, ging nach einem Gefecht bei Silistria über die Donau, schloß diese Festung [* 6] vollends ein und sicherte zugleich die Verbindungslinien mit Varna und Provadia. Am 11. Juni wurden die Türken bei Tscherkovna entscheidend geschlagen und auf Schumla zurückgeworfen. Am 30. Juni ergab sich Silistria.
Diebitsch bewerkstelligte nun den Übergang über den Balkan und ging mit der Hauptarmee gegen Adrianopel vor, das 20. Aug. kapitulierte. Unterdessen führten die russ. Truppen an der Donau einen kleinen Krieg mit den türk. Streifkorps, die aus dem Lager [* 7] von Nikopoli ausbrachen. Deshalb erstürmte es Oberst Gowarow 25. Juli, sah sich aber 14. Aug. in Turna eingeschlossen, wobei ihn nur die schnelle Hilfe Kisselews rettete. Kurz darauf eroberten die Türken Rahovo und stellten dadurch die Verbindung zwischen Nikopoli und Vidin wieder her. In Asien schlug Paskewitsch 1. Juli den Seraskier unweit Kainli sowie 2. Juli Hagki Pascha bei Milli Dugow, eroberte Erzerum, schlug 8. Aug. den Pascha von Trapezunt bei Gümüsch-Chana und nahm letzteres ein.
Durch diese Erfolge der Russen wurde der Sultan den Mahnungen der Diplomatie zu Friedensverhandlungen gewogener und schloß den Frieden von Adrianopel. (S. Osmanisches Reich, [* 8] Bd. 12, S. 684 a.) Nach dem Friedensschluß rückte Mustafa Pascha mit 30000 Albanesen gegen Adrianopel vor, wurde jedoch 16. Okt. bei Arnaut Kaljessi gänzlich geschlagen.
Litteratur, von Witzleben,
Darstellung des Feldzugs von 1828
und 1829 (2 Bde., Magdeb. 1829
u. 1831); Uschakow,
Geschichte der Feldzüge in der asiat.
Türkei
[* 9] 1828
und 1829 (russisch
, 2. Aufl., Warsch. 1843; deutsch
von Lämmlein, Lpz. 1838): Lukjanowitsch,
Beschreibung des türk.
Krieges in den J. 1828
und 1829 (russisch
, 4 Bde., Petersb.
1844-48);
von
Moltke, Der russ.-türk. Feldzug in der europ.
Türkei 1828
und 1829 (Berl. 1845; 2. Aufl.,
ebd. 1877).
Russisch-
Türkischer
Krieg von 1877 und 1878.
Schon während der Konferenz der Großmächte in
Konstantinopel
[* 10] (s.
Osmanisches Reich,
Bd. 12, S. 686 a) ließ
Rußland sechs
Armeekorps in den Militärbezirken Kiew,
[* 11]
Charkow und Odessa
[* 12] mobil machen und brachte
außerdem einen
Teil der
Truppen in
Kaukasien und im Militärbezirk
Moskau
[* 13] auf Krieg
sstärke. Als dann die
Pforte die Forderungen der Konferenz ablehnte, auch nach ihrem Friedensschluß mit
Serbien
[* 14] die Rüstungen
[* 15] fortsetzte
und selbst die im
Londoner
Protokoll, 31. März, aufgestellten Forderungen der europ. Mächte zurückwies, schloß
Rußland 16. April mit
Rumänien einen
Vertrag über Regelung des Durchmarsches ab und erklärte 24. April der
Pforte den
Krieg; auch
Montenegro
[* 16] berief 16. April seine Unterhändler aus
Konstantinopel ab.
Am waren operationsfähig auf russ. Seite: in Kaukasien 164000 Mann, an den Küsten des Schwarzen Meers 56000 Mann und in Bessarabien 136000 Mann. Die nach den Donauländern bestimmte Operationsarmee, die durch weitere Nachschübe bis 15. Juni auf 216000 Mann anwuchs, verfügte über 24 zerlegbare Dampfbarkassen. Den Oberbefehl in Europa [* 17] führte Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch der Ältere, in Asien Generaladjutant Loris-Melikow. Die türk. Streitkräfte waren folgendermaßen verteilt: die Donauarmee unter Abd ul-Kerim Pascha war etwa 160000 Mann stark, und zwar standen 35000 Mann unter Osman Pascha bei Vidin, etwa 100000 Mann im Festungsviereck Schumla-Rustschuk-Silistria-Varna und längs der Donau, in der Dobrudscha schwache Abteilungen, der Rest bei Tirnova, Schipka u. s. w. Außerdem wurden Reserven in Sofia und Konstantinopel gesammelt. Die Donauflottille war durch 6 Schiffe [* 18] der Meeresflotte verstärkt worden und ¶
0067a Europäisches Rußland (Karte) ¶
bestand aus 4 Panzerkorvetten, 9 Monitors, 5 Panzerbooten und 5 Kanonenbooten. Außerdem befanden sich in der europ.
