Litteratur. Die russ.
Armee im
Krieg und Frieden (Berl. 1890);
v. Löbells Jahresberichte über die
Veränderungen und Fortschritte
im Militärwesen, hg. von
Th. von Jarotzky, seit 1894 von Pelet-Narbonne
(Berlin,
[* 2] erscheint jährlich);
[* 5]Sprache.
[* 6] Das
Russische gehört zu den
Slawischen Sprachen (s. d.); ein Hauptcharakteristikum der Russische Sprache ist
die Lautgruppe oro, ere, wo die andern slaw.
Sprachen ra, rě (oder ro, re), und olo, wo die andern la,
lě (oder lo, le) haben, z. B. südslaw. grad, poln. gród, czech.
hrad, russ. gorod, Stadt; südslaw. brěg, Ufer, russ. bereg; südslaw.
mlad, jung, russ. molod; südslaw. mlěko,
Milch, russ. moloko. Das gesamte
Russisch zerfällt in drei
Hauptdialektgruppen:
Unterscheidende
Merkmale des
Kleinrussischen dem Großrussischen gegenüber sind u. a. h für großruss. g, z. B.
horod, großruss. gorod, i für großruss. ě, biłyj für großruss. bełyj, weiß. Das
Kleinrussische zerfällt in eine
Anzahl Dialekte. Als Hauptmundarten werden unterschieden:
1) Die rotrussische (ruthenische) im westl.
Teil von Podolien und
Volhynien, in Galizien und
Ungarn;
[* 10]
2) die südkleinrussische (ukrainische) in den Gouvernements
Charkow, Jekaterinoslaw, Kiew, in den südöstl.
Teilen von
Volhynien,
Podolien,
Tschernigow, in Cherson, Woronesh, Kursk, am Asowschen und
SchwarzenMeere;
3) die nordkleinrussische (Mundart von Polesje) in den Gouvernements Grodno, Minsk, im östl.
TeilVolhyniens, im nördl.
Teil von Kiew und
Tschernigow. Hilfsmittel für das
Kleinrussische sind: Osadca, Gramatyka ruskoho
jazyka (3. Aufl., Lemb. 1876);
Ogonowski,
Studien auf dem Gebiete der ruthen.
Sprache (ebd. 1880);
ders., Gramatyka ruskoho
jazyka (ebd. 1889);
Smal-Stocki und Gartner, Ruska gramatyka (ebd. 1893);
Wörterbuch von Żelechowski
(Ruthen.-deutsches Wörterbuch, 2 Bde., ebd. 1886).
die West- und Nordwestgrenze wird gebildet durch eine
Linie von
Bialystok über Augustowo, Wilna,
[* 11] Dünaburg nach Luzyn;
die Nordgrenze durch die Linie Luzyn-Wjasma;
die Ostgrenze
durch die Linie von Wjasma bis an die Pripetmündung;
die Südgrenze geht den Pripet entlang bis
Pinsk,
von da längs der Linie
Pinsk-Bjelostok.
Das
Weißrussische fällt demnach in die Gouvernements Grodno, Wilna, Witebsk, Smolensk,
Mohilew, Minsk. Das
Weißrussische nimmt gewissermaßen eine Mittelstellung zwischenKlein- und Großrussisch ein, nähert
sich aber mehr dem letztern.
Vgl. Karskij, Obzor zvukov i form bělorusskoj rěči (Mosk. 1885).
Wörterbuch von Nosovič (Slovaŕ bělorusskago narěčija, Petersb.
1870). 3) Großrussisch; fällt in das gesamte von den bezeichneten Grenzen
[* 12] nördlich und östlich liegende Gebiet.
(Vgl. Petermanns «Mitteilungen», Bd.
24, 1878, IX: «Die Hauptstämme der
Russen».) Auf dem Großrussischen, namentlich dem
Moskauer Dialekt, beruht die russ. Schriftsprache.
Zur Zeit der Entstehung der Litteratur im 11. Jahrh. schrieb man in
Rußland in dem aus
Bulgarien
[* 13] überkommenen
Kirchenslawisch (s. d.), auf welches von Anfang an die Nationalsprache einwirkte,
bis diese allmählich, durchdringend erst im 18. Jahrh., in der
Litteratur zur Herrschaft gelangte; doch hat auch jetzt noch
die russ. Schriftsprache viele kirchenslaw.
Elemente behalten: vor allem ist die alte histor.
Orthographie, die zu dem jetzigen
Stande der
Sprache nicht
paßt, beibehalten, sie entspricht daher der wirklichen
Aussprache so wenig wie die französische oder englische (z. B. geschrieben
wird moe «meines», gesprochen majó). Von den zahlreichen grammatischen
Werken über das
Russische, d. h. die großruss. Schriftsprache, seien als wichtigere
genannt: Gretsch,
Grammaire raisonnée de la langue russe, traduite du russe par Reiff (2 Bde.,
Petersb. 1828-29);
Vostokow, Russkaja grammatika (in vielen
Auflagen; 12. Aufl., ebd. 1874).
Eine dem heutigen
Stande der Wissenschaft
entsprechende große
Grammatik des
Russischen fehlt. Die Geschichte der
Sprache behandeln: Buslajew, Istoričeskaja grammatika
russkago jazyka (4. Aufl., Mosk. 1875);
Sobolevskij, Lekcii po istorii russkago jazyka (2. Aufl., Petersb.
1891);
Jagić, Kritičeskija zamětki po istorii russkago jazyka (ebd. 1889).
Als Hilfsmittel zum praktischen Erlernen der
Sprache seien genannt: Vymazal,
Russ.
Grammatik, zunächst für den Selbstunterricht
(Brünn
[* 14] 1880);
Pihlemann, Praktischer Leitfaden
zum Erlernen der Russische Sprache (10. Aufl., Reval
[* 15] 1889);
Manstein, Handbuch der Russische Sprache (Lpz. 1884; namentlich für
die
Aussprache);
Von lexikalischen Hilfsmitteln für Deutsche
[* 18] sind die besten: Pawlowski, Russisch-deutsches Wörterbuch
(2. Aufl.,
Riga
[* 19] 1879), und Vollständiges deutsch-russ. Wörterbuchs (3. Aufl.,
ebd. 1886); kleinere Lexika sind: Schmidt, Vollständiges russ.-deutsches und deutsch-russ. Wörterbuch
(3. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1890); Lenstroem, Russ.-deutsches und deutsch-russ. Wörterbuch (2 Bde.,
Sondersh. 1886-88); Koiransky,
Deutsch-russ. und
¶
mehr
russ.-deutsches Taschenwörterbuch (2 Bde., Lpz.
1887); Booch-Arkossy und Frey, Handwörterbuch der russ. und deutschen Sprache (5. Aufl., ebd. 1880 u. 1890).