Türkei 15000 Mann an der serb. Grenze, in Bosnien und der Herzegowina; 25000 Mann standen gegen Montenegro im Felde, auch in
Albanien und Macedonien befanden sich Truppen. Im allgemeinen wurden erst im Laufe des Krieges bedeutende
Truppenmassen türkischer
seits aufgestellt.
I. Feldzug in Kleinasien. Am 24. April rückte die russ. Operationsarmee in vier Kolonnen in Armenien ein. General Dewel erschien 5. Mai vor Ardahan, zog die Truppen des Generals Heiman heran und schloß 14. Mai die Stadt ein; 16. Mai wurde sie bombardiert und 17. Mai erstürmt, worauf der größte Teil der hier verwendeten Truppen zur Verstärkung [* 21] der vor Kars stehenden Kolonne abrückte. Hier hatte Melikow bei Zaim ein Lager bezogen, rückte jedoch 29. Mai mit einer Division und zahlreicher Kavallerie nach Hadschi-Chalil und Ardost am Karsfluß ab, bei welcher Gelegenheit Fürst Tschawtschawatze in der Nacht zum 31. Mai 4000 türk. Reiter bei Begli-Achmed auseinander sprengte.
Das Lager von Zaim wurde aufgegeben und das Gros der Einschließungstruppen auf den Höhen westlich von Kars aufgestellt. Am 9. Juni traf der Großfürst Michael in Kürükdara ein und übernahm die Oberleitung; 15. Juni wurde ein Ausfall aus der Festung zurückgeschlagen, 17. bis 23. Juni wurden die Forts Muchlis, Arab und Karadagh bombardiert. Inzwischen aber hatte Mukhtar Pascha seine Operationsarmee am Soghanlü-Dagh bis auf 35000 Mann verstärkt und war auf der nach Bajasid führenden Straße vorgerückt; 19000 Mann unter Ismail Pascha schlugen 26. Juni bei Zewin einen Angriff der Russen unter Melikow ab, so daß 9. Juli die Belagerung aufgehoben wurde.
General Tergukasow marschierte 28. April nach Bajasid, das 29. April von der türk. Besatzung geräumt wurde, drang dann gegen Süden vor, erstürmte 16. Juni die von überlegenen Kräften besetzte starke Stellung bei Delibaba und wies einen von 15000 Mann unter Mukhtar Pascha 21. Juni unternommenen Angriff blutig zurück. Darauf eilte er zum Entsatz des von den Türken eingeschlossenen Bajasid zurück und erstürmte 10. Juli die türk. Einschließungslinien, worauf der Rückzug auf russ. Gebiet nach Igdir angetreten wurde.
Währenddessen hatten die Türken in Abchasien einen Aufstand der muselman. Bevölkerung [* 22] herbeigeführt, der sich auch auf das Terek- und Dagestangebiet ausdehnte. Am 5. Mai beschoß eine türk. Flotte Poti und 12. Mai Suchum, das 16. Mai nach längerm Bombardement genommen wurde. Ende Mai war die ganze Küste von Kap Adler [* 23] bis Kap Drandy in türk. Besitz und das Kubangebiet bereits ernstlich bedroht, als die ersten Verstärkungen unter General Alchasow eintrafen, der 1. Juni einen Landungsversuch bei Sotscha und 13. Juni einen von der Land- und Seeseite gegen Itori gerichteten Angriff zurückwies, 23. Juni bei Merguli siegte und 27. Juni Otschomschiri wieder in Besitz nahm. Mit der Besetzung von Suchum durch die Russen (31. Aug.) endete der Aufstand an der Küste, während im Terek- und Dagestangebiet die Erhebung der Bergvölker sich immer mehr ausdehnte und erst im Jan. 1878 völlig unterdrückt wurde.
In Armenien wurde im August eine neue Verteilung der russ. Truppen vorgenommen, um den linken Flügel bei Eriwan und die Hauptkolonne am Karsfluß zu verstärken. Im September trafen neue Truppenabteilungen ein. General Oklobschio wies 13. und 24. Aug. sowie 21. Sept. Angriffe des von Batum [* 24] her vorrückenden Derwisch Pascha blutig zurück und besetzte 28. Dez. die Chutzubanistellung und das Land bis zum Kintrischifluß.
Mitte August hatte General Melikow die Hauptmasse der Alexandropolkolonne im Lager von Kürükdara versammelt; ihm gegenüber stand Mukhtar Pascha in fast unangreifbarer Stellung. Am 25. Aug. wurde ein Angriff der Türken zwar abgewiesen, doch blieb der Kisil-Tepe dicht vor den russ. Linien in Feindeshand. Am 2. Okt. griff Melikow die türk. Stellung ohne Erfolg von Norden [* 25] her an und ging 4. Okt. ins Lager von Kürükdara zurück. Ein neuer Angriff der Russen unter Oberleitung des Großfürsten Michael endete 15. Okt. mit einer vollständigen Niederlage des Feindes am Aladscha-Dagh.
Mukhtar eilte mit 6000 Mann von Kars nach dem Soghanlü-Dagh zurück, wurde aber von General Heiman, der 4. Nov. die vor Erzerum liegende verschanzte Stellung von Dewe-Bojun (s. d.) erstürmte, geschlagen. Erzerum hielt sich bis zum Schluß des Krieges und wurde erst infolge der Präliminarien von San Stefano im April 1878 von den Russen besetzt. Kars (s. d.) war nach dem Siege am Aladscha-Dagh eingeschlossen worden. In der Nacht zum 18. Nov. wurden die Festung und die Forts durch Sturm genommen.
II. Feldzug in der europäischen Türkei. Russisch
erseits bemächtigte man sich zunächst der für den Aufmarsch der Armee wichtigen
Eisenbahnbrücke über den Sereth unweit Braila (25. April) und sperrte die Donau bei Braila und Galatz auch durch Torpedoboote,
die 9. und 26. Mai türk. Panzerschiffe
[* 26] vernichteten. Am 22. Juni setzten die Russen über die Donau und rückten 15. Juli bis
zum Trajanswall vor. Im November wurde das Land drei Tagemärsche weit vor dem Trajanswall besetzt.
Die russ. Hauptarmee ging bei Zimnicea über die Donau und vertrieb die schwache türk. Besatzung nach hartem Kampfe. General Gurko rückte nun mit der 12000 Mann starken Vorhut gegen Tirnova und Seljvi vor, überschritt 13. Juli 35 km östlich vom Schipkapaß den Balkan, schlug 16. Juli Kulussi Pascha bei Uflani und nahm 17. Juli Kazanlik, während gleichzeitig von Norden her ein Angriff gegen die türk. Stellung im Schipkapasse durch Teile der 9. Division stattfand. Am 18. Juli griff Gurko von Süden her den Schipkapaß an, worauf die Türken 19. Juli die Stellung räumten. Inzwischen hatten sich bei Jamboli und bei Adrianopel größere Massen türk. Truppen versammelt, die dem weitern Vordringen Gurkos bald ein Ziel setzten.
Bei Sistowa waren erst 10. Juli vier russ. Armeekorps (8., 13., 12. und 9.) über die Donau gelangt, während gleichzeitig die Stellung gegenüber von Nikopoli durch rumän. Truppen besetzt worden war. Am 16. Juli wurde Nikopoli nach eintägiger Beschießung eingenommen, worauf 18. Juli eine schwache Division nach Plevna (s. d.) gegen Osman Pascha entsendet wurde, der von Vidin heranrückte. Am 19. und 20. wurden die Angriffe der Russen gegen Plevna abgeschlagen, worauf Nikopoli durch Rumänen besetzt und die dort stehende russ. Division sowie weitere Verstärkungen von Tirnova und Osmanpazar her bis 25. Juli zu den vor Plevna stehenden Truppen herangezogen, auch in Rußland ¶